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30 Der Ganzzum Beiner
heces schadenssanden
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ondarres erortenee #eoselausscantertadae
BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
KADOLFSCHUSTERMANN
GUGRUNDET1891
BERLIN S.O.16
AbelT-Sehserehriahe
RUNGESTR. 20
Wiesbadener Tageblatt, Wiesbaden
ausscHNifr VoM:
13. MAl 1931
Ausschnitt aus der Nammer vom:] 5. MAI1931
Staatstheater.
Wiesbadener Zeitung, Wiesbaden
#
(Kleines Haus.)
Ataatstheater. Am Himmelfahrts¬
tage findet im Kleinen Hause die reichsdeutsche
Reichsdeutsche Uraufführung: „Der Gang zum Weiher“.
Uraufführung der Dramatischen Dichtung von
Dramatische Dichtung in fünf Aufzügen von Arthur Schnitz¬
Arthur Schnitzlers „Der Gang zum
ler. Spielleitung: Wolff von Gordon.
Weiher“ statt. Das Werk, das bei seiner
Schnitzler haftet vornehmlich als Schöpfer des „Anatol“
Uraufführung im Wiener Burgtheater einen
und des „Süßen Mädels“ in der Vorstellung, zwei Gestalten,
allseitigen Erfolg hatte, ist ein Versdrama und
die aus ihrer Umwelt mit allen Wurzeln und Fasern her¬
spielt um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
ausgehoben scheinen. Wir kennen ihn dann als skeptischen
Welt= und Lebensbetrachter, der nicht müde wird, die Frag¬
würdigkeit unseres Daseins bald ironisch, bald zynisch, bald
mitleidsvoll, bald melancholisch, zuweilen tief und immer
geistreich zu behandeln. In reiferem Alter vertieft er sich
gern an letzte Menschheitsprobleme und spricht mit müder
Resignation von unserem Altern, Absterben. Sterben; von
der Einsamkeit der Menschen, denen er in Dramen wie „Der
einsame Weg“ als gütiger Freund zur Seite steht, aber auch
mit der schmerzlichen Resignation des Arztes, der erkannt
hat, aber nicht zu helfen vermag. An dieses Stück scheint der
Dichter mit seinem neuen Drama anzuknüpfen. „Der einsame
Weg“ endet mit bitteren Worten über die Dekadenz der
älteren Generation und mit hoffnungsfroher Begrüßung der
Jugend, die mehr Haltung und weniger Geist“ habe. Im
„Gang zum Weiher“ kontrastiert Schnitzler Alter und Jugend
bewußt und kommt zu dem Ergebnis, daß nur beide zusam¬
men fortschrittliches Leben gestalten können. Er kleidet das
in folgende Handlung: Ein entlassener Kanzler wird von
seinem Fürsten zurückgerufen, er will den Frieden, aber er
muß Krieg führen. Sein Freund scheitert ebenfalls beim
Werben um des Kanzlers Tochter; aber diese und ein junger
Offizier finden sich auf dem Weg zum Weiher, wie taten¬
frohe Jugend immer einen Weg findet, der zauderndem
Alter verschlossen bleibt. Ein anscheinend einfaches Ge¬
schehen, hinter dem sich aber inneres Erleben auf labyrintisch
verschlungenen Pfaden nach Schnitzlers Gepflogenheit um¬
das theaterfernste Rede= und Lesedrama und
ständlich und redselig entwickelt. So genießen wir eine un¬
mit keinen Mitteln für die Bühne zu retten, denn es hat zu
endliche Fülle von feingeschliffenen Gedanken und bestricken¬
viel Geist, aber leider fehlt ihm eins — das Leben.
den Nuancen hochgestufter Wortkunst. In endlosen Aus¬
Dabei hat Dr. von Gordon schon sehr viel und sachgemäß
der Dichter Geist und
einandersetzungen svendet
gestrichen; leider nicht die metaphysischen Verstiegenheiten
schließlich ist es, als sei das prangende Wortgeschmeide
eines Sekretärs, den gespenstisch=phantastisch à la Eulenberg
Selbstzweck, als sei das lehrende Drumherumreden wichtiger
aufzuziehen, Schnitzler für nötig hielt. Kein Mensch wußte
als das Problem, um das es sich handelt. Ein Feldmarschall
mit diesem Gebilde etwas anzufangen, auch der tüchtige
wird abgesetzt, ein Mädchen wird Weib, einer geht ins
Frank Falkner nicht. Im übrigen vermochte der Regisseur
Wasser, es gibt Krieg — all das bleibt wesenlos, unwirklich,
nicht, diese ungeheuere Fülle von sozusagen gefrorener Poesie
wird immer blasser, verschwindet hinter der Wolke von
aufzutauen und dem Publikum wie dem Theater über den
schillernden, glühenden, spitzen und auch anmutigen Worten.
Dichter hinaus das zu geben, was beide haben wollen:
Auch die einzelnen Personen verschwinden, ihre Freuden und
künstlerisch gestaltetes Leben. Die Darsteller dienten ihren
Schmerzen scheinen unerheblich neben der Wonne, über all
undankbaren Aufgaben mit pflichtmäßiger Anspannung; da
dies meditieren zu dürfen. Sie reden und reden, vielmehr
aber bald der Dichter, bald die Gestalt spricht, ein Formen
der Dichter redet, unter Verdrängung der jeweiligen Son¬
von innen heraus also nicht einzuhalten war, halfen sie sich,
derpersönlichkeit, aus allen und sie haben am Ende nur noch
die Aufgabe, Sprachrohr des Dichters zu sein. Das Stück ist 1 so gut es gehen wollte, mit Routine: Robert Kleinert,
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ondarres erortenee #eoselausscantertadae
BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
KADOLFSCHUSTERMANN
GUGRUNDET1891
BERLIN S.O.16
AbelT-Sehserehriahe
RUNGESTR. 20
Wiesbadener Tageblatt, Wiesbaden
ausscHNifr VoM:
13. MAl 1931
Ausschnitt aus der Nammer vom:] 5. MAI1931
Staatstheater.
