I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 183

10. Leutnant Gustl
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eiksstintide, Magdebuig
vom 02/ 5 7
Militarismus und Kunst.
Dieses Kapitel ist kürzlich durch den über ein Magdebigger
Theater verhängten Militärboykott aktuell geworden. Es wurde von
dem höchst eigenartigen Vorgehen der Militärbehörde in der Presse
allgemein mit Aeußerungen des Erstaunens über derartige neumodische
isthetische Erziehungsversuche des Militarismus Notiz genommen.
Jetzt erhellt ein zweiter Fall einerseits, daß der Militarismus
auch in anderer Beziehung ein zartes Kunstverständnis besitzt und
indererseits, daß diese Eigenschaft nicht nur dem deutschen Militarismus
ügen ist.
Arthur Schnitzler, ein hervorragender moderner Schriftsteller
in Wien, der den Rang eines Regimentsarztes in der Reserve be¬
kleidet, wurde durch ehrenrätlichen Spruchlseiner Charge
wegen einer in der letzten Weihnachtsbeilage der Neuen Freien Presse
inclusive
Porto.
veröffentlichten Novelle mit dem Titel „Lieutenant Gustl“, sowie des
halb, weil er auf eine sehr heftige Kritik dieser Novelle in einer anderen
im Voraus
Zeitung nicht reagiert hatte, verlustig erklärt. „Lieutenant
Gustl“ behandelte das Problem der sogenannten Ehrennotwehr, das
tte ist das
heißt, daß ein Offizier jede Beleidigung auf der Straße sofort mit der
rn.
Waffe in der Han' zu rächen hat. In einer Theatergarderobe gerät
Lieutenant Gustl in einen Wortwechsel mit einem Bäcker. Als er den
haltend die
Säbel ziehen will, ergreift der Bäcker seine Hand und hält sie fest
Morgen¬
wrbei er „Jummer Bub“ schimpft. Nach dem Ehrenkodex fühlt sich
er Zeirung“
Lientenant Gustl verpflichtet, sich eine Kugel vor den Kopf zu schießen
tliche Leben
Hittheilungen
Er irrt eine ganze Nacht im Prater umher und findet nicht den Mat
bazu. Morgens will er noch einmal in sein Kasseehaus frühstücken
gehen und dann sterben. Dort hört er, daß den Bäcker bei Nacht der
Schlag getroffen habe, und unterläßt den Selbstmord.
Die Goethebündler mögen aus derartigen Vorkommnissen ersehen,
daß der Freiheit des künstlerischen Schaffens noch nicht durch eine
lendenlahme Demonstration gegen die lex Heinze geholfen ist, sondern
daß die Hemmschuhe und Stricke, mit denen die Kunst gegenwärtig
gefesselt ist, tiefer liegende Ursachen haben. Sie sind in der heutigen
auf Unfreiheit und Kadavergehorsam gegründeten Geselll
schaftsordnung zu suchen. Diese zu beseitigen und durch eine andese
gerechtere und freiheitlichere zu ersetzen, ist deshalb auch die wirksamse
Vorarbeit für eine neue Epoche der künstlerischen Entwicklung.
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vom
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(Die kitzliche Standesehre.) Ein militärischer
Ehrenrath hat den Wiener Schriftsteller Dr. Arthur
Schnitzler, Regimentsarzt in der Reserbe,
seiner Offieterscharge für verlustig erklärt. Als
Gründe gibt er an, dass Schnitzler durch eine vor
kurzem veröffentlichte Erzählung „Lieutena# Gustl“
der „Ehre des österreichischen Officierscorps nahe¬
getreten“ sei, und weiter, dass er auf eine in
heftigem und persönlichem Tone geschriebene Be¬
sprechung dieses Werkes nicht „reagiert“ habe. Der
Schriftsteller wird sich zu trösten wissen.
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