II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 17

miener
— Allgemeine Zeitung
Gilda, die Tochter des Hoteldirektors von
CABAREr
Gillelaije besitzen, aber der Donnerschlag des
ISSIAU
SIAP
Krieges, der im August 1914 Europa durchzuckt,
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DIIEITION: KARLN
macht diesem Liebesreigen ein Ende.
WOLLZEILE SZ TELEFON 76-4.-54
Indessen ist Aurelie auch die Beute des
Malers Gysar gewesen. Er hat sie in seinem
ROLF RONAV konferiert im Oktober:
Garten nackend gemalt, wie er vorher Julia,
LLse BOUS Huge BENTAUER
die Gattin des Bankdirektors gemalt und be¬
ROSL. BERNDT MIZZN DNESSEL
sessen hat, dieselbe Julia, die früher des
che.
Prinzen Arduin Geliebte war und die ihren
ANS NORER -AUL. FOERSTEN
Mann jetzt mit dem Staatsanwalt Braunigl
LOREF NODRLI MAR-AR OBETKOUHIN KOLATSIEKOFSKT
tien des Opern¬
betrügt. Es ist nicht zu sagen, wie diese Gesell¬
Kerten in alen Kartenburesus u. o. G. Tageskasse, I., Wolze 1e—4
Woche lautet:
schaft ineinander verfitzt und verwühlt ist.
„Tosca.“
Ab 11 Uhr
StBAPL-DIELR 2b 1 Uhr
Eingeschachtelt in das Drama der Aurelie,
Piccaver, Herr
Leitung: Rolt Ronay
findet sich der sanfte Roman der Seraphine,
COLLMBIAN- IA2Z
nberger.
aus der britischen Reichsausstellung in Wembley.
der jungen Geigerin, die von ihrer Liebesnacht
tober: „Die
Elntritt frei!
Zivlle Preise!
mit Max ein Kind unter dem Herzen trägt und
Vera Schwarz,
und WEIDE kocht!
beglückt ist. Ferner das Schicksal der Julia,
Herr Tauber,
die ihren Schwager liebte, im Begriffe steht,
r Renner, Herr
Uhr früh !
Sängerin zu werden, gleichfalls dem Max ange¬
Heute bis 2.
berger.
Aunt mmmmmttmimm
Mnrmmemhnunn
hört hat und das Stück mit dem zweiten Lieb¬
(in italienischer
haber verläßt. Eingesügt ist die Tragödie der
Herr
auK
Julia und ihres Gatten, des Bankiers, den der
ruhigen, zum Wohlwollen geneigten Art des
Herr
Dir
Staatsanwalt Braunigl „ohne rechtlichen
Schauens, mit seiner subtilen Kunst des
Grund“ verhaften läßt, nur, weil Julia ihn
Formens gezeigt, wie viele interessante, kom¬
n.“
dazu antreibt, weil sie für eine Weile frei sein
plizierte, reizvolle Individualitäten dieser Ge¬
über,
sellschaft Prosil und Charakter geben. Seine
möchte. Aber der Bankier ist ein ganzer Kerl.
Werke werden auch für spätere Epochen auf¬
Er hat sich über seine Frau nie Illusionen ge¬
Köni¬
schlußreich bleiben, da sie ein großes Bild des
macht. Sie ist von ihm gekauft worden. Fertig.
unn, Frau
alten Oesterreich, genauer: des alten Wiens,
Es kann gar kein „reinlicheres Geschäft“ geben,
Fischer¬
entwerfen und ebenso mustergültig sind für die
wie er sagt. Das ist seine unsentimentale Auf¬
rr Markhoff
Literatur bis zum Jahre 1914.
jassung von der Liebe, eine Auffassung, die ihn
aber doch nicht vor dem Verzweiseln schützt.
Diese Komödie, die im Frühsommer 1914
ber: „Das
Er weiß ferner, daß ein Mann in seiner
rau Achsel,
spielt, und mit Kriegsbeginn endigt, kann in
Stellung rettungslos verloren ist, wenn er ein¬
diesem Zusammenhang als ein bedeutungsvoller
erger, Herr
mal, berechtigt oder nicht, verhaftet wird. Und
Schlußpunkt betrachtet werden.
