Seite 14
GEMEINDEBLATT
*
Iin
Im Spiel der Sommerlüfte
Links oben: Jenny Schaffer, Mira Rosowsky. Phot, Sonnenfeid.
Unten: Jenny Schaller, Friedeberg, Mira Rosowsky. Rechts oben: Friedeberg, Rosowsky, Phot. Chäteau-Anse-Szymanski
Mitte: Jennny Schaffer, Brandt, Friedeberg. Rosowsky. Hertner. Unfen: Brandt, Schaffer. Phot. Kikoler.
die Menschen, die sich ihr anvertraut haben.
hinausspricht ins Landschaftliche, in die Hügel,
Wälder und Wiesen, so wie auch diese hinwieder¬
kann ihnen nichts oder nicht viel g’schehn.
um bis tief ins Städtische, in die Straßen, Plätze
Aus solcher, gleichsam von der Botanik gemilder¬
und Ringe der Stadt förmlich hineinwachsen. Wien
ten Dramaturgie entsteht natürlich nichts Himmel¬
hängt in der Natur, die Natur hängt über Wien.
stürmerisches, aber desto schöner das bißchen Erden¬
Davon gibt es in dem Gesamtwerk Schnitzlers
seligkeit und Unseligkeit.
Zeugnisse und Bildnisse genug. Der Dichter Wiens,
Was kann denn schon geschehen? Professor
dessen produktive Kraft in einer Zeit gipfelt, wo
Friedlein, ein Bildhauer, hat einen Sohn, der
Sättigung und Sorglosigkeit das große und kleine
schon flügge, und eine Frau Josefa, die noch
gesellschaftliche Abenteuer begünstigten, wo die
eifersüchtig ist. Er fährt aus dem Sommerhaus
Erotik das Leben durchsäuerte, das von der Tra¬
täglich in die Stadt, ihre Eifersucht begleitet ihn.
dition her dem süßen Mädel und dem feschen
Der Sohn aber, noch mit Schwierigkeiten im Grie¬
Mann gehörte, wo es eine Lust war, zu leben, —
chischen kämpfend, hat seine Augen und Aufmerk¬
dieser Dichter der Stadt verlegte gern den Schau¬
samkeit mehr bei der Cousine Gusti Lechner, dem
platz städtischer Problematik aufs Land und nahm
Sommerlogiergast, die drauf und dran ist, den
ihr so das Ummauerte und Umzirkte, und auch die
Sprung von der Theaterschule auf die Bühne zu
strengen Begriffe der Endgültigkeit und Unent¬
machen.
rinnbarkeit, da ja in den Sommer- und Land¬
Die Unruhe des Herzens der Frau Josefa findet
häusern ohnchin alles auf Ab- und Aufbruch ein¬
ein Ziel in dem Kaplan des Dorfes, dessen reines
gerichtet zu sein pflegt. Davon haben viele seiner
Herz laut, wenn auch unbewußt für sie schlägt.
Stücke eine gleichsam vegetabilische Leichtigkeit
Noch scheint die Sonne, aber das Gewitter naht;
und einen ferienhaften Tonfall, worin die Gegen¬
ein Leutnant aus Innsbruck erscheint, der Bruder
sätze, aus denen nun einmal das Leben und das
des Kaplans. Hat in Wien zu tun. Ist nett zu
Drama besteht, sich sanft zum Guten oder wenig¬
Gusti Lechner, die ein Engagement in Innsbruck in
stens zum minder Bösen wenden. Das Feuer der
Aussicht hat. Reist nach ein paar Stunden wieder
Leidenschaft lodert nicht, es brennt, kniste-t und
ab und hinterläßt dem Bruder einen Brief, fast
verbrennt vor dem ländlichen Horizont und erlischt
einen Abschiedsbrief: er hat sich in Wien wegen
zugleich mit der untergehenden Sonne, die es ent¬
zündet hat.
So dauert auch das „Spiel der Sommerlüfte“
Nun bricht im Landhaus, am Himmel und zumal
—
Was werden wird) Alles wi
Duell geht gut aus, der Ver
trifft ein, desgleichen der Vate
Stadt mit guten Nachrichten
Gefühl für seine Frau. Der
gehen in die Berge. Und Gus
reist ab. Sie kennt ja nun schon
feschen Leutnant.
Mehrere Male also wird aus
überreifer und verzichtender L.
