Cks
6 S
Die FraenSchal box 34/5
Zeitung: Berliner Volkszeitung
Adresse: Berlin
& Mailgly
Hatne
„Literatur" zu stellen, diese köstliche Persiflage auf die Unwahr=
Theater in der Königgrätzer Straße.
haftigkeit verschleierter Lebensromaue, auf Dichtersmann und
dichtendes Weib die beide irgendwie kapitulieren müssen vor dom
Aubur=Schnißler=Abend.
Baron, der von Literatur nicht mehr weiß, als der gute Ton unum¬
Ein Abend, den man schon vor Mitternacht loben kann; gilt er
gänglich ersordert. Erst mit diesem Schlußwort wird das Anatol¬
doch Arthur Schnitzler, den man selten genug auf Berliner
Spiel in die Sphäre lächelnder Ironien gerückt. Das letzte Stück!
Bühnen findet. Nur im Kleinen Theater erinnert man sich andauernd
entschied denn auch den Erfolg des Abends.
der „Liebelei“, dem Schauspiel des jungen Schnitzter. Der Abend in
der Königgräßer Straße führt noch weiter zurück: er gibt in der
Das Wienerische der Anatolszenen ist der Nährboden — im
ersten Hälfte das Erstlingswerk, die „Anatol=Szenen“ des Einund¬
„Absthiedssonper“ ist bewiesen, daß man den Bodon nicht genügend“
dreißigjährigen, der mit diesen Gesprächen rund um die Liebe zum
vorbereitet hatte. Fräulein Orska muß in der Königgrätzer Straße ?
literarischen Apostel der Wiener Jugend von damals wurde. Anatol
auch dann Primadonna sein, wenn sie Vorstadtmädel sein soll; erst
wurde Typus, Vorbild und Zdeal. Lang ist's her.
die Charakteristik der Hausmeisterstochter kann die ganze Szene*
Man ist auf das Wiedersehen einigermaßen gespannt. A#er es
erklären. Für die Cora läßt man den Versuch, interessante Polin#
bringt keine sonderlichen Ueberraschungen. Schon die erste Szene,
zu spielen, immerhin gelten, die Annie freilich ist bei Schnitzler alles
die „Frage an das Schicksal“, bestätigt nur die früheee Er¬
eher als „interessant“ oder Polin. Engen Burg ist dreimal Anatol,
fahrung, daß dieser geistvolle Dialog die offene Szene nur zur
zweimal mit zu betonter geistiger Entschiedenheit, dann sehr frisch?
Hälfte zu füllen vermag. Die Sache wird erst lebendig, wenn Anatol
im dritten Stück, ausgezeichnet aber in „Literatur“ Hier holt auch
nach dem Rezept seines Freundes Max mit der Geliebten das
Alexander Ekert die heitersten Wirkungen aus salschen Brustlönon; &
hypnotische Spiel beginnt, das Antwort geben soll aufsdie Schicksals¬
als Anatols Freund bewährte er sic schon vorher. Irene Triesch,
frage: „Ist Cora treu?“ Man erfährt es nicht, denn es ist Anatols!
für die Emilie weniger geschaffen, spielte die literarische Margarethe*
Schicksal, vor der Schicksalsfrage zurückzuschrecken. Die Gewißheit
M. Sch.
mit Geist und Lanne.
könnte fürchterlicher wirken als alle peinigende Ungewißheit. Auch
eine Frage an das
das zweite Stückchen, „Denksteine“ ist
Schicksal, und auch hier trägt es einen weiblichen Namen. Ein Zehn¬
minntendrama der Empfindungen, Bringt es auch nicht zuviel, so
weiß man am Ende doch, daß mancher Schnitzler von heute aus dem
schwarzen Diamanten einer rosenroten Sünde ein dreisach geschliffenes
abendfallendes Stück konstruieren würde. Für abendfüllende, aus¬
gewachsene Affären ha“ Anatol keine Zeit. Er jagt von Verkust zu
Gewinn, von Erobernn zur Niederlage. Erst im „Abschieds¬
sonper“ wird der Grist der kleinen Szene zum guten Theater¬
isch und witzig wirkt heute noch dieses
geist. Wie
die Verabschiedung seiner
dem Anatol
Souper, mit
und wie lückenlos ist
will,
Anpse zart bewirken
die Logik, mit der Anatol den Abschied erhält! Hier werden die
Töne des sehr belesenen Helden von den Tönen wirklichen Lobens
geschlagen; hier zeigt sich der Treivierteltakt wienerischer Gefühle in
hellster Beleuchtung. Und im Grunde ist Anatol jung geblieben,
wenn er auch längst nicht mehr das Idol einer Jugend ist. Aber
Arthur Schnitzlers Eigenstes, der Reiz seiner Dialoge, das leicht¬
ironische Geplander vo Menschen, denen die Liebe ein Rätsel sein muß.
dies kann auch jetzt noch nicht zu leicht besunden werden, obschon es
in absichtsvoller Nähe der Viieratur lebt. Es war ein anter Gedanke
sch an das Ende der Ahatol=Reihe die
des Regissours Err#l
6 S
Die FraenSchal box 34/5
Zeitung: Berliner Volkszeitung
Adresse: Berlin
& Mailgly
Hatne
„Literatur" zu stellen, diese köstliche Persiflage auf die Unwahr=
Theater in der Königgrätzer Straße.
haftigkeit verschleierter Lebensromaue, auf Dichtersmann und
dichtendes Weib die beide irgendwie kapitulieren müssen vor dom
Aubur=Schnißler=Abend.
