10e
im¬
intee
n den
2•10.
acht!
spektor
rünul¬
am
Alser¬
Unfall
zinggl,
wurde,
grieté
ektor
chtet:
lein¬
iner
hne
Watstle nle Kanizt.
„Saraievo 1914.“
EING
Uraufführung der „Österreichischen Bühne".
* Sarajevo 1914: auslösende Ursache des
Schnitzler=Araufführung.
sich=selber=Auslöschen. Vergeblich hat inzwischen Weltbrandes! Die Wahl des Titels — nein, die
der weise Mann versucht, den Gang der Ereig¬
„Der Gang zum Weiher.“ — Burgtheater.
Wahl des Themas bedeutet Wagnis und Ver¬
nisse durch sein gütiges Wollen herumzureißen.
sprechen: das Wagnis, ein Drama der gewaltig¬
* Als Zeit dieser dramatischen Dichtung in
Der Krieg ist da. Der Leutnant geht in ihn wie
sten Hintergründe schreiben zu wollen — gäbe
Versen und fünf Aufzügen gibt Arthur Schnitzler
in das höchste Abenteuer seines jungen Blutes.
es für uns gewaltigere als den jüngsten Um¬
die Mitte des 16. Jahrhunderts an, als ihren Ort
Auch der weise Mann findet keine andere Ent= bruch des Weltgeschehens und die Katastrophe des
das Schloß eines Freiherrn und gewesenen
scheidung als Krieg, als eine „Tat selbst ohne
bürgerlichen Zeitalters?; das Versprechen, an
Kanzlers, wenige Wegstunden von der Residenz
Sinn“, weil sie würdiger sei „als Wort, das ohne
entfernt.
olchen Vorwurf, wenn nicht mit dem objektiv
Macht, sei es noch so weise“. (Aber entmachtet
erforderlichen Maß an Gestaltungskraft — das
Übersetzt man die Geschehnisse ins Heutige —
sich mit solcher Resignation nicht selber das Wort, läßt sich subjektiv kaum richtig einschätzen
und alle Vergangenheit muß diesen Bezug auf
die Weisheit?) Diesem männlichen Verzicht stehtso doch mit aller Verantwortlichkeit des intellek¬
uns als seine Prüfung, als seine Sinngebung
zur Seite der frauliche Verzicht der Schwester, die
zuellen Menschen heranzugehen. Das Wagnis
mitmachen —, so ergibt sich folgendes Bild: Wir
ihr Leben nicht gelebt und es bis zu Ende nicht
sind in der Nähe von Wien. Kein Zweisel. Alle
wird unternommen, das Versprechen nicht ein¬
leben will. So wäre Resignation das Ende? Nein,
gelöst.
diese Menschen — mit ihren Vorzügen und ihren
da rast (wenn auch in etwas unvermittelter
Lastern — sind Wiener. Über Europa hängen die
„Sarajevo 1914“, von dem polnischen
Szene) noch der Intellekt in der Figur eines
Autor St. Brandowski verfaßt, von der
Wolken des Mißverständnisses, der Feindschaft Sekretärs, sieht die Welt und alles, was geschieht,
zwischen den Nationen, dicht und trüb. Gewittrige
„Österreichischen Bühne“ an der Ko¬
nur als seine Spiegelung, und läuft in den
Entladung in einen Krieg ist stündlich zu be¬
mödie zur deutschen Uraufführung gebracht, ist
Wahn, in die Zwangsjacke, weil er das Lebendige
ein Stück der simpelsten Verschwörer= und
fürchten. An den Grenzen stehen bereits die Heere an den Gedanken verraten hat. So wäre das
hüben wie drüben — aufmarschbereit. Der
Liebesgeschichtenromantik. Eine fünfaktige Läp¬
Chaos, die allgemeine Sinnlosigkeit das Ende?
