II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 11

31
box 34/4
Im Spieder Sonnerinefte
E, deste von- bestehen bleibt, so wird es nicht unsere Schuld sein.
Uns
keiten, e
Ungarn hat kein Interesse daran, sich mit
einander nur in einwandfrei abgestempeltem Zu¬
zu kämp
solcher chinesischen Mauer zu umgeben. Das Visum
stande zu empfangen. Mächtige, hinsichtlich des
und best
ist eine Last, ein Hemmschuh des gesunden Ver¬
Reiseverkehrs wichtige Staaten waren imstande, die
Deutsch
kehrs. Folglich muß es abgeschafft werden. Es wäre
Initiative zu ergreifen. Ungarn aber mußte warten,
bröckelt
schlechtes Sparen, auf die Heller zu achten, die die
bis der gute Wille jener großen Staaten soweit ge¬
damit de
Visumsgebühren einbringen, und auf all das Gold und
dieh, auch unser Volk — wenn auch nur teilweise —
wagt. Di
Silber, das ohne Visum durch Kanäle des anschwel¬
von dieser Misere zu befreien. Den ersten Schritt tat
Budapest
lenden Fremdenverkehrs dem Lande zufließen würde,
Italien. Seit einem halben Jahre ungefähr ist im
den zwa
leichten Herzens zu verzichten. Vielfach wurden Be¬
italienisch-ungarischen Verkehr der Visumszwang
dürfen n
hauptungen laut, daß man aus Visumsgebühren den
abgeschafft. Das war ein erfreulicher Anfang. Nun
Länder,
gesamten Unterhalt mancher Gesandtschaft bestreiten
folgt der zweite Schritt: seit einigen Tagen werden
in Berlin zwischen Delegierten der ungarischen Re-jkönne. Selbst wenn es so wäre, machen die Staaten dürfen 3

sem We
„Liebelei“, manche Christine auf der Waldbank
dem grü
sinnt und die Schlagermitzis mit den Burschen, die
Feuilleton.
Ein
Arme schlenkernd, über die Wiesen laufen, wo von
jetzt übet
unten her aus den Heurigenschenken mit dem grü¬
des Friec
nen und braunen Busch davor mancher Schnalzer
Schnitzler und sein neues Bühnenwerk.
mildem
spring“ und manches Volkssängerbänkel getragen
Von PAUL WERTHEIMER (Wien).
man, haf
tönt, und vielleicht ist unter diesen Mädchen auch
Von Pötzleinsdorf, einem Villenorte am Rande
man „De
eine blinde, wie in jener lieben, traurigen Geschichte
Wiens, führt nach Salmannsdorf, einem anderen
oft Hüge
des Buches der „blinden Amsel“. Da wird ein ge¬
Villenörtchen, wo ich jetzt wohne, zwischen Wiesen,
spitzen
schwinder Kommis oder Agent — drei Mädel am
braunen Ackerkrumen und blumenumzogenen Holz¬
des Prate
Arm — „Gustl“ gerufen; er ist gewiß früher einmal
häuschen hin, mit dem Blick in das leise gewellte
schein- u
Leutnant gewesen, gleich jenem anderen „Leutnant
Grün, der schönste Weg aus dem Herzen der Stadt
der herz
Gustl“ Artur Schnitzlers, in dem sich ironisch das
in das Herz des Wienerwaldes, der „Sommerhaiden¬
leicht —
ganze gewesene Österreich spiegelt. Dieses Herrchen
weg“. So oft ich diesen Weg entlang schreite, früh,
will ich
mit den weißen Eskarpins, das jede Weiblichkeit
wenn die Donau fernher aus Nebelschleiern und die
Jetzt um
verstehend mustert — er hat noch immer, wie aus
Stadt aus der Morgenfrische steigt, und nachts, wenn
ner Gesc
unzeitgemäßer Erinnerung, das ein bißchen mokante
sie mit tausend Lichtern phantastisch blitzt — wie
hüstelnde
Lächeln des „Anatol“. Gealtert wird er sich als jener
ein Persermärchen —, immer schwebt mir — und
liebte
heimfahrende „Casanova“ — in der Novelle des
manchmal nicht bloß figürlich — die feine Sil¬
Ma
Meisters — wieder finden, dessen heimatliches Ge¬
houette Artur Schnitzlers vor, der, wie keiner neben

sicht selbst unter der Maske der Abenteuer hervor¬
ihm, das Helle und Trauliche dieser wienerischen
blitzt. Alle ziehen sie jetzt über meinen Weg, dieses
Lendschaft, die Anmut dieser buschigen Hügel, die
Poeten wienerische Figuren.
lässige Heiterkeit dieser Weingelände, den spieleri¬
schen Ernst, selbst noch um das brüchige Fels¬
Doch in der Mittagstille jetzt weht mich ein
gestein, gefühlt und gestaltet hat.
Hauch der Schwermut an. Da ist am Ausgang des
„Sommerhaidenweges“ zwischen zwei Pappeln ein
Wer oft diesen Weg beschreitet und wer ihn
Bild des Gekreuzigten; ein Betschemel davor und
liebt — und ich lieb' ihn sehr —, wird Wesen und
ein Rosmarinkränzel. Ein blinder junger Mensch
in das
Werk dieses Dichters mit geistiger Zärtlichkeit um¬
sitzt, gestützt von einem älteren, dort mit der Man¬
„Vermäc
fassen. Dieses Dichters, in dem das Herz Wiens
plauder
doline. Er hat, bevor das Würgen über die Welt ge¬
und zugleich dieses grünen Ländchens schlägt, das
kommen, gewiß einmal hier über die Biegung in diewieder ei
sich um die große Stadt weich wie ein Frauenarm
grüne Breite gesehen. Ich weiß nicht, warum ich einer stet
schlingt. Ja, in dieser noch heute seltsam gegen¬
trice");
vor den beiden an Schnitzlers wundersame Novelle,
wartsfremden biedermeierischen Landschaft wurzelt
kadu“);
den „Blinden Geronimo und seinen Bruder“ denken
seine Kunst, wo sie am innigsten, am sommerlich
(„Der Ru
muß, diese volkstiefe Geschichte, in der #uich eine
reifsten und am menschlichsten ist. Hier, wo junge
in einer
Seele blind und wunderbar wieder sehend wird. Sie
Leute, die Laute am Band, wie einst in der Zeit der
schien, h
ereignet sich auf dem Stilfser Joch, der Ferdinands¬
Schubertiaden, am Sonntag ziehen und noch immer,
wie in der auch in Ungarn wohlbekannten höhe, aber etwas von den Bettelmusikanten an die-wohlbeka
AAge