II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 45

29. Konoedie der Verfuchnung box 33/6
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leunde so ungalant waren, ge= und eines mußte man sogar die erste Nacht hindurch bei
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matologische Abteilung gäbe, wäre die Liebe das populärste
der Schnitzler in's Wasser gehen. Das wundert mich von
Wiener Gesellschaftsspiel. Aber es zeigt sich, daß Arthur
heater.
ihm. Er verstand sich ja sonst ganz gut auf die Liebe. Jetzt
Schnitzler älter geworden ist, und anfängt, nachzudenken.
übersiedelt auch er aus dem Venusberg zur Landgräfin von
s Liebstoeckl.
„Bettauers Wochenschrift“ und die psychoanalytische Litera¬
Thüringen, aus der Hölle der himmlischen Liebe in das
tur haben das Problem bedauerlicherweise arg kompliziert.
Wartburgtheater. Geh' in's Kloster, großer Arthur; Bruder
Heilbronn hat mir einen Brief
Es flitzt jetzt nur so von verdrängten Komplexen, und ein
Bahr wird dir mit aufrichtigem Vergnügen die Pforte
Kollege hat sogar behauptet, daß Schnitzlers neuestes
alterlichem Brauche auf der
öffnen und Reinhardt sein katholisch Herze ...
Burgtheaterstück einen Fall von „Erlebnisangst“ bedeutet.
hchen von Heilbronn behauptet,
Zwei gehen in's Wasser, weil sie sich vor der großen Liebe
und mich sehr zu verehren, doch
III.
fürchten. Was mich betrifft, so bin ich in dieser Wissenschaft
gegen den Grafen Wetter vom
Die Konstantin gibt jetzt, in den Kammerspielen,
zwar nicht unbewandert, aber doch stark genug geblieben,
ungeheuren Kowet wälzt diese
eine russische Großfürstin nach dem Falle des Zarentums;
nicht hereinzufallen. Seit der Erfindung des Unterbewußt¬
mein Haupt. Sie kann gar nicht
seins und der Kindheitserinnerungen ist die ganze schöne
sie verliebt sich in einen Zimmerkellner, der keiner ist,
Zeitungsroman schreibe, daß ich
Erotik gründlich ruiniert. In den ersten Kuß mischt sich
sondern der Sohn des Bundespräsidenten der Schweiz, der
daß ich nichts gegen die Reklame
das Gift verdrängter Komplexe, und die schöne alte Liebe
wiederum zwölf große Hotels besitzt und sehr viel Geld
den Weihrauch, der mir gestreut
wird schließlich nichts, als eine grandiose Fehlleistung.
hat. Der Franzose, der dieses Stück schrieb, ist eine Pole,
erwidern, Käthchen? Kann ich
Auch an Schnitzlern ist diese neue Lehre nicht spurlos vor¬
ungefähr wie Rudolf Lothar ein Spanier. Aber dieser
ehrlich arbeiten muß, und die
beigegangen, und ich bin fest überzeugt, daß der Falkenier
tüchtige Pole hat das französische Theater im Sturm er¬
die Zeiten ändern, darin wir
und die schöne Aurelie nur deshalb in den Tod gehen,
obert, und er wäre vielleicht schon ein Milliardär, wenn
hreibe, und du tippst. Sei mir
weil sie zu viel psychoanalytische Bücher gelesen haben. Die
die Theaterdirektoren nicht unglücklicherweise die Gewohn¬
terziehen!
beiden Helden der neuen „Komödie der Verführung“ sind
heit angenommen hätten, Tantiemen nicht mehr auszu¬
einig: Sie lieben sich über alles; Falkenier hat ruhig zur
zahlen. Es scheint nun, daß dieses Lustspiel in sehr ver¬
II.
Kenntnis genommen, daß Aupelie in der Zwischenzeit mit
änderter Form auf uns gekommen ist, und daß es schon
ich den Schnitzler gern. Viele
anderen Umgang pflog. So ist also doch alles in Ordnung?
unter der Uebersetzung arg gelitten hat. Immerhin blitzt
Nein, nichts ist in Ordnung! Man stirbt, weil man sich liebt,
t ihm, auch bin ich ihm äußer¬
aus den Trümmern, die übrig blieben, so manches geist¬
,und seit unser armer Freund
man liebt, weil man daran stirbt. Arthur Schitzler brei¬
volle Wort, und manche der Situationen ist ganz drollig.
tet ein schwarzes Leichentuch über die Liebe. Er endet als
r mehr zwei Schnitzler in Wien,
Im dritten Akt sieht man ein Riviera=Kabarett. Eine
Skeptiker, er kann nicht weiter, die rauhen Dinge des Lebens
Auch seelisch bin ich ihm gut,
russische Gräfin versucht hier zu singen und sie ist schön
wenig mehr an die Geister zu
zerstören den Reiz der Liebe. Ich finde, daß dieses Stück
genug, auf daß ihr verziehen werde. Auch erklingt die
sonst zu tun pflegen, so würde
nicht wahr ist, weil es nicht aus den inneren Notwendig¬
Balalaika und vier Russen brummen Wolgalieder. Ganz
olles Einverständnis herrschen.
keiten der Seele hervorgeht. Aller Liebe Reiz und Schönheit
Wien hat jetzt den „blauen Vogel“ im Gehirn und je
Dichter der Liebe und speziell
ruht just darin, daß sie vorübergeht, daß sie nicht für die
weniger wir von Rußland wissen, desto mehr lieben wir's.
siebe, die in dieser Stadt beson¬
Dauer geschaffen scheint. Darum ist die Ehe nur die tiefere
Aber ich glaube fast, daß es gar kein Rußland mehr gibt,
das süße Mädel, richtiger, das
Oktav der Liebe, darum gibt es diesen ganzen Ehe¬
sondern daß dieses große Reich unbemerkt aus der Welt¬
den, und wenn auch nicht mehr
jammer, davon in allen Zeitungen der Welt täglich zu lesen
geschichte ausgetreten ist. Nur auf dem Theater hält es
esprochen swird; es lebt noch, es
ist, und der in allen Gegenden vor Gericht steht. Nach den
sich noch und leistet gute Dienste. Die Konstantin ist eine
Augen, seiner reizvollen Gestalt,
alten Geheimlehren waren einst alle Menschen eingeschlecht¬
ausgezeichnete Schauspielerin und der junge Karlweis ein
n den hübschen Sachen, auf die
lich, sie konnten sich aber als solche vollkommene Wesen
junger Komödiant von beachtenswerter Begabung; zum
großen Wert legen. Alle die
nicht behaupten und zerfielen später in zwei sehr ungleiche
Bonvivant fehlen ihm Alter und Routine, aber die Bon¬
süßen Mädel zu Füßen gelegt
Teile. Nun handelt sich's darum, daß man just den Teil
vivants sind überhaupt dünn gesät. Herr Lichtenberg, der
mlosigkeit dieser entzückenden
findet, der einem vom Anbeginn an zugehörte. Man findet
das Stück inszenierte und einem ansehnlichen Erfolg zu¬
Pien heißt und nach der man
ihn fast nie, aber das Suchen ist halt reizend. (Und es macht
führte, weiß dieser kleinen Bühne abzuringen, was sich ihr
ch habe schon einmal an dieser
abringen läßt.
gar nichts, wenn sich zwei Falsche erwischen.) Passiert es
sie kleinen Kinder und keine der= aber einmal, daß die Richtigen zueinander kommen, läßt sie
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