Spannung nach außen hin entspricht nach innen
verei, in der erzählt wird, wie Franz Ferdinand
Nein. Für Schnitzler ist heute wie je Anfang und
zu eine wirre Ziellosigkeit: Einsamkeit und nutz¬
das Schicksal von Sarajevo erleiden mußte,
Ende und Sinn unserer Existenz: „der Ruf des
loses Altern der Reifen und Wissenden — träu¬
letztlich darum, weil ein Fräulein Christa
Lebens“ — der Mensch — wie immer, trifft diese
mendes Suchen der Jugend nach dem Wunder¬
Braun in einen Oberleutnant Petrovich ver¬
Gnade bei ihm eine Frau —, der sich verschenken
baren. Man merkt: das Innen hat keinen Punkt,
liebt war. Freilich: die Verkettung solcher priva¬
und sich bewahren kann.
um den es kristallisieren könnte. Das Außen
testen Affäre mit dem historischen Geschehen ist
In dieser dramatischen Dichtung hat — wie
hat es leichter, es flüchtet zum Begriff: Feind,
an sich möglich und entzieht sich nicht dem dra¬
man sieht — die Schnitzlersche Weltstimmung ein
und reibt daran seine Stirn, wie der Ochs die
matischen Zugriff. Sie als die ausschlie߬
Gleichnis gefunden, das sich von den früheren der
seine an der Hürde.
liche Motivation des historischen Geschehens zu
Art, aber nicht dem Wesen nach unterscheidet. Die
Ein weiser Mann um die Fünfzig, der einmal
betrachten, bleibt einer mangelhaften Satire, im
Schmerzlichkeit eines Menschen, den der Gang
im Mittelpunkt der Ereignisse stand, hat sich vor
Ernstfall aber der heutigen Operette überlassen.
zum Weiher nicht zur Vereinigung des Irdischen
der Welt geflüchtet in eine Villo am Rand der
Brandowskis Stück bedeutet den Ernstfall: es ist,
mit dem Göttlichen geführt hat, faltet fromm,
Stadt. Er ist mit dem Gang der Dinge unzu¬
genau besehen, geistiger Rohstoff eines neueren
ergeben und anbetend die Hände vor dem immer
frieden, er kann sie nicht ändern, er meditiert.
Librettos; eine Dosis freiwilligen Situations¬
neuen Wunder und Geheimnis des Lebens.
Auch seiner Schwester ist das Leben ungelebt ver¬
humors würde es zum vollendeten machen:
Dies Bekenntnis zur heiligen Schönheit und
ronnen — sie hat verzichtet. Die Tochter des
mit aller nötigen Sentimentalität, „romanti¬
Unvergleichlichkeit des individuellen Lebens wird
Weisen aber hat noch den Gang zum Weiher vor
schen" Unkenntnis des Milieus und Geschicklich¬
heute leicht in den Verdacht der Überholtheit und
keit des abendfüllenden Aufbaues.
sich. Sie badet nachts in ihm, was auch heute
des Rückschrittlichen kommen. Aber seis drum.
etwas auffällig ist. Aus der Fremde kommt der
Gerade heute brauchen wir die Gegenstimme,
Es frägt sich, was dem österreichischen Theater
alternde Dichter heimwärts. Puppenspieler, der
heute, wo von allen Seiten nur gepredigt wird,
verlorengegangen wäre, hätte die „Österreichische
er ist, möchte er die Fäden seines Lebens noch
das Leben habe keinen andern Sinn, als geopfert
Bühne“ es nicht mit „Sarajevo 1914“ bekannt¬
einmal fest fassen. Da sieht er das junge Mädchen
zu werden — gleichgültig für was — die Namen
gemacht. Man ruft nach dem „Zeitstück“! Merk¬
und glaubt in ihm Erfüllung seines Wunsch¬
wechseln — aber die Propaganda für das Opfer
würdig ist's, wie allgemein man die Antwort
traums vom Leben zu finden. Das junge Mädchen
bleibt sich gleich. So hysterisch „mit Weinlaub im
auf solchen Ruf vom Thema, statt vom Geist
scheint auf ihn zu warten, wie die Blume auf den,
des Dramas her erwartet.
