II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 3

30. Der Gang zun Neiher box 34/1
Geplagt genug. Kommt endlich unser Gast
Und sprengt nun durch die Au'n, die meilenweit
er.“
Und richtet sich für eine Weile ein,
Ins Land hinein des Flusses Lauf begleiten.
So, denk' ich, werdet Ihr mehr Muße haben.
Sekretär
(Mit freundlichem Gruß rechts ab.)
Zum erstenmal seh' ich von Dünsten frei
iherrn von
Sekretär, Dominik.
Bis zu den fernsten Hügeln das Gelände.
minik, der
Andreas
Ein wohlgelegner Ruhsitz. Zugewandt
Wer ist's, den all der Blütenschmuck empfängt?
Der weitgedehnten, übersonnten Fläche,
Dominik
Aufstrebend schatt'gem Bergwald angelehnt —
Ein Freund des Freiherrn, den man — so mir
*
(Zu Dominik gewendet.),
recht —
Hier ist gut weilen.
Verschollen, wenn nicht gar gestorben wähnte.
Dominik
Kein Herr von Stand, sein Name schlichtweg
War zu weilen gut; -
Thorn.
Als man zeitweise nur — im Frühjahr etwa
Sekretär
Zur Pfirsichblüte — oder im Oktober
Sylvester Thorn?
Zur Jagd — kurz, weis man zur Erholung sich
Dominik
Von der Geschäfte Mühsal hergeflüchiet.
Sylvester, ja. Ihr kennt ihn?
Jedoch hier festgebannt — sechs Jahre lang —
Bittschriften,
Sekretär
(Anselma, die Schwester des Freiherrn, über
Von Namen nur. Ihr wohl von Angesicht?
vierzig, noch schön, kommt von links. — Zu¬
Dominik
gleich von rechts zwei Mägde mit einer großen
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wie sollt' ich mich
Menge von Fliederzweigen.)
erscheinen,
Der Menschen all, hoch und gering geboren,
Anselma
Die in so vielen Jahren — siebzehn sind's,
Wes bringt Ihr das
Daß ich in unsres Freiherrn Diensten siehe —
Erste Magd
Die Schwelle seines Hauses überschritten —
Den Flieder, gnäd'ges Fräulein,
ug.
Zumal solang's das Haus des Kanzlers
Für's Turmngemach.
war
Anselma
Wie könnt' ich tausender Gesichter mich,
Siegel
Noch immer neue Zweige?
Flüchtig erblickter, jahrlang nicht geschauter,
Zweite Magd
nd.)
Kaum, daß ein Name wieder tönt, besinnen?
Von gestern die sind nicht mehr frisch genug.
Ach, was für Zeiten, Sekretär! Mir wirbelt
Anselma
Der Kopf, denk' ich zurück. Das Vorgemach
lächelnd
Nie leer von Menschen. Jeder Tag erfüllt —
Meint Leouilda. — Nun, wenn unser Gast
Empfang, Audienz, Geheimberatung, Feste
*
Uns weiter warten läßt — und jede Nacht
Es war sein Haus der Mittelpunkt der Wen,
Der Flieder welkt, der ihn begrüßen sollte,
Nun leben kläglich wir am Rande hin.
Sieht's bald in unserm Park nicht ander aus,
Sekretär
Als hätte durchs Gesträuch ein Sturm gewütet.
Doch Euer Herr fand trefflich sich darein.
Doch geht nur, Mädchen, schmückt Gelaß und Gang,
unerbrochene
Dominik
Wie euch das Fräulein hieß.
Glaubt Ihr? — Ihr irrt. Was er auch treibt, er
(Die beiden Mägde die Treppe zur Galerie
treibt's
hinauf, verschwinden dann links in der Türe
ufgewacht —
Aus Langweil nur. Ob er in Büchern sich
zum Turmdemach.)
Einsam vergräbt, sein Roß durchs Grüne hetzt,
Anselma
Diktiert von früh bis spät (kein Schreiber noch
zum Sekretär
Hieli's aus als Ihr. Drum heißt Ihr Sekretär),
Mein Bruder läßt Euch warten, Sekretär.
ine aufging
Ob er — wer weiß es nicht, sonst blieb' ich
Sekretär
stieg er zu
stumm —
Zum erstenmal.
Auf sehr geheimen Pfaden sich verliert —
Anselma
's ist alles nur, die Stunden totzuschlagen;
soeben
Der schöne Morgen hält ihn wohl im Freien.
nu
#
Lanzweile ist's, Unast, vielleicht Verzweiflung.
2. Fischer,1 Nun, die vernwnnen Nebeltage ward Ihr ##
7-7-
(Der Freiherr Albrecht von Mayenau kommt
mit Anselma von rechts, ein stattlicher Mann
von fünfzig, hohe Stirn, durchdringende Augen;
er ist im Reitanzug.)
Freiherr
Unhöflich ist's —
Anselma
An seinem Wagen brach vielleicht ein Rad.
Freiherr
Als jände sich kein Bote!
Anselma
Und wenn es Laune wäre..
Freiher
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ist in den Erker getreten, läßt die Briefe durch
seine Hand gleiten
Nichts von ihm.
Dominik
hat dem Freiherrn beim Ablegen des Wamses
geholfen und geht jetzt damit ab.
Die beiden Mädchen kommen von der Galerie
mit verwelkten Zweigen herunter.
Freiherr
zu Anselma
Was tragen die?
Anselma
Verwelkte Zweige sind's,
Die gestern deinen Gast empfangen sollten.
Mit frischen, also wünschte Leonilda,
Ward eben wieder sein Gemach geschmückt.
Freiherr
Wo ist das Kind?
Anselma
Schon fort.
Freiherr
Im Garten?
Anselma
Nein.
Freiherr
Ob sie nicht unserm Gast entgegenwandert?
(Die Mägde sind links abgegangen.)
Dominik
von links mit einem Seidenflaus für der
Freiherrn
Anselma
Als wenn man wüßte, welchen Weg er kommt.
Freiherr
während er mit Hilfe Dominiks den Seiden¬
flaus anzieht, leicht zu Anselma
Muß Leonilda wissen? Ihrer Ahnung
Vertrau' ich mehr als andrer Wissenschaft, 1.
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