II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 74

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30. DerGanz zun Reiher
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bis zu 48 Stunden in der Woche
Täglich werden neue Vorschläge
der Arbeitslosigkeit gemacht. Der vorliegende Plan Schwierigkeiten keine Rolle spielen. Auc eine Den Verkreter
einer Kürzung der Arbeitszeit wäre nur dann zweck= Schwierigkeit, die nötige Anzahl qualifizierter zugute gehalte
ewiges Dichterlos. Ob sie wie Dante am Felsen von Mayenau ein
Feuillcion.
Duino sitzen oder auf dem Stein an der Landstraße wie
in einem Anfa
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Shakespeare oder wie Silvester Thorn in einem stillen
sicht der ewig
„Der Gang zum Weiher.“
Landhaus — immer sind sie im Exil. Fremde in der
wieder beriefe.
Heimat, ohne Heimat in der Fremde.
Schnitzler=Abend im Burgtheater.
Bevor er a
Einer von diesem Geschlecht beweinte den drohenden
Frieden mit d
In Artur Schnitzlers weisem „Buch der Sprüche
Abschied von der Jugend mit heiteren Akkorden:
Marchese auf ¬
und Bedenken“ heißt es einmal: „Des Kritikers erste
„Brüderlein fein, Brüderlein fein, einmal muß ge¬
ich bedauere, ja
Frage müßte sein: Was hast du mir zu sagen, Werk?
schieden sein!" Die alternde Marschallin in Hofmanns¬
ihn nicht sieht,
Aber das kümmert ihn im allgemeinen wenig. Seine
thals „Rosenkavalier“ läßt alle Uhren schlagen in und das Publi
erste Regung ist vielmehr: Nun, Werk, gib acht, was ich
der Nacht. Und Thorn entschließt sich, seinen Gang zu nicht mitempfin
dir zu sagen habe!“
Ende zu gehen bis in den schwermütig=geheimnisvollen wett durch ein
Wir folgen und horchen also in das Werk hinein.
Weiher hinab. Es ist aber ein tiefösterreichischer
ganz real zu
Was hast du uns zu sagen, „Gang zum Weiher?“
Schmerz. Sterbenwollen im schönen Weiher. Nicht
Versen klare P
leben können auf dem wüsten Sommerheidenweg der
zusprechen. De
„Sehr viel, unendlich viel.... Ich bin ein Alters¬
liebeleeren Erde. Raimund=Schmerz. Grillparzer=der Güte aufri
Schmerz.
werk und bekenne mich dazu. Denn viel erfahren muß
Utopie, denn
man, viel verschmerzt und viel erlitten haben wie mein
Und dann bin ich ein Fabelwerk. Bunt und
gut. Wohl abe
Dichter, um Jamben solcher Schönheit, beladen mit der
phantastisch, wie Fabelwerke einmal sind. Dem Dichter
aufrichten, die
herbstlichen Spätlese von Gedanken zu erschaffen. Solche
gegenüber stelle ich den Soldaten. Dem Thorn tritt in
zwischen Nachb
Verse, die nicht Schreibtischsport sind oder Redesucht,
den Weg der Reiter, Trinker, Raßler Konrad, der in
Pazifismus wi
sondern formgewordene Tränen, wie eine schöne der Untätigkeit des Friedens zu verschimmeln glaubt,
matte am Nac
Melodie, die das Herz unendlich traurig stimmt, viel= der loszuschlagen, zu fechten und zu töten sucht, um sein
seines Kaisers
leicht weil ihre Grazie unter beruhigter Gebärde die
Dasein zu beweisen. Einmal machte dieser Konrad eine Schlacht fand
Trauer dieses Lebens schluchzt. Leben aber ist immer
sonderbare Bekanntschaft. Auf der andern Seite des
Realpolitikern
ungestalte Mühsal und ein erlebtes Werk ein Tagebuch,
Grenzweges, auf der feindlichen Seite, ging auch ein
Krieg des Kai
das, aufgeschlagen, den erschauern macht, der es einst Konrad, nur in der Uniform des Feindes. Und siehe da,
Menschenwille
geschrieben hat, und ihn zum Verbrennen reizt. Ein ein Wort erweckt das andre, sie kommen ins Gespräch,
kein Blitzablei
Alterswerk bin ich, ein Tagebuch mit seiner Gegenwart.
sie plaudern über Frauen und Pferde und dergleichen,
und verstehen einander ausgezeichnet. Aber, zum Teufel strophenwillen.