Akkord argeschlagen. Aber da
lüfte haucht darüber hin und ###
schaften und die Leiden. Es
es grünt und blüht noch alles,
welken und vergehen — die Ze
Alles muß erst Früchte tragen
darf. Was ist also schon gesche
ausgesprochen, man hat in die
Untiefen seiner Seele und seine
und chließlich ist jeder mit j
selbst ins reine gekommen. Ma
Landschaft und Jahreszeit der
Der Dichter nimmt und gibt
gischen
Das spielt zu Ende des vorig
wir alle, wenn wir überhaupt
kleine oder große Kinder war
gnadetsten Kinder jener Zeit al
Arthur Schnitzler, und so ist
gewesen, die ihn vermocht hat
und Stück in jener Zeit anzus
uns an seiner milden Kuns
sich
spiegelung, durch die
kenntlich macht. Wir freuen
an der sichern Hand des Dich
führen, den Dialog beziehungere
die Figuren menschlich zu rund
wie leicht und luftig auch seine
sein mag, von einem Dichter
war. Ein deutscher Meister aus
Die Aufführung des Kultur-
Fritz Jeßner sorgfältig und saut
ihren Rang erhob sie sich be
Leistung: durch die Josefa Jer
war ein Genuß, dieser von in
Schauspielerin zu folgen, wie si
dem Wienerischen mischte und
liche Form von hintergründiger
licß. Diese Figur war erlebt
Meisterstück zugleich der Disk
Die andere Frauenrolle, die
war mit Mira Rosowsky besetz
ein bitteres als ein süßes Mä
dem Stück manche Wirkungen
mischen vorenthalten. Fräulein
allem Talent, eine zu bewußte
Eine größere Lebendigkeit un
seinen bisherigen Rollen entwich
Brandt als Kaplan. In der g#
setzung mit Josefa entzündete
Mitspielerin und fand überzeuge
die darauf hinweisen, daß sein
Darstellung des Bekennerischer
Gehemmten liegt.
Einen sehr hoffnungsvollen A
Friedeberg in der Rolle des So
nahm er sich etwas, dann aber
das Motorische bei ihm ein, u
echte, erfühlte Figur eines
Talentprobe.
Auch der Darsteller des jun
durch auf, daß er nicht das
liegende Theater machte, sonder
GEMEINDEBLATT
*
Iin
Im Spiel der Sommerlüfte
Links oben: Jenny Schaffer, Mira Rosowsky. Phot, Sonnenfeid.
Unten: Jenny Schaller, Friedeberg, Mira Rosowsky. Rechts oben: Friedeberg, Rosowsky, Phot. Chäteau-Anse-Szymanski
Mitte: Jennny Schaffer, Brandt, Friedeberg. Rosowsky. Hertner. Unfen: Brandt, Schaffer. Phot. Kikoler.
die Menschen, die sich ihr anvertraut haben.
hinausspricht ins Landschaftliche, in die Hügel,
Wälder und Wiesen, so wie auch diese hinwieder¬
kann ihnen nichts oder nicht viel g’schehn.
um bis tief ins Städtische, in die Straßen, Plätze
Aus solcher, gleichsam von der Botanik gemilder¬
und Ringe der Stadt förmlich hineinwachsen. Wien
ten Dramaturgie entsteht natürlich nichts Himmel¬
hängt in der Natur, die Natur hängt über Wien.
stürmerisches, aber desto schöner das bißchen Erden¬
Davon gibt es in dem Gesamtwerk Schnitzlers
seligkeit und Unseligkeit.
Zeugnisse und Bildnisse genug. Der Dichter Wiens,
Was kann denn schon geschehen? Professor
dessen produktive Kraft in einer Zeit gipfelt, wo
Friedlein, ein Bildhauer, hat einen Sohn, der
Sättigung und Sorglosigkeit das große und kleine
schon flügge, und eine Frau Josefa, die noch
gesellschaftliche Abenteuer begünstigten, wo die
eifersüchtig ist. Er fährt aus dem Sommerhaus
Erotik das Leben durchsäuerte, das von der Tra¬
täglich in die Stadt, ihre Eifersucht begleitet ihn.
dition her dem süßen Mädel und dem feschen
Der Sohn aber, noch mit Schwierigkeiten im Grie¬
Mann gehörte, wo es eine Lust war, zu leben, —
chischen kämpfend, hat seine Augen und Aufmerk¬
dieser Dichter der Stadt verlegte gern den Schau¬
samkeit mehr bei der Cousine Gusti Lechner, dem
platz städtischer Problematik aufs Land und nahm
Sommerlogiergast, die drauf und dran ist, den
ihr so das Ummauerte und Umzirkte, und auch die
Sprung von der Theaterschule auf die Bühne zu
strengen Begriffe der Endgültigkeit und Unent¬
machen.