Haar“ sich seinerzeit die „Lebensfreude“ gebär¬
der sie bricht. Aber das ist nicht dem alternden
dete, so hysterisch ist die heutige Furcht vor der
Die Aufführung (Regie: Erwin Weil!)
Dichter bestimmt. Indes er noch einmal in die
Freude, der allgemeine Veitstänzerwahn, wir
war mit konventionellen, zum Teil mit unzu¬
Welt zurückkehrt, um seine Verpflichtungen zu hätten nicht für uns auch zu leben, sondern vor
länglichen Mitteln eifrig bemüht. Thea
einer andern Geliebten zu ordnen und dann als allem für Kommende, wir müßten durch einen
Braun =Fernwald als die eigentliche Hel¬
Bräutigam wiederzukehren, geht der junge Leut¬
endlosen Sumpf von Blut und Kot waten, damit
din des Stückes hai Augenblicke spröder Innig¬
nant, von der Grenze und ihren Kriegsgefahren
keit und manchen dramatischen Gesühlsakzent.
in 100 Jahren vielleicht einmal ein Streifen
kommend und durch sie aufgewühlt, den Weg zum Glücks sichtbar würde. Die Überspitzung der
Die politische Rolle liegt ihr minder. Herr
Weiher, trifft dort das junge Mädchen. Es Opferidee des Einzelnen für alle wird ganz gewiß
Schomberg spielt recht männlich einen trau¬
geschieht, was in solchen Fällen immer geschieht: von der Zeit richtiggestellt werden, denn jede
rigen Helden und Verräter ohne ersichtlichen
Jugend findet zu Jugend, was aber das Fräu¬
Antrieb. Den Antrieb bleibt ihm der Autor
allgemeine Idee, die nicht im Glück des Indivi¬
lein nicht hindert, bald darauf schnitzlerhaft zu
schuldig. Herr Ranzenhofer spielt einen
duums wurzelt, die nicht Erfüllung seines Lebens
fragen: „Gab ich mit meinem Heut mein will, muß absterben, muß an innerer und äußerer
altösterreichischen General in guter Maske und
mit dem Blick ins Publikum.
Gestern und mein Morgen — ja, weißt du nur, Ode verdorren. In diesem Zusammenhang dient
Ergo.
ob ich mich selbst dir gab?“ Wie so oft bei
eine Stimme wie die Schnitzlers vom Ruf und
Schnitzler, weiß auch diesmal der Leutnant solcher
von der Gnade des Lebens nicht der Vergangen¬
Das Novitätenprogramm der
Kompliziertheit des Eros nur die siegesgewisse heit, sondern dem Künftigen — auch wenn vieles
Renaissancebühne.
Borniertheit seiner Lenden entgegenzusetzen. Zus an dem Drama formal vergänglich und die
*
wenig. Was diese jungen Menschen hält, ist nur
Direktor Jarno hat für die laufende Spiel¬
Zeichen eines abgeblaßten Impressionismus
die gemeinsame Jugend. Eine andere Unter¬
tragen mag. Es kommt bei einem Dichter nicht
zeit, die am 31. August 1931 endet, folgende
haltung als die körperliche ist zwischen ihnen auf
Stücke zur Aufführung angenommen:
auf das an, was an ihm sterblich ist, sondern auf
die Dauer nicht möglich. Wird nunmehr das junge
„Myra Bolette“ von Irving Kave Davis,
das, was von ihm übrig bleiben wird.
