II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 128

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Im Spiel der Sommerlüfte
Links oben: Jenny Schaffer, Mira Rosowsky. Phot. Sonnenfeld.
Unten: Jenny Schalfer, Friedeberg, Mira Rosowsky. Rechts oben: Friedeberg, Rosowsky, Phot. Chäteau-Anse-Szymanski
Mitte: Jennny Schaffer, Brandt, Friedeberg. Rosowsky. Hertner. Unten: Brandt, Schalfer. Phot. Kikoler.
die Menschen, die sich ihr anvertraut haben.
Es
hinausspricht ins Landschaftliche, in die Hügel.
kann ihnen nichts oder nicht viel g’schehn.
Wälder und Wiesen, so wie auch diese hinwieder¬
um bis tief ins Städtische, in die Straßen, Plätze
Aus solcher, gleichsam von der Botanik gemilder¬
und Ringe der Stadt förmlich hineinwachsen. Wien
ten Dramaturgie entsteht natürlich nichts Himmel¬
hängt in der Natur, die Natur hängt über Wien.
stürmerisches, aber desto schöner das bißichen Erden¬
Davon gibt es in dem Gesamtwerk Schnitzlers
seligkeit und Unseligkeit.
Zeugnisse und Bildnisse genug. Der Dichter Wiens,
Was kann denn schon geschehen? Professor
dessen produktive Kraft in einer Zeit gipfelt, wo
Friedlein, ein Bildhauer, hat einen Sohn, der
Sättigung und Sorglosigkeit das große und kleine
schon flügge, und eine Frau Josefa, die noch
gesellschaftliche Abenteuer begünstigten, wo die
eifersüchtig ist. Er fährt aus dem Sommerhaus
Erotik das Leben durchsäuerte, das von der Tra¬
täglich in die Stadt, ihre Eifersucht begleitet ihn.
dition her dem süßen Mädel und dem feschen
Der Sohn aber, noch mit Schwierigkeiten im Grie¬
chischen kämpfend, hat seine Augen und Aufmerk¬
dieser Dichter der Stadt verlegte gern den Schau¬
samkeit mehr bei der Cousine Gusti Lechner, dem
platz städtischer Problematik aufs Land und nahm
Sommerlogiergast, die drauf und dran ist, den
ihr so das Ummauerte und Umzirkte, und auch die
Sprung von der Theaterschule auf die Bühne zu
strengen Begriffe der Endgültigkeit und Unent¬
machen.
rinnbarkeit, da ja in den Sommer- und Land¬
Die Unruhe des Herzens der Frau Josefa findet
häusern ohnehin alles auf Ab- und Aufbruch ein¬
ein Ziel in dem Kaplan des Dorfes, dessen reines
gerichtet zu sein pflegt. Davon haben viele seiner
Herz laut, wenn auch unbewußt für sie schlägt.
Stücke eine gleichsam vegetabilische Leichtigkeit
Noch scheint die Sonne, aber das Gewitter naht:
und einen ferienhaften Tonfall, worin die Gegen¬
ein Leutnant aus Innsbruck erscheint. der Bruder
sätze, aus denen nun einmal das Leben und das
des Kaplans. Hat in Wien zu tun. Ist nett zu
Drama besteht, sich sanft zum Guten oder wenig¬
Gusti Lechner, die ein Engagement in Innsbruck in
stens zum minder Bösen wenden. Das Feuer der
Aussicht hat. Reist nach ein paar Stunden wieder
Leidenschaft lodert nicht, es brennt, knistert und
ab und hinterläßt dem Bruder einen Brief, fast
verbrennt vor dem ländlichen Horizont und erlischt
einen Abschiedsbrief: er hat sich in Wien wegen
zugleich mit der untergehenden Sonne, die es ent¬
einer Liebelei zu duellieren.
zündet hat.
