II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 94

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30. Der Gang zun Veiher
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in Wien Regierungsrat Dr. Johann Sperver
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zum Vorstande in der III. Dienstklasse des genann¬
Der Bundespräsident hat mit Ent¬
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ten Ambulatoriums ernannt.
schließung vom 2. Februar d. J. in Anerkennung
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selbstlosen und mutigen Verhaltens bei der Rettung
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einer durch Schneesturm schwer gefährdeten Ar¬
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Der Bundespräsident hat mit Ent¬
beiterabteilung des Baues der Großglocknerstraße
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schließung vom 31. Jänner d. J. dem Wirklichen
dem Ing. Anton Göbl das Silberne Verdienst¬
100 Prämien zu 50 Schilling auf
Amtsrate im Bundesministerium für Land= und
zeichen der Republik Österreich und dem Erwin
Forstwirtschaft Alfred Dienel einen Dienstposten
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Irouschek die Silberne Medaille für Verdienste
der III. Dienstklasse im Verwaltungsdienste dieses
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um die Republik Österreich, beiden mit Nachsicht der
Bundesministeriums verliehen.
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Taxe, verliehen.

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heimnis, am wenigsten das seines
Anfall übler Laune und — vermutlich — lang¬
„Der Gang zum Weiher.“
auch ist er des menschlichen Adels
angesammelten Zorns entlassen worden. Vielleicht
gewiß, so verredet er der Schwest
ist der Grund der Ungnade, dem er bitter nach¬
Dramatisches Spiel in fünf Akten von Artur Schnitzler,
am Burgtheater zum ersten Male aufgeführt am
Im übrigen: diese Schwester un
grübelt, daß er als Staatsmann dem Kaiser, der
14. Februar 1931.
Schreiber, der als philosophische
Mayenaus Schwester liebte, zu einer ebenbürtigen
rastigen Thorn auftritt, sind Neb
Heirat riet, die dann unglücklich ausfiel. Mayenau,
Eine bekannte Wahrnehmung: Jedes Lebensalter
genaue Charakteristik zu ihrer Un
der aus echtem brüderlichen und aus dem Ver¬
hat seine Jugend. Artur Schnitzlers „Gang zum
Handlung in einem gewissen Miß
antwortungsgefühl des Beschützers das Leben seiner
Weiher“ hat die schöne Jugend des Alters. Die
Silvester Thorn kommt endlich, a
Angehörigen beherrscht und verwaltet, scheint ehe¬
Werke seiner alternden Jugend waren oft trüb,
begrüßt, ein unsteter Mann, ein #
dem auch ein anderes, tieferes Gefühl seiner
theatralische Effekte wollten manchmal für drama¬
eigenem Bekenntnis mehr das G
Schwester gehindert zu haben: die Neigung zu einem
tischen Gehalt, Sentimentalität für Gefühl und die
Dichtung als diese selbst vergönnt
Freunde des Hauses, einem gewissen Silvester
Konflikte eines engen gesellschaftlichen Bezirkes -
und plötzlich den Zwang der Hein
eines Gemeindebezirkes — für solche der Welt Thorn, dessen Besuch man jetzt, nach zehn Jahren,
jener Ruhelosen, seit je Schnitzle
gespannt erwartet.
gelten und genommen werden.
will sich in der Nähe ankaufen, er
Wie frei im besten Sinne, wie würdig klar und
Auch die junge Leonilda erhofft ihn mit Ungeduld,
früheren Geliebten wieder zusam
denn sie konnte den interessanten Mann nie ver¬
geistig durchsichtig leuchtet der Herbst in diesem
erwartet ein Kind von ihm und er
dramatischen Gedicht, das, schon vor Jahren er¬
gessen, der ihr damals so schöne Märchen erzählt
späten Ehe endlich Halt zu finden
schienen, zögernd, ein später Stern über dem
hat, und will es nicht gelten lassen, daß ein Geist
Auch diese Nachricht, die Mayen
Theater, aufgeht! Freilich muß der Mensch viel Leid altern könne, wenn auch der Mann gealtert sei.
Tochter mitteilt, kann die Schwärm
erfahren haben — nach dem Goetheschen Wort ist Diese Überschwenglichkeit ihrer Spannung und ein
nicht umstimmen. Es steht bei ihr fe
anderer merkwürdiger Zug erregt eine gewisse Be¬
es leichter, alt zu werden, als das Alter zu er¬
sei Thorns unwürdig, die Ehe für
sorgnis des Freiherrn und mehr noch seiner
tragen — um aus dieser armen Fülle zu schöpfen,
Schwester. Anselma hat das junge Mädchen in der ein Unglück und sie, Leonilda,
was andere so bewegen und erfreuen kann. Aber
retten. Hat dieser Gast das Gemü
Morgenfrühe den Weg nach einem Weiher nehmen
das ist ja das Geheimnis und die eigentliche Auf¬
Schwingung versetzt, so bringt
gabe der Dichtung. Als solche, als Zeugnis eines
sehen. der ganz versteckt in einem Wald liegt, nahe
Vater, den Schloßherrn selbst in
der Grenze des Schloßparkes. An diesem Weiher hat
Dichters, bleibt der „Gang zum Weiher“ während
wenn auch verhaltene Erregung.
andere Werte bloß Zeugnisse seiner Zeit bleiben.
Leonilda alle Kleider abgetan, unbekümmert und
bar und Neffe, Ursenbeck, Sohn
wunderbar, als fordere sie die Heidengötter, die am
In einem weitschauenden Landschlosse lebt im
Ufer einen Opferstein haben, oder einen Unbe= Marschalls, kommt in kriegerischer
18. Jahrhundert ein alternder, noch nicht alter
kannten zur Liebe heraus. Und ohne daß ein sicht= sich des scheinbar unvermeidlich gewo
Mann, ein Freiherr von Mayenau mit seiner ledi¬
gen Schwester Anselma und seiner jungen Tochter barer Mensch dort zu finden wäre, scheint die ganze mit dem „Erbfeind“, versucht den ge
Natur einen glühenden Blick auf die keusche Scham= für seine Partei zu gewinnen, und
Leonilda in unwilliger Muße. Er war einst Kanzler
und Freund des Kaisers und ist plötzlich in einem lose zu tun. Mayenau ist alt genug, um kein Ge¬Not des Landes erkennend, allein d