Mädchen dem zurückgekehrten alternden Dichter
Ein Alterswerk? Sicher. Aber das ist nicht in
„Seidenstrümpfe“ von Cyril Harcourt,
folgen und mit ihm zu ihrem Wesen kommen?
herabsetzendem Sinn gemeint („'s wär eine arme
deutsch von Syl=Vara, „Frau Eva und ihre
Nein. Auch dieses junge Mädchen hat das Irr¬
Welt, wenn Jugend alles wär“ — sagt mit Recht
Töchter“ von Armin Friedmann und Fritz
lichternde aller jungen Mädchen Schnitzlers, sie
hier Schnitzler), sondern in dem Sinn eines Ab¬
Lunzer, „Die Quadratur des Kreiscs“
halten nirgendwo still, sie suchen das Ungemessene,
schiednehmens von seinen eigenen Gestalten zwi¬
von Valentin Katajew, deutsch von Maurice
aber auch das Ungewisse, in einem fiebrigen schen Sehnsucht und Traum, von einer „ringsum
Hirschmann, „Banditen im Frack“ von Fred
Glanz, in einer rauschhaften Erhöhung aller aufgetanen Welt der Rätsel und Versuchungen“,
Heller und Adolf Schütz, „Hut ab vor Onkel
Sinne. Ganz andre warten auf dieses seines von der narzissushaft sich bespiegelnden Schwer[Eddie“ von Rudolf Kurtz, „Achtung,
Werts und seiner Sendung rubenshaft bewußte, mut und Klugheit, von der eigenen Jugend („Wo[Kurve!“ von Bodet, deutsch von Karl Lerbs.
wenn auch schlank gewachsene Geschöpfchen. Dem seid ihr hin, des Glücks durchglühte Tage?“), von In dem Stück „Franzi gastier!“ von
alt rnden Dichter bleibt nichts als der Gang zum
dem Spiel mit Schein und Sein („Was faß ich,
L. Bus=Fekete und A. Goth, deutsch von Armin
Weiher — aber für ihn heißt das, was junge wenn ich fasse?“), von dem resignierten Beiseite= Friedmann, wird Hansi Niese anfangs März
Menschen zur Fülle ihres Lebens bringt, Sterben, stehen des Wissenden, vom Glanz der Masken ihr Gastspiel beginnen.
im¬
intee
n den
2•10.
acht!
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rünul¬
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zinggl,
wurde,
grieté
ektor
chtet:
lein¬
iner
hne
Watstle nle Kanizt.
„Saraievo 1914.“
EING
Uraufführung der „Österreichischen Bühne".
* Sarajevo 1914: auslösende Ursache des
Schnitzler=Araufführung.
sich=selber=Auslöschen. Vergeblich hat inzwischen Weltbrandes! Die Wahl des Titels — nein, die
der weise Mann versucht, den Gang der Ereig¬
„Der Gang zum Weiher.“ — Burgtheater.
Wahl des Themas bedeutet Wagnis und Ver¬
nisse durch sein gütiges Wollen herumzureißen.
sprechen: das Wagnis, ein Drama der gewaltig¬
* Als Zeit dieser dramatischen Dichtung in
Der Krieg ist da. Der Leutnant geht in ihn wie
sten Hintergründe schreiben zu wollen — gäbe
Versen und fünf Aufzügen gibt Arthur Schnitzler
in das höchste Abenteuer seines jungen Blutes.
es für uns gewaltigere als den jüngsten Um¬
die Mitte des 16. Jahrhunderts an, als ihren Ort
Auch der weise Mann findet keine andere Ent= bruch des Weltgeschehens und die Katastrophe des
das Schloß eines Freiherrn und gewesenen
scheidung als Krieg, als eine „Tat selbst ohne
bürgerlichen Zeitalters?; das Versprechen, an
Kanzlers, wenige Wegstunden von der Residenz
Sinn“, weil sie würdiger sei „als Wort, das ohne
entfernt.
