II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 79

# die Morhenfrundert.
haben, vergessen zu wollen.
tirol
Artilleristenfest des Ersten österreichischen
Die Weiß=schwarze Redoute des Deutschen Medizinerballes
vurde gegen
findet heute als Abschluß des Faschings in sämtlichen Festsälen
des Ueber¬
Arlilleristenbundes
der Hofburg statt und verspricht ihren traditionellen, stimmungs¬
inern=Spar¬
Ein voller gesellschaftlicher Erfolg war das am 7. d. M.
vollen Verlauf zu nehmen. Kartenausgabe von 10 bis 2 Uhr
ehemaligen
im Hotel Münchenerhof abgehaltene 32. Artilleristenfest des
im Akademischen Verein deutscher Mediziner, 1. Bez., Univer¬
mer, und Ersten österreichischen Artilleristenbundes; es vereinte ale
sität (Fernsprecher B 48-704), und an der Abendkasse. Damen
erscheinen in weiß=schwarzem Kostüm oder Ballkleidung mit
Vorladungs= und junge Artilleristen bei kameradschaftlichem Wiedersehen.
Maske, Herren im Frack (Smoking).
Für den Eintritt ins
ie angeblich Nach dem Einzug der unter der Leitung der Frau Majer
Bücher der
Universität gebände besteht nicht mehr Legitimationszwang.
Wilthau stehenden Jungdamen= und Herrenkomitees folgten
d in schuld¬
„Unter den Dächern der Sezession“ finden hauer zwei
die Ehrengäste. Unter diesen befanden sich unter anderen:
Faschingsfeste statt, das erste am 21. d.
konsortiums
M. als „Ateliarfest“,
Feldmarschalleutnant v. Gerabek, Artillerieinspektor Generljdas zweite am 28. d. M. als „Ein Abend in der Sammer¬
Weinmayer, Oberst Maraus, Oberst Kratzig, Kommandant frische“.
Marinus Araufführung im Burgtheater
eil er ein¬
Lire unter¬
inkassierten
aben.
„Der Gang zum Weiher“
aten
neu Gesetz¬
Dramatische Dichtung in fünf
Aufzügen von Arthur Schnitzler
und Unter¬
Was ist Erinnerung?
ffiziere nur
Zwischen Nichts
's wär eine arme Welt,
ens 40.000
Etwas
Wenn Jugend alles wär'.
ie Tochter
Ein Ungestaltes, Nie=zu=Fassendes.
Aber Jugend wird von Jugend verlockt — Sil¬
Jahresein¬
In der echten Sphäre des Dichterischen, Nie zu=Fassen¬
Soldaten
vester erblickt Leouilda im Arm des Jünglings, der
iert haben.
den, die zwisch: Vergangenheit und Zukunft schwebt, ihr unerwartet erschienen ist wie er selbst, zusammen¬
atmet dieses Werk. Unbestimmt ist seine Zeit, mag brechenb muß er erkennen, daß Jugend alles
t— „Du
auch die Mitte des 18. Jahrhunderts genannt sein, ein bist ein Name auf einem Grabstein!“ So klingt die
Schloß im mondscheinübergossenen Park, nahe Wiesen pessimistische Lösung dieses in eine reiche Dichtung
n
und Wäldern und dem grünen Weiher, der von Nixen
hineingeschlungenen Problems der Jugend und des
bewohnt ist, dort begibt sich in zwei Tagen und zwei
Alters. Märchenhaft und naiv hat es einst Raimund
Nächten die traumhaft=romantische Handlung, in die
gestaltet, hier bildet es ein später reifer Dichter mit
er Wiener
doch auch harte kriegerische Töne klirren. Die Menschen
schwermütiger Resignation.
er Erfolg. tragen Märchennamen, und sie sprechen in Versen,
Unglaublich rasch wird das halbe Kind Leonilda,
izekanzlers die von einer so tiefen Melodie voll sind wie sie
das von Träumen lebt und nachtwandlerisch in den
ie Prunk= Schnitzler kaum jemals noch hat erklingen lassen.
n für das
übergrünten Weiher eintaucht, zu einer sehr bewußten,
Silvester Thorn, ein Dichter und Träumer, hat die
scharf denkenden und sich selbst sezierenden Frau. Eben
rauen im Welt durchwandert, er kehrt nach zehn Jahren heim,
erst die Liebe zu Konrod erlebend, urteilt sie auch schon
Bizekanzler kehrt in das Land zurück, wo er grundlos beschimpft
ie Schie¬
aus einer kühlen Ferne über sie und sich, über den
worden ist, unstet hat er in der Ferne gelebt ¬
he Sicher¬
Jugendfreund von vorgestern und über den Geliebten
zeidirektion
Mir selbst entronnen,
von heute. Sie ist mit einem Ruck gar zu klar und
indat Ge¬
Ein andrer wandelt' ich durch kühle, klare,
verständig geworden und setzt dem Alternden, der jetzt
erst Ma¬
Von keiner Fordrung überhangne Welt.
unsicher vor ihr steht, auseinander, daß sie von ihm
Polizei¬
hat fortrücken müssen.
