3.
Sterben
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I — 4.
Von Wilhelm Jensen zu Arthur Schnitzler ist ein weiter Sprung, eine unüber¬
brückbare Kluft gähnt zwischen ihnen, die zwei verschiedenen geistigen Welten angehören.
Dort nebelhafte Romantik und Unnatur, hier klarer Realismus und Natur!
Arthur Schnitzler wird von den „Jüngstdeutschen“ vermutlich zu den Ihren gerechnet,
denn man begegnet seinem Namen in ihren Zeitschriften; hoffentlich zählt er sich aber nicht
auch selbst zu ihnen und sagt sich von dieser so wenig zur Ehre gereichenden wüsten Gesell¬
schaft baldigst los; er hat mit ihnen ja nichts gemein, als daß er eben keiner von den
„Alten“ ist. Im „Modernen Musenalmanach“ für das Jahr 1894, einer von den „Jüngsten“
herausgegebenen Anthologie, ist Schnitzlers Märchen „Die drei Elixire“ entschieden das beste
gewesen, ja fast das einzig Gute; jedenfalls war es sehr geeignet, auf den Autor aufmerksam
zu machen. In seiner ersten Erzählung „Sterben“ (Berlin, S. Fischer 1894) hat sich
Schnitzler dieser Aufmerksamkeit auch im vollsten Maße wert erwiesen, denn sie trägt nicht
nur kein Merkmal der Unreife und des Dilettantismus, wie das bei Erstlingswerken meist der
Fall ist, sondern sie zeigt ein höchst bedeutendes Können.
Der Dichter und der Arzt — das ist der bürgerliche Beruf des Verfassers — haben
sich in dieser Erzählung zu gemeinsomer That vereint, und was sie vollbracht haben, verdient
die größte Anerkennung, um so mehr, als das Sujet an Handlung sehr arm ist und sich
nur auf zwei Haupt= und eine Nebenperson beschränkt. Der Autor schildert das letzte Jahr
eines Schwindsüchtigen und analysirt dessen Seelenvorgänge mit außerordentlicher psycho¬
logischer Schärfs. Wenn diese traurige Erzählung trotz ihrer Eigenart und Wahrheit nicht
so erschütternd wirkt als zum Beispiel Marriots „Geistlicher Tod“, wo auch das Hinschwinden
eines Tuberkulosen geschildert wird, so ist der Grund wohl in dem Mangel an Plastik und
Farbe zu suchen, der sich namentlich im etwas matten Schlusse bemerkbar macht. Dem
Verfasser ist es nur um die Seelenvorgänge zu thun, und da nimmt er auf alles übrige zu
wenig Rücksicht. Da er für seine Personen ein so lebhaftes Interesse zu wecken versteht, so
möchte man doch auch etwas über ihre Herkunft, den Beginn ihrer Beziehungen, ihre son¬
stigen Lebensverhältnisse erfahren. Schnitzler gedenkt dieser Dinge mit keinem Worte, und
so nehmen sich seine Personen wie Porträts ohne Hintergrund aus, wie aus der Bildfläche
herausgeschnitten, wodurch sie ihre Plastik verlieren. Das ist zwar ein Mangel, aber ein
Buch, dem man sonst nichts vorhalten kann, ist gewiß vorzüglich; bei einem andern achtete
man hierauf kaum, weil es anderes, Wichtigeres zu tadeln gäbe; daß man es nicht auch in
diesem Falle thut, entspringt lediglich dem Wunsche, das Gute möglichst vollkommen zu
haben.
Die deutsche Literatur könnte sich glücklich preisen, wenn sie viele solche Bücher hätte
wie diese einfache Erzählung! In Arthur Schnitzler und Richard Beer=Hofmann sind jener
zwei Talente erstanden, die zu großen Erwartungen berechtigen. Möchten diese auch erfüllt
werden!
1·6
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Aekesa
Toute l’Allemagne parie d'’un roman d’Adolphe Schnitzier, inti¬
tulée Mourü“? (Sterben !. Ce livre est la révelation d’un talent de
premier ordre, disent les critiques les plus modérés. Les autres par¬
lent déjà de génie, et comparent, sans soureiller, Sterben à Adolplie
de Benjamin Constant. Je n’ai que le temps de vous signaler ce
volume, qui montre, S’ajoutant áceque nocs savons de Hauptmann,
de Sudermann, de B.Wille, de Conrad et d’autres encore, que la
renaissance littéraire allemande n’est pas, comme on l’avait dit,
un simple feu de paille. II y avraiment, malgré les sourires des
sceptiques, une Jenne-Allemagne. Elle le montre de la facon la
plus simple et la plus probante, par des cuvres, des cuvres qu’on
lit, qu’on commente et qu’on discute d’un bout de l’Europe à l’autre.
