I, Erzählende Schriften 8, Die Toten schweigen, Seite 26

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8. Die Toten schweigen box 1/6
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em Anatoltypus tritt ein junges Wiener
nahm. Wir waren damals so und werden wohl
Nädel, ganz unverdorben, von allem Kampf
noch geraume Zeit ungefähr so bleiben. Um so
lichts wissend, gegenüber, und aus dem Zu¬
anerkennenswerter ist es, daß der Lesezirkel
ammentreffen dieser beiden Typen wird die
ab und zu dem Mangel nachhilft und durch da¬
„Liebelei“. Dann wieder kämpft er, behandelt
äußere Mittel der Vorstellung literarischer Per¬
n seinen Stücken Tagesfragen, wie das Duell.
sönlichkeiten verhindert, daß wir ganz und gar
Und nun treibt es ihn ins Große hinauf und
im Musikbetrieb aufgehen.
is entsteht das merkwürdig starke Renaissance
Hermann Bahr las zunächst eine Erzählung
tück „Der Schleier der Beatrice". Aber imme¬
Schnitzlers vor: „Die Toten schweigen“.
wieder drängt es ihn, Geschichten zu schreiben,
Eine psychologische Studie, die Bewunderung
in welchen der ganze Wiener Wald, die Luft
für die feine Gestaltungskunst ihres Autors er
des alten Wien mit unbeschreiblicher Zartheit
zeugte, jedoch durch ihren Inhalt mehr quälend
dargestellt ist. Der Held seines letzten Roman¬
als erhebend wirkte. Dann ober verstand
„Der Weg ins Freie“) sucht einmal für sein
Hermann Bahr, die gedrückte Stimmung
zu
Nädchen eine Wohnung. Aber er findet nir¬
bannen und seinen Zuhörern ungetrübte Freude
gends ein Haus, das ihm paßt. Da sagt er sel¬
zu bereiten durch die in freier Rede in unge
er: Ich verlange wahrscheinlich zu viel. Mein
mein warmem Ton vorgetragenen Ausführun¬
Ideal wäre ein nettes, kleines, sehr elegantes
gen, mit welchen er das Schaffen seines Freun¬
Haus, wo man gleich bei der Tür hinaus in den
des Schnitzler charakterisierte. Urteile, wie sie
großen Wald hineinkommt, bei einer andern
Professoren formulieren, bekam man von Bahr
ge¬
Dür aber, vorne, müßte man auf eine sehr
nicht zu hören. Ich glaube nicht, sagte er, daß
ge¬
pflegte, sehr kultivierte moderne Straße
ein objektives Urteil in ästhetischen Dingen
langen. Das ist scherzend gesagt, hat aber tie¬
möglich ist; das Urteil eines Autors über einen
fern Sinn. Die Bedeutung Schnitzlers scheint
andern drückt nichts anderes aus als das Ver¬
die zu sein, daß er beide Türen hat. Wäh¬
hältnis des einen zum andern. Auch Daten, die
rend wir andern immer uns durch die eine
im Lexikon zu finden sind, wollte Bahr nich
Türe zu retten suchen, kehrt er, wenn er eine
geben, ihm kam es darauf an, die geistige Welt
Zeitlang auf der eleganten, vornehmen Straße
gegend zu schildern, aus welcher der Dichter
moderner Kultur gegangen ist, immer, von
stammt.
tiller Sehnsucht getrieben, ins Haus und durch
Der größte Künstler, führte Bahr aus, ist der
die andere Tür in den lieben stillen Wiener
Mund seines Volkes. Was durch Generationen
Wald zurück ...
hindurch einzelne ersehnt und gesucht, das
Hermann Bahr schloß mit einer Betrach¬
springt plötzlich von den Lippen eines Glück¬
tung, zu der ihm ein Besuch unseres Künstler¬
licheren, belebt sich und dringt in die Menge.
hauses die Anregung gegeben. Er hat dort
Die eigentliche Bedeutung Schnitzlers erblicken
Bilder von Hodler gesehen und sagte sich, eigent¬
wir in Oesterreich darin, daß er der Mund einer
lich sei es eine Vermessenheit, ein Volk, das
ganzen neuen Generation ist; er hat so leicht
einen so starken Künstler mit der geschlossenen,
wie kein anderer seiner Zeitgenossen das gei¬
uhigen, wurzelsichern Kraft besitze, mit einigen
stige Oesterreich der Gegenwart ausgesprochen.
Worten für einen andern Künstler, der aus
Fast zwei Jahrhunderte lang waren wir von je¬
einer andern Welt kommt, interessieren zu
der geistigen Regung abgeschlossen, standen ab¬
vollen. „Doch, wie ungeschickt,“ fällt ihm ein
seits von Europa und konnten uns geistia nicht
wenn ich als Wiener Hodler so bewundern
rühren. Zu diesem geschichtlichen Mißgeschick tritt
kann, warum sollten die Schweizer, die Lands¬
ein zweites: solche konservative Perioden der
leute Hodlers, nicht auch etwas Fremdes, wie
Niederhaltung allen geistigen Lebens wurden
uns Oesterreicher, schätzen können? Ein Kosmo¬
immer abgelöst von genialen großen Neuerern,
politismus, der alle Leute seelisch so ziemlich
die sich einbildeten, es lasse sich über Nacht nach
aufs gleiche zu bringen trachtet, würde alle
holen, was jahre= und jahrhundertelang ver¬
herunterbringen. Der wahre Kosmopolitismus
säumt worden war. Kaiser Joseph, in diesem
aber wird immer darin bestehen: es trachte je¬
Irrtum befangen, glaubte Kultur, Kunst, Lite¬
der seine eigene Art so star“ und rücksichtslos
ratur von heut auf morgen von außen impor¬
auszudrücken, als in seiner Kraft liegt, und es
tieren zu können. Der Import blieb Import,
bringe jeder auch dem Ausdruck fremder Art
und das schlimmste war, daß man sich ange¬
Achtung und ehrliche Bewunderung entgegen.
wöhnte, Bildung als eine fremde Angelegen¬
Wenn ich dazu beigetragen habe, Sie auf uns
heit zu betrachten. Das manifestierte sich beim
Oesterreicher und auf Schnitzler als den größten
Bau der Ringstraße, deren ungeschichtliche, un¬
aufmerksam zu machen, so wird mir das eine
österreichische Art schmerzlich auffällt. Sie ist
liebe Erinnerung an Zürich sein.“
ein Jahrmarkt aller möglichen historischen Bau¬
Ich wüßte die Ehrlichkeit des kräftigen Bei¬
stile, die an ihrem Ort und zu ihrer Zeit vor
falls, mit welchem das Auditorium dem Redner
trefflich gewesen sein mögen, in Wien aber bei¬
dankte, nicht besser zu verbürgen, als mit den
nahe lächerlich wirken, weil sie keinen Zusam¬
Worten, die ich von einer prächtigen klugen
alten Dame am Ausgang hörte: „Aber das ist
*) Raummangel nötigte uns, dieses Referat bis
ja en herrliche Gnuß gsi!“
heute zurückzulegen.
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