II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 77

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30. Der Gang zun Veihen
uar. Die Bilanz des tschechoslowakischen
entonsortium über die —.2.. Rothschald und Sohn, Baring Brothere u. Von Außenhandels pro Jänner 1931 weist bei einer Einfuhr im
hsbahnvorzugsaktien haben I. H. Schröder u. Co., Mendelssohn u. Co., Amsterdam, Werte von 883 Millionen und einer Ausfuhr im Werte von
dites von 32 Millionen Nederlandsche Handels=Maatschappij N. V., Skandinaviska] 1000 Millionen Kronen ein Aktivum von rund 117 Millionen
Hält von einem ausländischen Kreditaktiebolaget.
Kronen auf.
belautet: „Ihr glaubt,
religion. Leonilda fällt an Konrad, der zum Weiher nicht innerem Geheiß gehorchend wie der Dichter —
hätte er das nicht ver¬
kommt. Aber mehr. Sie fällt an jeden, der zum Weiher Ungnad hatte alle Fehler seiner Vorzüge, es fehlte ihm
kommt. Sie übt ihr Selbstbestimmungsrecht, betont die
BBelang erreichte ich als
jedes mystische Halblicht, er war ein Sprecher, meister¬
des Geistes als jene
Freiheit der Geschlechtsmoral und bleibt ein Doppel¬
haft, fast bis zur Unverständlichkeit. Der edle intellek¬
Denkwürdigkeiten die
d
wesen: eine Nixe, die sich nächtlich hingibt, und ein tuelle Schauspieler Onno würde unter andrer Führung
heute zu servieren pflegt.
Weib, das sozusagen „extra“ noch erobert sein will. Wer vielleicht weniger der zischende, zuckende, nervenleidenbe
ihren Körper hat, der weiß noch lange nichts von den Silvester als der gesalbte Dichter gewesen sein der im
Leonilda. Vorausgeschickt
Obertönen ihrer Seele. Denn es gibt eine Reinheit, die altgewordenen Körper die juvenile Seele trägt. Anselma
wie soll man sagen:
oberhalb des Nabels beginnt. Dieses verrucht=naive Freiin Mayenau, Frau Wohlgemuth, gab mit Selbst¬
fihres Vaters Schwester
aß die Schauspielerin des
Weibchen wird eines Tages die Frau des Siegers in süberwindung vornehmes Gealtertsein, und wenn ihr
dem ausgebrochenen Krieg, die Frau des Kaisers bekannter Kontraalt aus dem Ensemble schlug, schien
st ablehnte. Denn sie hat
werden. Und so füge ich, ich Alterswerk, die Neben=ssie der rollenlos gewordene Geist der klassizistischen
nds zischt die Flamme der
Erinnenaugen suchen im
handlung in die Haupthandlung ein, und so gebe ich Tragödie zu sein. Fred Hennings, der Konrad Ursen¬
n Stellen, des großen im wallenden Gewand der klassischen Verse einen ganz
beck, befliß sich in einer prächtigen Paradeuniform der
Abgang. Und doch ist modernen Typ. Sie erinnern sich aus Bülows Denk¬
kriegerischen Knappheit, doch ein bisser! Operette war
Frauenfigur des Stückes, würdigkeiten jener Fürstin, die ihre Laufbahn mit dem
dabei bei diesem Miles gloriosus, und Ebba Johannsen
Freiverkauf der Liebe begann. Eine Leonilda des
dar, das nicht altert, weil
deutete die geheimnisvoll umschimmerte Leonilda in der
Lebens. Bin ich nicht logisch wie das Leben?
entrum hat und in un¬
theaterüblichen Form an: Absenzen, kreisrund geöffnete
s Ichs ihr Leben, nur ihr
Augen, ineinander verkrampfte Finger Hauchigkeit des
Ich könnte auch von meinen Schwächen reden, vom
Wortes. Doch ihre Kühlheit wird überkompensiert durch
r diese seine Figur, die er
Mangel an Humor und äußerem Geschehen, doch muß
Zeitalters zum Trost er¬
wahre Jugend, Jugend, die man glaubt, der man auch
ich noch von einer schönen Inszenierung sprechen, einer
sen?
den Hohn und die Triumphgefühle des Jungseins
malerischen Aufmachung, zu der ich das österreichische
glaubt sowie das In=sich=selbst=Verliebtsein.
