II, Theaterstücke 29, Komödie der Verführung. In drei Akten (Der Verführer), Seite 113

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29. Konoedje der Verfuchrung
Danzizer Neueste Nachrichten
0 Okt.
llichkeiten — sie hört auf den Namen Seraphine und sund zwar dem Prinzen, der seine
Danziger Stadttheater.
wird von Elly Murhammer gespielt — ist einsals vor seinem „Altar“ verrichtet
„Komödie der Verführung“ von Artur Schnitzler.
sehr musikalisches Ding und schon fast reif für die
die Komödie — Ende gut, alles
Oeffentlichkeit, da wird sie reif für den „Verführer“,Sprung ins Meer: andernfalls
Aus friedlichen, verschollenen Zeiten—
der Max — ausgerechnet Max
ragt wie ein dämmerndes Symbol
heißt, und einjwahrscheinlich noch bis zum grau
Zeichen für ihre klare und reine Unschuld (die Vo= währt ...
die Eleganz der Innigkeiten
Lili Rodewaldt, die
des sucherischen Anatol..
kabeln sind von Schnitzler) ist es, daß sie — im
sinnlich=erotischer Gebärden v
Man wollte damals nicht zergliedern,
Schlußakt —
bekennt, sie habe ein Kind das ihr
„weiße Kätzchen“ vergendete, ge
der holde Leichtsinn tat so gut;
ganz allein gehöre, obwohl es — „gewissermaßen“
Schnitzler ein Weib von prachtu
man tauchte mit geschlossenen Lidern
ja auch sein Kind sei. Ihn heiraten mag sie durch¬
des Wesens, Wünschens und W
in jene witzig=süße Flut;
saus nicht, und er mag wohl nur deshalb, weil sie
pern; es ist nicht ihre Schuld,
ist dann am Ufer still geschlendert —
nicht mag (denn er ist ein rechter Filou): da just Aurelie schließlich in eitel Gesch
o Welt, wie hast du dich verändert!
der Weltkrieg hereinbricht, der gerade gut genug ist, auch die aufgezwungene Geschwe
(Kerr über Schnitzler.)
um als deus ex machina in eine solche Komödie
Künstlerin nicht schwatzhaft,
hineinzubrechen, werden die Dinge so arrangiert,
Das Stück spielt in der Gesellschaft, im Kreise
philosophierenden Abschweifung
daß man erst sein Ende abwarten will. Diese holde Schlußszene ließ sie sinnlich=seh
von Hochadligen, Offizieren, Prinzen, Bankpräsiden¬
Unschuld markierte Elly Murhammer mit einemlunter der rätselvollen Last seines
ten, Künstlern, Männern, Weibern und Mädchen;
wonnigen Einschlag ins Backfischig=Eckige, es ge¬
das kleine „Mädel“ aus der Wiener Vorstadt ist
schließlich zerbrechenden Weibes
lang ihr, daß man zwei Akte (vier große Szenen)
diesmal nicht dabei, wohl aber das Kleine=Mädel¬
Judith, die Dritte im Bunde,
lang um ihre Unschuld bangte und ihr den Reinfall
Sentiment. Im ganzen erscheint mir diese von
zeichnet, so doch vom Autor am
auf den unwiderstehlichen Max in der letzten Szene
Schnitzler so genannte „Komödie“ ein überaltertes
riert. Eva Maria Höhne
aufs Wort; glaubte und sich nur übei den Ausbruch
schwierige und nicht immer dan
Stück, überaltert nicht im Sinne seniler Müdigkeit, des Weltkriegs freute, der auf jeden Fall eine böse flösen. In Judith lebt der Abscheu
sondern im Sinne der Wiederholungs= und Sich¬
Mesalliance verhinderte
selbstzitierungs=Sucht; dem Dichter haften die alten
drum liebt sie einen Gefesselte
Melodien im Hirn, die alten Motine, und er schreibt
Lili Rodewaldt gab eine andere verführe=Schwager, den Bankpräsidenten
die Komödie, um ihrer ledig zu werden. Die Me¬
rische und verführte Weiblichkeit: Aurelien. Diese! Gatten ihrer eigenen Schwester.
lodien und Motive sind aber stärker als er, stärker
Aurelie bestellt, in dem Augenblick etwa beginnt das direktor hat offenbar etwas zu t#
als seine Gestaltungskraft, und so drängen sie sich
griffen, er wird verhaftet und sc
Stück, drei um ihre Hand Werbende zu mitternäch¬
in den Vordergrund, erinnern einen an Gewesenes tiger Stunde zu einem öffentlichen Maskenfest in loiths Freiheitsdrang kann ihm g
und Gelungenes, ohne neuartige Wirkungen, die den prinzlichen Park. Dem einen der drei Bewer¬
mehr Schiffbruch leiden. Nun
sich zur Einheit runden könnten, auszulösen. Die ber, dem im Charakter verzwicktesten, gibt sie ihr Max herhalten, der professionelle
„Eleganz der Innigkeiten“ ist schäbig geworden, aus Jawort, die beiden anderen überlassen ihn ihr, da gewinnt er Judith nicht völlig,
dem „sucherischen“ Anatol der Frühzeit ward kein
sie Kavaliere vom Scheitel bis zur Sohle sind, und 'schenkt sie ihm doch. Auch eine
finderischer“, geschweige erfinderischer „Verführer“strollen ab. Der glücklich bevorzugte Bewerber jedoch
in des Prinzen Jacht hat ihre 9
der — ganz unverführerischen — Komödie, und wenn leidet unter plötzlichen feelischen Hemmungen und Maria Höhne fand in den wenig
der junge Schnitzler „das Verschweigen an die lehnt ab (frei nach Schiller: „den Dank, Dame, be=schiedener Abwehr oder aber leide
Stelle des Quatschens“ setzte, so züchtete der alternde gehr' ich nicht!“). Jetzt beginnt die Komödie bzw. schreis — so ihrer gattenmörderi
Dichter eine Riesenplapperschlange, die auch dadurch die Verführung; jetzt wird es ernst. Max erscheint
genüber — eindringliche Töne.
nicht genießbarer wurde, daß man sie für die Dan= im rechten Augenblick. Zugleich buhlt aber auch ein
Dora Ottenburg weiß
ziger Aufführung auf „nur“ dreieinhalb Stunden Halunke um Aureliens Gunst. ein Maler mit exo¬
Hilfe des Staatsanwalts (Ca#
Spieldauer zusammenstrich.
tischem Namen, der malt sie: vor den Augen des
Eleganz ihres ungeliebten Man
Verschweigen mögen diese Mädels und diese hoch=Publikums in verführerischer Entblößtheit, hinter
sie war triebhaft und brutal, dabe
wohlgeborenen Jungens in der „Komödie der Ver=lden Kulissen in idealer Nacktheit. Später erfahrenlhältig. Daß, wie so vieles in d
führung“ in der Tat nichts. Die süßeste der Weib=wir, daß er das Bild (natürlich das nackte) verkauft, stalt als solche unklar blieb, ist