Ich bin Bekenntnis in der verhüllten Art Goethe¬
tinents Geschic
doch! Hinterher schämt sich unser Konrad! Brudertum
scher Konfession. In der Figur des Silvester Thorn,
dünkt. Altersw
im Schützengraben? Brüderschaft statt Feindschaft?
der Frau und Kind verliert — lassen Sie sich nicht be¬
Dann wär
irren von der Neurasthenie des Schauspielers, der sich mit Morgen bricht der Krieg aus und der eine Konrad wird
erklären. Was
der Rolle quälte —, erblicken Sie die Sehnsucht meines den andern morden, glatt ermorden. In ihrer Herren
nicht umsonst
Schöpfers: sein Dasein noch einmal im Gegenlauf zu und Götter Namen. Und hier bin ich, der „Gang zum
Mayenau den
Weiher“, das Alterswerk, Sie geben zu, modern.
leben, noch einmal die nackte Göttin am Weiher mond¬
Moderner als
Gnade, die We
Sie dachten. Spiegel einer Jüngst¬
beschienen zu umarmen heimzukehren zu der Jugend,
vergangenheit.
zu der Liebe und zum Märchen vom persönlichen Glück.
Mußestunden
Denn allen seinen Ruhm, die zugesicherte Unsterblichkeit
daß alles, was
Noch mehr. Nun werde ich Politikum. Wo alles
Gespinst der
und allen Lorbeers ziere Eitelkeit, Thorn gäb sie hin für
Politikum geworden ist, Theater, Schule, Amt und
einen Wunderlaut aus Frauenmund: „Geliebter, du!“
Gnade lebst,
Haus, warum nicht auch in ihrer Art die Dichtung?
Schein sind,
Er empfände solche Worte entzückt wie einen neuen Erd= Muß sie es nicht? Kurz, ich habe die Gestalt des
Geistes Forme
teil des Gefühls — doch er hört von Leonilda, die ihm Albrecht Freiherrn v. Mayenau, des gewesenen Kanzlers
noch als Kind vertraut war, er hört von dieser Tochter mit meinem politischen Programm betraut. Und dieses
sich zu seh'n. D
Programm ist einfach, aber dichterwürdig: „Frieden!“
seines Freundes nur die kalte Abfuhr: „Freundschaft!“
Da er sie
Der Kanzler w. rde seinerzeit vom Kaiser glatt entlassen
Was ich für dich empfinde, könnt' nur Freundschaft
Kanzler ihmn
sein. Es schauert ihn. Als trüg man ihn hinaus, in Holz
geht, unfreiwillig müßig, auf seinem Schloß spazieren,
grund des Irr
und Zink verpackt.
ein Schauspieler ohne Rolle. Gevlagt von Langerweile,
einen Maniake
Thorn hat um sie geworben, sie aber hat sich unter¬
schreibt er wie alle abgetanen Kanzler oder Generale
eine tiefe, poe
dessen dem Offizier gegeben, dem Tatsachenmenschen seine Memoiren. Fast könnt man sagen: Langweile, die
Dichter Thor
Konrad von Ursenbeck. Silvester Thorn sieht sich be= sam Anfang solcher Literatur steht, ist immer besser als Geisteskranken
srogen. Es gibt keine Heimkehr zum Glück. Exil ist die, die am Ende der Leser hat, und fast könnte Schloß Ungnad vorste