rinnbarkeit, da ja in den Sommer- und Land¬
Die Unruhe des Herzens der Frau Josefa findet
häusern ohnchin alles auf Ab- und Aufbruch ein¬
ein Ziel in dem Kaplan des Dorfes, dessen reines
gerichtet zu sein pflegt. Davon haben viele seiner
Herz laut, wenn auch unbewußt für sie schlägt.
Stücke eine gleichsam vegetabilische Leichtigkeit
Noch scheint die Sonne, aber das Gewitter naht;
und einen ferienhaften Tonfall, worin die Gegen¬
ein Leutnant aus Innsbruck erscheint, der Bruder
sätze, aus denen nun einmal das Leben und das
des Kaplans. Hat in Wien zu tun. Ist nett zu
Drama besteht, sich sanft zum Guten oder wenig¬
Gusti Lechner, die ein Engagement in Innsbruck in
stens zum minder Bösen wenden. Das Feuer der
Aussicht hat. Reist nach ein paar Stunden wieder
Leidenschaft lodert nicht, es brennt, kniste-t und
ab und hinterläßt dem Bruder einen Brief, fast
verbrennt vor dem ländlichen Horizont und erlischt
einen Abschiedsbrief: er hat sich in Wien wegen
zugleich mit der untergehenden Sonne, die es ent¬
zündet hat.
So dauert auch das „Spiel der Sommerlüfte“
Nun bricht im Landhaus, am Himmel und zumal
—
Was werden wird) Alles wi
Duell geht gut aus, der Ver
trifft ein, desgleichen der Vate
Stadt mit guten Nachrichten
Gefühl für seine Frau. Der
gehen in die Berge. Und Gus
reist ab. Sie kennt ja nun schon
feschen Leutnant.
Mehrere Male also wird aus
überreifer und verzichtender L.
Akkord argeschlagen. Aber da
lüfte haucht darüber hin und ###
schaften und die Leiden. Es
es grünt und blüht noch alles,
welken und vergehen — die Ze
Alles muß erst Früchte tragen
darf. Was ist also schon gesche
ausgesprochen, man hat in die
Untiefen seiner Seele und seine
und chließlich ist jeder mit j
selbst ins reine gekommen. Ma
Landschaft und Jahreszeit der
Der Dichter nimmt und gibt
gischen
Das spielt zu Ende des vorig
wir alle, wenn wir überhaupt
kleine oder große Kinder war
gnadetsten Kinder jener Zeit al
Arthur Schnitzler, und so ist
gewesen, die ihn vermocht hat
und Stück in jener Zeit anzus
uns an seiner milden Kuns
sich
spiegelung, durch die
kenntlich macht. Wir freuen
an der sichern Hand des Dich
führen, den Dialog beziehungere
die Figuren menschlich zu rund
wie leicht und luftig auch seine
sein mag, von einem Dichter
war. Ein deutscher Meister aus
Die Aufführung des Kultur-
Fritz Jeßner sorgfältig und saut
ihren Rang erhob sie sich be
Leistung: durch die Josefa Jer
war ein Genuß, dieser von in
Schauspielerin zu folgen, wie si
dem Wienerischen mischte und
liche Form von hintergründiger
licß. Diese Figur war erlebt
Meisterstück zugleich der Disk
Die andere Frauenrolle, die
war mit Mira Rosowsky besetz
ein bitteres als ein süßes Mä
dem Stück manche Wirkungen
mischen vorenthalten. Fräulein
allem Talent, eine zu bewußte
Eine größere Lebendigkeit un
seinen bisherigen Rollen entwich
Brandt als Kaplan. In der g#
setzung mit Josefa entzündete
Mitspielerin und fand überzeuge
die darauf hinweisen, daß sein
Darstellung des Bekennerischer
Gehemmten liegt.
Einen sehr hoffnungsvollen A
Friedeberg in der Rolle des So
nahm er sich etwas, dann aber
das Motorische bei ihm ein, u
echte, erfühlte Figur eines
Talentprobe.
Auch der Darsteller des jun
durch auf, daß er nicht das
liegende Theater machte, sonder