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29. Konsedje der Verfuchrung box 33/6
nen, veiterpartet.
nicht sagen ließe. Man wird in einer Viertelstunde mit fünfzehn
020
ersten Rollen bekannt gemacht, mit Max v. Reisenberg, dem
Schnitzlers
Schwerenöter, Sohn eines Juweliers, der im Duell fiel, weil er
ein Galan in vornehmer Welt sein durfte, und sich aus dem
„Komödie der Verführung“
Jenseits durch Don Juan in Wien an weiteren Ehemännern
rächen läßt. Diesem Max wirft die junge Seraphine, die sich
7
Von
gerade so wunderbar auf ihrer Geige hören ließ, Rosen zu, die
Karl Lahm,
ihr ein anderer gegeben hat, und als er für sie drei Flieder¬
Berichterstatter der „Vossischen Zeitung“.
zweige bricht, hat er den ersten schon Judith gegeben, der
428
jungen Schwägerin des Bankgewaltigen Westerhaus, ehe er sie
* Wien, 11. Oktober.
wiedertrifft — den dritten Zweig läßt ihm das verliebt=skeptische
Arthur Schnitzlers Komödien der Verführung sind schon lange
Artistenkind für eine Unbekannte, die da kommen wird. Reizende
geschrieben. Sie sind das Lebendigste, was vom alten Oesterreich
Schnitzlersche Dialogstellen zeichnen diese liebenswürdigsten Ge¬
*
verblieb; er ist sein Historiograph und war nahezu fertig mit dem
stalten in der Komödie. „Ein namenlos eitler Mensch sind Sie!“
dramatischen Bilderbuch des entzückend kultivierten k. k. Wiener¬
sagt Seraphine. — „Eitel? Nun ja, ich halte was auf mich.
Aber von mir nicht viel. Weiter —?“ fragt Reisenberg.
tums, das, um seine Dekadenz zu besiegeln, einer Apokalypse vom
Umfang des Weltkrieges nicht bedurfte. Der habsburgische Unter¬
Max: „Darunier
Seraphine: „Ferner sind Sie treulos.“ —
gang stand dazu außer jeder Proportion. Wenn Schnitzler hier¬
verstehen Sie sicher etwas ganz anderes als ich. Vielleicht sogar
für den Beweis erbringen wollte, indem er die Reihe seiner
das gerade Gegenteil, denn mir erscheint es als schlimmste Un¬
Komödien bis zum Tag des Kriegsausbruchs verlängerte, ist ihm
treue, irgendwo auszuharren, während man längst schon anderswo
dies restlos gelungen. Das Burgtheater, die berufenste Stätte
sein möchte.“ Und die kleine Seraphine kommt zu dem Schluß,
für dauernde Erinnerung an eine unwiederbringliche Epoche, nicht
daß man ihm nicht böse sein kann.
ohne Größe, hatte eine Gelegenheit für Rehabilitierung, nach
Die Unbekannte, der sein dritter Fliederzweig vorbestimmt ist,
Jahren der Oede. Das theatralische Ereignis des Wiener Kunst¬
wird von drei ernsteren Männern erwartet, die eigentliche Heldin:
festes war eines
Aurelie, Gräfin v. Mertenstein, Tochter der Frau, mit der Reisen¬
Ob Schnitzlers Spannkraft dieselbe geblieben ist, seit das ab¬
berg sen. sich die Kugel verdiente. Das ernste Trio sind Prinz
Arduin, Ulrich Freiherr v. Falkenir, der in Rom lebende Forscher,
gelenfene Dezennium auch ihn etwas aus der Bahn hinauswarf,
und Ambros Doehl, der Dichter. Wem wird Aurelie den Vorzug
möge hier unerörtert bleiben. Sein Können ist nicht geringer
geworden; virlleicht hatte er jedoch nach langem Schweigen zu
geben? Auf einem Ballfest hat sie den drei Freiern dies Stelldich¬
viel auf einmal zu sagen. Er schiebt, wie gewohnt, drei Komö¬
ein gegeben — in drei Monaten, auf einem Maskenfest bei Arduin,
dien ineinander, zwei tragisch verlaufende und eine beinahe
werde sie den Erwählten bezeichnen. Sie stehen da, ohne Haß
heitere, mischt die oristokratische, die Finanz- und die Artisten¬
gegeneinander. Aurelie ist ein so superieures Wesen, daß nur sie!
entscheiden darf über ihr aller Wünsche, Eifersucht um ihretwillen
welt, beginnt mit einem Akt meisterhafter Exposition, die ohne
Schwergewich“ sch#oeeste und gewichtigste Menschenschicksale ins
ihrer unwürdig machen würde. Schlag Mitternacht kommt sie,
nimmt den Ernstesten der Ernsten, Falkenir, den ergrauten, der aus
Rollen bringt und löst aus dem Knäul fast mühelos die Fäden,
bis an verausbestimmter Stelle die Parzen sie durchschneiden.
der Trauer über den Selbstmord seiner ersten Frau als Selbst¬
Leider ist er selbst nicht ganz so unerbittlich wie üher der geübte
peiniger hervorgegangen ist, Aurelie etwas wie ein Vormund war,
Chirurg geweken und läßt bei der Vivisektion Opfer und Zu¬
sie formte und sie kennt. Arduin hat von ihm gesagt: „Menschen,
schauer unnötig lang zappeln. Ehedem wäre er mit seiner
die einen anderen umbringen, die kann ich am Ende begreifen. Ich
Schere mancher dichterischen Schönheit zuleibe gegangen, weil er
fühle mich ihnen irgendwie sogar verwandt. Da war ein Mensch,
die Wirkung in der Präzisian seh; heute scheint er verliebt in
um dessentwillen sich ein anderes Wesen tötet — solch ein Mensch
Lyrik und gibt sie nicht preis; wann kam je bei einem Schnitzler
ist mir unheimlich.“ Als Arduin und der Poet, nachdem sie ihren
das Ende zu spät? Dennoch macht es ihm in der in= und aus¬
Entschluß verkündet, sich stumm entfernen, nimmt Falkenir sie nicht
ländischen Literatur leiner im spielenden Durcheinanderführen
in die Arme; er weist sie ab. Was sie für Liebe hält, ist vielleicht
so vieler Gestalten nach, bei zugleich so viel echtestem Theater
im Grunde etwas ganz anderes, Vertrauen, Freundschaft. Sie
und so riel echtestem Leben!
