II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 85

te.
Schrankenwärter fünf Pesetas betragen sollen.
Wie
Die Mittel für diese provisorische Lohnerhöhung
sollen durch eine Eisenbahnversiche¬
tlich
rungsabgabe die von den Reisenden er
der I hoben werden soll, sichergestellt werden.
Drahtes rief das Geräusch einer Explosion hervor
us
und war von einem blendenden Licht¬
schein begleitet.
zu¬
Gro¬
Es ergab sich, daß das Spektrum dieses
son¬
Lichtscheines vollständig verschieden war von dem
sen¬
Spektrum eines gewohnlichen Lichtbogens oder
bei
eines elektrischen Funkens, die aus hellen Linien
bestehen. Das bei dem Versuch gewonnene
den
Spektrum stellt sich als ein kontinnierliches,
von nur wenigen dunklen Linien
durchsetztes Spektrum dar und gleicht also durch¬
aus dem Spektrum des Sonnenlichts. Die
amerikanischen Gelehrten haben nun unter Be¬
von
rücksichtigung der kontinuierlichen Natur des
end
Spektrums und unter Zugrundelegung der Ener¬
gieverteilung nach dem Planckschen Strahlungs¬
Ir
gesetz Berechnungen angestellt, bei denen sie auf
eine Temperatur von etwa 20000 Grad Celsius
en
kommen, die die in ihrem Laboratoriumsversuch
des
festgestellte Lichterscheinung haben muß.
des
zu¬
Künstlerin sinnfällig: sie vor allem erhöhen mit
den Gehalt und die Vollendung ihrer Mulereien.
Malerisch Hervorragendes hat zumal der Auf¬
enthalt der Künstlerin in Paris und in Isle de
France gezeitigt. Ihm entsprangen die vielen,
rI¬
in der Harmonie der Farben und in den Licht¬
und Luitwerten so überaus empfindsam ge¬
stalteten Ansichten von Kathedralen, Brücken und
Viadukte, dann von Straßen, alten Häusern und
stillen Winkeln, die auch die Schau wieder vor¬
führt. Aehnlich fruchtbar an herrlichen Ergeb¬
nissen wie die französische Reise war ein Auf
enthalt der Künstlerin auf Gotland, kurz vor
ihrem Tode. Visbys Ruinen bilden da das
Hauptthema einer ergiebigen Bilderfolge. Mit
zu ihren besten Leistungen zählen aber ins¬
besondere die zahlreichen Blumen= und Obststill¬
leben, die Frau Maetzel=Johannsen zu allen
Zeiten ihrer Entwicklung gemalt hat, gemalt mit
der ganzen Hingabe und Ergriffenheit, die dieser
durchaus aus innerer Notwendiakeit und aus
einem warmen Verbundensein mit den Dingen
heraus schaffenden Frau zu Gebote standen.
M. K. R.
JG
Schnitzter=Uraufführung em Burgtheater.
Aus Wien wird uns gesprieben: Der Guns
Aarst-
zum Weiher“ von Artymi Scnipler ist kein
stramm und strebig gezimmertes Drama. Es ist eine
Dichtung in Versen, die, soemvollendet, Träger hoch¬
gestimmter Gedanken sind und zugleich auch den see¬
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lischen Kämpfen der bandeluben Personen als klingen¬
des, dem Ohr sich einschmeschelndes Ausdrucksmittel
dienen. Welch ein Schatz an Menschenkenntnis, weiche
Tiefolicke ins Abgründige der Menschennatur und welche
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edle Lebensauffassung lebt doch in Artbur Schnitzler!
Der Oesterreicher lebt noch heute in der Barockzeit. Auch
Schnitzlers dramatische Dichtung spielt im Barockzeil¬
alter. Aber welche Feinhörigkeit für die Strömungen
und Schwingungen der Neuzeit spricht aus diesen
Helden im Kostüm der Mitte des 18. Jahrbunderts!
