Wagender Vernunft Wird Derichen Konner. Deue
re un en e Prenne un enn e e e e
werden. Wie die vielen verschiedenen Sprachen
in der Religion der Zukunft das Dogma nicht eine über¬
sierte Ausdrucksformen des allmenschlichen logi¬
wundene Lehre sein, aber es wird den Wert einer bloß
nkens, so sind die verschiedenen geschichtlichen
subjektiven Glaubenslehre haben. „Ein gesunder Mensch
individualisierte Ausdrucksmittel und Erschei¬
braucht beides: Glauben und Denken. Wo sich der Glaube
behaupten zu können meint, ohne das Denken von sich
en der einen religiösen Idee, die in allen Be¬
nund Riten in verschiedenen Farbenstrahlungen
wissen zu machen, da muß auf die Dauer entweder der
In diesem Sinne hat Imannel Kant geäußert:
Glaube erstarren oder das Denken verkümmern. Um der
keine Verschiedenheit der Religionen, so wenig
Ganzheit des Menschen willen dürfen also Glauben und
Verschiedenheit der Moralen gibt; es kann wohl
Denken einander nicht fremd bleiben.““)
ne (historische) Glaubensformen geben, aber nur
ge für alle Menschen und für alle Zeiten gültige
*) Franz Rosenzweig, Zweistromland, Seite 198.
Das erinnert an ein Wort, das der letzte der
Ein reiner Gottesglaube, der vom Gemüt die erwärmende
en Propheten gekündet hat: „Vom Aufgang der
und von der Vernunft die erhellende, aufklärende Kraft
empfängt, der zugleich als bestimmender Beweggrund sozial¬
zu ihrem Umtergange ist groß mein Name unter
sittlicher Lebensauffassung und Lebensgestaltung wirksam
tern und allerorten wird meinem Namen reine
wird, das ist die Religion, die den Anstürmen und Er¬
dargebracht, denn groß ist mein Name, spricht
schütterungen zukünftiger Uinwälzungen und Neugestaltun¬
der Heerscharen.“
gen am stärksten wird widerssehen können. Das aber ist
geläutertes Judentum, dessen Überlegenheit gegeben ist in
nSonderbeitrag zur Religion der Zukunft unser
der Vernunftgemäßheit seiner Glaubenslehren und in der
Vätererbe zu leisten hat, darüber noch eine Schlu߬
Wirklichkeitsgemäßheit seiner Sittlichkeits- und Heiligungs¬
lehren. In diesem Zusammenstimmen von Vernunft und
hleiermacher im Jahre 1799 seine Reden
Gemüt ist die Zukunft unseres geistigen Vätererbes ver¬
bürgt, darauf gründet sich die Daseinsnotwendigkeit des
Religion an die Gebildeten unter ihren Ver¬
Judentums und die Gewißheit, daß es Ewigkeitswert hat.
veröffentlichte, ist die Bedeutung des Gemüts¬
Darauf stützt sich die Hoffnung unserer Bekennergemein¬
Quellpunkt aller beseelt religiösen Außerungen
schaft seit den Tagen des Secharja, daß einst der Ewige
satz zur Vernunftreligion immer stärker betont
König sein werde über die ganze Ende, der Ewige einzie
n unserer Zeit hat das „Irrationale“ geraderu
und sein Name einzig!
Artnur Schnitzlers Epllog
keine in wilden Entladungen hinprasselnde Tragödie, es ist
lturbund deutscher Judes in Berlin beschl##he
ein leises Spiel, bei dem sich der Schicksalsknoten fast
ines ersten Jahres, indem er eine diesengaan
unmerklica schürzt und mit einem schmerzlichen Lächeln
on Arthur Schnitzler zur Auffährung
wieder aufgelöst wird.
