II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 57

29. Konoedie der Verfuchnung box 33/6

schaftsspiel ab; aber einige, nicht ganz unwesentliche Fasern ihrer
Nerven sind darin verstrickt, und zeitweilig sinkt sie in der Um¬
Komödie der verführung.
klammerung der Schlingpflanzen unter. Doch ist sie immer nur mit
den Nerven, nie mit der Seele dabei. Die gehört dem einen jener
Der neue Schnitzler.
beiden Freunde, und daß er wider Willen an ihrem Gleiten schuld
[Nachdruck verboten.]
Von
ist, das ist eine wirklich traurige Geschichte, traurig und wirklichkeits¬
getreu. Denn als sie ihn, den Vierziger, einigen um ein halbes
Dr. Erich Everth.
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Menschenalter jüngeren Bewerbern vorzieht, glaubt er nicht, daß es
Wien, den 14. Oktober.
Liebe sei, sondern nur Vertrautheit und Vertrauen aus der Jugend
Das Burgtheater brachte die Uraufführung von Schnitzlers
her, zumal er einst ihr Vormund war. Er meint, sie täusche sich, er

— neuem Stück. Nach einer „Komödie der Worte“ die eigent¬
fürchtet die Enttäuschung und spintisiert weiter: sie, die Strahlende,
lich auch von nichts anderem als von Verführung handelte, unter be¬
müsse mehr vom Leben gewinnen als einen Menschen. So sehr sie
sonderer Berücksichtigung des Ehebruchs, kommt nun nach einem
auch, in wundervollen Worten, sich dagegen verwahrt, es bestätigt sich,
langen Zwischenraum, während dessen die Gestalt Casanovas dem
worüber er sich klar ist: Die Voraussicht hat geheimnis¬
Autor nahe getreten ist, ein neues Lied von den „dunklen ewigen
volle Kraft, heraufzubeschwören, was sie verhüten
Strömen, die unaufhörlich fließen von Mann zu Weib und von Weib
möchte! So drängt er sie aus Lebensangst, vielleicht auch in der
2 zu Mann, zwischen Geschlecht und Geschlecht“, wie es in der Komödie
schmerzlichen Wollust des Verzichtens — anderen in die Arme, zuerst
zum Tanz, und das andere findet sich ohne sein Zutun. Die Szenen
von heute heißt.
Um gleich ein Mißverständnis abzuwenden: Komödie steht nur
aber des ersten Aktes, in denen diese Grundlinien des Bildes, auf das

E im Namen des Stückes, nicht im Untertitel, und es ist auch gar keine
es in dem Werk ankommt, gezogen werden, heben sich — es kann nicht
2 Komödie, will keine sein. Es ist bisweilen schwer wie eine Tragödie,
anders sein — auch dramatisch und dichterisch über das Niveau der
1 und der wertvollste Teil der weitverzweigten Handlung ist ganz tra¬
meisten anderen hinaus. Hier ist bester Schnitzler, hier ist bei aller
E gisch, von einer echten Tragik heutiger Menschen. Das übrige ist schon
Grübelei seines Barons die ganze Kommentarlosigkeit und Vieldeutig¬
eher komödienhaft, aber nirgends lustig. So ist das Wort vielleicht
keit des Lebens. Und als am Schluß des Aktes, eben nach jenen
bitter gemeint? Man schmeckt allerlei Bitterkeit in dem Werk, einiges
Szenen, die Frau von dem, den sie liebt, „freigegeben“ und sich selbst
ist sogar ziemlich Strindbergisch gesehen. Im ganzen glaubt man,
überlassen, mit einem jungen, liebenswürdigen Fant davongeht, nicht
vor einem Schopenhauerschen Welttheater zu sitzen, wo die Menschen,
schwer zu erraten, wohin, ist man erschüttert. Komödie? Nein.
Narren des Geschlechtstriebs, Marionetten gleich an den
Die Mischung ist anders.
Fäden tanzen, die der allmächtige Dämon der Gattung zieht, vor dem
Inzwischen wirhelt nun der Liebestanz der menschlichen Eintags¬
die Individuen als Individuen kaum in Betracht kommen, nur als
fliegen fast zwei Akte lang, lange Akte. Dann hat die Frau, bei
Eremplare, die gerade da sind, wenn die Zeit wieder einmal erfüllt ist
aller Unwandelbarkeit ihrer Liebe, erkannt, daß nach alledem auch
und die Gelegenheit Kuppierdienste leistet.
der einzige, den sie je geliebt hat, sie niemals so völlig besitzen
Das geht aus einem Arm in den anderen, in ewigem Spiel „Ver¬
könnte, wie er es zur Bedingung machte, weil kein Mensch einen
wechselt das Bäumlein“ — fast eine Art von „Reigen" Oder, wenn
andern je so besitzen kann. Ihm aber ist inzwischen der Fluch
das zu anzüglich klingt. eine Kreuzung zwischen „Liebelei" und
der bloßen Betrachtung aufgegangen, er hat eingesehen, was
„Reigen“. Im Ernst, es wird ein bißchen viel durcheinander geliebelt,
der Zuschauer im ersten Akt ihm glaubte einwerfen zu sollen: daß
und daß durch dieses Schauspiel die Lust zum Leden gerade vermehrt
er hätte anders eingreifen können und müssen, um sie vor uanchen
würde, könnte ich nicht sagen. Aber vielleicht ist es eine melancholische
„Möglichkeiten“ ihrer Natur zu bewahren, die durchaus nicht un¬
Wahrheit, daß fast nur zwei Männer, deren Gefühl rein und stark
verbrüchlich Wirklichkeiten zu werden brauchten, und deren Reali¬
ist, unter all den vielen Menschen darauf verzichten, den Cancan mit¬
sierung sie zerrüttet haben. Man kommt ja keineswegs nur dann
zutanzen. Beide lieben dieselbe Frau, ohne Wetbewerb, ohne Eifer¬
zu sich und seiner Form, wenn man alle Möglichkeiten ausschöpft —
sucht, und die Szene, da diese beiden Männer zum ersten Mal auf
Form heißt immer Verzicht. Früheren Zeiten ist das eine selbst¬
der Bühne zusammenkommen, ist die erste, wo man den Schnitzler,
verständliche Weisheit gewesen, und nur die quantitative Denkweise
den man kennt und liebt, zu hören bekommt.
dieser Zeit hat die Qualität der Menschen gefährdet. Schnitzlers
Die Frau, der ihre beste Gedanken, nicht bloß ihre Empfindungen
Aurelie hat Form und Qualität, und so zerbricht sie, als der von
gelten, und die sie selbstlos zu betreuen suchen, hebt sich mit dem Ent¬
scheidenden ihres Wesens und Schicksals von jenem aimablen Gesell=I ihren „Möglichkeiten“ besessene Grübler sie allen diesen Möglichkeiten
aussetzt. Nun ist
geworden, daß
nicht mehr glaut
ihr versichert ha
haben, und sie,
in seine Zweifel
Frau, in richtige
im Bereich sei
folgt, geschieht
Der Zuschauer
weil es notwend
Das Ganze is
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überhaupt eigent
Schnitzler in derk
einer Erzählung
sehr wenig mite
er da, wo er dre
sens bewegt; in
Tonfall und bei
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Das Ganze jedoc
fast vierstündig
man tat.
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Herrn von Sala
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theatralisch wirk
liches darin, und
Affären ergötzen.