II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 19

Ihm über die Lippen. In Iwiesen, die einander ihrem Wesen nach feindlich gegenübertreten; Denkers erscheint in ihr angedeutet, in zarten Linien, wie ele
r in Scherz und Ernst davon
müssen, selbst dann, wenn sic das gleiche Anschauungsprinzipder Weibgestalt entsprechen. Anselma, in der sich der bei ihrem
ie Stunde drängt. Konrad,
hegen. Doch wird diese Ciemeinsamkeit die eingeboreneBruder zur höchsten Vollkommenheit ausgebildete Arbeiter¬
den Zaubern der Sommer-IGegnerschaft abstumpfen, so daß sie im äußeren Leben etwaltypus erkennen läßt, war dem Dichter eine ferne Geliebte, die
schr mnächtigen Mitspielerin,
als Geringschätzung oder Gleichgültigkeit erscheint. So fügtdunkelhaarige Sängerin, eine Künstlernatur wic er, war ihm
und ein Tag sind vergangen.
es sich bei Arbeiter und Denker, die ihr Weltbild der Wirklich¬
Weib und Gefährtin, den großen Entscheidungen seines Lebens
rfürchtet, in den Armen der
keit anzugleichen streben, oder bei Krieger und Künstler, deren
blieben beide iremd, wie die andern alle.
Sie entdeckt seine Absicht
Weltbild illusionär ist, aber nicht notwendig falsch sein muß.
er Freiherr kchrt für Stunden
In besonders glücklichem Falle könnte das eingeborene Welt¬
Konrad, der Typus des Kriegers, sieht im Weibe nur das
It, auf beiden Seiten werden
bild des Künstlers mit der Wirklichkeit übereinstimmen, gerade
Weib, und hätte Lconilda die geistige Höhe erreicht, die ihr vor¬
d. außer sich gebracht durch
diese Uebereinstimmung könnte das sein, was große Kunst von
bestimmt ist, diese Wertung würde ihr wahrscheinlich genügen.
tellt ihm die unvergängliche
geringeren Versuchen unterscheidet, der Seele des echten! Der Dichter ist ihm ein sonderbarer alter Herr, von dem er
Schöpfers einzig vorbehalten. Shakespeare erscheint von dieser
eigentlich nicht wußte, daß er noch lebte. In dem Denker sicht
Büte aufzurichten? —“
Erwägung als gewaltiger Schatten heraufbeschworen, sie wird
er nur den Sekretär und bleibt für Ihn ein Gast des Freiherrn
Antwort:
bestätigt durch die Wirklichkeitstreue seiner Visionen. Die
wie andere. Der Mensch, den er in die eigene Bahn zu reißen
Feindschaft zwischen den Erscheinungsformen zeigt sich schroff,
sucht, der einzige, dem er Tellnahme schenkt, ist der Typus, dem
hder Verträglichkeit.
wenn das Willensprinzip das gleiche ist, wie es be' Arbeiter
Nachbar — wenn
die Bezeichnung Arbeiter zukommt, und der hier in höchster
und Krieger der Fall ist, die beide ihre Welt zu wandeln streben
öglich leben ließe.
geistiger Vollendung als Staatsmann in der prächtig stattlichen
und sich zunächst durch die Form des Handelns unte. scheiden,
Mazke des Freiherrn von Mayenau die Bretter betritt.
eins, darin die Bosheit
die wiederum auf der Gegensätzlichkeit des Anschauungsprinzips
er Kreisel rast
beruht.
Der Freiherr von Mayenau, der Arbeiter im Drama, ist wie
zu eignem Heil.
billig auch der Hauptträger der Handlung. Daß dieser Mensch
ern, heut und morgen
Der kriegerische Geist ist in diesem Drama der eine, dessen
List, der er ist, wird nächst dem Heraufdämmern des Krieges die
Frist erkannt.
Auswirkung die anderen zur Entfaltung zwingt, wie ja auch die
Ursache der Begegnungen, die sich für die übrigen Personen als
sfernen sich
Antike den Krieg den Vater der Dinge nannte. Von Anfang an
Schicksal bestimmend erweisen. Sein Wesen dessen Trieb ist,
chentums zu träumen.
alles von seinen dunklen Schwingen überschattet.
Ihr
die Dinge ihrem Gesetze gemäß zu leiten, hat er vollkommen
eng umzirktem Grund
Rauschen hat den Dichter aus der Fremde heimgescheucht, die
ausgebildet, darum gibt es in diesem Stück, seiner Welt, keine
er als eine milde schildert:
Es Haus zu bauen.
Kraft, keine Person, die er unbeachtet ließe. In jedem dieser
sr.
Mir selbst entronnen.
