Birgrnener.
„Der Gang zum Weiher.“
Der Tital dieses neuesten Schnitzler=Stückes ist sym¬
bolisch gemeint: menn das eben erwachsene Töchterchen
des Freiherrn von Mayenau, das auf den romantischen
Namen Leonilda hört, in schwülen Sommernächten den
jungen Körper in der Flut des versteckten Weihers im
Walde badet, so ist es der Jungfrau nicht allein um Rein¬
lichkeit oder um Kühlung des heißen Blutes zu tun, sondern
vor allem um eine Art mystischen Kultes, der zunächst unklar
bleibt, im vierten der fünf Aufzüge sich aber als Astarte¬
kult reinsten Wassers enthüllt; sie wartet nämlich, wie
sie offen erklärt, nur mit ihrer Anmut bekleidet, auf
den ersten, der kommt. Und da dies (unter diplomatischer
Mithilfe des Papas) eintritt, zieht das kluge Mädchen
aus den sich ergebenden Ereignissen keinerlei weitere
Folgerungen, sondern erklärt sich zufrieden und läßt
die Frage offen, ob sie sich mit jenem Ersten nach Ablauf
der zufällig mit hereinspielenden kriegerischen Ereignisse
vermählen oder in seiner Abwesenheit, die Freikultur¬
abende fortsetzend, auf den Nächsten warten wird. Daß
sie sich hiebei allerdings einige Auswahl vorbehält, er¬
kennt man daraus, daß sie einen alternden Dichter, der
auch gern mit ihr am Weiher weilen möchte, sanft, aber
deutlich abweist, worauf der Unglückliche nichts Besseres
zu tun weiß, als sich im selben Weiher zu ertränken.
Ein Mädchen also, das, obwohl die Handlung nach dem
Theaterzettel „um die Mitte des 18. Jahrhunderts“ spielt,
für das moderne Ausleben“ eintritt, Freud und die
Colette (vielleicht auch Schnitzler) gelesen hat und um das
heute so beliebte Schlagwort des „sex=appeal“ in des
Wortes verwegenster Bedeutung wohl Bescheid weiß;
ein Nixchen, das von seiner Kalenbergschen Namens¬
schwester sich nur durch die Bereitschaft, auch die letzten
Konsequenzen zu z'ehen, unterscheidet; ein Dirnlein, das
im Manne nicht den Werte besitzenden und Werte spen¬
denden Menschen sieht, sondern nur das Geschlechts¬
wesen; kurz alles, nur keine deutsche Jungfrau, nur koin
adeliges Fräulein des 18. Jahrhunderts, das, aus dem
Kloster eben ins Vaterhaus heimgekehrt, seine Naturnähe
doch wohl anders zum Ausdruck bringen würde, als durch
geschlechtliche Homungslosigkeit. Es ist bedauerlich, wenn
der alternde Schnitzler die Jugend von heute so sieht, wie
sie sich ihm in diesem Geschöpfe verkörpert; aber das ist
seine eigene Angelegenheit. Schärfsten Widerspruch jedoch
muß sein Versuch finden, diese falsche Anschauung auch
auf die deutsche Vergangenheit zu übertragen und in
diesem „Nixlein, das sich gern an Faune schmiegt“ (um
den Dichter und Burgtheaterdirektor Wildgans zu zitie¬
ren), uns einen auch nur möglichen Typus eines deut¬
schen Mädchens aus der Goethe=Zeit einzureden.
Hat das hoffnungsvolle Mädchen sich mit Freud ver¬
traut gemacht, so scheint ihr Vater, der Ex- und später
neuerlich ernannte Kanzler, alle Schriften der Verständi¬
gungspolitiker und Um-jeden=Preis=Pazifisten gelesen
zu haben; nicht dagegen Schiller, in dessen „Jungfrau von
Orleans“ er den Satz gefunden hätte: „Nichtswürdig ist
die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre!“
Ihm ist dieser Begriff fremd; von dem unbestreitbar
richtigen Satz ausgehend, daß der Krieg ein Unglück ist,
erklärt er sich zu jeder Demütigung nicht nur seiner selbst,
sondern auch des Landes, das er vertritt, bereit, um den
Krieg zu verhindern. Wobei er in seiner Kunzsichtigkeit
übersicht, daß das „Erbetteln“ eines Friedens, um die
Worte eines gegen ihn erhobenen Vorwurfs, die er als
zutreffend anerkennt, zu gebrauchen, das sicherste Mittel
ist, um einen noch ärgeren Krieg heraufzubeschwören.