Das Alter wie die Jugend unserer Tage erkennt sien
in den feelischen Konstikten, die sich auf der Bühne ab¬
spielen, wieder. Und dabei nicht eine Pointe, die grei
wäre eder brutal, den letzten Sinn der Geschehnisse
ausspräche. Das ist österreichtsch und vor allem wiene¬
risch an die Geheimnisse des Lebens nur mit zarter
Hand zu rühren. Und das ist die Eigenart aller öster¬
reichischen Poeten. Diese süße Zartheit ziert alle Werke
Schnitzkers und gewinnt ihm die Herzen aller. Hin¬
gebungsvoll lauschte das Premierenbublirum. Es war
kein leichtes Zuhören. Der Wohllgut der Verse ge¬
wann leicht das Ohr, dem Zinn der Dichtung hieß es
sorgsam nachzufühlen. Eine Inhaltsangabe der Vor¬
gänge auf der Bühne und in Kopf und Herz der vom
Dichter lebensvoll geformten Gestalten gäbe selbst bei
aller Ausführlichkeit nur ein undeutliches Bild der
Dichtung. Immer wieder wurde Schnitzler gerusen,
obwohl die Darsteller, mit Ausnahme der Herren Bal¬
7er, Hennings und der Frau Wohlgemuth
nicht allen Anforderungen des Dichters gerecht wurden
G. F.
Lunn
Operettenhaus. Am 4., 5. und 6. März wird Mady“
Christians mit dem Ensemble des Komödienhauses
Berlin in „Cocktail“, Musik von Ralph Benatky,
gastieren.
Schiller=Theater. Ab Sonnabend gelangt täglich
8¼ Uhr abends „Der sidele Bauer“ zur Auf¬
führung.
„Der Gang zum Weiher.
Schnitzler=Urauffühpfussg
in Wien.
Arthur Schnitzler geht auch in dem gedahlen¬
schweren, außerhalb der realen Welt liegenden
Drama „Der Gang zum Weiher“ seines
eigenen abstrakten Wege. Er wendet sich an in¬
tensiv denkende Zuhörer, den viel Symbolisches ist
in dieses nur wenig Konzessionen an den Alltag
des Theaters machende Werk hineingemischt, das
zumeist zum Rätselraten zwingende Schemen auf
die Bildfläche projiziert. Ein Philosoph spricht
spricht mehr als er handeln läß. -
hinreißendem Schwung, in Tönen voll Wohlklangs
uber Friedenssehnsucht, Kriegerehrgeiz, Gebanken¬
sünde, über hemmungslose Liebe erörtert seelischen
Probleme in bunter Gestalt. Ein Kanzler, zus
gleich Freund des Kaisers — das Stück spielt im
18. Jahrhundert
ist die festgefügte Haupt¬
gestalt, um ihn gruppieren sich seine, in ihren
Gefühlen schwankende Tochter
eine Märchen¬
figur, die allnächtlich zum Weiher eilt, ent¬
kleidet, verzückt Tanze aufführt, dem Junker, der#
einmal hinzukommt sich willen= und gedanken¬
los hingibt — ein skuriler Dichter, Phantast und
so charakterlos, daß er seine Liebste, die ein Kinde
erwartet, verläßt, um die Kanzlertochter zus
freien, schließlich der die auf ihre Vorrechte
pochende Jugend vertretende Junker selbst. Alsg
der Dichter sein Spiel als verloren ansehen muß,
eilt er selbst zum Weiher und sucht den Tod,
„als setzte sich der Weg unter der Wasserflächel
fort
So unwirklich die Phantasiegestalten dieses¬
Dramas sind — unter ihnen fällt ganz aus dem
Rahmen ein die Doktrin Berkleys verkündender
unheimlicher Phänomenalist —
o tiefgeschöpft
sind die Weisheiten, die sie ausströmen. Di
nur
mitunter allzu überladene Sprache ist voll fun¬
kelnder Schönheiten und macht das — Lesen zum
Genuß, denn „Der Gang zum Weiher“ ist ein
ausgesprochenes Buchdrama.
Das Burgtheater setzte sich voll und ganz für
das Rätselwerk ein, dem das Publikum, wie es
schien, ein wenig fremd gegenüberstand. Es ward#
chließlich ein persönlicher Erfolg des bei
einem Erscheinen warm begrüßten Dichters.
S. L.