Markhoff,
wie es, unberechtigt dazu kommt, knallt er sich
Sie bringt im Gartenfest des ersten Aktes
eben nieder.
ober:
„Die
eine ganze Fülle von Figuren. Als wichtigste
Aurelie ertränkt sich im Meer, in den Tod
Frau Weidt,
Gestalt die Gräfin Aurelie, die von ihren drei
begleitet von dem einzigen Mann, den sie wahr¬
hubert,
Herr
Bewerbern den ältesten wählt, den Baron
haft geliedt hat, von dem sie wahrhaft geliebt
Falkenir, indessen sie den jungen Prinzen
wurde und dem sie niemals zu eigen war; von
Abuin, ihren Jugendgespielen, und den be¬
Fauenir. Aurelie, die zwei Männern nach¬
kl
sche
rühmten Dichter Ambros Doehl verschmäht.
einander sich hingab, die in den Tiesen ihres
Ba
nne.“
Aber Falkenier, der tiefer in dem Inneren
Blules und in dem Bird, das Gysar von ihr
Serva
„La
Aureliens liest, gibt das geliebte Mädchen noch
gemalt hat, die unstillbare Begierde erkennt, die
rau Schumann,
am selbigen Abend frei. Und Aurelie fällt noch
auf dem Grund ihres Wesens almet und die
ssan.“ Frau
am selbigen Abend in die Arme des jungen
ihr edieres Selbst immer wieder überwälnigen
orbert. Dirigent
Max von Reisenberg.
wird, mag nicht leben, mag dem Manne, den
Ja, in der „Komödie der Verführung“ ist
sie liebt, nicht das Dasein vergisten.
ober:
„Der
Max von Reisenberg der Verführer an und für
So reich an Figuren dieses Werk auch ist,
Dirigent
n.“
sich. Andere sind es nur so nebenher, nur wenn
es fehlt darin die Gestalt ganz einfacher, un¬
die Stunde, die Gelegenheit ihnen zu Hilfe
differenzierter, an Geld, wie an Geist armer
kommt. Aber Max ist die Verführung in Person.
Leute, und es fehlt das Mädchen, fehlt der
Er ist hübsch, er ist jung, er ist liebenswürdig.
die der
junge Mann, die durch Liebe, sehit das Ehe¬
sogar seelenhaft, gutmütig und brav. Aber er
paar, das durch die Ehe glücklich wurde. Ist
hat kein Gewicht und keine Wichtigkeit. Die
dem Dichter das Glück der Einsachen zu
rlag, Berlin.
Frauen spüren an ihm die Erfüllung ihrer
dumpf? Glaubt er an das Glück, das die Liebe,
Burgtheater.
Sehnsucht und sie spüren, daß Max sie nicht
an die Harmnonie, die eine Ehe gewähren kann,
des Abschieds,
quälen, ihnen niemals häßliche Szenen bereiten,
so gar nicht? Jedenfalls hat er es verschmäht,
t. Der seltsam
ihnen nie das Leben verbittern wird. Sie
seinem großen Gemälde durch solche Typen
den diese drei
nehmen ihn, sie sinken in seine Arme, fast willen¬
Vollständigkeit zu geben. Nicht aus Nach¬
ersten Mal im
los. Für eine Nacht, für zwei, drei Nächte. Er
lässigkeit. Gewiß nicht. Denn seine Meisterhand
im „Zwischen¬
ist immer begeistert, immer in den Augenblick
hätte ein paar Figuren mehr leicht und rasch
mödie der Ver¬
und in die Augenblickliche restlos verliebt. Und
geformt. Er hält also sein Gemälde für voll¬
hier beherrscht
er geht, ohne Vorwürfe, wenn sie ihn dann
ständig. Aus diesem Werk schimmert eine große
bald wieder verabschieden. Er bleibt der
Dichterkunst. Aber auch ein ebenso großes Ent¬
Freund von allen Frauen, aber von keiner der
Tanzmusik und
täuschtsein. Die Menschen, mit diesem letzten
Geliebte. Er hat die Kraft, alle Weiber zu ver¬
ein und endigt
Schluß der Weisheit entläßt uns das Stück,
führen, doch er hat nicht die Gabe eine einzige
einem Wiener
die Meüischen sind edel, begabt, klug, wertvoll,
Wohltätigkeits¬
festzuhalten. Und er weiß es selbst nicht, was
aber die Liebe korrumpiert sie alle, daß man
seine Gefährlichkeit nur noch erhöht.
itzler der Schil¬
Niemandem vertrauen kann. Die Liebe ist eine
So besitzt er nach Aurelie, die ihm bald
dramatiker der
im Grunde unwichtige Sache, die man viel zu
rnur reichen
den Laufpaß gibt, Serophine, die Tochter des
sehr
überschätzt, aber sie ist dennoch fähig,
alten Kammersängers Fenz, und er besitzt
s in fast allen
jedes Lohen bis in die Wurzeln zu zerstören.