olchen Vorwurf, wenn nicht mit dem objektiv
Macht, sei es noch so weise“. (Aber entmachtet
erforderlichen Maß an Gestaltungskraft — das
Übersetzt man die Geschehnisse ins Heutige —
sich mit solcher Resignation nicht selber das Wort, läßt sich subjektiv kaum richtig einschätzen
und alle Vergangenheit muß diesen Bezug auf
die Weisheit?) Diesem männlichen Verzicht stehtso doch mit aller Verantwortlichkeit des intellek¬
uns als seine Prüfung, als seine Sinngebung
zur Seite der frauliche Verzicht der Schwester, die
zuellen Menschen heranzugehen. Das Wagnis
mitmachen —, so ergibt sich folgendes Bild: Wir
ihr Leben nicht gelebt und es bis zu Ende nicht
sind in der Nähe von Wien. Kein Zweisel. Alle
wird unternommen, das Versprechen nicht ein¬
leben will. So wäre Resignation das Ende? Nein,
gelöst.
diese Menschen — mit ihren Vorzügen und ihren
da rast (wenn auch in etwas unvermittelter
Lastern — sind Wiener. Über Europa hängen die
„Sarajevo 1914“, von dem polnischen
Szene) noch der Intellekt in der Figur eines
Autor St. Brandowski verfaßt, von der
Wolken des Mißverständnisses, der Feindschaft Sekretärs, sieht die Welt und alles, was geschieht,
zwischen den Nationen, dicht und trüb. Gewittrige
„Österreichischen Bühne“ an der Ko¬
nur als seine Spiegelung, und läuft in den
Entladung in einen Krieg ist stündlich zu be¬
mödie zur deutschen Uraufführung gebracht, ist
Wahn, in die Zwangsjacke, weil er das Lebendige
ein Stück der simpelsten Verschwörer= und
fürchten. An den Grenzen stehen bereits die Heere an den Gedanken verraten hat. So wäre das
hüben wie drüben — aufmarschbereit. Der
Liebesgeschichtenromantik. Eine fünfaktige Läp¬
Chaos, die allgemeine Sinnlosigkeit das Ende?
Spannung nach außen hin entspricht nach innen
verei, in der erzählt wird, wie Franz Ferdinand
Nein. Für Schnitzler ist heute wie je Anfang und
zu eine wirre Ziellosigkeit: Einsamkeit und nutz¬
das Schicksal von Sarajevo erleiden mußte,
Ende und Sinn unserer Existenz: „der Ruf des
loses Altern der Reifen und Wissenden — träu¬
letztlich darum, weil ein Fräulein Christa
Lebens“ — der Mensch — wie immer, trifft diese
mendes Suchen der Jugend nach dem Wunder¬
Braun in einen Oberleutnant Petrovich ver¬
Gnade bei ihm eine Frau —, der sich verschenken
baren. Man merkt: das Innen hat keinen Punkt,
liebt war. Freilich: die Verkettung solcher priva¬
und sich bewahren kann.
um den es kristallisieren könnte. Das Außen
testen Affäre mit dem historischen Geschehen ist
In dieser dramatischen Dichtung hat — wie
hat es leichter, es flüchtet zum Begriff: Feind,
an sich möglich und entzieht sich nicht dem dra¬
man sieht — die Schnitzlersche Weltstimmung ein
und reibt daran seine Stirn, wie der Ochs die
matischen Zugriff. Sie als die ausschlie߬
Gleichnis gefunden, das sich von den früheren der
seine an der Hürde.
liche Motivation des historischen Geschehens zu
Art, aber nicht dem Wesen nach unterscheidet. Die
Ein weiser Mann um die Fünfzig, der einmal
betrachten, bleibt einer mangelhaften Satire, im
Schmerzlichkeit eines Menschen, den der Gang
im Mittelpunkt der Ereignisse stand, hat sich vor
Ernstfall aber der heutigen Operette überlassen.
zum Weiher nicht zur Vereinigung des Irdischen
der Welt geflüchtet in eine Villo am Rand der
Brandowskis Stück bedeutet den Ernstfall: es ist,
mit dem Göttlichen geführt hat, faltet fromm,
Stadt. Er ist mit dem Gang der Dinge unzu¬
genau besehen, geistiger Rohstoff eines neueren
ergeben und anbetend die Hände vor dem immer
frieden, er kann sie nicht ändern, er meditiert.
