im
In¬
en
en
im
en
d#re
en
31. In Spiel der Sonnerluefte
Sprechstunge—
Abgeordneter Dr. Wotawa hält seine nächste Sprechstunde
morgen Montag von 5 bis 6 Uhr in der Hauptgeschäfts¬
stelle der Großdeutschen Volkspartei, 8. Bez., Piaristengasse 2.
Bühne und Kunik
Deutsches Volkstheater
„Im Spiel der Sommerlüste“.
Artur Schnitzlers jüngstes Bühnenwerk, dessen leicht
ironischer Titel einem Courths=Mahler=Roman entlehnt sein
könnte, ist mehr Zustandsschilderung und dialogisierte
Novelle als Handlung und Drama. Vorzüge, Schwächen
und Grenzen eines Tasents, das als solches seit Jahrzehnten
anerkannt ist, treten auch in seiner letzten Schöpsung deutlich
hervor: die seine Analyse der inneren Vorgänge und die
realistische Zeichnung der äußeren Umstände sind ebenso
vorhanden wie das gesamte Inventar der Schnitzlerschen
Problematik und Dramatik. Das Motiv des Nebeneinander¬
lebens von Ehegatten wird leise angeschlagen und der Tod
wirft seine Schatten ins Leben. Der dramatische Puls
schlägt freilich schon schwächer, die Ereignisse und ihre Zu¬
sammenhänge erscheinen etwas gekünstelt und der Gesamt¬
eindruck ist etwa der eines blassen, zart gehaltenen Pastell¬
bilds.
Eine einheitliche, gradlinig fortschreitende Handlung fehlt,
die Erlebnisse der einzelnen Personen entwickeln sich paralle!
nebeneinander und die Verbindungen zwischen ihnen sind
recht lose. Der Bildhauer Professor Vinzenz Friedlein besitzt
in einem kleinen Gebirgsdorf, das man sich nicht allzu
weit von Wien entfernt denken darf, ein Landhaus. Hier
leben zur Sommerzeit seine Frau Josefa und sein halb¬
wüchsiger Sohn Eduard; auch eine junge Nichte und an¬
gehende Schauspielerin, Gusti Pflegner, ist zu Besuch da.
Sie ist mit dem Arzt Dr. Felix Faber, der von ihrer
Bühnenlaufbahn nichts wissen will, verlobt und wird von
Eduard angeschwärmt. Der Professor weilt häufig in der
Stadt, was Josefa mit resignierter Eifersucht erfüllt. Freund
des Hauses ist der junge Kaplan des Orts, Ferdinand
Holl; zwischen ihm und Frau Josefa spinnen sich zarte
Fäden der Sympathie. Aus dieser Situation heraus ent¬
wickeln sich allmählich die Ereignisse. Der geliebte Bruder
des Kaplans, Leutnant eines Innsbrucker Regimentes, wird
in eine Ehrenaffäre verwickelt; vor seinem Duell schreibt er
Ferdinand eine Art Abschiedsbrief, der diesen in helle Auf¬
regung versetzt. In einer Unterredung mit Frau Josesa
draußen tobt gerade Sturm und Regen — hadert er
mit Gott und seinem Geschick, das ihn vom Leben aus¬
geschlossen hat. Josefa sucht ihn zu beruhigen, zerrissen
im Innersten verläßt er sie. Die Regennacht hat aber
auch Gusti und Eduard, die vor dem Unwetter in einer
Schutzhütte Zuflucht suchten, zusammengeführt. Der nächste
Morgen bringt Sonnenschein und Aufklärung den verwirrten
Gefühlen. Gusti gibt ihrem Doktor den Abschied „und geht
nach Innsbruck ins erste Engagement. Der Kaplan erhält
Nachricht vom günstigen Ausgang des Duells, er gewinnt
wieder seinen inneren Frieden und Professor Friedlein,
der eben ein Ruhm und Geld versprechendes Werk voll¬
endet hat, holt seine Frau nach Wien; von dort wollen
Mkh.
enuch
box 34/4
Ghnr.