hätte einen der beiden jüngeren wählen müssen. Sie will nichts
von „dieser lebendigen Welt“ wissen, die in ihr eher Schauer als
Im Park eines Märchenschlosses des Prinzen Arduin von
Sehnsucht aufweckt.
Perosa ergeht sich die vergnügteste Gesellschaft, wird musiziert
und getanzt, gebandelt und auch gehandelt, unter Masken und
Falkenir: „Was du Schauer nennst, Aurelie, das wird am
bei Champagner, im Dialekt, den die Durchlaucht wie der Fiaker
Ende nichts anderes sein als Sehnsucht. Sehnsucht, die sich ihrer
selber schämt.“ Warum er ihr mißtraut? — Falkenir: „Das ist
lieben, manches gesagt, was unwienerisch, etwa berlinisch, sich
stande kommen werd
nicht Mißtrauen, 2
tieferes Wissen —
gegeben sein kann.“
düstern dich, Falkeni#
zu sein — als hätte
du nicht verschuldet.
denkt, gab sich im Wan
wußte ich die Gedan
Taten, die sie zu tun
keiten ihres Wesens
Keim der Wirklichkei
dafür zeugen, daß #
nur mein war. Ver
erkannt als das, was
vor mir.“ Dieser
eine zweite Frau in
Arthur Schnitzler di
Problematiker auf
Freund jedes Unheil
Prüfung wert zeigen
Der junge Fant, A
den, die Aurelie trug
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künstlerischen Entwur
selbst gefertigt, bevor
Glück und Unglück.
sie tanzen sehen will,
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erwartet. „Mir ist
rauschen zu hören, —
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hat ihr eine neue Be
keine mehr, es ist übe
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sind es du und ich,
Max entflieht, wie so
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man weiß, daß er
Salonporträt und ei
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der Bankpräsident
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Präsident sich erschoff
die von der drohen
ihr endlich die Freih
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Jenseits durch Don Juan in Wien an weiteren Ehemännern
rächen läßt. Diesem Max wirft die junge Seraphine, die sich
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gerade so wunderbar auf ihrer Geige hören ließ, Rosen zu, die
Karl Lahm,
ihr ein anderer gegeben hat, und als er für sie drei Flieder¬
Berichterstatter der „Vossischen Zeitung“.
zweige bricht, hat er den ersten schon Judith gegeben, der
428
jungen Schwägerin des Bankgewaltigen Westerhaus, ehe er sie
* Wien, 11. Oktober.
wiedertrifft — den dritten Zweig läßt ihm das verliebt=skeptische
Arthur Schnitzlers Komödien der Verführung sind schon lange
Artistenkind für eine Unbekannte, die da kommen wird. Reizende
geschrieben. Sie sind das Lebendigste, was vom alten Oesterreich
Schnitzlersche Dialogstellen zeichnen diese liebenswürdigsten Ge¬
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verblieb; er ist sein Historiograph und war nahezu fertig mit dem
stalten in der Komödie. „Ein namenlos eitler Mensch sind Sie!“
dramatischen Bilderbuch des entzückend kultivierten k. k. Wiener¬
sagt Seraphine. — „Eitel? Nun ja, ich halte was auf mich.
Aber von mir nicht viel. Weiter —?“ fragt Reisenberg.
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Seraphine: „Ferner sind Sie treulos.“ —
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verstehen Sie sicher etwas ganz anderes als ich. Vielleicht sogar
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das gerade Gegenteil, denn mir erscheint es als schlimmste Un¬
Komödien bis zum Tag des Kriegsausbruchs verlängerte, ist ihm
treue, irgendwo auszuharren, während man längst schon anderswo
dies restlos gelungen. Das Burgtheater, die berufenste Stätte
sein möchte.“ Und die kleine Seraphine kommt zu dem Schluß,
für dauernde Erinnerung an eine unwiederbringliche Epoche, nicht
daß man ihm nicht böse sein kann.
ohne Größe, hatte eine Gelegenheit für Rehabilitierung, nach
Die Unbekannte, der sein dritter Fliederzweig vorbestimmt ist,
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wird von drei ernsteren Männern erwartet, die eigentliche Heldin:
festes war eines
Aurelie, Gräfin v. Mertenstein, Tochter der Frau, mit der Reisen¬
Ob Schnitzlers Spannkraft dieselbe geblieben ist, seit das ab¬
berg sen. sich die Kugel verdiente. Das ernste Trio sind Prinz
Arduin, Ulrich Freiherr v. Falkenir, der in Rom lebende Forscher,
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und Ambros Doehl, der Dichter. Wem wird Aurelie den Vorzug
möge hier unerörtert bleiben. Sein Können ist nicht geringer
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viel auf einmal zu sagen. Er schiebt, wie gewohnt, drei Komö¬
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bis an verausbestimmter Stelle die Parzen sie durchschneiden.
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Leider ist er selbst nicht ganz so unerbittlich wie üher der geübte
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Perosa ergeht sich die vergnügteste Gesellschaft, wird musiziert
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