nd zwar ist es die letzte Bühnendichtung des
Ein Spiel, ein nelancholisches Spiel, das ist im Grunde
Autors, es ist sem in Berlin bisher noch nicht
Schnitzlers Werk immer gewesen. Seine früheste Schöpfung
ernetes Spiel, betitelt „Im Spiel der Som¬
dramatischer Form, wenigstens die früheste von selbständiger
te In dieser Aufführung mag man zuerst einen
Lebenskraft, waren ja die Szenen des „Anatol“. Dieser
Pietät schen, die dem bedeutendsten deutschen
junge Wiener Lebemann, der von einem Abenteuer zum
discher Abstammung bewiesen wird, der am
hen Leben der letzten Epoche beteiligt war.
anderen, aber eigentlich auch immer von einer Enttäuschung
lich neigen nämlich sowohl die Gegner wie die
zur anderen eilt, ist die am meisten lypische Figur, die
Schnitzler geschaffen hat; und er charakterisiert sich selbst
rdes Judentums dazu, den Anteil der Juden
mit den Worten: „Ein leichtsinniger Melancho¬
amatischen Produktion in dem Deutschland der
liker“. Und das kennzeichnet allerdings vorzüglich das
undertswende sehr zu überschätzen. Ein genaues
Wesen des höheren Burgertums am 19. Jahrhundertsende
aber ergibt, daß Arthur Schnitzler in diesem
Es ist die Welt, der ihre reichen Mittel schal werden,
Zeitraum der einzige Dichter jüdischer Ab¬
weil sie keinen Glauben mehr hat, weil sie kein Ziel sicht,
.der nicht mit ein oder dem anderen Werk.
für das sie ihre Kräfte einsetzen kann, weil ihr alles zum
mit der ganzen Folge seiner Produktion mehr als
Spiel wird. Schnitzler zeichnet dieses Wesen mit der ganzen
eljahrhundert lang die deutschen Bühnen be¬
spielerischen Anmut der Stadt Wien, in der er geboren
und eine wirkliche Bedeutung fü#r die Bildung des
war und der er zu innerst angehörte. Aber daß er den
eutschen Repertoires in diesem Zeitraum hatte.
Mangel dieser zerspielten Welt mit so melancholischer
allerleizt, in der Zeit nach dem Kriege, hörten
Heftigkeit empfindet, das hat wohl mit seinem Judentum
späten Stücke Arthul Schnitzlers auf, ein selbst¬
4 zu tun. Denn dem Juden bleibt, auch wenn er einer ganz
Eher und allgemerner Bestandteil des deutschen
glaubenslosen Zeit und Umwelt angehört, von seiner großen
elplans zu sein; seine letzten Dramen sind zwar
Tradition her zum mu.desten noch jene Unruhe im Blut.
in Wien, aber im Reich nur noch vereinzelt zur
die ein innerliches Vermissen des Glaubens, eine Trauer
gelangt. Bei der Bedeutung aber, die Arthur
über seinen Verlust bedeutet.
als künstlerischer Repräsentant seiner Epoche be¬
In sehr vielen Variationen, von der „Liebelei“ über den
bei der, wie gesagt, einzigartigen Bedeutung, die
„Parazelsus“ und den „Grünen Kakadu“ zum „Einsamen
de als Juden innerhalb des deutschen Bühnen¬
Weg und zur „Komödie der Worte“ hat Schnitzler das
kommt, scheint es eine Ehrenpflicht, auch sein
melancholische Spiel gestaltet von den sehnsüchtigen Lebens¬
erk in der Weise zu Gehör zu bringen, in der
kräften, die sich verwirren, weil ihnen innerliche Zielsetzung
terwort eines Dramatikers allem wahrhaft gehört
fehlt; immer wieder hat er gedichtet, von dem Spiel, das
ann — durch eine Aufführung.
