I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 186

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agsmann.
hteten, beging der „Zwölferbund
in diesen Tagen sein 20jähriges
esem Anlasse unternahmen die Mit¬
eine Jubiläumsfahrt nach dem
e des Clubs, dem Naßwald. Montug
er Südbahn die 20. Fahrt des
angetreten. In Payerbach wurden
entschließt er sich, zu frühstücken. Der
t ihm die Neuigkeit mit, daß der Bäcker,
er in's Café kommt, in dieser Nacht
gesto
. Es ist der Mann, der seine Ehre an¬
der ihn in den Tod getrieben hat. Es ist
der einzige, der um diese unselige Affaire
Lieutenant Gustl ist anfangs ganz con¬
athmet er auf. Jetzt — jetzt ist ja der
Selbstmord nicht mehr nothwendig. Ist denn
eine
e befleckt, wenn Niemand auf der Welt von
mach weiß, die ihm angethan worden ist?
Nein. Er ist wieder, was er früher war. Am selben
Nach
g soll er mit einem Doctor, mit dem er
gehabt hat, zum Duell antreten. Er
ist gerade in der rechten Stimmung. Sein Gegner
oll sich nur freuen. Den wird er „auf Krennfleisch“
n dieser Arbeit, deren Gedankengang hier
skizzirt wurde, glaubte nun der militärische Ehren¬
rath eine Beleidigung des österreichischen Officiers¬
corps erblicken zu sollen. Das gefällte Verdict be¬
trifft einen der hervorragendsten österreichischen
Schriftsteller und Dramatiker, und im Publicum
wird aus diesem Grunde voraussichtlich die Frage
viel besprochen worden, ob der Dichter wirklich von
der Absicht erfüllt gewesen sein konnte, der Ehre des
Officierscorps irgendwie nahezutreten. Schnitzler hat
in dem Feuilleton „Lieutenant Gustl“ eine psycho¬
logisch interessante einzelne Figur gezeichnet, die aber
gewiß Niemand als den Typus des österreichischen
Officiers gelten lassen wird. Personen von dem
schwankenden Charakter und der Denkungsart dieses
„Lieutenant Gustl“ kann es in jedem Berufe und in
jedem Stande geben. Wird deshalb der ganze Stand
sich getroffen fühlen, wenn eine solche einzelne in¬
dividuelle Erscheinung vom Dichter herausgegriffen
und zum Mittelpunkte einer Erzählung oder eines
Dramas gemacht wird? Heinrich v. Kleist, ein
Soldatenkind und selbst Soldat, hat im „Prinz von
Homburg“ einen Feldyerrn geschildert, den die Furcht
vor dem Tode erfüllt. Wollte Kleist die Feldherren
sammt und sonders als feige hinstellen? Gewiß
nicht.
Wohin käme man auch, wollte
man jede Bühnengestalt oder jede Romanfigur
mit dem Berufe identificiren, dem die einzelne
Erscheinung zufällig angehört. Burckhard hat in
seinem Stücke „Die Bürgermeisterwahl“ Vorkommnisse
aus der Gerichtspraxis auf die Bühne gebracht,
und doch wird Niemand Herrn Dr. Burckhard
zumuthen, daß er der Ehre des Richterstandes habe
nahetreten wollen. Arthur Schnitzler hat in dem
Feuilleton, das zu seiner Maßregelung Anlaß gab,
nicht einen Officier als solchen schildern wollen
sondern einen Menschen mit gewissen Defecten
des Charakters. Der Lieutenant Gustl Schnitzler's
ist, ein Erzeugniß der dichterischen
Ge¬
staltungskraft und nicht ein Repräsentant des
Officierscorps, so wenig wie beispielsweise die Gestalt
des Franz Moor als eine Herabwürdigung des
Grafenstandes oder die Zeichung der Gestalt Richard
des Dritten einen Angriff auf das Königthum be¬
deuten kann.
Es ist gewiß, daß unsere Armee vor allen sie
herabsetzenden Angriffen geschützt werden soll und
muß. Aber die Disciplinirung eines Dichters wegen
einer von ihm geschaffenen unsympathischen Figr
die zufällig dem Soldatenstande angehört, ist
bedauerliche Maßregel, die den Interessen des
Militärs ebenso wenig dienlich sein kann, wie denen
der Literatur.
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Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
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### Sche Nungschev, Pien
Ausschnitt aus:
6 0
vom 4 4
Offiziersehre in christlichsozialer Be¬
leuchtung.
(Zweichristlichsoziale Bätterstimmen über
denselben Fall.)
Es war das gute Recht „Man muß nur wissen,
Arthur Schnitzler's
diese wie schwer das österreichische
Verhältnisse zu geißeln und Militär unter der Anti¬
am Typus des Leutnants
pathie der Zivilbevölkerung
Gustl zur Anschauung zu
in Südtirol zu leiden
bringen. Also nicht darin
hat. Zur Verfolgungs= und
kann eine Beleidigung des
Boykottirungssucht der
Offiziersstandes
erblickt
„Katzelmacher“ gesellten sich
werden,
ebensowenig wie
in letzter Zeit die Hetze¬
dies der Fall wäre, wenn
eien der Alldeutschen.
ein Dichter den traurigen
Der österreichische Offizier
Helden des jüngsten Bo¬
ist heute in Südtirol allen
inclusive
zener Militärskandals
erdenklichen offenen und ver¬
Porto.

zum Typus wählen würde,
steckten Chicanen aus¬
Zahlbar

um die Selbstüberhebung
gesetzt
und
in
im Voraus.
und die Roheit einzelner
schwierigsten Lage, um Ver¬

Offiziere zu geißeln. Nicht
letzungen der Standesehre
mitte ist das.
durch die Schilderung solcher
aber nicht jener Standes¬
steht es den
Abon
Zustände wird die Ehre des
ehre nach Literaturjuder¬
dern.
Offiziersstandes
Abon
beleidigt.
begriffen — rechtzeitig vor¬
Es wäre vielmehr dringen!
zubeugen oder sie schicklich
enthaltend die
zu wünschen daß man gegen
und ohne besonderes Auf¬
r Morgen¬
diese Zustände selbst min¬
sehen abzuwehren.
Inhe
iener Zeitung“
desten“ ebenso energisch vor¬
blä
aftliche Leben
gehe, wie gegen Diejenigen,
wodu
Mittheilungen
die sie schildern und tadeln.
des
Wer hat jetzt Recht?
werd
Der christliche Schmock, der
links schreibt, oder der rechts
schreibt?