ere eeeen
Teil Kommen Wird. In der ae Woreer erz-er
wägender Vernunft wird bestehen können. Gewiß wird auch
näherung ihre nationale Eigenart und kulturelle Besonderheit
in der Religion der Zukunft das Dogma nicht eine über¬
aufgeben werden. Wie die vielen verschiedenen Sprachen
wundene Lehre sein, aber es wird den Wert einer blohi
individualsierte Ausdrucksformen des allmenschlichen logi¬
subjektiven Glaubenslehre haben. „Ein gesunder Mensch
#hen Denkens, so sind die verschiedenen geschichtlichen
braucht beides: Glauben und Denken. Wo sich der Glaube
Religionen individualisierte Ausdrucksmittel und Erschei¬
behaupten zu können meint, ohne das Denken von sich
nungsformen der einen religiösen Idee, die in allen Be¬
wissen zu machen, da muß auf die Dauer entweder der
kenntnissen und Riten in verschiedenen Farbenstrahlungen
Glaube erstarren oder das Denken verkümmern. Um der
erscheint. In diesem Sinne hat Imanuel Kant geäußert:
Ganzheit des Menschen willen dürten also Glauben und
„Es gibt keine Verschiedenheit der Religionen, so wenig
Denken einander nicht fremd bleiben.““)
wie es eine Verschiedenheit der Moralen gibt; es kann wohl
verschiedene (historische) Glaubensformen geben, aber nur
eine einzige für alle Menschen und für alle Zeiten gültige
*) Franz Rosenzweig, Zweistromland, Seite 198.
Religion.“ Das erinnert an ein Wort, das der letzte der
Ein reiner Gottesglaube, der vom Gemüt die erwärmende
und von der Vernunft die erhellende, aufklärende Kraft
altbiblischen Propheten gekündet hat: „Vom Aufgang der
empfängt, der zugleich als bestimmender Beweggrund sozial¬
Sonne bis zu ihrem Untergange ist groß mein Name unter
sittlicher Lebensauffassung und Lebensgestaltung wirksam
den Völkern und allerorten wird meinem Namen reine
wird, das ist die Religion, die den Anstürmen und Er¬
Opfergabe dargebracht, denn groß ist mein Name, spricht
schütterungen zukünftiger Umwälzungen und Neugestaltun¬
gen am stärksten wird widerstehen können. Das aber ist
der Herr der Heerscharen.“
geläutertes Judentum, dessen Uberlegenheit gegeben ist in
Welchen Sonderbeitrag zur Religion der Zukunft unser
der Vernunftgemäßheit seiner Glaubenslehren und in der
geistiges Vätererbe zu leisten hat, darüber noch eine Schlu߬
Wirklichkeitsgemäßheit seiner Sittlichkeits- und Heiligungs¬
betrachtung.
lehren. In diesem Zusammenstimmen von Vernunft und
Gemüt ist die Zukunft unseres geistigen Vätererbes ver¬
Seit Schleiermacher im Jahre 1799 seine Reden
bürgt, darauf gründet sich die Daseinsnotwendigkeit des
„über die Religion an die Gebildeten unter ihren Ver¬
Judentums und die Gewißheit, daß es Ewigkeitswert hat.
ächtern“ veröffentlichte, ist die Bedeutung des Gemüts¬
Darauf stützt sich die Hoffnung unserer Bekennergemein¬
letter“ als Quellpunkt aller beseelt religiösen Außierungen
schaft seit den Tagen des Secharja, daß einst der Ewige
im Gegensatz zur Vernunftreligion immer stärker betent
Konig sein werde über die ganze Erde, der Lwige cinnig
und sein Name einzig!
worden. In unserer Zeit hat das „Irrationale“ geradezu
Tinur Schnitzlers Epllog
keine in wilden Entladungen hinprasselnde Tragödie, es ist
Der Kulturbund deutscher Juden in Berlin beschließt die
ein leises Spiel, bei dem sich der Schicksalsknoten fast
Arbeit seines ersten Jahres, indem er eine dramatische
unmerklich schürzt und mit einem schmerrlichen Lächeln
Arbeit von Arthur Schnitzler zur Aufführung
wieder aufgelöst wird.