Librettos; eine Dosis freiwilligen Situations¬
neuen Wunder und Geheimnis des Lebens.
Auch seiner Schwester ist das Leben ungelebt ver¬
humors würde es zum vollendeten machen:
Dies Bekenntnis zur heiligen Schönheit und
ronnen — sie hat verzichtet. Die Tochter des
mit aller nötigen Sentimentalität, „romanti¬
Unvergleichlichkeit des individuellen Lebens wird
Weisen aber hat noch den Gang zum Weiher vor
schen" Unkenntnis des Milieus und Geschicklich¬
heute leicht in den Verdacht der Überholtheit und
keit des abendfüllenden Aufbaues.
sich. Sie badet nachts in ihm, was auch heute
des Rückschrittlichen kommen. Aber seis drum.
etwas auffällig ist. Aus der Fremde kommt der
Gerade heute brauchen wir die Gegenstimme,
Es frägt sich, was dem österreichischen Theater
alternde Dichter heimwärts. Puppenspieler, der
heute, wo von allen Seiten nur gepredigt wird,
verlorengegangen wäre, hätte die „Österreichische
er ist, möchte er die Fäden seines Lebens noch
das Leben habe keinen andern Sinn, als geopfert
Bühne“ es nicht mit „Sarajevo 1914“ bekannt¬
einmal fest fassen. Da sieht er das junge Mädchen
zu werden — gleichgültig für was — die Namen
gemacht. Man ruft nach dem „Zeitstück“! Merk¬
und glaubt in ihm Erfüllung seines Wunsch¬
wechseln — aber die Propaganda für das Opfer
würdig ist's, wie allgemein man die Antwort
traums vom Leben zu finden. Das junge Mädchen
bleibt sich gleich. So hysterisch „mit Weinlaub im
auf solchen Ruf vom Thema, statt vom Geist
scheint auf ihn zu warten, wie die Blume auf den,
des Dramas her erwartet.
Haar“ sich seinerzeit die „Lebensfreude“ gebär¬
der sie bricht. Aber das ist nicht dem alternden
dete, so hysterisch ist die heutige Furcht vor der
Die Aufführung (Regie: Erwin Weil!)
Dichter bestimmt. Indes er noch einmal in die
Freude, der allgemeine Veitstänzerwahn, wir
war mit konventionellen, zum Teil mit unzu¬
Welt zurückkehrt, um seine Verpflichtungen zu hätten nicht für uns auch zu leben, sondern vor
länglichen Mitteln eifrig bemüht. Thea
einer andern Geliebten zu ordnen und dann als allem für Kommende, wir müßten durch einen
Braun =Fernwald als die eigentliche Hel¬
Bräutigam wiederzukehren, geht der junge Leut¬
endlosen Sumpf von Blut und Kot waten, damit
din des Stückes hai Augenblicke spröder Innig¬
nant, von der Grenze und ihren Kriegsgefahren
keit und manchen dramatischen Gesühlsakzent.
in 100 Jahren vielleicht einmal ein Streifen
kommend und durch sie aufgewühlt, den Weg zum Glücks sichtbar würde. Die Überspitzung der
Die politische Rolle liegt ihr minder. Herr
Weiher, trifft dort das junge Mädchen. Es Opferidee des Einzelnen für alle wird ganz gewiß
Schomberg spielt recht männlich einen trau¬
geschieht, was in solchen Fällen immer geschieht: von der Zeit richtiggestellt werden, denn jede
rigen Helden und Verräter ohne ersichtlichen
Jugend findet zu Jugend, was aber das Fräu¬
Antrieb. Den Antrieb bleibt ihm der Autor
allgemeine Idee, die nicht im Glück des Indivi¬
lein nicht hindert, bald darauf schnitzlerhaft zu
schuldig. Herr Ranzenhofer spielt einen
duums wurzelt, die nicht Erfüllung seines Lebens
fragen: „Gab ich mit meinem Heut mein will, muß absterben, muß an innerer und äußerer
altösterreichischen General in guter Maske und
mit dem Blick ins Publikum.
