II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 53


leinkunstbühne
gar nicht drum zu tun, er stapelt hoch oder1 Dame vor dem bitteren Schicksal hoffnungs¬
tief, jedenfalls läßt er Unklarheit über seines losen Nichtverstandenwerdens. Oder er zielt
wirklichen Wesens Wert aufkommen. Auch hat
nach einer flotten Bettepisode rasch wieder ab,
W
er entweder zwei Schillinge in der Tasche oder
nachdem er bei der Frau geschlafen und dem
mür
Millionen in der Bank. Entweder gar nichts
Mann seine Meinung gesagt hat. Er kann aber
men 1 160
oder alles. Er karessiert des jungen Mädchens
auch rein, unberührt. als richtiger Konfirmand
Herz mit Armut oder Reichtum, Auf jeden
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der Liebe mit einem jungen Mädchen Kopf an
Sm
Fall verspricht er vieles, ist aufrichtig und
Kopf, Mund an Mund, Bein an Bein, den Vor
nenten
verlogen, kommt aus der Großen Mohrengasse
Curn
hang fallen sehen. Es kommt drauf an, ob er
Farkas,
oder aus der Rue de la Paix. Mit denselben
aus einem französischen, einem amerikanischen,
3 Mr
Ifmann,
Anzügen, denselben Manieren und derselben
oder aus einem deutschen Lustspiel stammt.
Bereitwilligkeit, irgend etwas zu erleben, das
H. B
Im französischen konversiert er, im amerika¬
glücklich oder wenigstens reich macht. Ent-Inischen redet er praktisch und im deutschen
30
weder will er ein junges Mädchen glatt aus quasselt er. Eines dürfte er eigentlich niemals
de Godwyn
der Familie heraus heiraten oder eine Frau haben: vertretene Absätze.
2
Bac.
die