Judith, die S###ägerin des Bankdirektors
und der „Lie¬
Dieses Werk, dessen größte Schönheit der
Westerhaus, die hren Schwager verliebt war,
chauspiel „Das
Schimmer von Pocsie ausmacht, der darüber hin¬
icht eben über¬
der sich totgescheiten hat und die aus den
schreitet langsam, scheinbar
Armen Maxens, mit dem Prinzen Arduin
durch seine
gebreitet ist,
hat mit seiner! davonfährt. Er würde auch noch die kleine schlendernd, mit einer Last von novellistischem
Samstag, 11. Oktober
Beiwerk beladen, vorwärts, und gelangt den¬
noch, unversehens, zu hohen Gipfeln drama¬
tischer Wirkung. Die einzige, optimistisch ge¬
sehene Gesalt, die es enthält, ist der alte
Kammersänger Eligius Fenz. Ihm geht es wie
dem greisen Maler Hokusai, Japans größtem
Künstler, der mit neunzig Jahren sagte: „Jetzt
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wüßte ich, wie man eine gerade Linie zeichnet.“
Eligius Fenz, der kaum noch Stimme hat,
meint, er wüßte jetzt erst, wie man den Don
Juan singen müsse. Und er fährt, trotz seiner
grauen Haare fort, wenigstens im Leben
fröhlich der Don Juan zu sein.
Kein anderer Dichter ist von der Kritik,
von der großen Schar seiner Verehrer so oft
und so eindringlich gebeten worden, ein Lust¬
spiel zu schreiben. Kein anderer besäße so wie
Arthur Schnitzler die kostbarsten, seltensten und
feinsten Gaben dazu. Das beweist auch die
„Komödie der Worte“ wieder, die heute abends
im Burgtheater zur Uraufführung gelangt,
diese meisterliche Komödie „die bis zum Rand
mit echten Lustspiel=Elementen erfüllt und
dennoch wieder fast zur Tragödie geworden ist.
Felix Salten.
Korff im Modernen Theater.
Die „Komödie der Worte“ ist frisch wie
am ersten Tag; sie ist unvergänglich, weil sie
zu den Stücken gehört, wo das Theater bloß
eine Form, der Inhalt aber Ewig=Männliches
und Ewig=Weibliches ist. Dies hindert natürlich
nicht, daß eine Zeitgenossin vor Beginn fol¬
genden hier wörtlich wiedergegebenen Aus¬
spruch tat: „Daß der so gern hat, dieser
Schnitzler, so Einakter.“
Korff ist als Dr. Eckold am wenigstens
überzeugend; die Baritonrolle liegt dem teno¬
ralen Charakter seines Spieles nicht ganz.
Dennoch besteht auch hier schon seine dem Leben
abgelauschte unkomödiantische Leistung. Sein
Staufner aber und vor allem sein Herbot sind
ganz ausgezeichnete Erscheinungen der Gestalt
Korffs, der immer sich spielt, weil er so wenig
„spielt“. Von den drei Damen Rhode,
Bukovics und Lvovsky ist diese die
beste, weil man ihre Persönlichket fühlt. Die
Herren Rhoden und Jensen sind die
männlichen Gegenspieler.
GERSTHOFER
.Haisese G. 6. 75-4-34
TAGLICE ½8 Uhr abenos
Quartett Pranz
mit seinen Sängern
Amalie Nagl
Eintrift frei!
Ausschank v. erstklassigen
olfenen Weinen, exquisite
*

Rüche :
(Risa Hanussen=Steinschneider) hat die
„Hölle“ übernommen. Eine Neuigkeit, die ge¬
wiß für die große Zahl ihrer Anhänger und
Freunde eine angenehme Ueberraschung be¬
deutet. Die Umsicht und die Energie, mit der
Frau Hanussen die „Hölle“ verwaltet, wird
auch den erhofften Erfolg bringen.
Der humanitäre Geselligkeitsklub „Olym¬
pia“.), Stifter des Blindeninstituts auf der
Hohen Warte, beginnt Sonntag, den 12. d. M.
im Café Prückl, 1. Bezirk, Wollzeile, um 8 Uhr
abends, seine wöchentlichen Klubabende.