II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 139


TODISCHE RUNDSCHAU
Nr. 72/73, 7. IX. 1034
Schnitzler im Kulturbund
esiese Serste znt auneet senteate muutt iem Auaiter Bammme „Im Spiel der Sommerlufte
bemerkt man vor dem direkten Wagen Prag Wien Rosn
aletti inmitten eines großten Kreises, der freundschaftlich
und herplich von ihr Abschied ninunt. Die Künstlerin, die
mehrere Wochen hindurch der Mittelpunkt des Theaters des
ein Zeichen, daß das
Kusturbundes war, verlaßt Berlin
Repertoire sich ändert. Die n so früher Stunde
Abfahrt
Siun sie stehen, sind ihre Kollegen und Kolleginnen,
Uihr —
die Schauspieler vom Kulturbund. Pier merkt man, daß uter
diesen judischen Schauspielern, die, aus ihrer früheren Um¬
gebung heransgeriesen, plotzlch unter ganz anderen Verhäl“¬
nissen“ spielen mnssen und zum Teil vielleicht jetzt erst
erfahren haben, was Judesein bedentet, so etwas wie eine Ge¬
meinschatt entstanden ist. Die Valetti war einst der Liebling
vieler Berliner, jetzt begleiten sie nur Juden, es mag
schmerplich sein, aber es ist fast spirbolisch für uns alle:
mänches wurde verioren, aber auch manches gewonnen, uud

es hängt davon ab, was wir aus dem peiten, dem jüdischen

Gemeinsehaftsgefant zn machen vermogen.
Vem Bahnhol geht es wahrscheinlich zur letzten Probe,
und abenes sicht man dieselben Menschen auf der Bühne in

Schntzlers „Im Spiel der Sommerlüfte“. Es ist das

letze Stuck, das Sehitler vor seinem Tode schrich, der
alternde Sehnitdler, der doch unverbruchlich noch in derselben
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Welt ieht wie sein eigenes Schanspiel, in der Welt um 1000,
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in jener Atmosp are des Kanziskojosefinischen Oesterreich, i“
821
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der die österreichische Eigenart zu einer liebenswurdigen,
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Weichen, untrapischen Entfaltung kam, obwohl die Grund¬
lagen, auf denen diese Weit rühte, bereits erbehten. So sehr
die Frinnerung an cheee Weit denen. die sie miterlebt haben
und ihr schone Stunden verdlanken, wert sein mag, der heuti¬
gen Jugend, der Nachkriegsgeneration, hat sie wolll wenig zu
sagen. Die leichte Melancholie, die Minligkeit und Todes¬
abnung, die uns aus der Literatur jenes Wien, in manchen
Gedichten Tetmannsthals, in den Novellen und Dramen Arthur

Schmtlers entgegenwehen, tragen demtlich die Spuren des
Verrichtes und- der Auflösung. Dieser Atmosphäre hat sich

ein jndisches Plement sehr stark eingeprägt. Denn das
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alte Volk der Juden mit seiner Gefühls- und Verstandes¬
intensitat, das nun in der Spanne eines Jahrhunderts die ganze
enropatsche Bildung mgenominen hatte und sich selbst immer

wehr hinsinken ließ, hatte nichts von der Tlärte, die zu Er¬
männung umet Taten treibt, wolll aber ein tiefes Verständnis

für dhie gehennen Regungen der Seeie und über alle Zweitel
ein feines Empfinden für die Reize und die Schon¬
Hinwen
heit des Lebens, das mit allen seinen Konflikten zugleich unter

der Perspektieder Jahrtausende wie ein Fraum vorüberzicht.
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Ps ist vielleicht kein Zutall, daß der repräsentative Dichter
dieses Wien der Jude Arthur Schnitller war; aber wir Juden

wissen uns auchserinnern, daß dieser Schmtler der Jugend¬

freund eines änderen Wiener Literaten, Theodor HIerzis,
War, mit dem er einmal ein denkwunliges Giesprach über
die Judenfrage hatte. Dieser Theodor Verzl, der auch die
Wiener Remantik nicht verlengnen konnte, hatte andere
Träume als das Spiel der Sommerlüfte.
Dieses Spiel, das nun vor uns vorüberzicht, ist ein Spiel
0
von Liebe, Genub und Verzicht, typisch geschene Figuren,