bringt. Und zwar ist es die letzte Bühnendichtung des
Ein Spiel, ein melancholisches Spiel, das ist im Grunde
Wiener Autors, es ist sein in Berlir Lishe, noch nicht
Schnitzlers Werk immer geweser. Seine früheste Schöpfung
gezeigles ernstes Spiel, betitelt „Im Spiel d.: Som¬
dramatischer Form, wenigstens die früheste von selbständiger
meriufte“. In dieser Aufführung mag man zuerst Einen
Lebenskraft, waren ja die Szenen des „Anatol“. Dieser
Akt der Pietät sehen die dem bedeutendsten deutschen
junge Wiener Lebemann, der von einem Abenteuer zum
Autor jüdischer Abstammung bewiesen wird, der am
underen, aber eigentlich auch immer von einer Enttäuschung
theatralischen Leben der letzten Epoche beteiligt war.
zur anderen eilt, ist die am meisten typische Figur, die
Tatsächlich neigen nämlich sowchl die Gegner wie die
Schnitzler geschaffen hat; und er charakterisiert sich selbst
Verteidiger des Judentums dazu, den Anteil der Juden
mit den Worten: „Einleichtsinniger Melancho¬
an der dramatischen Produktion in dem Deutschland der
liker“. Und das kennzeichnet allerdings vorzüglich das
20. Jahrhundertswende sehr zu überschätzen. Ein genaues
Wesen des höheren Bürgertums am 19. Jahrhundertsende.
Zusehen aber ergibt, daß Arthur Schnitzler in diesem
Es ist die Welt, der ihre reichen Mittel schal werden.
deutschen Zeitraum der einzige Dichter jüdischer Ab¬
weil sie keinen Glauben mehr hat, weil sie kein Ziel sicht,
kunft war, der nicht mit ein oder dem anderen Werk.
für das sie ihre Kräfte einsetzen kann, weil ihr alles zum
sondern mit der ganzen Folge seiner Produktion Inehr als
Spiel wird. Schnitzler zeichnet dieses Wesen mit der ganzen
ein Vierteljahrhundert lang die deutschen Bühnen be¬
spielerischen Anmut der Stadt Wien, in der er geboren
schäftigte und eine wirkliche Bedeutung für die Bildung des
war und der er zu innerst angehörte. Aber daß er den
höheren deutschen Repertoires in diesem Zeitraum hatte.
Mangel dieser zerspielten Welt mit so melancholischer
Erst zu allerletzt, in der Zeit nach dem Kriege, hösten
Heftigkeit empfindet, das hat wohl mit seinem Judentum
auch die späten Stücke Arthur Schnitzlers auf, ein selbst¬
4 zu tun. Denn dem Juden bleibt, auch wenn er einer ganz
verständlicher und allgemeiner Bestandteil des deutschen
glaubenslosen Zeit und Umwelt angehört, von seiner großen.
Bühnenspielplans zu sein; seine letzten Dramen sind zwar
Tradition her zum mindesten noch jene Unruhe im Blut,
noch alle in Wien, aber im Reich nur noch vereinzelt zur
die ein in erliches Vermissen des Glaubens, eine Trauer
Aufführung gelangt. Bei der Bedeutung aber, die Arthur
über seinen Verlust bedeutet.
Schnitzler als künstlerischer Repräsentant seiner Epoche be¬
In sehr vielen Variationen, von der „Liebelei“ über den
sitzt, und bei der, wie gesagt, einzigartigen Bedeutung, die
„Parazelsus“ und den „Grünen Kakadu“ zum „Einsamen
ihr gerade als Juden innerhalb des deutschen Bühnen¬
eg und zur „Komödie der Worte“ hat Schnitzler das
ledens zukommt, scheint es eine Ehrenpflicht, auch semn
melancholische Spiel gestaltet von den sehnsüchtigen Lebens¬
letztes Werk in der Weise zu Gehör zu bringen, in dier
kräften, Jie sich verwirren, weil ihnen innerliche Zielsetzung
das Dichterwort eines Dramatikers allein wahrhaft gehört
fehlt; immer wieder hat er gedichtet, von dem Spiel, das
werden kann — durch eine Aufführung.
