II, Theaterstücke 31, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 143

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32. Anatols-Groc-Sennahn
33. bie Gleitenden box 34/10
III. One-Act-Plays
1. Die Frage an das Schicksal hox 34/5
Zeitung: Die POSt (morgen-Ausgabe)
Adresse: Berlin
§ Ausschnitt aus Rafliner Neueste Nacbrichten
15
Datum:
FAIIAEThre
IEPriS
E vom:
Theater in der Königgrätzer Straße.
Schnitzler=Abend.
Theater und Musik.
„Glatte Worte, hübsche Formeln — halbes, heimliches
7. Der ArthurSchuitz###nd, der demnächst i (Theater
—. Königgrätzer Straße veranstaltet wind, bringt außer dem ein¬
Empfinden — Agonien, Episoden“ rühmt Hugo von Hoff¬
altigen Lustspiel „Literatur“ noch „Die Frage an das Schicksal“ und
mannsthal in seinem weitbekannten Einleitungsvers zu
„Abschirdsmuper“ aus dem Anatol=Zyklus, denen sich die gleich¬
Das
Schnitzlers „Anatol“ dem Werke nach.
falls von dort herrührende Szene „Tenksteine“ anschließt, die an
in
Eben
ist „Theaterspiel“
Es
mag zutreffen.
diesem Aband überhaupt zim ersten Male auf die Bühne gelangt.
jener lässigen, unterhaltsamen Tändelei, wie sie etwa
nach dem Geschmack einer marklosen Rokokozeit ge¬
wesen. Ein Zeitvertreib! Leider mit nicht wählerischen
Mitteln! Denn diese Künstelei jongliert mit geschickten
Einfällen, die blaß aufblitzen, matt aufleuchten und höch¬
stens im Augenblick verblüffen, um dann wie ein verpufftes
Feuerwerk den Himmel unserer wertigen Kunst, gegen den
Zeitung: Neue Preussische (Kreuz-) Zeitung
sie sich irdisch anmaßend erhoben — unerhellt, unerreicht zu
(Abend-Ausgabe)
lassen. Schließlich ginge das noch für anspruchslose Sommer¬
Adresse: Berlin
nächie an. Aber dieser Schnitzler wirkt gerade heute so
herzlich wenig — deutsch. Er ist nicht einmal „Wien“.
Wilhelm Herzog, also jemand, der dieser Welt nicht ent¬
b.Mällel
Datum:
gegensteht, preist Schnitzlers Welschtum „Er hat das Leichte,
Unbeschwerte vieler Franzosen. Er ist ein Verwandter
Im Theater in der Köngariherstraße fühnie am Sontatens
Manrice Donnays.“ Nur schade, daß diese „Vorzüge“ sich
ein Arthur Schnitzler=Abend ziemlich lau in die
unserem Empfinden, trotz Herzogs gegenteiliger Meinung,
Sommerspielzeit be. Man gab die drei Anakokszenen „Eine
als „Leicht=fertig“. Ungegründet“ offenbaren. Schnitzlers
Frage an das Schicksal“ „Denksteine“ und „Abschiedssonper“ und
schloß sie mit###h Selbssironie „Likeratur“ ab. Die beiden ersten
Männer und Frauen sind Figurinen aus einer fremden
Anatolszenen ud unseres Wißens in Berlin noch nicht gespiel!
Sphäre, die nur nichts sagen können — noch eigentlich sagen
worden, nur, der „A#er“ und „Littratur“ hatte man
sollten. Sondern wie leblose Puppen wirken, die nicht ein¬
schon gesehe## und. Crergessen. Daszelbe wird mit den beiden
mal in erfreulichem geistigem Kostüm gehen, und am Draht
anderen Sächelchen der Fall sein, die wie zwei Falter vorüber¬
einer überkultivierten, moralentbundenen Stimmungs¬
fliegen von denen keiner vorher aus dem Rosengarten unserer
zufälligkeit entwurzelter Gemüter tanzen —.
Wünsche und Geheimnisse Duft genascht hat. Selbst der schwebende
und sich wiegende Rhythmus hat die gedankliche Schwerfälligkeit
Wenn diese Marionetten einer „unbeschwerten“ Lebens¬
wie ein Seil hinter sich herschleppen. Die Liebe, die hier besächel:
auffassung trotz der Schwere der Zeit gestern Interesse
und belächelt wird, hat auf der weiblichen Seite einen melancholi¬
wecken konnten, so mag das seine verständliche Erklärung
schen Zug um den Mund und auf der männlichen o weh einen
allein in der sorgsamen Aufführung finden, die ihr im
sentimentalischen. Schnitzler tanzt im „Anatol“, Wedekind und
Theater in der Königgrätzer Straße zuteil wurde. Den
Strindberg im Walzertakt. Er schwingt an ihnen vorbei und hütet
Anatol spielte Eugen Burg in vortrefflicher, müder
sich, „die Frage an das Schicksal“ zu stellen; sein Stück mag
immerhin so heißen. Die Lüge seiner Frauen ist die Notlüge
Lebensgelassenheit. In der „Literatur“ vermochte er dann
ihres Geschlechts und nicht wie bei Strindberg der Gistpfeil gegen
noch als Clemens in der etwas vertroddelten Maske eines
den Mann. Bei Schnitzler find's Markarische Amoretten, bei
Wieners zu gewinnen. Noch sicherer war das Spiel Irene
Strindberg Erinnyen. Schnitzler will sich mit seinen Geschögesen
Triesch's die sowohl die Emilie, wie auch die Marga¬
lokalisieren“ und die Wienerin literarisch einfangen. Doch die
rethe gab. Maria Orska war als Cora zu schneidend
Grazien sind leider ausgeblieben, die dem Franzosen Henry
kalt. Auch der Schein der Wärme ist ihrer Stimme ver¬
Becque bei dessen „Pariserin“ den Spiegel hielten. Von allen
sagt. Im „Abschiedssouper“ dagegen konnte sie wieder ihrer
Grazien verlassen war gestern zudem das Spiel. Der Anatol des
Herrn Eugen Burg und der Max des Herrn Alexander
äußerlichen Technik frei die Zügel schießen lassen und so
C
t waren steif wie die Stocksische und schienen im selben
starken Beifall auslösen.
wässerigen Element ihre Nixchen zu lieben. Als Wiener Mädels
Die vier Einakter holten sich in der sorgsamen Be¬
wann die Orska und Irene Triesch aufgeboten worden.
arbeitung und äußerst geschmackvollen Bildeinrichtung
* Die Orska erging sich als Lulu, und die Triesch mimte Ibsen.
Svend Gades vor willigen Zuhörern einen vollen
* Die Spietleitung hatte bis zum Gegenteil sehlgegriffen.
*
K.
ust Voerschel.
Erfolg.