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31. In Spiel der Sonderluefte
I., rischnel 3
Abtellung: Elektrischer Hausbedar!
it ihr
Tel. U-24-4-49
522
225
Stadi
Sillliimummmmmimmmunmimme mmummmmmmmmmmmnmmmmnnmmmmmmmmmmmnmmmmmmmmmmnmnmmmmmmmmmmmmmmnmmmmmmmimmmmntnammemnmintmmmmmmmmmtmmmmnnmmmmmummnaninni:
Men
Zustandes. Man kann zum Beispiel auch fromm sein, in¬
dem man einfach tut, was die Natur verlangt. Auf diesem
Standpunkt steht die Frau eines Bildhauers in der neuen
Theater
M
Komödie der Worte. Von ihrem Mann vernachlässigt, sieht
Von
sie nicht ein, warum der Kaplan just eine andere Sorte
Hans Liebstoeckl.
Frömmigkeit im Herzen betont: die Tugend der Entsagung.
Es scheint freilich, daß Schnitzler gerade dieser Tugend der
Die neue Komödie von Artur Schnitzler ist wieder
Entsagung heimlichen Beifall zollt. Der Kaplan, von den
einmal aus den Sommerlüften des Wienerwaldes gegriffen.
Fäden der Sünde leise umwirrt, zerreißt sie jäh, um zu
Man weilt auf dem weiten Land und geht auf einsamen
einem Hofrat zu eilen, der im Sterben liegt. Vergebens:
Wegen, aber alle halbe Stunden fährt ein Omnibus. Wenn
Hochwürden hat umsonst entsagt, im Augenblicke, da er das
das süße Mädel des Stückes zwei Männer loswerden will,
Zimmer des Hofrates betritt, ist dieser auch schon tot. Seine
die es satt hat, macht es vom Lokalverkehr Gebrauch und
Seele, so sagt sich der Kaplan mit einem bitteren Dreh,
auch der Gatte einer vernachlässigten Frau weiß diese Ein¬
K
entfloh, weil sie des sündigen Priesters nicht mehr bedurfte.
richtung wohl zu schätzen. Aus diesen Elementen ist das
Das Stück, lose gefügt, lebt vom Glanze einer ein¬
m
neue Stück gebaut, und wenn man die anderen Komödien
zigen Szene, die zwischen dem Kaplan und der Frau des
Schnitzlers kennt, so ist dieses Spiel der Sommerlüfte nichts
Bildhauers spielt: ein Arrangement der Sommerlüfte. Eros
anderes als deren erotischer Fortsatz, bereichert durch eine
klimpert hier auf einem Instrument, das nur sehr matte
Art Leutnant Gustl und verschärft durch einen Kaplan, der,
Töne gibt: Wünsche und allerhand verdrängtes Sexueleno,
eine Art Vorstadtekkehard, nicht so sehr das Herz als den
geholt aus dem Unterbewußtsein, Adel der Gesinnung, in
Leib jener vereinsamten Frau in Unruhe versetzt.
Man ist einigermaßen überrascht, in einem Stück von den Pornografenstand erhoben. Man sieht im Volkstheater
Alexander Moissi und seine ausgezeichnete Gattin, Johanna
Schnitzler einen geistlichen Herrn zu begegnen. Wer Schnitz¬
Terwin, mit diesem anspruchsvollen Stück Psychologie be¬
lers letztes Buch lesen hat, das Proben seiner Welt= und
Lebensanschauung in aphoristischer Form enthält, findet schäftigt. Sie zelebrieren es mit großem Anstand, als eine
Musik, geholt aus dem Aether. Rundherum treiben die
mit einigem Erstaunen hier einen Diener desselben Gottes,
Sommerlüfte ein Spiel, das weniger erhaben ist, aber bei
den Artur Schnitzler in seinem Privatleben ansonsten vor¬
weitem besser schmeckt als Entsagung. Es gibt ein kleines
nehm ignoriert. Allerdings, was könnte er in einer Wiener
Fräulein im Hause des Baumeisters, das, just dem Konser¬
ich¬
Sommerfrischenkomödie mit einem jungen Rabbiner an¬
fangen? Schnitzler will zeigen, wie hinderlich das Keusch= vatorium entsprungen, demnächst nach Innsbruck ins erste
us¬
heitsgelübde wird, wenn die Natur gebieterisch erfordert, Engagement gehen soll. Das Volkstheater entsendet in diese
Rolle Luise Ullrich mit ihren allerliebsten Grübchen, die sie,
dieses zu übertreten. Da gibt es dann einen Kampf zwischen
in dieser Komödie, abwechselnd einem jungen Doktor, einem
Pflicht und Vergnügen. Es ist übrigens gar nicht aus¬
Gymnasiasten und einem Leutnant gräbt. Der junge Doktor
geschlossen, daß sich dem alten Schnitzler ebenso wie dem
und der Gymnasiast fallen ruhig hinein. Vom Herrn Leut¬
In
guten Gerhart Hauptmann Gedanken aufzudrängen be¬
nant, der was der Bruder des Kaplaus ist, bleibt ein
ginnen, die einem anderen Lebens= und Weltbild entnom¬
he
gleiches zu hoffen, denn, o Zufall, auch er ist in Innsbruck
men sind, als dem ihren. Das Problem heißt hier: Fröm¬
migkeit! Auch Werfel, der metaphysischen Dingen am näch= (bei der k. u. k. Heeresmacht) engagiert. Das junge Fräulein
sten steht, nennt sein Buch „Barbara oder Die Frömmigkeit“. und der Herr Leutnant werden ohne Zweifel ungetrübts
=Natürlich gibt es, da wie dort, verschiedene Abarten dieses Stunden erleben. Das walte Artur Schnitzler! Bleibt endc
9/244
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31. In Spiel der Sonderluefte
I., rischnel 3
Abtellung: Elektrischer Hausbedar!