in gefährlichen Ernst, von dem Ernst, der in lässiges Spiel
Indessen hat dieses Drama „Im Spiel der Sommerlüfte“
übergcht, weil die Grenzsetzung eines gläubigen Wertgefühls
auch an sich Reiz und Wert, es verdient nicht nur als
fehlt. Die eigensten Szenen, die Schnitzler auf die Bühne
das letzte Werk seines Verfassers gekannt zu werden;
gebrachi hat, sind deshalß alle nicht gekennzeichnet durch
man soll es hören, weil es noch einmal eine sehr reine,
den Wettzrschlag furchtbarer Entladungen — ein leises
sehr selbständige Ausprägung von Arthur Schnitzlers
Hinschwinden, ein lächelndes Vorübergehen, ein schmerz¬
innerstem Wesen ist. Das gilt nicht in gleichem Maße für
liches Verzichten — das ist Arthur Schnitzlers ureigenste
seine vorletzten, dieser unmittelbar voraufgehenden Bühnen¬
Melodie. Und diese Melodie ertönt noch eimal im „Spiel
dichtungen: die waren unter dem Druck der Zeit von einer
der Sommerlüfte“.
pathetischen Anspannung gezeichnet, die eigentlich dem
Auch die Gestalten treten auf, die wir sehr ähnlich schon
innersten Wesen Schnitziers kaum entsprach, und sie waren
in Schnitziers Werken haben vorbeigehen schen. Da ist
deshalb auch in der Form unselbständiger und schwächer.
der Könstler, der Bildhauer, der Professor, der sicherlich
In diesem „Spiel der Sommerlüfte“ aber kehrt Schnitzler
abseits von seiner teuren Ehegattin manches Abenteuer be¬
noch einmal, unter Verzicht auf jede pathelische Steige¬
sicht, auch nicht ganz ohne Interesse auf seine junge Nichte
rung, zu seinem eigensten Wesen zurück. Und es ist deshalb
Wen erhne demes Telter 1
und deiner Wohnstatt Deg
spare nicht.
Mache lang deine Taue
und fest deie Pflöcke.
(3) Denn nach rechts und nach
ausbrechen.
Deine Nachkommen werden!
Und verlassene Städte besie
(4) Fürchte dich nicht; denn du
schanden.
Sei nicht beschämt; denn du
täuscht.
Denn die Schande deiner
vergessen
und deiner Witwenschaft Sch
gedenken.
Denn dein Gemahl ist dein S
(5)
Ewiger der Heere sein Nam
Und dein Erlöser Isracls H#
Gott der ganzen Erde geheih
(6)
Ja, wie ein verlassen Weib,
ein in der Seele verstörten
Ewige.
Doch das Weib der Jugend
es verschmäht,
spricht dein Gott.
(7) Einen kurzen Augenblick
doch mit ewigen. Erbarmen
(8) Im überwallenden Zorn barg
vor dir einen Augenblick.
Aber in ewiger Gnade erbar
Spricht dein Erbarmer, der
Wie die Wasser des Noah
Wie ich geschworen, daß
sollen
Des Noah Wasser über die
So schwöre ich, dir nicht m
Noch je dir zu dräuen.
(10) Mögen die Berge weichen
und die Hügel wanken,
Doch meine Gnade von dir
Und der Bund meines Fried
Spricht dein Erbarmer, der
blickt — und der schließllich doch. z
Lebensgefährtin zurür' findet. Da ist
Schwelle des Alters, in der sich abe
kraft sehnsüchtig regt, und die sich fag
neigt, um dann doch in dem stets ge
Hlalt zu finden. Da ist der Sohn der
jährige, der Knabe im ersten Abente
der Liebe. Und da ist jene Nichte,
die mit leicht
das Schauspielerin
lasie und ohne vir: amung sich wer
zuneigt, und die doc, einen Halt, eine
dem Ehrgeiz findet, der sie mit vernüng
sein in ihren Beruf reißt. Aber da ##
Brüder aus jenen Bezirken, die Schnitz
umspielt hat, weil sie bei sonst völlig
doch beides Bereiche der strengsten B
ist der eine, Offizier der andere. Da#
Duells bedroht dus Leben des Soldate
Leidenschaft senkt Zweifel und Gefal
die Brust des Priesters. — Aber im J
geht d.. Gefahr vorüber. an den beid
Menschen. Alle entscheidenden Krie
sprochen: eine schmerzliche Selbstüber
des Entsagen, ein stilles Sichtrennen —
all dieser kleinen und doch in die 1
flikte. Spätsommer ist. Noch zuckt 1
auf, aber doch „herbstelt“ es schon se
dankbar einen schönen Tag, aber sch
an, das schöne Land zu verlassen. —
halt geht zu Ende; aber eine ganze
zu Ende. Noch einmal spüren wir
und die Melancholie ihres Zweisels.
gen Jahrhunder. s“ spielt nac
drücklicher Anweisung dies Stück, d
mütige Drama des Spieles der Somme
Wahrheitsliebe, die zartsinnige Kunst
mull man ehren, der seiner Generatio
errichtete. — Dann freilich wollen
sanft schmerzlichen Abschiedstölien a
zukunftsvolleren.