in gefährlichen Ernst, von dem Ernst, der in lässiges Spiel
n hat dieses Drama „Im Spiel der Sommerlüfte“
übergeht, weil die Grenzsetzung eines gläubigen Wertgefühls
sich Reiz und Wert, es verdient nicht nur als
fehlt. Die eigensten Szenen, die Schnitzler auf die Bühne
V/erk seines Verfassers gekannt zu werden:
gebracht hat, sind deshalb alle nicht gekennzeichnet durch
es hören, weil es noch einmal eine sehr reine,
den Wetterschlag furchtbarer Entladungen — ein leise¬
bständige Ausprägung von Arthur Schnitzlers
Hinschwinden, ein lächelndes Vorübergehen, ein schwitz¬
Wesen ist. Das gilt nicht in gleichem Mate für
liches Verzichten — das ist Arthur Schnitzlers ureigenste
etzten, dieser unsittelbar voraufgehenden Bühnen¬
Melodie. Und diese Melodie ertönt nach einmal im „Spiel
n: die waren unter dem Druck der Zeit von einer
der Sommerlüfte“
en Anspannung gezeichnet, die eigentlich dem
Auch die Gestalten treten auf, die wir schr ahnlich schon
Wesen Schmitzlers kaum entsprach, und sie waren
in Schnitziers Werken haben vorbeigehen senen. Da ist
uch in der Form unselbständiger und schwächer.
der Künstler, der Bildhauer, der Professor, der sicherlich
„Spiel der Sommerlüfte aber kehrt Schnitzler
abseits von seiner teuren Ehegattin manches Abenteuer be¬
nal, unter Verzicht auf jede pathetische Steige¬
sicht, auch nicht ganz ohne Interesse ##f seine junge Nichte
einem eigensten Wesen zuruck. Und es ist deshalb
und deiner Wohnstatt Decken breite hin,
spare nicht.
Mache lang deine Taue
und fest deme Pllöcke.
(3) Denn nach rechts und nach links sollst du
ausbrechen.
Deine Nachkommen werden Länder besetzen
Und verlassene Städte besiedeln.
(4) Fürchte dich nicht; denn du wirst nicht zu¬
schanden.
Sei nicht beschämt; denn du wirst nicht ent¬
täuscht.
Denn die Schande deiner Jugend wirst du
vergessen
und deiner Witwenschaft Schmach nicht mehr
gedenken.
(5) Denn dein Gemahl ist dein Schöpfer,
Ewiger der Heere sein Name
Und dein Erlöser Israels Heiliger,
Gott der ganzen Erde geheißen.
(6) Ja, wie ein verlassen Weib,
ein in der Seele verstörtes, ruft dich der
Ewige.
Doch das Weib der Jugend — nimmer wird
es verschmäht,
spricht dein Gott.
(7) Eine kurzen Augenblick verließ ich dich,
doch mit ewigem Erbarmen umfange ich dich.
(8) Im überwallenden Zorn barg ich mein Antlitz
vor dir einen Augenblick.
Aber in ewiger Gnade erbarm' ich mich dein,
Spricht dein Erbarmer, der Ewige.
(9)
Wie die Wasser des Noah ist mir dies:
Wie ich geschworen, daß nicht mehr Hluten
sollen
Des Noah Wasser über die Erde,
So schwöre ich, dir nicht mehr zu zürnen,
Noch je dir zu dräuen.
(10) Mögen die Berge weichen
und die Hügel wanken,
Doch meine Gnade von dir soll nicht weichen
Und der Bund meines Friedens nicht wanken,
Spricht dein Erbarmer, der Ewige.