Situationen und Konflikte des alltäglichen Lehens, alles im
Gewande des Wienertums von 1000. Die „Handlung“ ist
dunn, mehr hingchaucht als drnmatiseh, der Gegenstand ist
wolll Schnitllers schwächstes Stück,
zu „unbedeutend“, e
aber doc auch voll feiner Pointen und kluger Gespräche
(Buchaus abe bei S. Fischer Verlag, Berlin). Im Vordergrunde

des Inte esses stehen bei der Aufführung des Kulturbundes
die beigen Frauen. Jennr Schrffer ist die reise Fran an
Fotos: Links oben: Eduard (Friedeberg) und Prof. Friedlein (Wisten)
s, die an dem Werk, dem der Mann
der Schwelle des
Zeinen vonen Anteil nehmen kann und
sich wicmen mulj,
Josela Friedlein (Schaffer) — Unten: Dr. Faber (Ilertner). Gusti Pflegner
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Sam fuhst
sich darum
Zeichnungen: Links unten: Josesa Friedlein (Schaffer) und Kaplan
st die Aufschtung, die in Gestalt
ihr wieder voll zuwem
zum Kaplan sich geregt hatte, verflogen.
eine
Gusti Pfleaner (Rosowsky) und Leutnant Holl (Lenart) im I. Akt
Zosowsky als entruckende 10jährige Gusti,
Neben ihr
Potos und Mo#
Gusti Pflegner (Rosowsky) im II. Akt.
#mehr oder wenider ernsthaft verliehen
in die sich alle Manne
ituation sehr milt gewachsen ist. Beide Franen
dieser
und die
Spiel ausgezeichnet. Wenn Schnitze
Cheinmt
waren in Pr.
enden Schanspielerin Gusti sagen
Sehiteler gerade nur angedeutet. Die Frau ertappt den Priester
Fal
Nüchste
haben „mit dem Gesichtl und der
bei seiner eigenen Schwäche, aber der Zweifel, der dann aus
läßt, sie n
den will, so kann man von
ihm hervorbricht und den er niederkämpft, wird eberso wenig
Figuf
(mitgeteilt vom
Aufführung sagen, daß sie
tragisch wie sonst irgendelwas in diesem Stück. Den Sohn
Friedrich
unct Garum auch den ver¬
Eduard giht Teinz Friedeberg, ein junger Schauspieler,
auf der Hohe des
der, wie mitgeteilt wurde, hier zum ersten Male auf der
cienten
Pilena
ebensklugheit auf das wech
Buhne stcht. Er hat das Jungenhafte, die Mischung von Un¬
Manne
Providence
innerlien
selbst
pelenkigkeit, Lebensahnung und Verspieltheit sehr gut hernus¬
seind
Helonan
10
#mit der nötigen
nicht gan
gebracht. Frnst Leuart hatte diesmal nur die kleine Rolle des
Helosan
Liebhaber stellte sich ein
Lentnants u betrenen. Auberdem wirkten in Nebenrolien
Weiche
Gerusalemme
Reite
vor, der durch seine
Ciina Petruschka, Tieselotte Jacobi. Ruth Anselm, Ernst Ra¬
Sphing
den. Die Regie führte flott und bewährt Fritz Jessner, Buhnen¬
en Replan gab Martin
undank
Pilsna
estheit. Die veligiesen 1a¬
Brandt m
bild und Restume stammen von Heine Condell, der bemüht
Tevere
gen, 4
it Pran Toseia Vervorbrechen,
war, den Stil jener Zeit von 1000 zu treffen. Im ganzen war es
Tevere
der mensch¬
ne Prat
freilich sehr
sind wolll
ein gelungener und unbeschwerter Abend,
Mariette Pacha
Relizion fertin A1
lichen
ehe
ur
Mi—r.
tern von der Welt, in der wir iehen.
Giertisalemme
uiturhrine
Providence