II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 90

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31. In Spiel der S##Fefte

lüfte, führt sündhafter Liebe zur schönen und edlen Frau] Bub“ und die Nichte sind von der Schutzhütte
Der Zuschauer gibt sich der Entwicklung
einer Schutz¬
Josefine — dieses Motiv int nur ganz leise,
zurückgekommen, der galante Papa aus der
der Dinge um so lieber hin, als die Dar¬
Vetter zu fast unhörbar mit —, sondern die Beichte eines
Stadt, wo er gar so viel zu tun hatte. Der
stellung ihn stets von neuem anregt. Zu¬
der sein Menschen, der immer und imm r seiner Pflicht
Kaplan hat die Nachricht erhalten, der Bruder
nächst schwingt die Stimme Alexander
treu bleibt.
habe das Duell glücklich überstanden. So wie
Moissis durch die neue Gedanken¬
in die Natur ist also auch in die Seelen der
iser Gustchen
Der junge Kaplan fühlt aus seinem
symphonie Schnitzlers. Moissi ist der Kaplan,
Menschen Ruhe zurückgekehrt. Was das „Spiel
gals ob nichts
Herzen plotzlich Neid aufsteigen — Neid gegen
aus dem das Gewissen des Dichters spricht.
der Sommerlüfte“ mit seiner unheimlichen
rd es dem
den Bruder, der morgen früh vielleicht schon
Ein vornehmer Künder vornehmer Gedanken,
Macht in uns aufgewühlt und durcheinander¬
hen! Denn
mit durchschossener Brust auf den kalten
stand der Künstler wieder einmal auf der
geworfen hat, es ordnet sich wieder ein in die
an erfahren,
Fliefen liegen wird. Denn der Bruder muß
Höhe einer seiner würdigen Aufgabe. Seine
Glätte des Alltags. Der Maler hat seiner
omme nach
mieer Gefahr, der er morgen ins Auge sehen
Partnerin Johanna Terwin, die Frau des
de in dieses
Frau versprochen, er werde jetzt ganze vier¬
wird, nur den Kaufpreis für Glück bezahlen,
Malers, hielt sich diesmal aus lauter
ti kurz zuvor
zehn Tage bei ihr bleiben, und die Frau, die
das er genossen! Für erlebtes Glück! Und
Diskretion gar zu sehr im Hintergrunde.
Gefahr und Leid gehören nun einmal zum ihn doch so gut kennt, fällt ihm dankbar um
Fräulein Ullrichs Gusti ließ keine Dialog¬
den Hals.
Glück des Lebens, sie sind Bedingung. Er
pointe fallen. Glaubhaft in seiner gutmütigen
nges Wiener
aber, der Priester seiner Ueberzeugung, ist
Lebenslust der Maler Hans Hommas. Die
Abenteuern
Der Zuschauer aber fragt sich: Ist mit
durch strenge Erfüllung seiner Pflicht wohl
Begabung des jugendlichen Schauspielers
kurzen Dar¬
jener Ordnung nicht vielleicht nur die Lüge
von auen Gefahren des Lebens bewahrt ge¬
Tonio Riedl konnte sich in der Darstellung
Nun denn:
zurückgekehrt? Auch der Kaplan ist frohgemut,
blieben. Aber dadurch auch von allem Glück!
des Gymnasiasten von der angenehmsten
Person des
obzwar nur des Bruders irdisches Dasein ge¬
Seite zeigen. Herr Xantho fand sich mit der
Dem Kaplan geht es also, wie es der
stergrund der
rettet ist und nicht auch seine Seele, für die er
Darstellung einer Figur nüchterner Recht¬
alten Schwester Weirings gegangen ist.
damit wir
gebetet hatte. Wir sind eben zum Kompromiß
schaffenheit gut ab.
llzuviel Be¬
geboren. Dieses Fremdwort sagt uns die
Warum aber der Kaplan seine Beichte
Schade, daß der Leutnant Hans Oldens
Wahrheit sanfter. Nur mitunter, etwa im
wähnte Herr
gerade der Frau Josefine ablegt? Weil er
nur wenige Minuten auf der Bühne zu tun
sprospekt, vor
Spiel der Sommerlüfte, werden wir so recht
in ihr eine gleichgestimmte Seele gefunden
hat. Man hätte ihn gern das alt¬
iden Haupt¬
gewahr, wie recht unsre Dichter haben: Ohne
hat und ein verwandtes Schicksal. Auch sie
österreichische Offiziersdeutsch noch länger
Josesine, die
Lebenslüge kein Leben!
lebt nur ihrer Pflicht — als Gattin, als
sprechen hören, das übrigens nien und so
in Ferdinand
Mutter. Jede Sünde ist ihr fern, und sie muß
wundervoll zu schreiben versteht wie der ehe¬
doch sehen, wie der Gatte auf seinen Reisen,
Das dürfte wohl der letzte Sinn der
malige k. k. Assistenzarzt Dr. Artur Schnitzler.
der junge Sohn und ganz besonders die Nichte
jüngsten Dichtung Schnitzlers sein, die er auf
„Ihre Herren Eltern“ — wie Lentnant Olden
in der Sünde ihr Glück finden.
der hoch
dem Theaterzettel (das Buch lag uns noch
zum gnädigen Fräulein Gusti sagte —, das
Und in ihrer Verbitterung wirft Frau
den Jugend¬
nicht vor) als „Bühnenwerk“ bezeichnet. In
war köstlich zu hören.
Josefine die Frage auf, ob nicht etwa gar die
e Kaplan in
der Tat: Ein Drama haben wir nicht vor uns.
Die Inszenierung voll österreichischen
Sünde ein Geschenk von oben sei und die
hens, die der
Den Höhepunkt des Spiels bildet nicht ein
Temperaments. Die Vorkriegsmenschen sind
Tugend eine Sendung teuflischer Mächte?
mal allein
Geschehnis, sondern ein Dialog von leiden¬
auch eine Spezialität Dr. Rudolf Beers,
Uebrigens ein Gedanke, in dem Schnitzler mit
it in höchster
schaftlicher Betrachtung. Nicht der Dramatiker,
des Spielleiters.
Strindberg sich begegnet.
Brief seines
der Philosoph Schnitzler hat dieses Bühnen¬
Verzweifelt ob seiner eigenen Zweifel
n, der einen
werk geschaffen. Nur in der Exposition und in
Die Aufnahme? Wenn das Parkett auch
und seiner Schwäche, „vor einer Sterb¬
weifellos hat
den österreichischen Menschen des Stückes zeigt
stellenweise nicht mitzugehen schien — am
lichen“
und noch dazu vor dieser — ge¬
Stadt wieder
sich die alte Meisterschaft des dramatischen
Schluß jedes Aktes rief man doch die Dar¬
beichtet zu haben, stürzt der junge Priester
mmer wegen
Gestalters. Im übrigen: Trotz dem Mange!
steller und vor allem den Dichter. Kaum
wieder ins Dunkel des Wetters hinaus.
lichen Sorge
an äuherem Geschehnis bleibt man vom
zeigte sich die Gestalt Artur Schnitzlers, gab's
eben bricht
Aufang bis zum Ende mit ganzem Sinn an
allgemeine Begeisterung, auch derer, die dem
enntnis des
die Szene gefesselt.
Am nächsten Morgen glänzt die Sonne¬
engen, steilen Faden des Dialogs nicht immer
Geständnis wieder über dem blauen Himmel, „Der
folgen konnten.
Julius Stern.