II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 51

box 34/4
31. Im Spiel der Sonnerluefte

rfums
Anmerkungen zum-Spiel der Sommerlüftesl2
im Volkstheater
* Ein später Schnitzler, doch ein Schnitzler wissensbeichte stärker als das Fleisch. Raison
Er hat nichte Neues mehr zu sagen, aber wie
obsiegt. Leidenschaft ziehl die Fahnen ein.
er es sagt. ist noch immer bezaulern in der
Gelegenheit macht keine Der Kaplan gelt
nenschlichen Substanz seiner Figuren, die man
unberührt, wie er gekommen.
als alte Bekannte am Sommerheilenweg grüßt
Moissi spielt den schnitzlerischen Pfarrer
Osterreichische Vorkriegslüfterl wehen, schüt¬

von Kirchau, der sich die irdischen Vergungt¬
tein sanft Menschen und Gesträuch. Was eine!
8
heiten tapfer vom Priesterkleid hält, das aute
Tragik war, Trauer un Tol. ist nunmen
Einvernehiten mit dem Himmel. von dem er
#.
zärtliches. Erhauffement. gelinle Emotion.

seine Gage bezieht. nicht zu storen. Mehr Aube
Neiven-Techtelmechtel, Gewitter, das lärmt.
als Kaplan Er spricht nicht. er singt mit sei
Ters ie Joni
niedergeht, entspannt. Es schlägt ein, aber
nem Gott. Ein schwärmerischer musikalisher
ohne Schadlen. Längst haben die Seelen Blitz¬
Seeicnhirt. Ein Wunder, daß nur eine Alele
ableiter montiert, an denen alles glatt zur Erie
aus der Herde hintel ihm her ist. Moissi pro¬
gleitet.
biert’s. möglichst einfach und unkomödiantisch:
Lächelnd stcht der Dichter neben eeinen
Nein zu sagen. Aber seine Schauspielkunst
ris
Konllikten, die einst — ach. in beseren Zeiten -
macht ihm niemals größere Schwierigkenen.
so erschreckend waren. so unerbittlich in den
2
als wenn ei sie verleuguen will Frau Terwin,
Konsequenzen. s0 schicksalhaft-gebicterisch, laß
die Frau mit der Ambition zum Erlebnis, weil
en, I.
man mit ihnen nicht spaßen konnte. Wie bitter
das Bisberige nicht germie verschwenderisch
8
ernst ist allen diesen Schnitzler-Menschen ums
war, der Mann verreist ist und Liebe alles ver¬
Herz gewesen, war ihnen etwas über die Leber
sci
zeiht. läßt die Bitterkeit der Figur. den Haler
7,
gelaufen. Wie scriös lasen sie ihre Abrechnun
wär
einer vergeudeten Existenz mit sich selber er¬
gen mit dem Leben immer wieder durch, wie
kennen. Die Hlast, nachzuholen, spricht aus
uneischrocken zogen sie letzte Konsequenzen.
ihr, solange noch das Lämpehen glüht. Die sch
wie bedächtig gingen sie ins Leben und in den
große Auseinandersetzung zweier Körper.
zug
Tod. Den einsamen Weg schritten sie, den
zweier Seelen. Höhepunkt des Stückes, iat es
im Volkstheater freilich nicht.
letzten Gang mit der poctischen Absolution
Iisc.
vom Dichter in schönen Worten verabeshiedet.
Homma gibt den verreisten Mann, einen
nis
auf Nimmerwiedersehen.
Künstlerkopf aus dem Künstlerhaus, Toniojeins
mit
Heute läßt sie Artur Schnitzler am Leben.
Riedl streift, bevor er die Bühne betritt, noch
Er weiß. die Todesursachen von ehemals halten
kule
rasch die letzte Theaterschule ab und sprelt
Wer
tapfer drauf los. Olden jegt seinen Infanterie¬
nicht mehr stand, das Leben hat sich ge¬
offizier nonchalant hin und Herr Xantho läbt
wandelt fast genau so wie das Sterben. Wo
sich nobel düpieren. Fräulein Ullrich, herbes
einst eine Kugel das Herz traf, läßt die Natur
gerade noch donnern und regnen. Mehr lohnt sich
Mädel. deren Bestimmung es ist, gepflückt zu
4
werden, verschwendet sich vom
nicht. Alles geht weiter, die großen Zauber
verströmen, verstummt sind die pathetischen
und man eieht mit Vergnügen, wie sie das
Worte. Verliebtheiten haben keine Lust mehr,
Herz absolut nicht auf dem rechten Fleck hat
Alfred Kunz half in seiner Landschaft da¬
Probleme aus sich zu machen. Sie gefallen
Wesen des Dichterischen erfassen, und Rudelf
sich längst als Gesellschaftsspisle zu zweien
Beer als Regisseur spendete im Wort lie Ue¬
oder dreien. Der Ernst hält eich nur mehr bei
Krankheit und Tod auf.
schaulichkeit der österreichischen Landschaft.
diesen besten Boden für Gefühlsschlamper“.
Wie schon, daß ein Dichter wie Artur
dahin alle Schnitzler-Menschen zuständig.
Schnitzler weiter in seinem Garten bleibt und
Nach Komödie der Worte. Komödie 4er
die gleichen Blumen gießt. Er ist, wo er war.
e dieser
Verführung Worte und Verführung ohne viel
er macht keine Konjunktur mit. noch immer
Komödie. So ist der neue Schnitzler.
tun ihm die alten Schmerzen so gut weh. er