Sonntag, den 22. Dezember 1929
sie dann eine Reise nach Italien unternehmen. — Das
Stück spielt im Jahre 1894; auch Technik und Motivik
scheinen aus dieser Zeit zu stammen. „Im Spiel der
Sommerlüfte“ ist nach Stoff, Behandlung und Geist kein
modernes Drama, ein Hauch von Vergangenheit liegt
über
dem Ganzen. Schroffe Gegensätze werden gemieden
und
von Schicksalhaftigkeit der Handlung kann gar nicht ge¬
sprochen werden: hier gibt es überhaupt keine dramatischen
Konflikte und alles löst sich in Spiel auf.
Direktor Dr. Beers Inszenierung und Spielleitung wird
dem zarten Stimmungscharakter des Stückes im allgemeinen
gerecht. An den vom Sturmwind wild bewegten Bäumen
scheint er seinen besonderen Spaß zu haben. Alexander
Moissi ist ein sympathischer Kaplan und hat vor allem
in der nächtlichen Unterredung mit Frau Josefa sehr ein¬
drucksvolle Momente. Johanna Terwins Josefa, freilich
schon vom Dichter recht indifferent gestaltet, fällt etwas
farblos aus. Lebenswahr wie immer Hans Homma als
Professor Friedlein und Hans Olden in der Episodenrolle
des Leutnants Holl. Mihail Lantho bewegt sich als
pedantischer Arzt und Liebhaber gar zu steif. Erfreulich
und erfrischend dafür das junge Paar Gusti und Eduard,
das Luise Ullrich und Tonio Riedl sehr lebendig dar¬
stellen, mit Anmut, Liebenswürdigkeit und Humor. Stück
und Darstellung fanden beifällige Aufnahme; der anwesende
Dichter wurde sehr lebhaft gefeiert.
E. H.
Raimund=Thealer
„Der lehle Knifse¬
e
8
In¬
en
en
im
en
d#re
en
31. In Spiel der Sonnerluefte
Sprechstunge—
Abgeordneter Dr. Wotawa hält seine nächste Sprechstunde
morgen Montag von 5 bis 6 Uhr in der Hauptgeschäfts¬
stelle der Großdeutschen Volkspartei, 8. Bez., Piaristengasse 2.
Bühne und Kunik
Deutsches Volkstheater
„Im Spiel der Sommerlüste“.
Artur Schnitzlers jüngstes Bühnenwerk, dessen leicht
ironischer Titel einem Courths=Mahler=Roman entlehnt sein
könnte, ist mehr Zustandsschilderung und dialogisierte
Novelle als Handlung und Drama. Vorzüge, Schwächen
und Grenzen eines Tasents, das als solches seit Jahrzehnten
anerkannt ist, treten auch in seiner letzten Schöpsung deutlich
hervor: die seine Analyse der inneren Vorgänge und die
realistische Zeichnung der äußeren Umstände sind ebenso
vorhanden wie das gesamte Inventar der Schnitzlerschen
Problematik und Dramatik. Das Motiv des Nebeneinander¬
lebens von Ehegatten wird leise angeschlagen und der Tod
wirft seine Schatten ins Leben. Der dramatische Puls
schlägt freilich schon schwächer, die Ereignisse und ihre Zu¬
sammenhänge erscheinen etwas gekünstelt und der Gesamt¬
eindruck ist etwa der eines blassen, zart gehaltenen Pastell¬
bilds.
Eine einheitliche, gradlinig fortschreitende Handlung fehlt,
die Erlebnisse der einzelnen Personen entwickeln sich paralle!
nebeneinander und die Verbindungen zwischen ihnen sind
recht lose. Der Bildhauer Professor Vinzenz Friedlein besitzt
in einem kleinen Gebirgsdorf, das man sich nicht allzu
weit von Wien entfernt denken darf, ein Landhaus. Hier
leben zur Sommerzeit seine Frau Josefa und sein halb¬
wüchsiger Sohn Eduard; auch eine junge Nichte und an¬
gehende Schauspielerin, Gusti Pflegner, ist zu Besuch da.