Teil Kommen Wird. In der ae Woreer erz-er
wägender Vernunft wird bestehen können. Gewiß wird auch
näherung ihre nationale Eigenart und kulturelle Besonderheit
in der Religion der Zukunft das Dogma nicht eine über¬
aufgeben werden. Wie die vielen verschiedenen Sprachen
wundene Lehre sein, aber es wird den Wert einer blohi
individualsierte Ausdrucksformen des allmenschlichen logi¬
subjektiven Glaubenslehre haben. „Ein gesunder Mensch
#hen Denkens, so sind die verschiedenen geschichtlichen
braucht beides: Glauben und Denken. Wo sich der Glaube
Religionen individualisierte Ausdrucksmittel und Erschei¬
behaupten zu können meint, ohne das Denken von sich
nungsformen der einen religiösen Idee, die in allen Be¬
wissen zu machen, da muß auf die Dauer entweder der
kenntnissen und Riten in verschiedenen Farbenstrahlungen
Glaube erstarren oder das Denken verkümmern. Um der
erscheint. In diesem Sinne hat Imanuel Kant geäußert:
Ganzheit des Menschen willen dürten also Glauben und
„Es gibt keine Verschiedenheit der Religionen, so wenig
Denken einander nicht fremd bleiben.““)
wie es eine Verschiedenheit der Moralen gibt; es kann wohl
verschiedene (historische) Glaubensformen geben, aber nur
eine einzige für alle Menschen und für alle Zeiten gültige
*) Franz Rosenzweig, Zweistromland, Seite 198.
Religion.“ Das erinnert an ein Wort, das der letzte der
Ein reiner Gottesglaube, der vom Gemüt die erwärmende
und von der Vernunft die erhellende, aufklärende Kraft
altbiblischen Propheten gekündet hat: „Vom Aufgang der
empfängt, der zugleich als bestimmender Beweggrund sozial¬
Sonne bis zu ihrem Untergange ist groß mein Name unter
sittlicher Lebensauffassung und Lebensgestaltung wirksam
den Völkern und allerorten wird meinem Namen reine
wird, das ist die Religion, die den Anstürmen und Er¬
Opfergabe dargebracht, denn groß ist mein Name, spricht
schütterungen zukünftiger Umwälzungen und Neugestaltun¬
gen am stärksten wird widerstehen können. Das aber ist
der Herr der Heerscharen.“
geläutertes Judentum, dessen Uberlegenheit gegeben ist in
Welchen Sonderbeitrag zur Religion der Zukunft unser
der Vernunftgemäßheit seiner Glaubenslehren und in der
geistiges Vätererbe zu leisten hat, darüber noch eine Schlu߬
Wirklichkeitsgemäßheit seiner Sittlichkeits- und Heiligungs¬
betrachtung.
lehren. In diesem Zusammenstimmen von Vernunft und
Gemüt ist die Zukunft unseres geistigen Vätererbes ver¬
Seit Schleiermacher im Jahre 1799 seine Reden
bürgt, darauf gründet sich die Daseinsnotwendigkeit des
„über die Religion an die Gebildeten unter ihren Ver¬
Judentums und die Gewißheit, daß es Ewigkeitswert hat.
ächtern“ veröffentlichte, ist die Bedeutung des Gemüts¬
Darauf stützt sich die Hoffnung unserer Bekennergemein¬
letter“ als Quellpunkt aller beseelt religiösen Außierungen
schaft seit den Tagen des Secharja, daß einst der Ewige
im Gegensatz zur Vernunftreligion immer stärker betent
Konig sein werde über die ganze Erde, der Lwige cinnig
und sein Name einzig!
worden. In unserer Zeit hat das „Irrationale“ geradezu
Tinur Schnitzlers Epllog
keine in wilden Entladungen hinprasselnde Tragödie, es ist
Der Kulturbund deutscher Juden in Berlin beschließt die
ein leises Spiel, bei dem sich der Schicksalsknoten fast
Arbeit seines ersten Jahres, indem er eine dramatische
unmerklich schürzt und mit einem schmerrlichen Lächeln
Arbeit von Arthur Schnitzler zur Aufführung
wieder aufgelöst wird.