Übrigens spricht für seine geistigen Fähigkeiten auch der
Umstand, daß er nach dem trotz seiner Bemühungen er¬
folgten Ausbruch des Krieges, seinen gerade jetzt so
bedeutsamen Posten als Kanzler im Stiche läßt, um,
einer romantischen Laune folgend, als Oberst ins Feld
zu ziehen — ein sonderbarer Pazifist, der den Frieden in
dem Augenblick verrät, da er ihm erst recht dienen müßte,
und sich seiner Inkonsequenz nicht einmal bewußt wird.
Sonst treibt in diesem Stücke noch der eingangs er¬
wähnte Dichter sein Wesen, der die Heimat verließ und
zurückkehrt, niemand weiß, warum, der einer Frau die
Ehe verspricht und als eine Art Unterpfand ein Kind
mit ihr zeugt — und sich Knall und Fall in das freiherr¬
lich Töchterchen verliebt und um dessen Hand wirbt;
ferner die unvermählte Schwester des Freiherrn, die mit
der Offenherzigkeit, die alle Gestalten dieses Stückes aus¬
Burgtheater. Morgen, Mittwoch, gelangt die dramatische
Dichtung „Der Gang zum Weiher“ von Artur Schnitzler zur
Aufführung. Im Abonnement 1. Gruppe. Es wirken mit die
Frauen Burg, Johannsen, Michall und Wohlgemuth, die Her¬
ren Balser, Heine, Hennings, Hufnagl, Onno und Müller. An¬
fang halb 8 Uhr.
Akademietheater. Morgen, Mittwoch, wird das Lustspiel
„Geschäft mit Amerika“ von Paul Frank und Ludwig Hirsch¬
feld aufgeführt (im Abonnement 3. Gruppe) unter Mitwirkung
der Frauen Kramer, Mayen und Seidler, der Herren Bettac
und Treßler. Anfang halb 8 Uhr.
Im Deutschen Volkstheater findet Sonnabend die Erstauf¬
führung der dreiaktigen Komödie „Etienne“ von Jacques
Deval, dautsch von Franz Blei, inszeniert von Rudolf Beer,
mit Hans Homma, Johanna Terbin, Tonio Riedl, Emmy För¬
ster, Thea Braun=Fernwald, Ika Thimm, Karl Ehmann, Wal¬
ter Brandt, Mihail Kantho und Gusti Liedermann statt.
Im Raimundtheater findet morgen (Mittwoch) die Erstauf¬
führung von „Die Steuerfaust“, ein Schauspiel in drei
Akten von Gerhard Menzel statt. Als zweite Premiore der 1 d
10006De Da##00000000000000000000000000
Eine ungeheure Tage
Die „Heldentaten“ der tschechischen Legionen in 6
„Anabasis“.
Die Tschechen im Bunde mit
General Sai
Die weißrussische Armee unter Admiral Koltschak
hatte im Jahre 1919 mit Hilfe der Entente den Versuch
unternommen, die bolschewistische Front von Sibirien aus
aufzurollen und zu diesem Zwecke
zwei große Offenstven gegen die bolschewistische Armee
eingeleitet, die anfangs von Erfolg gekrönt waren,
dann aber infolge des Verrates der tschechischen Le¬
gionen mißglückten.
Admiral Koltschak und seine weiße Armee waren
durchaus deutschfreundlich gesinnt und das neue natio¬
nale Rußland unter dem Reichsverweser Koltschak
wäre sicher für die Entente nicht mehr zu haben gewesen,
deswegen mußte diese Armee samt ihrem Führer vernich¬
tet und Rußland dem Bolschewismus ausgeliefert werden.
Daß dieser scheußliche Plan der Feindmächte gelungen
ist, ist einzig und allein dem Verrat der tschechischen Le¬
gionen unter Führung des Hochverräters Gaida, dem
Koltschak im blinden Vertrauen ein Armeekorps in der
weißen Armee übertragen hatte, zuzuschreiben.