blickt — und der schließlich doch zu seiner eigentlichen
Lebensgefährtin zurückfindet. Da ist diese Frau, an der
Schwelle des Alters, in den sich aber noch alle Jugend¬
kraft schnsüchtig regt, und die sich fast einem anderen zu¬
neigt, um dann doch in dem stets geliebten Manne ihren
Halt zu finden. Da ist der Sohn der beiden, der Siebzehn¬
jährige, der Knabe im ersten Abenteuer des Lebens und
der Liebe. Und da i“ jene Nichte, das junge Mädchen,
das Schauspielermn wird, die mit leicht entzündbarer Pkan¬
lasie und ohne viel Hemmung sich wechselnd den Männern
zuneigt, und die doch einen Hlalt, eine ir pere Sicherheit an
dem Ehrgeiz findet, der sie mit vernünftigem Pflichtbewußt¬
sein in ihren Beruf reißt. Aber da sind noch zwei: zwei
Brüder aus jenen Bezirken, die Schnitzlzis Phantusie so oft
umspielt hat, weil sie bei sonst völlig entgegengeselzter Art
doch beides Bereiche der strengsten Bindung eind: Priester
ist der eine, Offizier der andere. Das ritterliche Speei des
Duells bedroht das Leben des Soldaten; eine aufkeimende
Leidenschaft senkt Zweifel und Gefahr inneren Verfalls in
die Brust des Priesters. — Aber im Spiel der Sommerlüfte
geht die Gefahr vorüber. an den beiden und an all diesen
Menschen. Alle entscheidenden Krisen bleiben unausge¬
sprochen; eine schmerzliche Selbstüberwindung, ein lächeln¬
des Entsagen, ein stilles Sichtrennen — das ist die Lösung
all dieser kleinen und doch in die Tiefe reichenden Kon¬
flikte. Spätsommer ist. Noch zuckt ein heftiges Gewitter
auf, aber doch „herbstelt“ es schon sehr: man genießt noch
dankbar einen schönen Tag, aber schon schickt man sich
an, das schöne Land zu verlassen. — Ein Sommeraufent¬
halt geht zu Ende; aber eine ganze Zeit geht hier auch
zu Ende. Noch einmal spüren wir den Reiz ihrer Spiele
und die Melancholle ihres Zweifels. „Ende des vori¬
gen Jahrhunderts“ spiel. nach des Dichters aus¬
drücklicher Anweisung dies Stück, dies leichte und weh¬
mütige Drama des Spieles der Sommerlüfte. Die ernsthafte
Wahrheitsliebe, die zartsinnige Kunst des Dichters darf und
muß man ehren, der seiner Generation solch ein Denkmal
Dann freilich wollen wir uns von diesen
errichtete. —
sanft schmerzlichen Abschiedstönen anderen zuwenden, und
Julius Bab.
zukun!svolleren.
re un en e Prenne un enn e e e e
werden. Wie die vielen verschiedenen Sprachen
in der Religion der Zukunft das Dogma nicht eine über¬
sierte Ausdrucksformen des allmenschlichen logi¬
wundene Lehre sein, aber es wird den Wert einer bloß
nkens, so sind die verschiedenen geschichtlichen
subjektiven Glaubenslehre haben. „Ein gesunder Mensch
individualisierte Ausdrucksmittel und Erschei¬
braucht beides: Glauben und Denken. Wo sich der Glaube
behaupten zu können meint, ohne das Denken von sich
en der einen religiösen Idee, die in allen Be¬
nund Riten in verschiedenen Farbenstrahlungen
wissen zu machen, da muß auf die Dauer entweder der
In diesem Sinne hat Imannel Kant geäußert:
Glaube erstarren oder das Denken verkümmern. Um der
keine Verschiedenheit der Religionen, so wenig
Ganzheit des Menschen willen dürfen also Glauben und
Verschiedenheit der Moralen gibt; es kann wohl
Denken einander nicht fremd bleiben.““)
ne (historische) Glaubensformen geben, aber nur
ge für alle Menschen und für alle Zeiten gültige
*) Franz Rosenzweig, Zweistromland, Seite 198.