La nouvelle de M. Schnitzler est, à coup sür, parmi ces cuvres une
des plus carackristiques et des plus fortes Nous ne tarderons pas
à mettre nos lecteurs en etat d’en juger par eux-memes.
CHANTEGLAIR.
—.2.
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Von Wilhelm Jensen zu Arthur Schnitzler ist ein weiter Sprung, eine unüber¬
brückbare Kluft gähnt zwischen ihnen, die zwei verschiedenen geistigen Welten angehören.
Dort nebelhafte Romantik und Unnatur, hier klarer Realismus und Natur!
Arthur Schnitzler wird von den „Jüngstdeutschen“ vermutlich zu den Ihren gerechnet,
denn man begegnet seinem Namen in ihren Zeitschriften; hoffentlich zählt er sich aber nicht
auch selbst zu ihnen und sagt sich von dieser so wenig zur Ehre gereichenden wüsten Gesell¬
schaft baldigst los; er hat mit ihnen ja nichts gemein, als daß er eben keiner von den
„Alten“ ist. Im „Modernen Musenalmanach“ für das Jahr 1894, einer von den „Jüngsten“
herausgegebenen Anthologie, ist Schnitzlers Märchen „Die drei Elixire“ entschieden das beste
gewesen, ja fast das einzig Gute; jedenfalls war es sehr geeignet, auf den Autor aufmerksam
zu machen. In seiner ersten Erzählung „Sterben“ (Berlin, S. Fischer 1894) hat sich
Schnitzler dieser Aufmerksamkeit auch im vollsten Maße wert erwiesen, denn sie trägt nicht
nur kein Merkmal der Unreife und des Dilettantismus, wie das bei Erstlingswerken meist der
Fall ist, sondern sie zeigt ein höchst bedeutendes Können.
Der Dichter und der Arzt — das ist der bürgerliche Beruf des Verfassers — haben
sich in dieser Erzählung zu gemeinsomer That vereint, und was sie vollbracht haben, verdient
die größte Anerkennung, um so mehr, als das Sujet an Handlung sehr arm ist und sich
nur auf zwei Haupt= und eine Nebenperson beschränkt. Der Autor schildert das letzte Jahr
eines Schwindsüchtigen und analysirt dessen Seelenvorgänge mit außerordentlicher psycho¬
logischer Schärfs. Wenn diese traurige Erzählung trotz ihrer Eigenart und Wahrheit nicht
so erschütternd wirkt als zum Beispiel Marriots „Geistlicher Tod“, wo auch das Hinschwinden
eines Tuberkulosen geschildert wird, so ist der Grund wohl in dem Mangel an Plastik und
Farbe zu suchen, der sich namentlich im etwas matten Schlusse bemerkbar macht. Dem
Verfasser ist es nur um die Seelenvorgänge zu thun, und da nimmt er auf alles übrige zu
wenig Rücksicht. Da er für seine Personen ein so lebhaftes Interesse zu wecken versteht, so
möchte man doch auch etwas über ihre Herkunft, den Beginn ihrer Beziehungen, ihre son¬
stigen Lebensverhältnisse erfahren. Schnitzler gedenkt dieser Dinge mit keinem Worte, und
so nehmen sich seine Personen wie Porträts ohne Hintergrund aus, wie aus der Bildfläche
herausgeschnitten, wodurch sie ihre Plastik verlieren. Das ist zwar ein Mangel, aber ein
Buch, dem man sonst nichts vorhalten kann, ist gewiß vorzüglich; bei einem andern achtete
man hierauf kaum, weil es anderes, Wichtigeres zu tadeln gäbe; daß man es nicht auch in
diesem Falle thut, entspringt lediglich dem Wunsche, das Gute möglichst vollkommen zu
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Die deutsche Literatur könnte sich glücklich preisen, wenn sie viele solche Bücher hätte
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un simple feu de paille. II y avraiment, malgré les sourires des
sceptiques, une Jenne-Allemagne. Elle le montre de la facon la
plus simple et la plus probante, par des cuvres, des cuvres qu’on
lit, qu’on commente et qu’on discute d’un bout de l’Europe à l’autre.
La nouvelle de M. Schnitzler est, à coup sür, parmi ces cuvres une
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