Wiesbadener Zeitung, Wiesbaden
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(Kleines Haus.)
Ataatstheater. Am Himmelfahrts¬
tage findet im Kleinen Hause die reichsdeutsche
Reichsdeutsche Uraufführung: „Der Gang zum Weiher“.
Uraufführung der Dramatischen Dichtung von
Dramatische Dichtung in fünf Aufzügen von Arthur Schnitz¬
Arthur Schnitzlers „Der Gang zum
ler. Spielleitung: Wolff von Gordon.
Weiher“ statt. Das Werk, das bei seiner
Schnitzler haftet vornehmlich als Schöpfer des „Anatol“
Uraufführung im Wiener Burgtheater einen
und des „Süßen Mädels“ in der Vorstellung, zwei Gestalten,
allseitigen Erfolg hatte, ist ein Versdrama und
die aus ihrer Umwelt mit allen Wurzeln und Fasern her¬
spielt um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
ausgehoben scheinen. Wir kennen ihn dann als skeptischen
Welt= und Lebensbetrachter, der nicht müde wird, die Frag¬
würdigkeit unseres Daseins bald ironisch, bald zynisch, bald
mitleidsvoll, bald melancholisch, zuweilen tief und immer
geistreich zu behandeln. In reiferem Alter vertieft er sich
gern an letzte Menschheitsprobleme und spricht mit müder
Resignation von unserem Altern, Absterben. Sterben; von
der Einsamkeit der Menschen, denen er in Dramen wie „Der
einsame Weg“ als gütiger Freund zur Seite steht, aber auch
mit der schmerzlichen Resignation des Arztes, der erkannt
hat, aber nicht zu helfen vermag. An dieses Stück scheint der
Dichter mit seinem neuen Drama anzuknüpfen. „Der einsame
Weg“ endet mit bitteren Worten über die Dekadenz der
älteren Generation und mit hoffnungsfroher Begrüßung der
Jugend, die mehr Haltung und weniger Geist“ habe. Im
„Gang zum Weiher“ kontrastiert Schnitzler Alter und Jugend
bewußt und kommt zu dem Ergebnis, daß nur beide zusam¬
men fortschrittliches Leben gestalten können. Er kleidet das
in folgende Handlung: Ein entlassener Kanzler wird von
seinem Fürsten zurückgerufen, er will den Frieden, aber er
muß Krieg führen. Sein Freund scheitert ebenfalls beim
Werben um des Kanzlers Tochter; aber diese und ein junger
Offizier finden sich auf dem Weg zum Weiher, wie taten¬
frohe Jugend immer einen Weg findet, der zauderndem
Alter verschlossen bleibt. Ein anscheinend einfaches Ge¬
schehen, hinter dem sich aber inneres Erleben auf labyrintisch
verschlungenen Pfaden nach Schnitzlers Gepflogenheit um¬
das theaterfernste Rede= und Lesedrama und
ständlich und redselig entwickelt. So genießen wir eine un¬
mit keinen Mitteln für die Bühne zu retten, denn es hat zu
endliche Fülle von feingeschliffenen Gedanken und bestricken¬
viel Geist, aber leider fehlt ihm eins — das Leben.
den Nuancen hochgestufter Wortkunst. In endlosen Aus¬
Dabei hat Dr. von Gordon schon sehr viel und sachgemäß
der Dichter Geist und
einandersetzungen svendet
gestrichen; leider nicht die metaphysischen Verstiegenheiten
schließlich ist es, als sei das prangende Wortgeschmeide
eines Sekretärs, den gespenstisch=phantastisch à la Eulenberg
Selbstzweck, als sei das lehrende Drumherumreden wichtiger
aufzuziehen, Schnitzler für nötig hielt. Kein Mensch wußte
als das Problem, um das es sich handelt. Ein Feldmarschall
mit diesem Gebilde etwas anzufangen, auch der tüchtige
wird abgesetzt, ein Mädchen wird Weib, einer geht ins
Frank Falkner nicht. Im übrigen vermochte der Regisseur
Wasser, es gibt Krieg — all das bleibt wesenlos, unwirklich,
nicht, diese ungeheuere Fülle von sozusagen gefrorener Poesie
wird immer blasser, verschwindet hinter der Wolke von
aufzutauen und dem Publikum wie dem Theater über den
schillernden, glühenden, spitzen und auch anmutigen Worten.
Dichter hinaus das zu geben, was beide haben wollen:
Auch die einzelnen Personen verschwinden, ihre Freuden und
künstlerisch gestaltetes Leben. Die Darsteller dienten ihren
Schmerzen scheinen unerheblich neben der Wonne, über all
undankbaren Aufgaben mit pflichtmäßiger Anspannung; da
dies meditieren zu dürfen. Sie reden und reden, vielmehr
aber bald der Dichter, bald die Gestalt spricht, ein Formen
der Dichter redet, unter Verdrängung der jeweiligen Son¬
von innen heraus also nicht einzuhalten war, halfen sie sich,
derpersönlichkeit, aus allen und sie haben am Ende nur noch
die Aufgabe, Sprachrohr des Dichters zu sein. Das Stück ist 1 so gut es gehen wollte, mit Routine: Robert Kleinert,