I
Ma
Volgen
Schmitzler-Premiere im Burgtheater
as, Hans
Kadmon
„Der Gang zum Weiher“
15a
Wellisch
* Man muß es aber doch loben“, sagt der
sich Schnitzlers Werk. Mimen, die längst der
Kritiker hochachtungsvoll-ergriffen an der
Literatur der anderen oder dem Betrieb oder!
Ausgangsportière von Artur Schnitzlers unver¬
beiden dienen.
geßlich-herbstlicher Welt. Die Dame in einer
Ewald Balser geht mit starken Schritten
weißen Musselinwolke hat zweimal gegähnt —
neben Schnitzler. Ein Schauspieler, in dem
Preis
Gott sei Dank gehen wir noch aufs Schützen¬
Sar
alte naturalisische Formelemente mit neuen
kränzchen — und in der Vierzigjährigen lebt
Vor:
Ausdrucksmitteln gemixt sind. Er kann Gläu¬
8
die „Weite Land“-Sehnsucht heutiger Tage.
bige bis zu den Ekstatikern spielen, aus dif- vorvt
Sie hat von Artur Schnitzler wieder etwas
ferenzierten Gehirnen sprechen, aber was erL
XN
Jähnliches erwartet ... Neuer Sieg der inter¬
gestaltet, muß unter Atmosphärendruck des
nationalen Klassen in St. Moritz Dor¬
Heute existieren (auch bei Figuren der Klassi¬
iguren
Heie
nier-Flugzeug Prismendecke in einem
kerj. Der Freiherr von Mayenau ist ein Chro¬
Rolle
neuen Landhaus
nikeur seines Schicksals, ein verklärter Raun¬
zufüh.
Wo ist das alles in der barocken Wien-Land¬
zer, der Reime spricht, sich bis zum Ende sel¬
mit töd¬
nigst
schaft, die stille Weiher zu Symbo'en macht,
ber beim Leben zusieht und seine Einsamkeit
chluß oder
Karl
Rendezvous-Orte von Liebe und Tod? Man
in einem Riesenpark mit einem alljährlich
des Vor¬
er sch
traf sich dort lange vorher bei Schnitzler.
neuen Goldzaun schmerzlicher Hoffnungslosig¬
Weshalb
und s
Wasser, das klar auf Gnund sehen ließ, lockte
keit umgibt. Herr Balser ist zu jung und un¬
chen, stör¬
Beckn
wie die unsichtbaren grundlosen Tiefen, in die
verbraucht, zu sehr mit motorischen Kräften
eiben, nur
die Dichter hinabsteigen, nach letzter Abrech¬
geladen, als daß er natürlich, ohne daß man
zu dispo¬
nung und Verkündigung. Während die jungen
Gewalt merkt, sich in Dämmerungen ver¬
n, zu dik¬
Dr
Mädchen weiter Nixen spielen und aus der
strömen, zur Höhe und Ferne eines gesalbten
faßte die
Laune einer Nacht in die der nächsten gleiten.
Verzichtgreises aufspielen könnte. Er spricht
ich in die
sorglos wie die Wienerinnen damals, als eie
klar, schön und sein Herz schlägt in den
ares? Er
noch nicht Leonilda hießen, somlern Erna oder
Silben. Doch allzusehr ist Spiel in seinem
echtzeitig.
gar Cora.
Spiel, Verkleidung in seinem Menschentum,
seine Ge¬
Das Burgtheater spielte einen Dichter.
und
Mastix in seiner Alterswürde. Sein Terrain
nicht ab¬
Nicht ein Stück. Es spielt Schnitzler¬
1 auf die
sind rebellierende Söhne, nicht meditierende
gen.
Väter.
Variationen über Themen seines Werkes und
riebes. Er
Sie
seines Lebens. Es klingt beklemmend schön,
hneewei߬
Um Ebba Johannssen weht der intellektuelle
Rahn
t zu jeg. seines der edelsten Buchdramen, die je ins
Schnitzler-Charme, Kühl und bewußt dürfte
Mittle
bedingten Rampenlicht gehoben wurden. Zwischen vielen
sie wohl nur im Jantzen ins Wasser gehen.
pers
Sätzen geistig leuchtend, kommt der: „Die
chine be
Nixentriebhaftes ist weniger in ihr als die
Mütter werden sollen — werden gut.“
1 das Ja¬
köstliche Körperschlamperei der Mädchen von
Wo ist das Schützenkränzchen?
Schnitzler, die sich so viel wie nichts aus dem
oiken, die
Ich will nicht verlogen sein. Worte eilen
General-
Etwas machen. Immer wieder gibt es Männer,
Die
vorüber und bleiben Schall. Sie sind nicht
und immer wieder ein Erwachen, das schön ist.
am Lust¬
„De
theaterkräftig genug, haben zu viel reine
Else Wohlgemuth durchschreitet wahrhaft
urch ihr
and
dichterische Substanz, um den billigeren so¬
hoheitsvoll Schloß und Garten der Dichtung.
jagt. Sie
Die
fortigen Kontakt Bühne—Publikum herzu¬
Ein Bild ohne Rolle. In den Sätzen, die sie hat,
nilie und
mal
stellen, sie sind zu nobler Herkunft, um zu
ist indes ein echter Mensch, eine einsame
uldirektor
näch
„zünden“, sie sind in einsamer Dichterstube
Frau, die irgendwie vergessen haf, zu leben.
der Bug.
mit
gewachsen, schön und still und weit weg von
Und nun aus ihrer Vorschlossenheit ein schönes
licht ver¬
beka
den Glashäusern spekulativer Tagesproduktion.
Gedicht macht. „Und war’s Verzicht — es war
icher an
von
doch immer mein.“
„Laß mich allein“ sagen die Gestalten des
es wird
setzi
späteren Schnitzler gern und sie beginnen ihre
Hennings ist der kriegerische Jüngling. Mehr
regnen.
scelisch-sanften Auseinandersetzungen mit dem
junger Mann von heute. Er trägt sein Kostüm
am bien¬
Gestern, es herbstelt um sie und elegisch
or
cheinden
frisch und frei, es drückt ihn nirgends. Er
tropft es aus Monologen, in denen sie mit
spricht drauf los, wirklich männlich-starkes
Itherzen,
klarer Bitterkeit sich selber Ankläger und
Wesen fordert Frauen heraus. Guter Dinge
sen hat.
Verteidiger sind. Seit Jahren fallen unentwegt
C
und reichlich unsentimental reitet er von Mäd¬
die Blätter in jedem neuen Schnitzlerstück und
chen zu Mädchen, Schlachten gewinnend.
ank, un-der Dichter — das ist einer, der nicht anders
Die Dichter verlieren sie meist. Den, der
iem Var¬
kann, als sich selber preisgeben, einer, der ver¬
diesmal vor der Enttäuschung in die Ewigkeit
rät und nicht verheimlicht —, offenbart den
knödel
ausrückt, gibt Ferdinand Onno. Wo ist der
trunkenen Zauber des Alterns, den stillen Reiz
ad, ein
Kainz, der ihn wirklich spielen könnte?
des einsam mit sich selber in den Gärten
ge, ein
Heine in einer seltsamen Charge echt Schnitz¬
½8
das so¬
Spazierens. Noch erklingt der Ruf des Lebens,
lerischen Geistes war auch Regisseur. Der
½8
sie dur
aber es tönt nun schon den andern, den Jun¬
Dichter neben ihm. Beide taten, was sie tun
½8
gen. „Nach Jugend riecht die Welt“, sagt der
konnten. Der Dichter mit den Schauspielern
mt sie
weise Mann des neuen Schnitzlers, der vielleicht
ettdecke
Der Regisseur mit der Dichtung.
nicht mehr sehr männlich ist, doch sehr weise.
Baum
Erfreulich, daß Anton Wildgans die Verbin¬
Dramatische Dichtung für eine Schauspieler-
kt vom
dung des Burgtheaters mit dem Geist wieder
garnitur des Burgtheaters, die es nicht mehr
Ge¬
herstellt. Kommenden Samstag Gerhart Haupt¬
gibt. Schnitzler atmet auch hier in Vergange¬
ich ver¬
mann. Man braucht nur im S. Fischer-Katalog
nem. Schauspieler im Kult des Versesprechens
eiziges
zu blättern und ist ein guten Burgtheater¬
müßten her, doch eine neue Generation stellt
direktor.
Siegfried Geyer.
zig ist,
bemüht,

dringt
Uniformen zu streichen. Die Braut hört das
der von
Serajewo 1914
und läßt nun den Thronfolger, der einen
hkeiten
solchen Befehl erteilen konnte, ungewarnt
Da wir das „aktuelle Drama“ haben,
chmale,
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