Landes= Doch jäh sind Freundschaft und Friede vergangen, die
Dr. Kar= Menschen dort (unwillkürlich denkt man an Italien)
Du bist noch, der du warst, ich bin's nicht mehr.
Driak,
1.
haben sich in Haß gegen sein Land gekehrt. Er erfuhr
Und wie Leonilda, so wendet sich am Schlusse die
er
Sicher= das Seltsame, daß sich Erde in „Fremde“ wandeln
ganze Dichtung ein wenig ins Dialektische, ins Wort
ser und kann, er wurde zurückgezwungen in die Bereiche, die
hinein — während der Meister des Wortes, Silvester
er von sich abgetan glaubte, der Beleidigte erlebt
ie Ehren¬
Thorn, zum grünen Weiher geht, um dort zu ver¬
zum erstenmal: Heimat.
Obmannes
sinken.
der Tanz.
Neben der Tragödie des Alterns steht verwandt und
Du Erde weißt, daß ich aus dir erwuchs,
r getanzt,
doch neu das große Gefühl von Erinnerung und von
Du Himmel, daß du Heimat überglänzest, —
modernen
Vergangenheit. Nicht nur um Freund und Heimat
Und kein Verworfner atm' ich zwischen euch.
onzert die
wiederzufinden, ist Silvester zurückgekehrt, auch die Er¬
artements Silvester findet den Jugendfreund wiede# den Frei=innerungen seines Lebens bannen ihn. Das Buch seiner
Zuspruch herrn von Mayenau, und dessen Tochter Leonilda, der Jugend wird ja vom Freunde aufbewahrt, er will
Musik an er einst als Kind Märchen erzählt hat. Bis heute klingen
leister der
es noch einmal lesen und dann den Flammen hin¬
sie in ihr, Tag für Tag hat Leonilda Silvesters gedacht, geben, die Gespenster vergangener Zeit zu ewiger Ruhe
Lustigkeit
zu ihr ist er jetzt gekommen, nur zu ihr, neue Märchen weisen.
zu bringen und ein unbekanntes Glück. Der Mann,
Fahr wohl, Vergangenheit! Vergessen bleibt
der ihr einst Ideal gewesen ist, darf nicht ins Niedrige
Die einzige Andacht, würdig dir zu weih'n.
gleiten, nicht bei der alternden Frau einkehren, die er
Der Tag ist unser — nein, der Augenblick.
I1. Male wiedergefunden hat, und nicht bei dem Kind, das er
ie Jäger erwartet. In einer romantisch=nächtigen Szene be¬
Silvester erfährt die bittere Enttäuschurg: in dem
venn das schwört ihn die Unerfahrene, daß er sich selbst treu
Tagebuch, das er vernichtet hat, war sei: Leben ge¬
sanke für bleibe, nicht „in lauen Dunst der Pflicht“ verdämmere.
bannt — in der Vergangenheit. Es hat ! ine Zukunft
mehr.
iie unter Wie Sonja steht sie vor Raskolnikow, hebt flehend die
it Täuber
Hände auf, er soll nicht in Schuld fallen —
Noch viel anderes klingt auf, das Menschenherzen
darstellte,
Ballnacht
bewegt. Da steht Konrad, der junge, der unbedenkliche,
Unsühnbar gibt's am Ende eine nur:
uirlanden
gegen die alternden Freunde. Er braucht keine Weis¬
Mit seh'ndem Aug' den falschen Weg zu gehn.
r Wände
heit und keine Güte, dreinschlagen möchte er und er¬
worden.
obern.
Da glüht der Alternde dem Mädchen entgegen, will
nen das
nur noch sie, und auf die Mahnung des Vaters- und
Vergiftet ist die Welt von Greisenatem!
en Kreuz Freundes, seiner grauen Haare zu gedenken, wähnt
schen den
Man sollte sie erschlagen allesamt!
er sich, ekstatisch aufbrennend, alterslos. Doch der weise
oberhalb
Da ist die vielfach schillernde Gestalt Anselmas, die
Freund schüttelt den Kopf:
ngebracht
ohne Liebe gealtert ist; da ist der halb verrückte Sekre¬
ekoration
Vor Gott vielleicht, vor jungen Mädchen nicht! Die tär, ein philosophischer Solipsist, dem alle Menschen
Walssee
beiden Männer sprechen tiefsinnig und schmerzlich übersj und alle Dinge nur Gebilde seiner eigenen Phantasie
Altwerden. (Ein. Lieblingsthema Schnitzters, über seinel sind, sie müssen verschwinden, wenn er sie nicht mehr
Tämer= Melancholie und seine Tragödie. Silvester möchte trotzen: sieht, nicht mehr hört. Er stammt aus der Sippe