bringt. Und zwar ist es die letzte Bühnendichtung des
Ein Spiel, ein melancholisches Spiel, das ist im Grunde
Wiener Autors, es ist sein in Berlir Lishe, noch nicht
Schnitzlers Werk immer geweser. Seine früheste Schöpfung
gezeigles ernstes Spiel, betitelt „Im Spiel d.: Som¬
dramatischer Form, wenigstens die früheste von selbständiger
meriufte“. In dieser Aufführung mag man zuerst Einen
Lebenskraft, waren ja die Szenen des „Anatol“. Dieser
Akt der Pietät sehen die dem bedeutendsten deutschen
junge Wiener Lebemann, der von einem Abenteuer zum
Autor jüdischer Abstammung bewiesen wird, der am
underen, aber eigentlich auch immer von einer Enttäuschung
theatralischen Leben der letzten Epoche beteiligt war.
zur anderen eilt, ist die am meisten typische Figur, die
Tatsächlich neigen nämlich sowchl die Gegner wie die
Schnitzler geschaffen hat; und er charakterisiert sich selbst
Verteidiger des Judentums dazu, den Anteil der Juden
mit den Worten: „Einleichtsinniger Melancho¬
an der dramatischen Produktion in dem Deutschland der
liker“. Und das kennzeichnet allerdings vorzüglich das
20. Jahrhundertswende sehr zu überschätzen. Ein genaues
Wesen des höheren Bürgertums am 19. Jahrhundertsende.
Zusehen aber ergibt, daß Arthur Schnitzler in diesem
Es ist die Welt, der ihre reichen Mittel schal werden.
deutschen Zeitraum der einzige Dichter jüdischer Ab¬
weil sie keinen Glauben mehr hat, weil sie kein Ziel sicht,
kunft war, der nicht mit ein oder dem anderen Werk.
für das sie ihre Kräfte einsetzen kann, weil ihr alles zum
sondern mit der ganzen Folge seiner Produktion Inehr als
Spiel wird. Schnitzler zeichnet dieses Wesen mit der ganzen
ein Vierteljahrhundert lang die deutschen Bühnen be¬
spielerischen Anmut der Stadt Wien, in der er geboren
schäftigte und eine wirkliche Bedeutung für die Bildung des
war und der er zu innerst angehörte. Aber daß er den
höheren deutschen Repertoires in diesem Zeitraum hatte.
Mangel dieser zerspielten Welt mit so melancholischer
Erst zu allerletzt, in der Zeit nach dem Kriege, hösten
Heftigkeit empfindet, das hat wohl mit seinem Judentum
auch die späten Stücke Arthur Schnitzlers auf, ein selbst¬
4 zu tun. Denn dem Juden bleibt, auch wenn er einer ganz
verständlicher und allgemeiner Bestandteil des deutschen
glaubenslosen Zeit und Umwelt angehört, von seiner großen.
Bühnenspielplans zu sein; seine letzten Dramen sind zwar
Tradition her zum mindesten noch jene Unruhe im Blut,
noch alle in Wien, aber im Reich nur noch vereinzelt zur
die ein in erliches Vermissen des Glaubens, eine Trauer
Aufführung gelangt. Bei der Bedeutung aber, die Arthur
über seinen Verlust bedeutet.
Schnitzler als künstlerischer Repräsentant seiner Epoche be¬
In sehr vielen Variationen, von der „Liebelei“ über den
sitzt, und bei der, wie gesagt, einzigartigen Bedeutung, die
„Parazelsus“ und den „Grünen Kakadu“ zum „Einsamen
ihr gerade als Juden innerhalb des deutschen Bühnen¬
eg und zur „Komödie der Worte“ hat Schnitzler das
ledens zukommt, scheint es eine Ehrenpflicht, auch semn
melancholische Spiel gestaltet von den sehnsüchtigen Lebens¬
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kräften, Jie sich verwirren, weil ihnen innerliche Zielsetzung
das Dichterwort eines Dramatikers allein wahrhaft gehört
fehlt; immer wieder hat er gedichtet, von dem Spiel, das
werden kann — durch eine Aufführung.