Wunschgestalt entsprang,
Schloß mit seiner Halle und dem mozartelnden Garten
önnen, wäre ihr freiherr¬
Mehr wüßte ich nicht zu sagen. Nun? Wollten Sie
im Mondschein rechne. Und ich muß von den Schau¬
nur etwas demokratischer
nicht anfänglich bei meinem Anblick Langweile
spielern sprechen, die mich liebevoll darstellten, und,
empfinden? Sie sehen, es gibt eine innere Wurfkraft,
in Träger der Krone nicht wenn ich nicht irre, manchmal liebevoll mißverstanden
stark genug, auch ihre Schwächen zu gestehen. Und es
Menschen wie wir gesehen. Doch ich will nicht Recht behalten, weil mich Dankbar¬
gibt ein Schweigenkönnen das des Alters vielbetadelte
tet die Begrenztheit seines keit bewegt, und es ohnehin nichts nützt. Bedeutungsvoll
Geschwätzigkeit als Legende widerlegt.“
Unglück seiner Schwester. Herr Ewald Balser als der freiherrliche Kanzler, kernig
kühend empfindet sie kein im Ton, wenn auch etwas trocken, Schwergewichtler der
tet, waltet, sie schafft im Stimme, wenn auch gar nicht österreichisch, doch von
So sprach das Werk zum Kritiker. Was könnte nun
Ordnung. Und hier klingen
einem großen, großen Vorzug gesegnet: er ist deutlich.
dem Werk der Kritiker noch sagen?
k aus einem Jugendwerk.
Ich rühme diese Tug nd, weil sie allzurar geworden ist
Es ist ein mollgetönter Epilog, wie Ibsens
von seiner Tochter: „Ich und von jener Undeutlichkeit verdrängt wird, die schin
„Wenn wir Toten erwachen". Es spricht von schicksal¬
hütet!“ — „Aber auch vor Richard Wagner als Quelle alles Mißverstandenwerdens
haften Urdingen, von der Liebe und vom Tod, die in¬
e Stimme. Und hier sagt fürchtete. Ich atme auf: ein deutlicher Schauspieler!
einander verschlungen sind als die Themen einer drama¬
der Erkenntnis zuletzt zu Ein Künstler, der demokratisch genug ist, sich nicht blos tischen Symphonie. Das Stück wird zum Gedankenstück
ht ein Dirnenlos gewesen, an die Vorderplätze zu wenden. Ganz im Vertrauen, es
für den, der mirzudenken, mitzuleiden ins Theater
kommt.
los gelebt!“ Wunderbare soll es niemand hören, ob er's gleich sollte: im Burg¬
das sich brückengleich über
.. dem wahren Kritiker verrät sich ohne weiteres,
theater deklamiert man oft, und spricht sehr selten.
lbt.
ob ein Werk, mag es im einzelnen mehr oder minder ge¬
Und wenige, die unverspreizt imstande wären: „Guten
glückt sein, aus innerster Notwendigkeit oder ob es aus
chter des Kanzlers? Sie Tag!“ zu sagen. Vielleicht hätte ich im Akademietheater
irgendwelchen äußeren Gründen geschaffen wurde. Der
enlos, fast ist es wirklch deutlicher gewirkt, denn wer mich vorher nicht gelesen.
„Gang zum Weiher“ war Notwendigkeit im Leben des
hatte, verstand im Burgtheater nur die Hälfte. Vielleicht
ebt ihre eigene Schönheit,
Dichters und es freut den Kritiker, daß das, was nun
men wie keine Schönbeits¬
war's bloß ein Drittel. Doch dies alles im Vertrauen.
er dem Werke sagen wollte immer noch vom Werke
mheitswerte schätzt. Sie ist
Ich schätze die Kraft, Bedeutung, Sprach= und
selbst gesagt wird. Denn der Spruch vom Kritiker
das eigene Bild, im Weiher
Regiegewalt Herrn Heines; weniger jedoch die Wurstig¬
stammt ebenfalls aus dem Besitz des Künstlers Artur
Eine Selbstanbeterin, tanzt
keit, die mitschwingt und die von der maschinellen
Schnitzler. Aus der Gedankenvitrine die sich nennt, wie
d empfindet einen alten Virtuosität des Wortes herkommt. Andreas Ungnad, das sein ganzes Lebenswerk heißen könnte: Buch der
beidnischen Schönheits= Zerrbild Thorns — denn er schreibt nur nach Diktat, Sprüche und Bedenken.
Ernst Decsen.