Der Oberkommandierende der Koltschak=Armee Gene¬
ralleutnant Konstantin Sakharow hielt nun, wie kurz
berichtet, bei einer von BR. Gürtelschmied geleiteten
Veranstaltung der Wiener Arbeitsgemeinschaft des Sude¬
tendeutschen Heimatbundes einen Vortrag über „Die tsche¬
chischen Legionen in Sibirien“, der von zahlreichen her¬
vorragenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens be¬
sucht war und großes Interesse erweckte.
Die tschechischen Legionäre erzählten, als sie nach Hause
kamen, Wunder von ihren Heldentaten und
die tschechischen Politiker haben diese Lügen bewußt
verbreitet und durch ihre Weltpropaganda bekräftigt.
So entstand die Legende von der tschechischen Anabasis.
„Es ist meine Pflicht“, sagte General Sakharow, „die
Wahrheit festzustellen, sonst hätte sich eine ungtheure Lüge
in die Weltgeschichte eingeschlicken.“
Die tschechischen Legionäre haben unser armes Ru߬
land verkauft und verraten, sie haben es ausgeraubt
und bestohlen.
Dieses Diebsgut haben sie als Judaslohn mit sich aus
Sibirien nach der Tschechoslowakei gebracht. Vorher haben
sie den Führer des nationalen Rußland, Admiral Kalt¬
schak, verhaftet, den Bolschewiken ausgeliefert und so¬
gar den Befehl der bolschewistischen Kommissäre, Kolt¬
chat zu erschießen, telegraphisch auf einer Strecke von
über 500 Kilometer nach Irkutsk weitergeleitet, wo
der Sonderzug Koltschaks mit dem Goldschatz der rus.
sischen Reichsregierung auf ein Nebengeleise geschoben,
der Admiral von Tschechen aus seinem mit dem interalli¬
irten Hoheitsabzeichen gekennzeichneten Waggon heraus¬
geholt und den Bolschewiken übergeben wurde, die ihn
in das Gefängnis warfen und dann erschossen.
Generalleutnant Sakharow war selbst im Jahre
1918 von den Volschewiken verhaftet worden und
hat sechs Monate im Kerker gesessen.
„Wir führten“, erzählt Sakhgrow, „drei Jahre
„Der Gang zum Weiher.“
Der Tital dieses neuesten Schnitzler=Stückes ist sym¬
bolisch gemeint: menn das eben erwachsene Töchterchen
des Freiherrn von Mayenau, das auf den romantischen
Namen Leonilda hört, in schwülen Sommernächten den
jungen Körper in der Flut des versteckten Weihers im
Walde badet, so ist es der Jungfrau nicht allein um Rein¬
lichkeit oder um Kühlung des heißen Blutes zu tun, sondern
vor allem um eine Art mystischen Kultes, der zunächst unklar
bleibt, im vierten der fünf Aufzüge sich aber als Astarte¬
kult reinsten Wassers enthüllt; sie wartet nämlich, wie
sie offen erklärt, nur mit ihrer Anmut bekleidet, auf
den ersten, der kommt. Und da dies (unter diplomatischer
Mithilfe des Papas) eintritt, zieht das kluge Mädchen
aus den sich ergebenden Ereignissen keinerlei weitere
Folgerungen, sondern erklärt sich zufrieden und läßt
die Frage offen, ob sie sich mit jenem Ersten nach Ablauf
der zufällig mit hereinspielenden kriegerischen Ereignisse
vermählen oder in seiner Abwesenheit, die Freikultur¬
abende fortsetzend, auf den Nächsten warten wird. Daß
sie sich hiebei allerdings einige Auswahl vorbehält, er¬
kennt man daraus, daß sie einen alternden Dichter, der
auch gern mit ihr am Weiher weilen möchte, sanft, aber
deutlich abweist, worauf der Unglückliche nichts Besseres
zu tun weiß, als sich im selben Weiher zu ertränken.