Das erinnert an ein Wort, das der letzte der
Ein reiner Gottesglaube, der vom Gemüt die erwärmende
en Propheten gekündet hat: „Vom Aufgang der
und von der Vernunft die erhellende, aufklärende Kraft
empfängt, der zugleich als bestimmender Beweggrund sozial¬
zu ihrem Umtergange ist groß mein Name unter
sittlicher Lebensauffassung und Lebensgestaltung wirksam
tern und allerorten wird meinem Namen reine
wird, das ist die Religion, die den Anstürmen und Er¬
dargebracht, denn groß ist mein Name, spricht
schütterungen zukünftiger Uinwälzungen und Neugestaltun¬
der Heerscharen.“
gen am stärksten wird widerssehen können. Das aber ist
geläutertes Judentum, dessen Überlegenheit gegeben ist in
nSonderbeitrag zur Religion der Zukunft unser
der Vernunftgemäßheit seiner Glaubenslehren und in der
Vätererbe zu leisten hat, darüber noch eine Schlu߬
Wirklichkeitsgemäßheit seiner Sittlichkeits- und Heiligungs¬
lehren. In diesem Zusammenstimmen von Vernunft und
hleiermacher im Jahre 1799 seine Reden
Gemüt ist die Zukunft unseres geistigen Vätererbes ver¬
bürgt, darauf gründet sich die Daseinsnotwendigkeit des
Religion an die Gebildeten unter ihren Ver¬
Judentums und die Gewißheit, daß es Ewigkeitswert hat.
veröffentlichte, ist die Bedeutung des Gemüts¬
Darauf stützt sich die Hoffnung unserer Bekennergemein¬
Quellpunkt aller beseelt religiösen Außerungen
schaft seit den Tagen des Secharja, daß einst der Ewige
satz zur Vernunftreligion immer stärker betont
König sein werde über die ganze Ende, der Ewige einzie
n unserer Zeit hat das „Irrationale“ geraderu
und sein Name einzig!
Artnur Schnitzlers Epllog
keine in wilden Entladungen hinprasselnde Tragödie, es ist
lturbund deutscher Judes in Berlin beschl##he
ein leises Spiel, bei dem sich der Schicksalsknoten fast
ines ersten Jahres, indem er eine diesengaan
unmerklica schürzt und mit einem schmerzlichen Lächeln
on Arthur Schnitzler zur Auffährung
wieder aufgelöst wird.
nd zwar ist es die letzte Bühnendichtung des
Ein Spiel, ein nelancholisches Spiel, das ist im Grunde
Autors, es ist sem in Berlin bisher noch nicht
Schnitzlers Werk immer gewesen. Seine früheste Schöpfung
ernetes Spiel, betitelt „Im Spiel der Som¬
dramatischer Form, wenigstens die früheste von selbständiger
te In dieser Aufführung mag man zuerst einen
Lebenskraft, waren ja die Szenen des „Anatol“. Dieser
Pietät schen, die dem bedeutendsten deutschen
junge Wiener Lebemann, der von einem Abenteuer zum
discher Abstammung bewiesen wird, der am
hen Leben der letzten Epoche beteiligt war.
anderen, aber eigentlich auch immer von einer Enttäuschung
lich neigen nämlich sowohl die Gegner wie die
zur anderen eilt, ist die am meisten lypische Figur, die
Schnitzler geschaffen hat; und er charakterisiert sich selbst
rdes Judentums dazu, den Anteil der Juden
mit den Worten: „Ein leichtsinniger Melancho¬
amatischen Produktion in dem Deutschland der
liker“. Und das kennzeichnet allerdings vorzüglich das
undertswende sehr zu überschätzen. Ein genaues
Wesen des höheren Burgertums am 19. Jahrhundertsende
aber ergibt, daß Arthur Schnitzler in diesem
Es ist die Welt, der ihre reichen Mittel schal werden,
Zeitraum der einzige Dichter jüdischer Ab¬
weil sie keinen Glauben mehr hat, weil sie kein Ziel sicht,
.der nicht mit ein oder dem anderen Werk.
für das sie ihre Kräfte einsetzen kann, weil ihr alles zum
mit der ganzen Folge seiner Produktion mehr als
Spiel wird. Schnitzler zeichnet dieses Wesen mit der ganzen
eljahrhundert lang die deutschen Bühnen be¬
spielerischen Anmut der Stadt Wien, in der er geboren
und eine wirkliche Bedeutung fü#r die Bildung des
war und der er zu innerst angehörte. Aber daß er den
eutschen Repertoires in diesem Zeitraum hatte.
