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31. Im Spiel der erluefte
—.—ha9 Seikluppilen, # eim an niepathise) begäbter Zauberef
Ich ihm folgte, ist
ist und schließlich erschossen wird, — diese Figur steht im
anteilnehmende
Mittelpunkt — erklärt sich schon nicht mehr aus seinem
n. Nach meiner
eigenen Schicksal, sondern aus dem des fascistischen Italien.
n, begeistert von
Ich scheue mich nicht, offen auszusprechen, das der Fascis¬
fen von Deutsch=] mus mir keineswegs sympathisch ist. Deutschland würde ich
mit uns emp= ihn wahrhaftig nicht wünschen.
e Weile. Denn
Josefa, die betrogen wird, könnte betrügen: Tragödie der
denkt gar nicht
Konvention. Der Kaplan könnte aus der Kutte springen,
Erstens wird sie
seiner Ohnmacht zur Ueberwindung inne: Tragödie des
s wird ihr der
Gelübdes; das Duell des Leutnants könnte zum Tode eines
Parkett, Mittel¬
Partners und damit zum Wahnwitz jenes Gebetes führen,
das der Kaplan für die Errettung seines Bruders spricht.
timentale Lieb¬
eines Gebetes, bei dem das Lebenbleiben eines Menschen den
Tod des andern voraussetzt; der junge Eduard könnte, da Gustr
vom Infanterie¬
auf einer Berghütte (wohin Schnitzler dergleichen gern
ruck stationiert,
verlegt) ihn nicht mehr als einen Knaben, sondern als Mann
n zu der des
gelten läßt, die Lousequenzen ziehen: Tragödie des Frühlings¬
der Leutnant
erwachens; der Herr Assistenzarzt, der den Lauspaß bekommt,
und der Leut¬
könnte sich zur Wehr setzen und Fräulein Gusti die Karriere
Engrauen“ sein.)
ruinieren: Tragödie der # fersucht.... All dies könnte ge¬
Holl. Dieser
schehen, denn für all dies sind die Schienen gelegt. Der Zug
gt einen Zwei¬
fährt trotzdem vorbei. Es kommt zwar in der dominieren¬
angeblich eine
den Szene des zweiten Aktes zu einer bei Blitz und Donner
er den Wunsch
stattfindenden Auseinandersetzung zwischen Frau Josesa und
diesem Anlaß
dem Kaplan, die, geistig sublim geführt, eine elementare Ent¬
al. Er umarmt
wicklung anzukündigen scheint. . .. doch Donner und Blitz
nachholen wird.
machen der Sonne Platz: Frau Josefa wird, so lange der
ne Militärsache
Intendant aus Kassel nichts dagegen hat, mit ihrem selbst¬
under, denn er
zufriedenen Manne in Italien reisen. Fräulein Gusti wird
ppt sich als ein
in Innsbruck Erfolg und ein Verhältnis mit dem Leutnant
splan, der nach
haben. Eduard wird Matura machen, der Assistenzarzi sich
schiedsbrief von
trösten, der Kaplan die Messe lesen. Ein Gewitter, das einen
esem Sommer
Sommertag lang über einem Hause schwebte, hat sich ver¬
mmer hat ihn
zogen, ohne Foigen und Erschütterung. (Mit Absicht des
Dichters.)
und in Frau
er trägt das
Diese Absicht entscheidet und gibt dem kleinen Kammer¬
schwerste der
spiel, das aus dem Drama zur Novelle strebt, seine Be¬
Wie ein Un¬
deutung. Denn Güte lag der Absicht zugrunde. Das Ent¬
die Gewißheit,
knoten und Entwirren, noch ehe der Knoten geschlungen, die
Verwirrung gestiftet ist, hat bezaubernd viel Nachsicht.
errn, vom Un¬
Etwas Aerztliches hat es, dies Sich=über-den=nackten=Leib¬
Beugen, das Ohr daran legen und, der Krankheil ungeachtet,
mMeister der
aufstehen und sprechen: Heilbar. Und etwas von ergreifen¬
Woher. Bleibt
der Selbstrechenschaft hat es, weil es Schnitzler ist, der dies
tut, Schnitzler, der so oft die Dinge tragisch genommen hat,
Bedingungen
dieselben Dinge, die er nun minder schwer, ja mit einem
ur dramatisch
Lächeln hinnimmt. Die Motive seines jüngsten sind die seiner
er Absicht des
vorangegangenen Werke, sogar die Existenztypen sind
nnte sich aus dieselben: der Leutnant, der Assistenzarzt, der Künstler, die
fliches. Frau Frau um vierzig, das Mädchen mit dem unstillbaren Lebens¬
box 34/4
Empfindungen.
und
Kritik an Kiderlens Außenpolitik.