Gestern und mein Morgen — ja, weißt du nur, Ode verdorren. In diesem Zusammenhang dient
Ergo.
ob ich mich selbst dir gab?“ Wie so oft bei
eine Stimme wie die Schnitzlers vom Ruf und
Schnitzler, weiß auch diesmal der Leutnant solcher
von der Gnade des Lebens nicht der Vergangen¬
Das Novitätenprogramm der
Kompliziertheit des Eros nur die siegesgewisse heit, sondern dem Künftigen — auch wenn vieles
Renaissancebühne.
Borniertheit seiner Lenden entgegenzusetzen. Zus an dem Drama formal vergänglich und die
*
wenig. Was diese jungen Menschen hält, ist nur
Direktor Jarno hat für die laufende Spiel¬
Zeichen eines abgeblaßten Impressionismus
die gemeinsame Jugend. Eine andere Unter¬
tragen mag. Es kommt bei einem Dichter nicht
zeit, die am 31. August 1931 endet, folgende
haltung als die körperliche ist zwischen ihnen auf
Stücke zur Aufführung angenommen:
auf das an, was an ihm sterblich ist, sondern auf
die Dauer nicht möglich. Wird nunmehr das junge
„Myra Bolette“ von Irving Kave Davis,
das, was von ihm übrig bleiben wird.
Mädchen dem zurückgekehrten alternden Dichter
Ein Alterswerk? Sicher. Aber das ist nicht in
„Seidenstrümpfe“ von Cyril Harcourt,
folgen und mit ihm zu ihrem Wesen kommen?
herabsetzendem Sinn gemeint („'s wär eine arme
deutsch von Syl=Vara, „Frau Eva und ihre
Nein. Auch dieses junge Mädchen hat das Irr¬
Welt, wenn Jugend alles wär“ — sagt mit Recht
Töchter“ von Armin Friedmann und Fritz
lichternde aller jungen Mädchen Schnitzlers, sie
hier Schnitzler), sondern in dem Sinn eines Ab¬
Lunzer, „Die Quadratur des Kreiscs“
halten nirgendwo still, sie suchen das Ungemessene,
schiednehmens von seinen eigenen Gestalten zwi¬
von Valentin Katajew, deutsch von Maurice
aber auch das Ungewisse, in einem fiebrigen schen Sehnsucht und Traum, von einer „ringsum
Hirschmann, „Banditen im Frack“ von Fred
Glanz, in einer rauschhaften Erhöhung aller aufgetanen Welt der Rätsel und Versuchungen“,
Heller und Adolf Schütz, „Hut ab vor Onkel
Sinne. Ganz andre warten auf dieses seines von der narzissushaft sich bespiegelnden Schwer[Eddie“ von Rudolf Kurtz, „Achtung,
Werts und seiner Sendung rubenshaft bewußte, mut und Klugheit, von der eigenen Jugend („Wo[Kurve!“ von Bodet, deutsch von Karl Lerbs.
wenn auch schlank gewachsene Geschöpfchen. Dem seid ihr hin, des Glücks durchglühte Tage?“), von In dem Stück „Franzi gastier!“ von
alt rnden Dichter bleibt nichts als der Gang zum
dem Spiel mit Schein und Sein („Was faß ich,
L. Bus=Fekete und A. Goth, deutsch von Armin
Weiher — aber für ihn heißt das, was junge wenn ich fasse?“), von dem resignierten Beiseite= Friedmann, wird Hansi Niese anfangs März
Menschen zur Fülle ihres Lebens bringt, Sterben, stehen des Wissenden, vom Glanz der Masken ihr Gastspiel beginnen.