Schicksale ist er bewußt und verständig wirksam. Die Be¬
vollkammenen Arbeiters im
ziehungen, In denen er sich zu den Menschen um ihn findet,
Ein andrer wandelt ich durch kühle, klare,
des in Weltbild der Wirk-
sind dem Gesetz seiner Persönlichkeit gemäß gewachsen, nicht
Von keiner Fordrung überhangne Welt.
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höchst gemäß ist.
durch den großen Augenblick zu plötzlicher Relfe gebracht.
Landschaft, inbrünstiger Gewährung voll.
nen und, erleben den Zwei¬
Und so stark erweist sich diese Natur, daß die anderen weder
Umblühte und umweikte meinen Schritt.
ie so urgcheure Anspannung
für sein Wollen noch sein Handeln maßgebend werden Im
Doch keine griff zudringlich an mein Herz.
ur von sich selber weiß und
Gegenspiel mit den Einzelnen nimmt er eine unangrenbare
Gestalten, in vielfältigster Begegnung,
ander zu fühlen. In diesen
Stellung ein, der Widersacher, der Ihn zum Schluß überwindet,
Seltsame und gemeine, Männer, Frauen —
k um Leonilda heimzuführen.
ist eine Macht, kein Mensch: der Krieg.
Sie spielten arch in einer neuen Welt
iste Geschenk, das zwischen
Mit Kinderernst die ew'gen Lebensspiele
kann. Der Dichter, der Ihr
Dieser übergewaltige Mitspieler ist gezeichnet, wie er ist,
Den heiter-unberührten Sinnen vor —
m von Ewigkelt bestimmte
wie wir ihn kennen: eine Willensrichtung der Massen, nicht das
Dech keine mahnte: bild’ uns nach und deute,
er sein wahres Leben lebt,
Geschöpf Einzelner, seien sie gut oder böse, dumm oder klug,
Was der uns vor dir schuf, mit uns gewollt.
es: die früh Enttäuschte an
leidenschaftlich eder berechnend. Dem Einzelnen ist in kriege¬
Und also schweht' ich über frender Erde,
Freiheit in der Liebe. Das
rischen Zeiten nur die Wahl gelassen, Betrachter zu sein oder
Von Wurzelkräften niegends festgehalten,
ng mit dem Gefühl, daß sie
den allgemeinen Willensantrieb zu steigern, zu vollziehen. Die
Ein Gast und frei.
sel. Im Gegensatze zu den
Motive der Massen sind dem Begreifen unzugänglich wie das
Ereignisse in tiefster Seele
Wesen der Elemente. Diesem Gedanken hat Schnitzler in
Die beiden Bindungen, ohne die kein künstlerisches Schaffen
Unberührbarkeit könnte die
Idenkpar ist oder sichtbar wurde, das Wissen um die Zugehörig¬
seinem eben erschlenenen „Buch der Sprüche und Bedenken“.
egründet sein, vielleicht er¬
Ausdruck gegeben: „Fast fühlt man sich versucht, jede in sich
keit zur Gottheit, die über alle Begriffe ist, und zur Heimat, die
ze der Menschheit als Hexe.
das Begrenzte sinnenfällig macht, sind ihm gerade in der Ferne,
geschlossene Menschengruppe nicht als eine Summe von Indivi¬
er Bindung entzinnen, In die
duen, sondern als ein Element zu betrachten: — ein Element wie
der scheinbaren Abgelöstheit lebhaft gegenwärtig geworden. In
sie.
Feuer, Wasser, Luft und Erde.“ Im Drama wird das Elemen¬
seine Ruhe und Betrachtug hinein spielte das Vorgofühl des
ungeheuer heraufzichenden. Trieges:
tare des Krieges dadurch besonders anschaulich gemacht, daß
des Krieges. Konrad wird
der Vertreter des kriegerischen Geistes als Jüngling vom
ersprechen wili er sich der
Wann denn traf das Wort
geistigen Durchschnittsmaß gezeichnet ist; wäre ihm ein Zug
B beiden die Freiheit gewahrt
Zum erstenmal, das mich nicht treffen wollte?
von Genialltät gageben, hätte dies das Drama auf Irrwege ge¬
der für Ihn der höchste sein
Wann fühlt ich die Gefahr, die mir nicht galt,
führt.
die Menschen, für die es
Wie wetterdrohend über meinem Haupt?
