I, Erzählende Schriften 10, Lieutet Gustl. Novelle, Seite 196

10. Leutnant Gustl
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ae den den
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Ausschnitt aus: Aendiger #
vom 23¼ 6 7067.
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C ssseeeesssssssssssssssesSsaSeSSSERRRSSRsSARRRRE
TRAFRE TILECRAPRIOCE:
COUPUHES PARIS
Ie COURRIER G R PRESSE
Nicht Schnitzler, sondern Schnitzer.
—.
Tonde en 1880. A. GALLOIS, Directeur
Von konservativer Seite schreibt man:
TELEPHONE
N 101.50
BOULEVARD MONTMARTRE. PARIS
Die Blätter verzeichnen die Meldung, daß dem
21
00—
FOURNIT COUPURES DE JOURNAUX & DE REVUES
bekannten Literaten zu Schnitzler literarischen
SUR TOUS SUJETS & PERSONNALITES
ASCENSEUR
Erzeugnisses, die Offizierscharge ehren¬
räthlich averkannt worden sei. Weder der betrof¬
fene Herr, noch sein Opus sind sehr darnach an¬

Le Temps
gethan, Sympathien zu erregen, aber auch die

Journal:

23 JUiN 1901
Maßregelung eines Literaten, bloß weil er in
2
Date
einem literarischen Werke ein Seelenproblem in
55
PARIS
einer Weise geschildert hat, die dem oder jenem
Adresse: 5, boulevard des Italiens
„standeswidrig“ erscheinen mag, vermag nicht
inclusive
*
Siané:
10
gerade sympathisch zu berühren. Wohin kommt

20 man mit derlei? Man begibt sich da auf eine
Zahlbar


schiese Ebene. Der ganze Vorfall, der natürlich
„ 10
3
NAUVELLES DE UETRANGER
weder von armcefeindlichen Elementen

8
itte ist das
955
55
ordentlich ausgebeutet werden wird, beweist nur,
65
Abonner
stcht es den
„ Autriche-Hongrie
daß die Einrichtung der Ehrenräthe, wie sie
ern.
5
Lesliomsffaux font grand bruit autour d’une déci¬
jetzt besteht, allmählich für Armie und Gesell¬
u2
sion qui retire son grade de médecin-major dans la
rschaft, das heißt, für den Staat geradezu
ithaltend die
3
PGsorvo K Arlhun#chnitzlengantaut dramatique bien
Morgen¬
Inhaltsunerträglich zu werden droht und
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g kconnu. Schnitzler avait récemment, déerit, dans unc
+ a
ner Zeitung“

blätteiner Reform dringend bedarf.—
nouvelle publiée par la Nouvelle Presse libre, l’état
c
wodurch eind 2
Iftliche Leben
3
0
d’ame d’un officier qui, dans une rixe avec un civil,
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Drese-Mittheilungen
5u
à été désarmé. Le cas est d’eutant plus curieux que
Da
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
depuis quelque temps les Ties-entre civils et offi¬
ciers se multiplient. Un cas tut récent ou un civil
Prospecte gratis und franco.
fut blessé par un officier àl Botzen, a fait l’objet#.
T4 Tune interpellation à la Diète du Tyrol.
Tarit #.
2
250
*
d’avance, sans période
500
*
200
de temps limité.
*
S 1000
G
Seren.
Schnitzler ist auch nach diesem Urtheil als Mann
Verwahrung sonstiger Gesinnungsgemeinschaft. Ich
Sientenant Gustl.
und als Dichter in der allgeneinen Werthschätzung
für meine Person kann nur danken für die meinen
Original=Feulllekon des „Neuen Pester Journal“.)
derselbe geblieben, der er vordem war. Allerdings

