I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 185

10. Leutnant Gustl
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Die Zeit, Wien
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vom
Lientenant Gustl hat seine Genngthuung. Bekanntlich hatte von ihm
einer seiner entfernten Collegen, der Regimentsarzt in der Reserve Arthur
Schnitzler, im bürgerlichen Leben ein Dichter, eine seltsame Geschichte
erzählt; in einem soeben (bei S. Fischer, Berlin) erschienenen, mit dem
Spitznamen des Helden betitelten Büchlein kann man sie lesen. Lientenan
Gustl — so erfährt man — hat eines Abends einen Mann, einen Menschen,
ein Individuum, kurzum einen Civilisten, angefahren und hat im entscheiden¬
den Moment den Säbel nicht ziehen können, weil jener der Stärkere war.
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Daraufhin mallto # ####
dass dieser Gegner und einzige Zeuge des Auftrittes zufällig starb, schenkt
er sich das Leben. So spitzfindig, behauptet Schnitzler, verfuhr Lieutenant
Gustl. Er hat ihn verkannt. Was ein Lieutenant ist, ist immer gerade
so
heraus und spielt nicht Verstecken: wenn ihm jemand die Ehre nimmt,
nimmt er dafür immer „Genugthnung“. Dem Tr. Schnitzler selbst hat er es
vor allem gezeigt, denn der hat jetzt zur Strafe seine Charge ver
loren, und wenn er überhaupt noch die Möglichkeit haben soll, weiter¬
— in Gesellschaft von
— puh horror
zuleben, so könnte das höchstens
Für
Civilisten der Fall sein. Vor wenigen Tagen hat der Wackere überdies

ein anderes, blutiges Beispiel dafür in Bozen geliefert, und nun wissen wir's:

stärker als Lientenant Gustl ist niemand in der Welt. Lieutenant Gustl
Am.

„ That immer einen Säbel oder — einen Ehrenrath.
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„Lientenant Gustl.“
Ehrenräthliches Urtheil gegen Arthur
Schnitzler.
Der Wiener Schriftsteller Dr. Arthur
Schnitzler, welcher k. k. Regimentsarzt in der
Reserve war, ist von einem militärischen Ehrenrathe
seiner Officierscharge verlustig erklärt
worden. Die Veranlassung dieser Maßregel ist
ein in der letzten Weihnachtsnummer der „Neuen
Freien Presse“ veröffentlichtes novellistisches Feuilleton
unter dem Titei „Lieutenant Gustl“. Der
Ehrenrath hat befunden, daß der Schriftsteller in
dieser Studie der Ehre des österreichisch
Officiers¬
corpé nahegetreten sei. Als ein weiterer Grund wird
angegeben, daß Dr. Schnitzler auf eine diese Arbeit
betreffende Kritik, in welcher er persö
eftig an¬
gegriffen wurde, nicht reagirt habe.
*
Novelle
Die Handlung der in Rede stehen!
## folgende: Lientenant Gustl langweilt sich im
Toicert, bei einem Oratorium. Er denkt dabei an
Weiber;
alle möglichen Sachen, Militär, Fami
seine Gedanken kommen mitunter recht weit ab vom
Kunstgenuß. Er ist eigentlich sehr froh, wie das
rderobe,
Cencett ein Ende hat, und eilt in die
mn dann endlich wieder an die frische Luft zu
kommen. In der Garderobe genirt ihn ein dicker
ennt in
Mensch, der ihm den Weg verstellt.
oft im Café
ihm einen Bäckermeister, den
unwirsch
t il
gesehen hat. Lieutenant Gustl
ine sehr
auf, aus dem Wege zu gehen, und es
Grobheit
resolute Antwort, worauf
replicirt.
riff des
Daraufhin hält der Bäcker der
Lieutenants mit eiserner Kraft fest und sagt seinem
ind die Stücke
Gegner, daß er die Waffe zerbr
n der
an's Regimentscommando schicken wer
Bort zu
Her. Lieutenant noch ein unziemliches

sprechen wagt. Das hat der
weniger als schmeichelhaften Tone, a
134
es kein Dritter hören kon
einandergesetzt. Dann geht
ersten sprachlosen Verwirrung
klar, daß durch das Vo¬
Officiersehre einen unverwit
habe. Es gibt kine Wiederherste
Schimpf und Schande quitti
eine andere Wahl hat er nich
Von diesem Gedanken ge
die ganze Nacht in den Str
Prater herum. Sein ganzes L
sehr weiter Interessenkreis mit alle
Verhältnissen kommt ihm nach
Sinn, eine Vorstellung bring
in abgerissenen Bildern malt sich
inneres und äußeres Leben un
immer wieder der verzweifelte
aber jetzt sterben. So kommt er gege
Mo
seinem Stammcafé, und da er über
Moritern die Mögeichteit dil
zu gewähren. Durch die hochherzige
Eurer Majestät haben wir neuerdings
des Allerhöchsten Wohlwollens f###
der Industrie, der Gewerbe und des
halten. Geruhen Eure Majestät, den 1
Dank der Betheiligten allergnädigst
zu wollen.“
Der Kaiser erwiderte darauf: „
ab
in Meiner Thronrede die Vorlagen
assenen Gesetze angekündigt und freue Mich
daß dieselben durch die hingebungsvolle Arbeit des
ichsrathes zu Stande gekommen sind. Ich bin
lverzeugt, daß diese Gesetze der Industrie, sowie der
Landwirthschaft zum Nutzen gereichen werden, und
hoffe, daß auc m Herbst die Arbeiten
#s Reichsrathes einen günstige¬