Sie ist mit dem Arzt Dr. Felix Faber, der von ihrer
Bühnenlaufbahn nichts wissen will, verlobt und wird von
Eduard angeschwärmt. Der Professor weilt häufig in der
Stadt, was Josefa mit resignierter Eifersucht erfüllt. Freund
des Hauses ist der junge Kaplan des Orts, Ferdinand
Holl; zwischen ihm und Frau Josefa spinnen sich zarte
Fäden der Sympathie. Aus dieser Situation heraus ent¬
wickeln sich allmählich die Ereignisse. Der geliebte Bruder
des Kaplans, Leutnant eines Innsbrucker Regimentes, wird
in eine Ehrenaffäre verwickelt; vor seinem Duell schreibt er
Ferdinand eine Art Abschiedsbrief, der diesen in helle Auf¬
regung versetzt. In einer Unterredung mit Frau Josesa
draußen tobt gerade Sturm und Regen — hadert er
mit Gott und seinem Geschick, das ihn vom Leben aus¬
geschlossen hat. Josefa sucht ihn zu beruhigen, zerrissen
im Innersten verläßt er sie. Die Regennacht hat aber
auch Gusti und Eduard, die vor dem Unwetter in einer
Schutzhütte Zuflucht suchten, zusammengeführt. Der nächste
Morgen bringt Sonnenschein und Aufklärung den verwirrten
Gefühlen. Gusti gibt ihrem Doktor den Abschied „und geht
nach Innsbruck ins erste Engagement. Der Kaplan erhält
Nachricht vom günstigen Ausgang des Duells, er gewinnt
wieder seinen inneren Frieden und Professor Friedlein,
der eben ein Ruhm und Geld versprechendes Werk voll¬
endet hat, holt seine Frau nach Wien; von dort wollen
Mkh.
enuch
box 34/4
Ghnr.
Sonntag, den 22. Dezember 1929
sie dann eine Reise nach Italien unternehmen. — Das
Stück spielt im Jahre 1894; auch Technik und Motivik
scheinen aus dieser Zeit zu stammen. „Im Spiel der
Sommerlüfte“ ist nach Stoff, Behandlung und Geist kein
modernes Drama, ein Hauch von Vergangenheit liegt
über
dem Ganzen. Schroffe Gegensätze werden gemieden
und
von Schicksalhaftigkeit der Handlung kann gar nicht ge¬
sprochen werden: hier gibt es überhaupt keine dramatischen
Konflikte und alles löst sich in Spiel auf.
Direktor Dr. Beers Inszenierung und Spielleitung wird
dem zarten Stimmungscharakter des Stückes im allgemeinen
gerecht. An den vom Sturmwind wild bewegten Bäumen
scheint er seinen besonderen Spaß zu haben. Alexander
Moissi ist ein sympathischer Kaplan und hat vor allem
in der nächtlichen Unterredung mit Frau Josefa sehr ein¬
drucksvolle Momente. Johanna Terwins Josefa, freilich
schon vom Dichter recht indifferent gestaltet, fällt etwas
farblos aus. Lebenswahr wie immer Hans Homma als
Professor Friedlein und Hans Olden in der Episodenrolle
des Leutnants Holl. Mihail Lantho bewegt sich als
pedantischer Arzt und Liebhaber gar zu steif. Erfreulich
und erfrischend dafür das junge Paar Gusti und Eduard,
das Luise Ullrich und Tonio Riedl sehr lebendig dar¬
stellen, mit Anmut, Liebenswürdigkeit und Humor. Stück
und Darstellung fanden beifällige Aufnahme; der anwesende
Dichter wurde sehr lebhaft gefeiert.
E. H.
Raimund=Thealer
„Der lehle Knifse¬
e
8