Anschauungen zutheil gewordene erweilerte Publizität,
— Voc Balduin Groller.-
Offizier kann er nicht mehr sein, und auch das wäre
nöchte aber auch meinerseits nicht unterlassen, mich
0#
von
ener 9#
Arthur Schnitzler ist ein Schriftsteller
traurig und entehrend genug, wenn guse Aber #l
#### so selbstverständlich sie sei,
und
Talent. Seine Novellen werden, viel gelesen
militärischen Kreise auch nur ein #er'o zu welchen
enteit anzuschließen. Aber um eine
Gesellschaft das Urtheil als ein stichhaltiges# g#thes
zu
sogar viel gekauft, und feine Dramen gehören
80 sich hier gar nicht gehandelt.
700
der
könnte. Das ist aber nicht der Fall und kann es
den erfolgreichsten und meist aufgeführten unter
wir bekampfen und verwersen zwar auch die bekann¬
modernen Bühnenliteratur. Aber Talent allein
auch nicht sein, wie wir noch zu zeigen gedenken.
ten ehrengerichtlichen Urtheile in Duellangelegen¬
es nicht — selbst bei einem General nicht —
Also, Offizier kann er nicht mehr sein; darauf reduzirt
heiten, aber man hat uns nachgerade doch schon daran
muß auch Glück haben. Nun denn, bei Schnitzler
sich das Unheil. Aber Se. Exzellenz der Herr gemein¬
gewöhnt, sie als etwas Unabänderliches hinzunehmen.
hat es auch daran nicht gefehlt, wie die eben gege¬
same Kriegsminister hat es ja selber ausgesprochen:
Hier handelt es sich um etwas völlig Neues,
benen Andeutungen schon darthun, zumal wenn
Es muß ja nicht Jeder Offizier werden! Da darf
nicht etwas Militärisches, sondern etwas Literarisches.
dabei auch in Betracht gezogen wird, daß er noch ein
wohl auch ein Schritt weiter gethan werden: Es
Das militärische Ehrengericht hatte sich zu einem
muß ja nicht Jeder Offizier sein!
junger Mann ist. Nun wird er wieder mit beglück¬
literarischen Tribunal konstituirt — salvo errore et
Ein sehr schlimmes Dilemma thut sich da auf.
wünschenden Briefen und Telegrammen überschwemmt,
ommissione. Man begreift, daß es da von seiner
Ein Mann, kasteverloren, durch ein Gericht, dem man
neuerdings ist ihm Heil widerfahren: er ist nämlich
sonstigen Sicherheit Einiges einbüßen mußte.
durch ehrenräthliches Urtheil seiner Offizierscharge
eine sehr ernste Autorität zuzuerkennen gewohnt war,
Sehen wir uns den Thatbestand etwas näher
verurtheilt und förmlich zu einem Tschandaladasein
für verlustig erklärt worden.
an. Dr. Arthur Schnitzler, Regimentsarzt in der Re¬
verdammt, und die Gesellschaft acceptirt das Urtheil
Wie furchtbar frivol das doch klingt! Aber die
serve, ist kassirt worden aus zwei Gründen: 1. weil
Thatsäche besteht doch: Schnitzler wird glücklich ge¬
dennoch nicht; sie lächelt darüber oder sie weist es
er in einer novellistischen Studie „Lientenant Gustl“
priesen, und die es wohl mit ihm meinen, legen es
mit flammender Entrüstung zurück. Das allgemeine
die Ehre des österreichischen Offiziersstandes verletzt
ihm nahe, einen Ring ins Meer zu wersen. Eine
Rechtsbewußtsein, das das Gewissen der Gesellschaft
haben soll, und 2., weil er auf eine gegen ihn
Nachricht, die sich ausnimmt wie eine Hiobspost
ist, lehnt sich dagegen auf. Wahrlich, Frivolität mag
gerichtete literarische, aber mit persönlichen Schmä¬
man denke nur: einem Manne, der in der Oeffentlich¬
da nicht mitgespielt haben, aber ein schwerer Irrthum
hungen durchsetzte Kritik nicht reagirt habe. Selten
keit steht und wirkt, wird unter feierlichen Zurüstungen
ist jedenfalls begangen worden.
ist ein verblüffenderes Urtheil in die Oeffentlichkeit
die Ehre aberkannt! — und doch findet sich Niemand,
Wenn's noch der gebräuchliche Fall gewesen
gedrungen. Hätte Schnitzler einen Leitartikel oder ein
der sie tragisch nähme. Entspringt eine solche Auf¬
wäre! Wenn Schnitzler das Kapitalverbrechen began¬
Feuilleton gegen den Offiziersstand veröffentlicht,
fassung wirklich der Frivolität? Nicht doch, ein
gen hätte, sich nicht schlagen zu wollen. Das wäre
dann ließe sich über die Sache noch reden, kann
kleiner Nebenumstand spielt da mit herein und der
möglich gewesen. Er ist ein Freidenker und dieser
aber durch eine Novelle irgend eine Standesehre ver¬
intscheidet, der Umstand nämlich, daß dem Manne
letzt werden?
findet sich da mit den streng religiös Gesinnten, die
Jurecht geschehen ist, optima fide natürlich, aber
sich auch nicht schlagen können, zusammen. So hat ja, nur
Der Dichter, der bei der Theilung der Erde
as Urtheil mußte ein schiefes werden, weil die
ganz nebenbei bemerkt, das Organ der Klerikal=Feudalen
zu spät gekommen ist, nachdem alle realen Güter
Voraussetzungen irrthümliche waren, die den Ausschlag
in Oesterreich mein vor einigen Tagen im „Neuen
schon vertheilt waren, hat wenigstens die eine Frei¬
saben, als es geschöpft wurde. Man könnte nun
Pester Journal“ veröffentlichtes Feuilleton über ge¬
heit, sich in seiner Phantasie und zum recht platoni¬
über den Mißgriff lächeln, zumal er ja nicht viel
schen Vergnügen der ganzen Welt zu bemächtigen.
wisse Ausläuser der Duellfrage vollinhaltlich nach¬
Schaden angerichtet hat, eher noch Nutzen, da sich
Man kann ihm doch um Gotteswillen nicht vor¬
gedruckt und das „Neue Pesier Journal“ sowohl wie mich
chreiben: einen Lientenant darfst Du nicht behan¬
zun die ganze Welt um das Buch reißen wird. zum Range von Eidhelfern erhoben, allerdings unter