Sieglried Geyer
bleibt an die Empfindsamkeit der Neunziger¬
jahre geschaltet. dieselben Sorgen umschatten
K
lichtvoll sein Haupt, unverändert seit vier
Philadelphia-Theater
Dezennien bringt er seine Menschen aufs
Tapet, den Oberleutnant, das süße Mädel, die
* Eines der größten Wiener Theater, an der
noch brennende ältere Dame. sogar die Bäume
Philadelphiabrücke in Meidling, wird zu Weih¬
A
stehen unverändert da. die Wiesen, die Berge,
nachten eröffnet und hat die Leitung diese:
in deren Hütten wild Liebe wächst. Zwei
Bühne Direkror Ernst Weitz übernommen Es
junge Menschen brauchen bioß hinauf und
ibern
sollen Werke heimischer Autoren und Kom¬
kommen trophäengeschmückt wieder zu Tal.
ponisten bei ganz geringen Eintrittspreisen zur
Im Spiel der Sommerlüfte schwanken mit
Aufführung gelangen. Als Eröffnungsvorstellung
Vorsicht ein Kaplan und eines Professo¬¬
ern die
wird an beiden Weihnachtstagen die Strau߬
Frau, eine kleine, bedenkenlose Schausp eierin
Amalie,
Lanner-Operette „Die süße Gaby“ der bei¬
mit ihrem Männer-Neoessaire. Die Profosse.
igsburg.
den jungen Wiener Autoren, bzw. Komponisten
rische will beinahe. aber der Kaplan zeigt. nach
Ernst Walter und Theodor Hartmann zur Auf¬
einem sophist'schen Gewissensdisput mt Gott,
gespielt
führung gebracht. Professor Viktor Le Kisch
der Versuchung den Rücken. Gewitter in der
gelernt.
als Gast dirigiert als Einleitung an beiden
Soutane, aber es zieht vorüber. De Schau
rt. man
Abenden eine Symphonie von Mozart.
spielerin nimmt dagegen den frischen Buben.
t sofort
weil schon einmal ein Donnerwetter dla ist
er Wir¬
Regen Blitz und Liebe geht in einem. Bei dem
Für den am ersten Weihnachtsfelertag.
Amalie.
Oberleutnant, der in Innsbruck auf sie wartel.
25. Dezember, ½8 Uhr. im Großen Konzert¬
s sich
wird es sogar ohne Sturm passieren, ieun die
haussaal statt findenden
guß ihr
Kiene macht aus ihrem Körper keine Mörder
Lustigen Abend
2 stille
grube. Sie stillt ihren gesunden Appetit nace
lachten
Hermann Leopoldi — Betja Milskaja
Leben und verspeist einstweilen — ##ich am
½8 :
½8 L
448 1
8 1
s 1
8
.
8 F