Baron, der von Literatur nicht mehr weiß, als der gute Ton unum¬
Ein Abend, den man schon vor Mitternacht loben kann; gilt er
gänglich ersordert. Erst mit diesem Schlußwort wird das Anatol¬
doch Arthur Schnitzler, den man selten genug auf Berliner
Spiel in die Sphäre lächelnder Ironien gerückt. Das letzte Stück!
Bühnen findet. Nur im Kleinen Theater erinnert man sich andauernd
entschied denn auch den Erfolg des Abends.
der „Liebelei“, dem Schauspiel des jungen Schnitzter. Der Abend in
der Königgräßer Straße führt noch weiter zurück: er gibt in der
Das Wienerische der Anatolszenen ist der Nährboden — im
ersten Hälfte das Erstlingswerk, die „Anatol=Szenen“ des Einund¬
„Absthiedssonper“ ist bewiesen, daß man den Bodon nicht genügend“
dreißigjährigen, der mit diesen Gesprächen rund um die Liebe zum
vorbereitet hatte. Fräulein Orska muß in der Königgrätzer Straße ?
literarischen Apostel der Wiener Jugend von damals wurde. Anatol
auch dann Primadonna sein, wenn sie Vorstadtmädel sein soll; erst
wurde Typus, Vorbild und Zdeal. Lang ist's her.
die Charakteristik der Hausmeisterstochter kann die ganze Szene*
Man ist auf das Wiedersehen einigermaßen gespannt. A#er es
erklären. Für die Cora läßt man den Versuch, interessante Polin#
bringt keine sonderlichen Ueberraschungen. Schon die erste Szene,
zu spielen, immerhin gelten, die Annie freilich ist bei Schnitzler alles
die „Frage an das Schicksal“, bestätigt nur die früheee Er¬
eher als „interessant“ oder Polin. Engen Burg ist dreimal Anatol,
fahrung, daß dieser geistvolle Dialog die offene Szene nur zur
zweimal mit zu betonter geistiger Entschiedenheit, dann sehr frisch?
Hälfte zu füllen vermag. Die Sache wird erst lebendig, wenn Anatol
im dritten Stück, ausgezeichnet aber in „Literatur“ Hier holt auch
nach dem Rezept seines Freundes Max mit der Geliebten das
Alexander Ekert die heitersten Wirkungen aus salschen Brustlönon; &
hypnotische Spiel beginnt, das Antwort geben soll aufsdie Schicksals¬
als Anatols Freund bewährte er sic schon vorher. Irene Triesch,
frage: „Ist Cora treu?“ Man erfährt es nicht, denn es ist Anatols!
für die Emilie weniger geschaffen, spielte die literarische Margarethe*
Schicksal, vor der Schicksalsfrage zurückzuschrecken. Die Gewißheit
M. Sch.
mit Geist und Lanne.
könnte fürchterlicher wirken als alle peinigende Ungewißheit. Auch
eine Frage an das
das zweite Stückchen, „Denksteine“ ist
Schicksal, und auch hier trägt es einen weiblichen Namen. Ein Zehn¬
minntendrama der Empfindungen, Bringt es auch nicht zuviel, so
weiß man am Ende doch, daß mancher Schnitzler von heute aus dem
schwarzen Diamanten einer rosenroten Sünde ein dreisach geschliffenes
abendfallendes Stück konstruieren würde. Für abendfüllende, aus¬
gewachsene Affären ha“ Anatol keine Zeit. Er jagt von Verkust zu
Gewinn, von Erobernn zur Niederlage. Erst im „Abschieds¬
sonper“ wird der Grist der kleinen Szene zum guten Theater¬
isch und witzig wirkt heute noch dieses
geist. Wie
die Verabschiedung seiner
dem Anatol
Souper, mit
und wie lückenlos ist
will,
Anpse zart bewirken
die Logik, mit der Anatol den Abschied erhält! Hier werden die
Töne des sehr belesenen Helden von den Tönen wirklichen Lobens
geschlagen; hier zeigt sich der Treivierteltakt wienerischer Gefühle in
hellster Beleuchtung. Und im Grunde ist Anatol jung geblieben,
wenn er auch längst nicht mehr das Idol einer Jugend ist. Aber
Arthur Schnitzlers Eigenstes, der Reiz seiner Dialoge, das leicht¬
ironische Geplander vo Menschen, denen die Liebe ein Rätsel sein muß.
dies kann auch jetzt noch nicht zu leicht besunden werden, obschon es
in absichtsvoller Nähe der Viieratur lebt. Es war ein anter Gedanke
sch an das Ende der Ahatol=Reihe die
des Regissours Err#l