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Zustandes. Man kann zum Beispiel auch fromm sein, in¬
dem man einfach tut, was die Natur verlangt. Auf diesem
Standpunkt steht die Frau eines Bildhauers in der neuen
Theater
M
Komödie der Worte. Von ihrem Mann vernachlässigt, sieht
Von
sie nicht ein, warum der Kaplan just eine andere Sorte
Hans Liebstoeckl.
Frömmigkeit im Herzen betont: die Tugend der Entsagung.
Es scheint freilich, daß Schnitzler gerade dieser Tugend der
Die neue Komödie von Artur Schnitzler ist wieder
Entsagung heimlichen Beifall zollt. Der Kaplan, von den
einmal aus den Sommerlüften des Wienerwaldes gegriffen.
Fäden der Sünde leise umwirrt, zerreißt sie jäh, um zu
Man weilt auf dem weiten Land und geht auf einsamen
einem Hofrat zu eilen, der im Sterben liegt. Vergebens:
Wegen, aber alle halbe Stunden fährt ein Omnibus. Wenn
Hochwürden hat umsonst entsagt, im Augenblicke, da er das
das süße Mädel des Stückes zwei Männer loswerden will,
Zimmer des Hofrates betritt, ist dieser auch schon tot. Seine
die es satt hat, macht es vom Lokalverkehr Gebrauch und
Seele, so sagt sich der Kaplan mit einem bitteren Dreh,
auch der Gatte einer vernachlässigten Frau weiß diese Ein¬
K
entfloh, weil sie des sündigen Priesters nicht mehr bedurfte.
richtung wohl zu schätzen. Aus diesen Elementen ist das
Das Stück, lose gefügt, lebt vom Glanze einer ein¬
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neue Stück gebaut, und wenn man die anderen Komödien
zigen Szene, die zwischen dem Kaplan und der Frau des
Schnitzlers kennt, so ist dieses Spiel der Sommerlüfte nichts
Bildhauers spielt: ein Arrangement der Sommerlüfte. Eros
anderes als deren erotischer Fortsatz, bereichert durch eine
klimpert hier auf einem Instrument, das nur sehr matte
Art Leutnant Gustl und verschärft durch einen Kaplan, der,
Töne gibt: Wünsche und allerhand verdrängtes Sexueleno,
eine Art Vorstadtekkehard, nicht so sehr das Herz als den
geholt aus dem Unterbewußtsein, Adel der Gesinnung, in
Leib jener vereinsamten Frau in Unruhe versetzt.
Man ist einigermaßen überrascht, in einem Stück von den Pornografenstand erhoben. Man sieht im Volkstheater
Alexander Moissi und seine ausgezeichnete Gattin, Johanna
Schnitzler einen geistlichen Herrn zu begegnen. Wer Schnitz¬
Terwin, mit diesem anspruchsvollen Stück Psychologie be¬
lers letztes Buch lesen hat, das Proben seiner Welt= und
Lebensanschauung in aphoristischer Form enthält, findet schäftigt. Sie zelebrieren es mit großem Anstand, als eine
Musik, geholt aus dem Aether. Rundherum treiben die
mit einigem Erstaunen hier einen Diener desselben Gottes,
Sommerlüfte ein Spiel, das weniger erhaben ist, aber bei
den Artur Schnitzler in seinem Privatleben ansonsten vor¬
weitem besser schmeckt als Entsagung. Es gibt ein kleines
nehm ignoriert. Allerdings, was könnte er in einer Wiener
Fräulein im Hause des Baumeisters, das, just dem Konser¬
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Sommerfrischenkomödie mit einem jungen Rabbiner an¬
fangen? Schnitzler will zeigen, wie hinderlich das Keusch= vatorium entsprungen, demnächst nach Innsbruck ins erste
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heitsgelübde wird, wenn die Natur gebieterisch erfordert, Engagement gehen soll. Das Volkstheater entsendet in diese
Rolle Luise Ullrich mit ihren allerliebsten Grübchen, die sie,
dieses zu übertreten. Da gibt es dann einen Kampf zwischen
in dieser Komödie, abwechselnd einem jungen Doktor, einem
Pflicht und Vergnügen. Es ist übrigens gar nicht aus¬
Gymnasiasten und einem Leutnant gräbt. Der junge Doktor
geschlossen, daß sich dem alten Schnitzler ebenso wie dem
und der Gymnasiast fallen ruhig hinein. Vom Herrn Leut¬
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guten Gerhart Hauptmann Gedanken aufzudrängen be¬
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ginnen, die einem anderen Lebens= und Weltbild entnom¬
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gleiches zu hoffen, denn, o Zufall, auch er ist in Innsbruck
men sind, als dem ihren. Das Problem heißt hier: Fröm¬
migkeit! Auch Werfel, der metaphysischen Dingen am näch= (bei der k. u. k. Heeresmacht) engagiert. Das junge Fräulein
sten steht, nennt sein Buch „Barbara oder Die Frömmigkeit“. und der Herr Leutnant werden ohne Zweifel ungetrübts
=Natürlich gibt es, da wie dort, verschiedene Abarten dieses Stunden erleben. Das walte Artur Schnitzler! Bleibt endc
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