II, Theaterstücke 30, Der Gang zum Weiher. Dramatische Dichtung (Der weise Vater, Der Weiher), Seite 117


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30. Der Gang zun Neiher
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cheit. Als der Dichter frei zurückkehrt, Freundin
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und Kind sind plötzlich gestorben, weist sie ihn
Aus¬
Staatstheater (Kleines Haus).
ab. Aber auch der junge Freund scheint ihr
und
Reichsdeutsche Uraufführung: Der Gang nicht Erfüllung des Lebens zu sein. Da bringt.
schmeide da
aum Weiher. Dramatische Dichtung in 5 der lange angekündigte Krieg, den der wieder.
wichtiger
in Amt und Würden eingesetzte Kanzler nicht
Aufzügen von Arthur Schnitzler.
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Dürftig, man kann schon sagen eines verhindern konnte, eine gewisse Klärung: Der
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— Staatstheaters nicht würdig ist das Schauspiel=jjunge Offizier verlobt sich mit der Kanzlers=1
wirklich
programm für die diesjährigen Maifestspiele. stochter. Aber das ist keineswegs das übliche
Sechsmal der „Brotverdiener“, das sagt schon glückliché Ende; denn ob sie sich je wiedersehen,
Wort
alles. Als Neuheiten außer der gestrigen Ur=bleibt öffen.. Ebenso fraglich ist es, ob sie sich
aufführung ein Lustspiel von Lenz und den anküberhaupt lieben. Nur der Dichter geht defi¬
allen Theatern der näheren und weiteren Um=nitiv ins Wasser, in jenen oft genannten Wei¬
gebung schon gespielten neuen Zuckmayer. Wolher mitten im Wald, weil seine Jugend nun
aber bleibt eine repräsentative Klassikerauffüh=endgültig dahin ist.
Die seltsamste. Figur in diesem schattenhaf¬
rung? Oder glaubt irgend ein Künstlermensch
in Deutschland, daß Schillers „Don Carlos“,sten Stück ist der Sekretär des Grafen. Vielleicht
Goethes „Egmont“ Shakesspeare „Richard III.seine Personisikation des Dichters selbst, der
weniger zeitnah wären als die mit großem;
—Trara uraufgeführte dramatische Dichtung „Der das ganze Leben wie ein Spiel nimmt, ge¬
chgem
Lang zum Weiher“ von Arthur Schnitzler?schaffen aus der Phantasie des eigenen Ichs.
Zwar schreibt der Dramaturg des Theaters im Die Hofmannsthal=Verse im Prolog zum „Ana¬
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Programmheft selbst daß das Werk gestrig“stol“ könnte man auch über dieses letzte Werk —
sei, daß es aber snobistisch und ungerecht wäre, Schnitzlers setzen: „Also spielen wir Theater,
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tücht
solche Stücke vom Spielplan des gegenwärtigen spielen unsre eig'nen Stücke früh gereift und
Theaters zu verbannen, denn sie enthielten dieszart und traurig, die Komödie unsrer Seele.“
egissen
Ernte eines gelebten Lebens“. Auf die Gefahr Nur daß die Komödie hier zur Tragödie wird
Poesie
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Ehin, vom Dramaturgen für snobistisch und un= und daß uns von ihr eine ganze Welt trennt. —
(gerecht gehalten zu werden: Man soll diese Art Arthur Schnitzlers literarische Noblesse bleibt
Stücke ruhig verbannen denn sie haben mit deminaturlich nicht unmerkbar, aber die Geistigkeit
(lebendigen Theater nichts mehr zu tun. Wenndieses Spiels ist doch zu verwaschen, als daß
man will, kann man sie lesen und wird dann insstärkeres Interesse oder gar innere Anteilnahme
—diesem Fall vor allem an den formvollendetenlerzwungen würde. Auch technisch ist diese dra¬
Versen Schnitzlers seine Freude haben. Aver'matische Dichtung keineswegs auf Schnitzler¬
Adramatisches Leben hat diese Dichtung nicht und Höhe. Es geht beim Hin und Her der Perso¬
die Gestalten, die sie levölkern, sind wie Weienznen, bei Verwicklung und Lösung ziemlich ge¬
ovon einem anderen Stern oder wie Menschen, waltsam zu; und wenn diese Gewaltsamkeit auch
Adie einmal gelebt haben, die aber für unssetwas spöttisch tut, als mache sie sich über sich
zheute ohne jede Bedeutung sind. Zwar gehtsselbst lustig, so bleibt sie doch eine drama¬
Tes hier um die großen Fragen des Lebens, umsturgische Schwäche.
Die Aufführung bietet keine leichten Auf¬
Jugend und Alter, um Glück und Entsagung,
um Traum und Wirklichkeit um Heimat und (gaben für den Spielleiter und die Darsteller.
Vaterland, um Krieg und Frieden, Aber die Dr. von Gordon unterstrich noch das Wesen¬
Grenzen zwischen Sein und Schein hat der lose des Stückes wohl in dem Bestreben, das
Dichter so verwischt, daß seine Figuren ein Ganze als ein spielerisches Gleichnis des Lebens —
mit Nokokohintergrund aufzuziehen. (Bis auf
bloßes Schattendasein führen und ihre Reden
zwar wohllautend klingen, deren tieferer Sinn den Vorhang, der bedeutungsvoll langsam in
„die Höhe ging.) Dadurch wurde das wortreiche
jedoch verborgen bleibt.
Stück noch mehr zerdehnt und die Zuschauer tei¬
.Das Stück spielt um die Mitte des 18. Jahr=neswegs gefesselt. Die überzeugendste Figur des
shunderts, eine Zeit, die Schnitzler, dessen Kunst Abends gab Alice Treff als Leonilda. Sie
von jeher etwas Eklektisches hatte, immer wien hatte jene melancholische Süße, die den besten
der gereizt hat. In der Nähe der Residenz Frauengestalten Schnitzlers eigen ist; sie war#
wohnt auf dem Schlosse seiner Ahnen der im wie eine Melodie von Mozart. Den Kanzler
Groll verabschiedete Kanzler des Reiches mit
spielte Robert Kleinert klug, besonnen,
seiner Schwester, die alt geworden ist und seiner
selbstbewußt. Die Tassorolle des Dichters sprach
Tochter, die dem Leben entgegenreift mit der Herbert Dirmoser mit ekstatischem Schwung.
Sehnsucht im Herzen nach dem Freunde des Der frischen, draufgängerischen Jugend des
Vaters, dem berühmten Dichter. Als dieser Offiziers war Maurus Liertz ein guter Inter¬
kommt und um sie wirbt — nachdem er gerade pret. Die alternde Schwester spielte Lenoren
von dem Wiederfinden mit der langjährigen Fein mit anmutiger Würde. Zu bedauern
Freundin und von zu erwartenden Vaterfreu¬
den gesprochen hat — verlangt der Kanzler von war Frank Falkner in der Rolle des durchs
beiden eine Prüfungszeit. Inzwischen jedoch Stück geisternden Sekretär. Aber warum in der
giot sich das Mädchen am See, in dem sie in Wurmmaske und mit Intrigantengehabe?
schwülen Sommernächten badet und an dessen Der Schlußbeifull galt in erster Linie den
Ufern es in mystischer Verzückung tanzt, einem Darstellern und erst in zweiter ist ein Achtungs¬
jungen Offizier hin, dem Gespielen ihrer Kind= erfolg für Schnitzler festzustellen.
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