Anspi
d6
Villa Malta, Rom, 3. Januar 1913.
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel über Kiderlen
en
gelesen, der bei aller Auerkennung für seine tüchtigen Eigen¬
hunger, der Gotteszweifler, die Pubertätsjugend wie
der
ein Gruppenbild vertrauter Menschen mutet das Ganze an.
die il
Nur: daß die Hand, die diese Menschen als flüchtige Varianten
Mil
und Arabesken an den Rand eines verehrungswürdigen
verfel
(und
Schnitzler ja oft genug mit der plumpen Frage molestiert,
reichl
warum er die unvergängliche Dreifaltigkeit seines Schaffens:
reie
Tod, Liebe, Lust über alles stelle? Nun ist es, als antworte
der Dichter, dem kein Gewitter die Fixsterne großen Schaffens
Das
überwölken kann: Seht, ich tue, was ihr verlangt. Ich nehme
es nicht mehr schwer. Nichts schwer nehmen: das ist alles. ...
n2
Für solche auf Intimität, Zwischentöne und innere
Musik gestellten Stücke hat Dr. Beer nicht die glücklichste
vort
Hand. Der technische Apparat, besonders das Gewitter,
Rat
klappt. Doch die seelische Regie=Sordine knarrt: hört ihr, wie
leise ich bin! Dadurch wird das Leise laut, das Einfache ärm¬
hochb
lich oder theatralisch. Mit dem Einfachen sieht es in dieser
friede
Aufführung überhaupt nicht zum Besten aus. Moissi
uns
spielt den niederösterreichischen Kaplan, und wer ihm einen
liche,
niederösterreichischen Kaplan glaubt, melde sich. Auch wird
Bos!
es immer schwieriger, darüber hinwegzusehen, daß Einfach¬
heit für Moissi fast unerreichbar wurde. Das Gezierte
1
will nicht weichen, und wo das Wort vom Klange Nutzen
(und
zieht, wird es durch Deklamation um den Kredit gebracht.
vor
Es wäre hoch an der Zeit, daß der so vieler Faszinationen
nach
mächtige Darsteller sich sagte: So geht es nicht weiter, oder
gesch
es entsteht Parodie. Mit einer angestrengten Einfachheit, die
erb
wie Steifheit wirkt, doch herzhaften Gefühles in manchen
Stel
Augenblicken fähig ist, gibt Frau Terwin die Josefa, Herr
werk
Olden macht einen glaubhaften Leutnant, Herr Homma
charakterisiert den Bildhauer durch Komödiendrastik und
190
Knebelbart, Herrn Xantho fehlt es an natürlicher Haltung.
bein
Fräulein Ullrich, als Sentimentale ein echtes, entwick¬
dam
lungsfähiges Talent, muß der Gusti Pflegner das Ent¬
bare
scheidende: Verführung und Humor schuldig bleiben. Ge¬
rei¬
legentlich (Glaskugeln im dritten Akt!) wird sie theater¬
schulhaft. Das ist der junge, sympathische Herr Riedl
nic
leider fast ohne Unterbrechung. Drei Akte Krampf der Ein
wie
fachheit.
zwis
Wirklich, Ihr nehmt es zu schwer. ...