hm ist die Erfüllung seiner
Es hat sich gezeigt, daß lebensentscheidende Einwirkung
Dam Gefühl für die endlich wiedergefundene, einst ihm
Er habe sich im Weiher er¬
Inur zwischen solchen Geistern stattfindet oder wenigstens en¬
feindlicue Heimat gibt er herrlichen Ausdruck:
er Denker auf der Grenze
strebt wird, in denen die Willensrichtung, also auch die Empfin¬
Phöpfung seines Bewußtseins
Und schrien sie alle, die von Urzeit her
dung von der Umwelt im Verhältnis zum eigenen Ich, die gleiche
stes nicht sei. Der Mensch
In diesem Lande hausen, meine Fremdschaft
ist: der Dichter und der Sekretär sind in ihrsm Verhältnis zu:
äre er nicht, und den kein
Ins Antlitz mir — und schichteten sie selbst
Welt Nachbildner, Konrad und der Freiherr sind Gestalter. Per¬
anhielt, erscheint ihm nicht
Den Holzstoß für mich auf: — mir könnte nimmer
sonen dagegen, denen das Prinzip der Anschauung gemeinsam
Lebendiger gleich ihm selbst.
ihr Drohn, ihr Hassen das Gefühl verwirren. —
ist, wie Konrad und der Dichter, die beide ein illusionäres Welt¬
hütterte Weltbild zu retten.
Du Erde weißt, daß ich aus Dir erwuchs,
bild haben, der Preiherr und der Sekretär, die ein reales an¬
s ist durchbrochen, im ent¬
Du Himmel, daß Du Helmat überglänzest, —
streben, finden keine Beziehungen zu einander, oder nur solche
ung aus seinem Hirn in die
Und kein Verworiner atm’ ich zwischen euch.
alltäglicher Natur. Dieser Baugedanke läßt sich in allen großen
den einzig Lebendigen hielt.
Dramen der Weltliteratur nachweisen, die ausgenommen, in
Die Heimkehr läßt ihn dem Mädchen wieder begegnen,
n gegen eine Welt. Die
deren Handlung übernatürliche Mächte eingeführt sind. Er
dessen Geist, in der Gewitteratmosphäre des nahenden Krieges
s, die Baugebeimnis und Hn¬
bringt eine Wahrhelt zum Ausdruck, die für das uns zugängliche
schnell und wunderbar gereift, einen verführerischen Glanz über
ien. gehen unter, da dieses
Erkenntnisgebiet gilt. (Buchausgabe S. Fischer, Verlag, Berlin.)
Uihr ganzes Wesen strahlt. Und diese Begegnung wird ihm zum
heuer geworden, des Den¬
Verhängnis.
Freiherr wird sein unnutz
s Kalsers zurücklegen und
Sein Schicksal hat auch den Denker in den Untergang ge.
zienen. Leonilda wird den
Schnitzfer-Aufführungen in London.
rissen, der in Ihm von vornherein den Feind witterte, die
rasch umgeworfenen Reise¬
Gegnerschaft lag in den geistigen Naturen der beiden, sie war
Arthur Schnitzlers Einakter „Der tapiere Cassian“ und
Feinsam zurückbleibenden
niemals gewollt, für den Dichter nie bewußt. Er ist der einzige
Anatols Hochzeitsmorgen“, gelangen im International Art's
nählung für sie vorausahnt,
Mensch. der auf das Leber des Denkers enischeidenden Einfluß
Thaatre zur Erstaufführung.
kunft vor dem jungen Mäd¬
nehmen kann, echte Feinoschaft bedeutet vielleicht die einzige
Zuschauerraume bietet der
Möglichkeit einander nahe zu kommen, ein Gedanke, der
Lehär-Rennaissance.
gensatz, der ein mächtiger
Schnitzler eigentümlich ist. Den anderen Figuren des Stücks
„Der Graf von Luxemburg“ gelangte gestern unter
leit dieses Ausgangs ist. Es
steht der Sekretär nur als Beobachter, dem Freiherrn allein,
musikalischer Leitung des Kompon sten mit Hubert Ma¬
dem er das tägliche Brot verdankt, als bescheiden genügsamer
rischka in der Titelrolle am Metropoltheater, Ber¬
ich selbst. nichts Geringeres Nutznießer in furchtbarer Abgelöstheit gegenüber. Auch dein
Iin. zur Neuaufführung.
Wie vier Erschelnungsformen Dichter bleiben beinah alle anderen innerlich fern, unwirklich.
iter. Krieger, Denker und Leoniida, die ihm zum Schicksal wird, hat den Blick für die
Richard Strauß
estalten sich als solche er- Gesetze des eigenen ich und fremden Wesens. Der Typus des)veröffentlicht demnächst einen Zyklus für Männerchor und
Orchester auf Dichtungen von J. von Eichendorff „Die Tages¬
zeiten“ (Morgen—Mittag—Abend—Nacht). Dieses Werk wird
irkten vollkommen konven-□der polnischen Nationalgalerle. mit einer Reihe von Bildern ver-Jim Juli dieses Jahres durch den Wiener Schubertbund unter Lei¬
für der Regisseur die Ver-Ttreten.
tung ven Professor Viktor Keldorfer seine Uraufführung erleben.
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