Nun bricht im Landhaus, am Himmel und zumal
So dauert auch das „Spiel der Sommerlüfte“
im Innern des Kaplans das Unwetter los. Aus¬
nicht länger als einen Tag voll Sonne und Gewitter
sprache zwischen ihm und Josefa. Es geht um
und eine Nacht voll heimlicher Unruhe und Ver¬
Gott, Glauben und Verantwortung. Das ist die
wirrung. Der nächste Tag schon strahlt seinen
Schale, der Kern aber ist das bißchen Liebe. Und
Morgen über beruhigte, neu beglückte und er¬
ebenso bricht durch andere Schalen derselbe Kern
wartungsvolle Gemüter aus. Sie haben eine No¬
velle erlebt, deren seelische Rechnung aufgeht, ehe
bei der leichtherzigen Gusti und dem „Jüngeling“
sie sich zum Roman oder gar zur Tragödie auf¬
Eduard. Gustis Freund und Geliebter, ein junger
Arzt aus der Stadt, bekommt den Abschied. Eduard
blähen kann. In der Landschaft, in dieser Land¬
schaft wachsen keine Tragödten. Sie hat zuviel
sitzt mit ihr, von wegen des Unwetters, eine Nacht
geruhige Idylle in sich. Die Mutter Erde hegt und
lang in einer Berghütte. Was wird werden? Alles
wankt ein bißichen.
pflegt mit den Bäumen, Blumen und Wiesen auch
reist ab. Sie kennt ja nun schon
feschen Leutnant.
Mehrere Male also wird aus w
überreifer und verzichtender Lit
Akkord angeschlagen. Aber das
lüfte haucht darüber hin und s#
schaften und die Leiden. Es i
es grünt und blüht noch alles, e
welken und vergehen — die Zeit
Alles muß erst Früchte tragen.
darf. Was ist also schon geschel
ausgesprochen, man hat in die
Untiefen seiner Seele und seines
und schließlich ist jeder mit je
selbst ins reine gekommen, Man
Landschaft und Jahreszeit der S
Der Dichter nimmt und gibt
gischen
Das spielt zu Ende des vorigen
wir alle, wenn wir überhaupt 30
kleine oder große Kinder waren
gnadetsten Kinder jener Zeit abe
Arthur Schnitzler, und so ist u
gewesen, die ihn vermocht hat,
und Stück in jener Zeit anzusi
uns an seiner milden Kunst
spiegelung, durch die sich
kenntlich macht. Wir freuen
an der sichern Hand des Dichte
führen, den Dialog bezichungsrei
die Figuren menschlich zu runde
wie leicht und luftig auch seine
sein mag, von einem Dichter,
war. Ein deutscher Meister aus
Die Aufführung des Kultur-
Fritz Jeßner sorgfältig und saube
ihren Rang erhob sie sich besg
Leistung: durch die Josefa Jeng
war ein Genuß, dieser von ind
Schauspielerin zu folgen, wie sie
dem Wienerischen mischte und d
liche Form von hintergründiger
ließ. Diese Figur war erlebt u
Meisterstück zugleich der Diskr
Die andere Frauenrole, die
war mit Mira Rosowsky besetz
ein bitteres als ein süßes Mäch
dem Stück manche Wirkungem
mischen vorenthalten. Fräulein
allem Talent, eine zu bewußte 5
Eine größere Lebendigkeit und
seinen bisherigen Rollen entwick
Brandt als Kaplan. Ii. der ###
setzung mit Josefa entzündete
Mitspielerin und fand überzeugen
die darauf hinweisen, daß seine
Darstellung des Bekennerischen
Gehemmten liegt.
Einen sehr hoffnungsvollen An
Friedeberg in der Rolle des Soh
nahm er sich etwas, dann aber
das Motorische bei ihm ein, un
echte, erfühlte Figur eines Ju
Talentprobe.
Auch der Darsteller des jung
durch auf, daß er nicht das
liegende Theater machte, sonder
quälten, leicht dumpfen Mensch
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FRITZ RING
Charlottenburg, Joschimsthal
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