6
Ernst Lothar. in
31. Im Spiel der erluefte
—.—ha9 Seikluppilen, # eim an niepathise) begäbter Zauberef
Ich ihm folgte, ist
ist und schließlich erschossen wird, — diese Figur steht im
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Mittelpunkt — erklärt sich schon nicht mehr aus seinem
n. Nach meiner
eigenen Schicksal, sondern aus dem des fascistischen Italien.
n, begeistert von
Ich scheue mich nicht, offen auszusprechen, das der Fascis¬
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Josefa, die betrogen wird, könnte betrügen: Tragödie der
denkt gar nicht
Konvention. Der Kaplan könnte aus der Kutte springen,
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Gelübdes; das Duell des Leutnants könnte zum Tode eines
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Partners und damit zum Wahnwitz jenes Gebetes führen,
das der Kaplan für die Errettung seines Bruders spricht.
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eines Gebetes, bei dem das Lebenbleiben eines Menschen den
Tod des andern voraussetzt; der junge Eduard könnte, da Gustr
vom Infanterie¬
auf einer Berghütte (wohin Schnitzler dergleichen gern
ruck stationiert,
verlegt) ihn nicht mehr als einen Knaben, sondern als Mann
n zu der des
gelten läßt, die Lousequenzen ziehen: Tragödie des Frühlings¬
der Leutnant
erwachens; der Herr Assistenzarzt, der den Lauspaß bekommt,
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könnte sich zur Wehr setzen und Fräulein Gusti die Karriere
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ruinieren: Tragödie der # fersucht.... All dies könnte ge¬
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schehen, denn für all dies sind die Schienen gelegt. Der Zug
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fährt trotzdem vorbei. Es kommt zwar in der dominieren¬
angeblich eine
den Szene des zweiten Aktes zu einer bei Blitz und Donner
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stattfindenden Auseinandersetzung zwischen Frau Josesa und
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al. Er umarmt
wicklung anzukündigen scheint. . .. doch Donner und Blitz
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machen der Sonne Platz: Frau Josefa wird, so lange der
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in Innsbruck Erfolg und ein Verhältnis mit dem Leutnant
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haben. Eduard wird Matura machen, der Assistenzarzi sich
schiedsbrief von
trösten, der Kaplan die Messe lesen. Ein Gewitter, das einen
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Sommertag lang über einem Hause schwebte, hat sich ver¬
mmer hat ihn
zogen, ohne Foigen und Erschütterung. (Mit Absicht des
Dichters.)
und in Frau
er trägt das
Diese Absicht entscheidet und gibt dem kleinen Kammer¬
schwerste der
spiel, das aus dem Drama zur Novelle strebt, seine Be¬
Wie ein Un¬
deutung. Denn Güte lag der Absicht zugrunde. Das Ent¬
die Gewißheit,
knoten und Entwirren, noch ehe der Knoten geschlungen, die
Verwirrung gestiftet ist, hat bezaubernd viel Nachsicht.
errn, vom Un¬
Etwas Aerztliches hat es, dies Sich=über-den=nackten=Leib¬
Beugen, das Ohr daran legen und, der Krankheil ungeachtet,
mMeister der
aufstehen und sprechen: Heilbar. Und etwas von ergreifen¬
Woher. Bleibt
der Selbstrechenschaft hat es, weil es Schnitzler ist, der dies
tut, Schnitzler, der so oft die Dinge tragisch genommen hat,
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dieselben Dinge, die er nun minder schwer, ja mit einem
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Villa Malta, Rom, 3. Januar 1913.
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel über Kiderlen
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Musik gestellten Stücke hat Dr. Beer nicht die glücklichste
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lich oder theatralisch. Mit dem Einfachen sieht es in dieser
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spielt den niederösterreichischen Kaplan, und wer ihm einen
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niederösterreichischen Kaplan glaubt, melde sich. Auch wird
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es immer schwieriger, darüber hinwegzusehen, daß Einfach¬
heit für Moissi fast unerreichbar wurde. Das Gezierte
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will nicht weichen, und wo das Wort vom Klange Nutzen
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mächtige Darsteller sich sagte: So geht es nicht weiter, oder
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werk
Olden macht einen glaubhaften Leutnant, Herr Homma
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Knebelbart, Herrn Xantho fehlt es an natürlicher Haltung.
bein
Fräulein Ullrich, als Sentimentale ein echtes, entwick¬
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lungsfähiges Talent, muß der Gusti Pflegner das Ent¬
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legentlich (Glaskugeln im dritten Akt!) wird sie theater¬
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Ernst Lothar. in