Mangel dieser zerspielten Welt mit so melancholischer
allerleizt, in der Zeit nach dem Kriege, hörten
Heftigkeit empfindet, das hat wohl mit seinem Judentum
späten Stücke Arthul Schnitzlers auf, ein selbst¬
4 zu tun. Denn dem Juden bleibt, auch wenn er einer ganz
Eher und allgemerner Bestandteil des deutschen
glaubenslosen Zeit und Umwelt angehört, von seiner großen
elplans zu sein; seine letzten Dramen sind zwar
Tradition her zum mu.desten noch jene Unruhe im Blut.
in Wien, aber im Reich nur noch vereinzelt zur
die ein innerliches Vermissen des Glaubens, eine Trauer
gelangt. Bei der Bedeutung aber, die Arthur
über seinen Verlust bedeutet.
als künstlerischer Repräsentant seiner Epoche be¬
In sehr vielen Variationen, von der „Liebelei“ über den
bei der, wie gesagt, einzigartigen Bedeutung, die
„Parazelsus“ und den „Grünen Kakadu“ zum „Einsamen
de als Juden innerhalb des deutschen Bühnen¬
Weg und zur „Komödie der Worte“ hat Schnitzler das
kommt, scheint es eine Ehrenpflicht, auch sein
melancholische Spiel gestaltet von den sehnsüchtigen Lebens¬
erk in der Weise zu Gehör zu bringen, in der
kräften, die sich verwirren, weil ihnen innerliche Zielsetzung
terwort eines Dramatikers allem wahrhaft gehört
fehlt; immer wieder hat er gedichtet, von dem Spiel, das
ann — durch eine Aufführung.
in gefährlichen Ernst, von dem Ernst, der in lässiges Spiel
n hat dieses Drama „Im Spiel der Sommerlüfte“
übergeht, weil die Grenzsetzung eines gläubigen Wertgefühls
sich Reiz und Wert, es verdient nicht nur als
fehlt. Die eigensten Szenen, die Schnitzler auf die Bühne
V/erk seines Verfassers gekannt zu werden:
gebracht hat, sind deshalb alle nicht gekennzeichnet durch
es hören, weil es noch einmal eine sehr reine,
den Wetterschlag furchtbarer Entladungen — ein leise¬
bständige Ausprägung von Arthur Schnitzlers
Hinschwinden, ein lächelndes Vorübergehen, ein schwitz¬
Wesen ist. Das gilt nicht in gleichem Mate für
liches Verzichten — das ist Arthur Schnitzlers ureigenste
etzten, dieser unsittelbar voraufgehenden Bühnen¬
Melodie. Und diese Melodie ertönt nach einmal im „Spiel
n: die waren unter dem Druck der Zeit von einer
der Sommerlüfte“
en Anspannung gezeichnet, die eigentlich dem
Auch die Gestalten treten auf, die wir schr ahnlich schon
Wesen Schmitzlers kaum entsprach, und sie waren
in Schnitziers Werken haben vorbeigehen senen. Da ist
uch in der Form unselbständiger und schwächer.
der Künstler, der Bildhauer, der Professor, der sicherlich
„Spiel der Sommerlüfte aber kehrt Schnitzler
abseits von seiner teuren Ehegattin manches Abenteuer be¬
nal, unter Verzicht auf jede pathetische Steige¬
sicht, auch nicht ganz ohne Interesse ##f seine junge Nichte
einem eigensten Wesen zuruck. Und es ist deshalb
und deiner Wohnstatt Decken breite hin,
spare nicht.
Mache lang deine Taue
und fest deme Pllöcke.
(3) Denn nach rechts und nach links sollst du
ausbrechen.
Deine Nachkommen werden Länder besetzen
Und verlassene Städte besiedeln.
(4) Fürchte dich nicht; denn du wirst nicht zu¬
schanden.
Sei nicht beschämt; denn du wirst nicht ent¬
täuscht.
Denn die Schande deiner Jugend wirst du
vergessen
und deiner Witwenschaft Schmach nicht mehr
gedenken.