in gefährlichen Ernst, von dem Ernst, der in lässiges Spiel
Indessen hat dieses Drama „Im Spiel der Sommerlüfte“
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auch an sich Reiz und Wert, es verdient nicht nur als
fehlt. Die eigensten Szenen, die Schnitzler auf die Bühne
das letzte Werk seines Verfassers gekannt zu werden;
gebrachi hat, sind deshalß alle nicht gekennzeichnet durch
man soll es hören, weil es noch einmal eine sehr reine,
den Wettzrschlag furchtbarer Entladungen — ein leises
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Hinschwinden, ein lächelndes Vorübergehen, ein schmerz¬
innerstem Wesen ist. Das gilt nicht in gleichem Maße für
liches Verzichten — das ist Arthur Schnitzlers ureigenste
seine vorletzten, dieser unmittelbar voraufgehenden Bühnen¬
Melodie. Und diese Melodie ertönt noch eimal im „Spiel
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der Sommerlüfte“.
pathetischen Anspannung gezeichnet, die eigentlich dem
Auch die Gestalten treten auf, die wir sehr ähnlich schon
innersten Wesen Schnitziers kaum entsprach, und sie waren
in Schnitziers Werken haben vorbeigehen schen. Da ist
deshalb auch in der Form unselbständiger und schwächer.
der Könstler, der Bildhauer, der Professor, der sicherlich
In diesem „Spiel der Sommerlüfte“ aber kehrt Schnitzler
abseits von seiner teuren Ehegattin manches Abenteuer be¬
noch einmal, unter Verzicht auf jede pathelische Steige¬
sicht, auch nicht ganz ohne Interesse auf seine junge Nichte
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und deiner Wohnstatt Deg
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Mache lang deine Taue
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(3) Denn nach rechts und nach
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Deine Nachkommen werden!
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schanden.
Sei nicht beschämt; denn du
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Denn die Schande deiner
vergessen
und deiner Witwenschaft Sch
gedenken.
Denn dein Gemahl ist dein S
(5)
Ewiger der Heere sein Nam
Und dein Erlöser Isracls H#
Gott der ganzen Erde geheih
(6)
Ja, wie ein verlassen Weib,
ein in der Seele verstörten
Ewige.
Doch das Weib der Jugend
es verschmäht,
spricht dein Gott.
(7) Einen kurzen Augenblick
doch mit ewigen. Erbarmen
(8) Im überwallenden Zorn barg
vor dir einen Augenblick.
Aber in ewiger Gnade erbar
Spricht dein Erbarmer, der
Wie die Wasser des Noah
Wie ich geschworen, daß
sollen
Des Noah Wasser über die
So schwöre ich, dir nicht m
Noch je dir zu dräuen.
(10) Mögen die Berge weichen
und die Hügel wanken,
Doch meine Gnade von dir
Und der Bund meines Fried
Spricht dein Erbarmer, der
blickt — und der schließllich doch. z
Lebensgefährtin zurür' findet. Da ist
Schwelle des Alters, in der sich abe
kraft sehnsüchtig regt, und die sich fag
neigt, um dann doch in dem stets ge
Hlalt zu finden. Da ist der Sohn der
jährige, der Knabe im ersten Abente
der Liebe. Und da ist jene Nichte,
die mit leicht
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lasie und ohne vir: amung sich wer
zuneigt, und die doc, einen Halt, eine
dem Ehrgeiz findet, der sie mit vernüng
sein in ihren Beruf reißt. Aber da ##
Brüder aus jenen Bezirken, die Schnitz
umspielt hat, weil sie bei sonst völlig
doch beides Bereiche der strengsten B
ist der eine, Offizier der andere. Da#
Duells bedroht dus Leben des Soldate
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die Brust des Priesters. — Aber im J
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Menschen. Alle entscheidenden Krie
sprochen: eine schmerzliche Selbstüber
des Entsagen, ein stilles Sichtrennen —
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dankbar einen schönen Tag, aber sch
an, das schöne Land zu verlassen. —
halt geht zu Ende; aber eine ganze
zu Ende. Noch einmal spüren wir
und die Melancholie ihres Zweisels.
gen Jahrhunder. s“ spielt nac
drücklicher Anweisung dies Stück, d
mütige Drama des Spieles der Somme
Wahrheitsliebe, die zartsinnige Kunst
mull man ehren, der seiner Generatio
errichtete. — Dann freilich wollen
sanft schmerzlichen Abschiedstölien a
zukunftsvolleren.