I, Erzählende Schriften 3, Sterben. Novelle, Seite 10

3. Sterben


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Tileiten auf ein Mar, ranneedie brlade-dencemnsg
über sie. So natürlich war das, wie ihr Athen, wie
der Himmel über ihr.“
Felix ist erwacht, er vermißt die Gefährtin, izamen¬
loser Schreck überkommt ihn, im Gedanken, daß sie
ihn, in Furcht vor ihm, verlassen habe. Er heit sie
ja gequält „mit mißtrauischen Blicken, bitteren Reden,
und sie brauchte Dankbarkeit. Er aber kann sie nicht
entbehren. Er wird ihr Alles abbitten, wird wieder
zärtliche Blicke, Worte tiefer Innigkeit für sie finden,
wird lächeln, wenn es sich ihm schwer auf die Brust
legt, ihre Hand küssen, wenn er nach Athem bingt,
wird ihr schmören, daß er sie anbetet, ihr ein länges,
ihm
glückliches Leben gönnt, wünscht, nur soll sie be
sichen,
bleiben bis zuletzt, nicht von seinem Bette we
ent¬
ihn richt allein sterben lassen, er wird ja der
egen¬
setzlichen Stunde in Weisheit und Frieden ent
ehen, winn er nur weiß, daß sie bei ihm ist, und
diese Stunde kann so bald schon kommen.
Erschüttert von dem entsetzlichen Zustand, in dem
sie ihn getroffen, weicht Marie nicht wieder von dem
Kranken. Er ist in eine Erschlaffung verfallen, die
ihn manchmal verwundert sagen läßt: „Warum ist
mir denn Alles so gleichgiltig?“
Plötzlich aber weicht diese Gleichgiltigkeit der Unrast
der Sterbenden, ein# verzweifelnden Sich=ans=Leben¬
Klammern, und er stürmt auf den Freund, die Ge¬
liebte ein: „Es geschieht ja gar nichts mit mir, gar
nichts. Es bricht über mich herein, Lad man rührt
eine Hand es abzuwenden. Warum laßt Ihr mich
denn so rettungslos verkommen? Ihr seht doch, daß
ich hier zu Grunde gehe. Ich halt' es ja nicht aus!
Und es muß doch eine Hilfe geben, irgend eine Mög¬
lichkeit einer Hilfe! So denk“ doch nach, Alfred, du
bist doch ein Arzt, es ist ja deine Pflicht!“ Dieser
elementare Aufschrei der Todesangst erpreßt Alfred die
Einwilligung zur Reise nach dem Süden, vorerst nach
Meran, wo so viele seiner Leidensgenossen schon Ge¬
nesung gefunden. Die Reise=Vorbereitungen beschäfti¬
gen den Kranken lebhaft, er bezeichnet die Bücher, die
er mitnehmen und alle Schriften, die er durchsehen
„Wer weiß, ob diese Zeit der
will. Er meint:
Ruhe meinem Geiste nicht sehr wohlgethan hat. Ich
fühle mich geradezu reif werden. Eine wunderbare
Klarheit strahlt zu manchen Stunden über Alles, was
ich bisher gedacht.
Das düstere Ende der in einem Zuversichtsrausche