Ein Mädchen also, das, obwohl die Handlung nach dem
Theaterzettel „um die Mitte des 18. Jahrhunderts“ spielt,
für das moderne Ausleben“ eintritt, Freud und die
Colette (vielleicht auch Schnitzler) gelesen hat und um das
heute so beliebte Schlagwort des „sex=appeal“ in des
Wortes verwegenster Bedeutung wohl Bescheid weiß;
ein Nixchen, das von seiner Kalenbergschen Namens¬
schwester sich nur durch die Bereitschaft, auch die letzten
Konsequenzen zu z'ehen, unterscheidet; ein Dirnlein, das
im Manne nicht den Werte besitzenden und Werte spen¬
denden Menschen sieht, sondern nur das Geschlechts¬
wesen; kurz alles, nur keine deutsche Jungfrau, nur koin
adeliges Fräulein des 18. Jahrhunderts, das, aus dem
Kloster eben ins Vaterhaus heimgekehrt, seine Naturnähe
doch wohl anders zum Ausdruck bringen würde, als durch
geschlechtliche Homungslosigkeit. Es ist bedauerlich, wenn
der alternde Schnitzler die Jugend von heute so sieht, wie
sie sich ihm in diesem Geschöpfe verkörpert; aber das ist
seine eigene Angelegenheit. Schärfsten Widerspruch jedoch
muß sein Versuch finden, diese falsche Anschauung auch
auf die deutsche Vergangenheit zu übertragen und in
diesem „Nixlein, das sich gern an Faune schmiegt“ (um
den Dichter und Burgtheaterdirektor Wildgans zu zitie¬
ren), uns einen auch nur möglichen Typus eines deut¬
schen Mädchens aus der Goethe=Zeit einzureden.
Hat das hoffnungsvolle Mädchen sich mit Freud ver¬
traut gemacht, so scheint ihr Vater, der Ex- und später
neuerlich ernannte Kanzler, alle Schriften der Verständi¬
gungspolitiker und Um-jeden=Preis=Pazifisten gelesen
zu haben; nicht dagegen Schiller, in dessen „Jungfrau von
Orleans“ er den Satz gefunden hätte: „Nichtswürdig ist
die Nation, die nicht ihr alles freudig setzt an ihre Ehre!“
Ihm ist dieser Begriff fremd; von dem unbestreitbar
richtigen Satz ausgehend, daß der Krieg ein Unglück ist,
erklärt er sich zu jeder Demütigung nicht nur seiner selbst,
sondern auch des Landes, das er vertritt, bereit, um den
Krieg zu verhindern. Wobei er in seiner Kunzsichtigkeit
übersicht, daß das „Erbetteln“ eines Friedens, um die
Worte eines gegen ihn erhobenen Vorwurfs, die er als
zutreffend anerkennt, zu gebrauchen, das sicherste Mittel
ist, um einen noch ärgeren Krieg heraufzubeschwören.
Übrigens spricht für seine geistigen Fähigkeiten auch der
Umstand, daß er nach dem trotz seiner Bemühungen er¬
folgten Ausbruch des Krieges, seinen gerade jetzt so
bedeutsamen Posten als Kanzler im Stiche läßt, um,
einer romantischen Laune folgend, als Oberst ins Feld
zu ziehen — ein sonderbarer Pazifist, der den Frieden in
dem Augenblick verrät, da er ihm erst recht dienen müßte,
und sich seiner Inkonsequenz nicht einmal bewußt wird.
Sonst treibt in diesem Stücke noch der eingangs er¬
wähnte Dichter sein Wesen, der die Heimat verließ und
zurückkehrt, niemand weiß, warum, der einer Frau die
Ehe verspricht und als eine Art Unterpfand ein Kind
mit ihr zeugt — und sich Knall und Fall in das freiherr¬
lich Töchterchen verliebt und um dessen Hand wirbt;
ferner die unvermählte Schwester des Freiherrn, die mit
der Offenherzigkeit, die alle Gestalten dieses Stückes aus¬
Burgtheater. Morgen, Mittwoch, gelangt die dramatische
Dichtung „Der Gang zum Weiher“ von Artur Schnitzler zur
Aufführung. Im Abonnement 1. Gruppe. Es wirken mit die
Frauen Burg, Johannsen, Michall und Wohlgemuth, die Her¬
ren Balser, Heine, Hennings, Hufnagl, Onno und Müller. An¬
fang halb 8 Uhr.
Akademietheater. Morgen, Mittwoch, wird das Lustspiel
„Geschäft mit Amerika“ von Paul Frank und Ludwig Hirsch¬
feld aufgeführt (im Abonnement 3. Gruppe) unter Mitwirkung
der Frauen Kramer, Mayen und Seidler, der Herren Bettac
und Treßler. Anfang halb 8 Uhr.
