I, Erzählende Schriften 3, Sterben. Novelle, Seite 27

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jener linken Gruppe der liberalen Partei zuzählt, welche nicht
blos fortschrittlich, sondern auch national sei, und daß die „Tages¬
post“ wol dem Programm „Fortschrittlich und deutsch“ diene,
mehr schneidig als gemüthlich. Aber gerade diese muthige
Schärfe, die sich doch in künstlerischen Grenzen hält, macht
uns das Buch werthvoll.
Die andere Dichterin verbirgt sich gleichfalls hinter
einem Pseudonym und nennt sich Maria Solina; sie
schrieb den „Roman einer Träumerin“ (Dresden,
Pierson, 1895). So viel Mängel in technischer Beziehung
dieser Romon auch haben mag, so sehr zieht er durch die
ungewöhnliche Innerlichkeit und Empfindsamkeit des in ihm
dargestellten Gefühlslebens an. Man gewinnt mehr Interesse
am Erzähler als an seinen Gestalten, die ihm zum Sprach¬
rohr eigener intimster Seelenerfahrungen dienen; eine
Frauenseele von ungemeiner Zartheit lernen wir da kennen,
die in einen Roman von Bourget hineingehörte. Die Fabe
ist wenig originell, die alte Geschichte von der jungen Frau,
die an einem älteren Manne mehr aus Pflicht und Brav¬
heit als aus wirklicher Liebe hängt und in der Ehe einen
unheilbaren Riß erhält, als sie die Leidenschaft durch die
Bekanntschaft mit einem andern Manne kennen lernt.
Die eigenthümliche Wendung, welche diese Fabel im „Roman
einer Träumerin“ erhält, besteht darin, daß die Träumerin
die ganze Passion durchmacht ohne sich mit dem geliebten
Manne zu verständigen, ohne in Verkehr mit ihm zu
Freten, daß dieser ganz überrascht wird, als er von ihrer
eidenschaft Kenntniß gewinnt. So verliert die Träumerin
den einen Mann, ohne den andern zu gewinnen;
nach ihrer Scheidung wird sie Krankenpflegerin und
färbt im Berufe. Man erkennt schon aus diesem
flüchtigen Umriß, daß das Schwergewicht der Dichtung nicht
in den äußeren Vorgängen liegt. Die wenigen aher, die
geschildert werden, zeigen, daß Maria Solina sich mit Un¬
recht auf die Seelen=Analyse beschränkt, sie vermag wol
anschaulich zu gestalten. Die zwei Männer freilich, zwischen
denen ihre „Träumerin“ steht, hat sie zu flüchtig gezeichnet.
Das beeinträchtigt die Wirkung ihrer zarten Dichtung, die
wir trotzdem doch in Einem Zuge gelesen haben; andere
Leser dürften die Darstellung als breit empfinden und hätten
doch nicht Unrecht. In Zukunft also: mehr Handlung und
weniger Gefühl.
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Sterben.
Bon Clemens Sokal.
In einem früheren Bande der Goncourt'schen Tagebücher
kann man lesen, wie fünf Freunde eines Abends in einem kleinen
Pariser Kaffeehause beisammen sitzen und von höchst trübseligen
Dingen plandern. Es sind lauter Leute von weltberühmtem Namen,
die fünf Mitglieder eines heute schon historischen Cirkels: Flaubert,
Turgenjew, Zola, Dandet, Goncourt. Sie sind unwillkürlich darauf
zu sprechen gekommen, was jeden Einzelnen am häufigsten be¬
schäftigt, und haben die Entdeckung gemacht, daß es bei Allen das¬
selbe ist: der Gedanke aus Sterben und die Todesfurcht. Das
Thema hält sie fest; sie bleiben dabei und jeder klagt den an¬
deren seine Pein. Zola erzählt, daß ihn die unheimliche Idee manch¬
mal bei Nacht aufwecke und daß er dann stundenlang daliege
und ins Dunkel starre, unfähig sich zu sammeln, mit der quälen¬
den Empfindung, daß jeder Schlag seiner hämmernden Pulse ihn
dem Tode näher bringe. Er hat dieses Gefühl in einem seiner
besten und darum am wenigsten gelesenen Bücher geschildert, das den
grimmig =ironischen Titel „La joie de vivre“ trägt. Turgenjew,
der weißhaarige Patriarch des Kreises, sagt, daß es seit Jahren
wie ein schwerer Alp auf seinen Sinnen liegt. Er spürt es überall
wie einen leisen Modergeruch, wohin er sich wenden mag, im
Parsum des Salons und bei der Jagd im frischen Waldesduft.
Auch bei ihm hat sich der Gedanke an die harrende Vernichtung
in seinen Büchern ausgedrückt; es liegt wie ein melancho¬
lischer Nebel über dem meisten, was er schrieb. Und der Reihe
nach berichten die Anderen, Flaubert, Dandet, Goncourt, immer
dasselbe, bei Jedem die gleiche Angst vor dem Unausweichlichen,
die fixe Idee, welche niemals zur Ruhe kommen will und in jedem
Augenblicke an den Nerven zerrt.
In dem Tagebuch wird diese seltsame Uebereinstimmung auf
eine einfache Weise erklärt. Sie ist — meint Goncourt — eine
Folge der Ueberreizung, welche der Beruf des modernen Schrift¬
stellers mit sich bringt. Eine krankhafte, fast hysterische Schwäche,
die sich bei ihm wie bei seinen Freunden gemeinsam herausbilden
mußte, weil ihr Geist sich im unnatürlichen Zustande unaufhör¬
licher Ueberhitzung befindet. Die Jagd nach der Sensation, die
Tortur der unablässigen Selbstbeobachtung und nicht zum mindesten
der harte Kampf mit dem Wort lassen bei demjenigen, der von
seiner Feder lebt #m egleich die höchsten Anforderungen als
au
Seelenleben entstehe
denen dann der kalte Hauch des Trüb¬
sinns und der Todesahnung aufsteigt.
Die Erklärung trifft nicht überall zu. Man schlage die Bücher
Pierre Loti's auf und man wird bei ihm, der kein „Berufsschrift¬
steller ist“ sondern ein Seemann, der sich die Palmen des Aka¬
demikers nur nebenbei erschrieben, jederzeit Meeresluft geathmet
und exotische Welten nach Herzenslust durchpilgert hat, dasselbe
finden. Es ist derselbe Gedanke, der in jedem Augenblick auf sein