II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 36

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29. Kon. die der Verfuchrung
uliener
4.
— Allgemeine Z
vor dem Kuplet zu stehen. Aber da ihr Vor= zu übe
thema
handensein durch keine Gesangsstimme sich recht¬
die Au
fertigt, und da sie nie ein Kuplet zu singen hat,
7
Konsea
bleibt es fast immer dabei, daß sie das Niveau
derung
drückt. Sie hat es selten so tief herabgedrückt
heate
wie in dieser Vorstellung.
hier ei
träumt
Die anderen Frauen sind erfreulicherweise
ergreif
S
besser. Lotte Witt als Fürstin musterhaftes
geschör
Burgtheater, Frau Retty als Julia, ohne das
wie de¬
rechte Format dieser Gestalt, doch reizvoll im
Schnitzler:
noch
Zynismus. Auch Hilde Wagener, zum Schluß
(allerd
des Stückes, als Gilda ließ die Möglichkeiten
„Komödie der Verführung“.
aber
naher Verführung lockend anklingen. Schlicht,
Burgtheater.
bloß
natürlich, voll sinnlicher Anmut gab Frau
Die Dichtung Artur Schnitzlers, die ich
was st
Mayen die Seraphine und war wienerisch poe¬
Mitten
Samstag hier besprochen habe, wirkt auch auf
tisch in jener Geigenszene des zweiten Aktes,
der Bühne mehr wie ein breites, figurenreiches
fangen
die so viel Duft hat und so sehr an die „Lie¬
Gesellschaftsbild als wie ein eigentliches
buch,
belei“ erinnert.
Theaterstück. Lebensvolle, poetisch überglänzte
sal ve¬
ihr
In dieser Szene war Herr Günther
Novellistik, die aber doch in allen Momenten
ganzen
Gegenpart. Er ist der Max von Reisenberg, der
der Entscheidung mit dramatischer Kraft ein¬
in die
Verführer, und man könnte sagen, daß er gut
schlägt. Die Aufführung ist in einigen wich¬
war, aber es ist zu wenig und deshalb auch
tigen Partien edelste Erfüllung, während sie
Mahl=
nicht gut, wenn man in dieser Rolle nicht wei¬
an vielen anderen Stellen dem Dichter Vieles
Grünks
ter als gut ist. Herr Günther hat zu viel
schuldig bleibt und in einzelnen Rollen sogar
Nüchternheit, zu viel wachen Alltag, und er hat
hier
dem Werk, aber nicht nur dem Werk, auch den
nichts, was hypnotisieren oder narkotisieren
gemäck
großen Traditionen des Burgtheaters wider¬
kann. Auch Herr Höbling plagt sich mit dem
unheit
spricht.
Maler Gysar vergeblich; er überzeugt nicht.
gatoris
Die Aurelia der Wohlgemut war blendend.
Herr Hennings war ein farbloser Prinz, aber
wörtl
Nicht bloß äußerlich. In ihren Geberden, in
ein Prinz. Für den Dichter Ambros Dochl be¬
ist e
sitzt Herr Andersen in seiner Stimme Geist und
ihrem Gang, in ihrer Stimme war eine helle
dieses
Beseeltheit, auf deren Grund alle sinnlichen
Seele genug. Nur manchmal läßt er nasale
was
Triebe, wie verklärt schienen. Dies eine Neigen
Komödiantentöne hören. Er muß reif werden
des Kopfes, mit dem sie sich im dritten Akt zu
und ausgeglichen.
leitun
Falkenir wendet, hat eine zärtliche Anmut, die
Prachtvoll sind die beiden Greisengestalten,
und
erschüttert. Und der Ton, mit dem sie fast die
der Opernsänger und die Opersängerin, die
lein 2
ganze Rolle sprach, war hoch über dem Alltag.
beiden immer noch lebendigen Träger längst
voller
— Kein Theater. Ton. Aber feierlich und ent¬
verstorbener Berümtheit, die alles überdauert
scheidend erhöht, wie alles, was Aurelia zu
haben, sogar die Tatsache, daß sie irgendwann
sagen hat. Diese Szene im dritten Akt krönte
einmal miteinander verheiratet waren. Die
auch die Leistung des Herrn Aslan, der den
beiden wurden von Frau Wilbrandt und von
allems
Falkenir gab. Er gab ihn mit zartester Noblesse
Herrn Strafsni ebenso prachtvoll und mit der¬
bezau
des Gemütes. Er ließ in der scheinbar trockenen
selben stummen Beredsamkeit gespielt, mit der
mach
piychoanalytischen Erörterung, die er von
sie der Dichter in dieses Stück gestellt hat. Herr
erhebs
Anfang führt, den gebändigten Sturm innerer
G.Reimers aber gab den frischen, naiv fröhlichen,
(Dirk
Leidenschaft hören. Er gab einen Meister, einen
alten Kammersänger wunderbar aus dem
sehen.
Fürsten der Leidenschaft. Und wie er zuletzt
Schwung seines heiteren Temperaments. Er
Johe
vor Aurelia niederkniet, das Gesicht verhängt
war anmutig, humorvoll, entzückend. Er war
bedei
von Ergriffenheit, bedeckt von allen Zeichen
ganz einfach zum Verlieben. Felix Salten.
fernt
letzter, zerwühlter Hingebung, die Augen ange¬
spiel
schwollen von Tränen, die nicht geweint
schlie
Musik- und Theaterfest.
werden dürfen, das erinnerte an die herrliche
kalise
Szene, die er in „Mittagswende“ gespielt hat.
Mahlers X. Symphonie.
lichke
Wie damals zeigt er sich auch diesmal wieder
schen
Das nachgelassene Manuskript Mahlers
als ein großer Künstler stiller, zarter Inner¬
läßt, in großen Zügen wenigstens, ahnen, wie
lichkeit.
Rosa
seine X. Symphonie gedacht war. Die Reihen¬
Es ist kaum zu glauben und selbst, wenn
folge der Sätze zunächst (Adagio, drei Scherzi,
man es selbst gesehen hat, noch immer unwahr¬

ein Finale) weicht eigenartig von der Art ab,
ausge
scheinlich, daß auf verselben Bühne, auf der
wie sich auch Mahler sonst symphonisch aus¬
zew
solche Leistungen vollbracht werden, eine rabiate
Tar¬
sprach. Daß das Adagio an erster Stelle steht,
Dilettantin wie Frau Aknay die Rolle der Ju¬
Ma
ist beinahe wie ein großer Ausbau, der schon in
dith in Grund und Boden verderben darf. Sie
müsse
den Anfängen der Symphonie üblichen lang¬
brüllt ohne Motivierung und ohne Uebergang,
Und
samen Einleitung, ein gebetartiges Sich¬
wie sie ohne Motiv, ganz unvermittelt flüstert.
Freu
Besinnen. Es wird bei Mahler — denn dieser
Sie zeichnet keine Figur, hat keine Ahnung, wie
erste Satz liegt (wie der dritte) instrumentiert rung
man eine menschliche Gestalt charakterisiert. Sie
scheint immer in einer Operette und immer dicht
1 vor — ein langes, formell nicht mit einem Blickl bester
Die Kinder übergaben ihn dem Pfarrer] über
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—otillaten.
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