Im Deutschen Volkstheater findet Sonnabend die Erstauf¬
führung der dreiaktigen Komödie „Etienne“ von Jacques
Deval, dautsch von Franz Blei, inszeniert von Rudolf Beer,
mit Hans Homma, Johanna Terbin, Tonio Riedl, Emmy För¬
ster, Thea Braun=Fernwald, Ika Thimm, Karl Ehmann, Wal¬
ter Brandt, Mihail Kantho und Gusti Liedermann statt.
Im Raimundtheater findet morgen (Mittwoch) die Erstauf¬
führung von „Die Steuerfaust“, ein Schauspiel in drei
Akten von Gerhard Menzel statt. Als zweite Premiore der 1 d
10006De Da##00000000000000000000000000
Eine ungeheure Tage
Die „Heldentaten“ der tschechischen Legionen in 6
„Anabasis“.
Die Tschechen im Bunde mit
General Sai
Die weißrussische Armee unter Admiral Koltschak
hatte im Jahre 1919 mit Hilfe der Entente den Versuch
unternommen, die bolschewistische Front von Sibirien aus
aufzurollen und zu diesem Zwecke
zwei große Offenstven gegen die bolschewistische Armee
eingeleitet, die anfangs von Erfolg gekrönt waren,
dann aber infolge des Verrates der tschechischen Le¬
gionen mißglückten.
Admiral Koltschak und seine weiße Armee waren
durchaus deutschfreundlich gesinnt und das neue natio¬
nale Rußland unter dem Reichsverweser Koltschak
wäre sicher für die Entente nicht mehr zu haben gewesen,
deswegen mußte diese Armee samt ihrem Führer vernich¬
tet und Rußland dem Bolschewismus ausgeliefert werden.
Daß dieser scheußliche Plan der Feindmächte gelungen
ist, ist einzig und allein dem Verrat der tschechischen Le¬
gionen unter Führung des Hochverräters Gaida, dem
Koltschak im blinden Vertrauen ein Armeekorps in der
weißen Armee übertragen hatte, zuzuschreiben.
Der Oberkommandierende der Koltschak=Armee Gene¬
ralleutnant Konstantin Sakharow hielt nun, wie kurz
berichtet, bei einer von BR. Gürtelschmied geleiteten
Veranstaltung der Wiener Arbeitsgemeinschaft des Sude¬
tendeutschen Heimatbundes einen Vortrag über „Die tsche¬
chischen Legionen in Sibirien“, der von zahlreichen her¬
vorragenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens be¬
sucht war und großes Interesse erweckte.
Die tschechischen Legionäre erzählten, als sie nach Hause
kamen, Wunder von ihren Heldentaten und
die tschechischen Politiker haben diese Lügen bewußt
verbreitet und durch ihre Weltpropaganda bekräftigt.
So entstand die Legende von der tschechischen Anabasis.
„Es ist meine Pflicht“, sagte General Sakharow, „die
Wahrheit festzustellen, sonst hätte sich eine ungtheure Lüge
in die Weltgeschichte eingeschlicken.“
Die tschechischen Legionäre haben unser armes Ru߬
land verkauft und verraten, sie haben es ausgeraubt
und bestohlen.
Dieses Diebsgut haben sie als Judaslohn mit sich aus
Sibirien nach der Tschechoslowakei gebracht. Vorher haben
sie den Führer des nationalen Rußland, Admiral Kalt¬
schak, verhaftet, den Bolschewiken ausgeliefert und so¬
gar den Befehl der bolschewistischen Kommissäre, Kolt¬
chat zu erschießen, telegraphisch auf einer Strecke von
über 500 Kilometer nach Irkutsk weitergeleitet, wo
der Sonderzug Koltschaks mit dem Goldschatz der rus.
sischen Reichsregierung auf ein Nebengeleise geschoben,
der Admiral von Tschechen aus seinem mit dem interalli¬
irten Hoheitsabzeichen gekennzeichneten Waggon heraus¬
geholt und den Bolschewiken übergeben wurde, die ihn
in das Gefängnis warfen und dann erschossen.
Generalleutnant Sakharow war selbst im Jahre
1918 von den Volschewiken verhaftet worden und
hat sechs Monate im Kerker gesessen.
„Wir führten“, erzählt Sakhgrow, „drei Jahre