(5) Denn dein Gemahl ist dein Schöpfer,
Ewiger der Heere sein Name
Und dein Erlöser Israels Heiliger,
Gott der ganzen Erde geheißen.
(6) Ja, wie ein verlassen Weib,
ein in der Seele verstörtes, ruft dich der
Ewige.
Doch das Weib der Jugend — nimmer wird
es verschmäht,
spricht dein Gott.
(7) Eine kurzen Augenblick verließ ich dich,
doch mit ewigem Erbarmen umfange ich dich.
(8) Im überwallenden Zorn barg ich mein Antlitz
vor dir einen Augenblick.
Aber in ewiger Gnade erbarm' ich mich dein,
Spricht dein Erbarmer, der Ewige.
(9)
Wie die Wasser des Noah ist mir dies:
Wie ich geschworen, daß nicht mehr Hluten
sollen
Des Noah Wasser über die Erde,
So schwöre ich, dir nicht mehr zu zürnen,
Noch je dir zu dräuen.
(10) Mögen die Berge weichen
und die Hügel wanken,
Doch meine Gnade von dir soll nicht weichen
Und der Bund meines Friedens nicht wanken,
Spricht dein Erbarmer, der Ewige.
blickt — und der schließlich doch zu seiner eigentlichen
Lebensgefährtin zurückfindet. Da ist diese Frau, an der
Schwelle des Alters, in den sich aber noch alle Jugend¬
kraft schnsüchtig regt, und die sich fast einem anderen zu¬
neigt, um dann doch in dem stets geliebten Manne ihren
Halt zu finden. Da ist der Sohn der beiden, der Siebzehn¬
jährige, der Knabe im ersten Abenteuer des Lebens und
der Liebe. Und da i“ jene Nichte, das junge Mädchen,
das Schauspielermn wird, die mit leicht entzündbarer Pkan¬
lasie und ohne viel Hemmung sich wechselnd den Männern
zuneigt, und die doch einen Hlalt, eine ir pere Sicherheit an
dem Ehrgeiz findet, der sie mit vernünftigem Pflichtbewußt¬
sein in ihren Beruf reißt. Aber da sind noch zwei: zwei
Brüder aus jenen Bezirken, die Schnitzlzis Phantusie so oft
umspielt hat, weil sie bei sonst völlig entgegengeselzter Art
doch beides Bereiche der strengsten Bindung eind: Priester
ist der eine, Offizier der andere. Das ritterliche Speei des
Duells bedroht das Leben des Soldaten; eine aufkeimende
Leidenschaft senkt Zweifel und Gefahr inneren Verfalls in
die Brust des Priesters. — Aber im Spiel der Sommerlüfte
geht die Gefahr vorüber. an den beiden und an all diesen
Menschen. Alle entscheidenden Krisen bleiben unausge¬
sprochen; eine schmerzliche Selbstüberwindung, ein lächeln¬
des Entsagen, ein stilles Sichtrennen — das ist die Lösung
all dieser kleinen und doch in die Tiefe reichenden Kon¬
flikte. Spätsommer ist. Noch zuckt ein heftiges Gewitter
auf, aber doch „herbstelt“ es schon sehr: man genießt noch
dankbar einen schönen Tag, aber schon schickt man sich
an, das schöne Land zu verlassen. — Ein Sommeraufent¬
halt geht zu Ende; aber eine ganze Zeit geht hier auch
zu Ende. Noch einmal spüren wir den Reiz ihrer Spiele
und die Melancholle ihres Zweifels. „Ende des vori¬
gen Jahrhunderts“ spiel. nach des Dichters aus¬
drücklicher Anweisung dies Stück, dies leichte und weh¬
mütige Drama des Spieles der Sommerlüfte. Die ernsthafte
Wahrheitsliebe, die zartsinnige Kunst des Dichters darf und
muß man ehren, der seiner Generation solch ein Denkmal
Dann freilich wollen wir uns von diesen
errichtete. —
sanft schmerzlichen Abschiedstönen anderen zuwenden, und
Julius Bab.
zukun!svolleren.