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29. Konoedie der Verfuchrung
llichkeiten — sie hört auf den Namen Seraphine und und zwar dem Prinzen, der seine „Andacht“ vor ihm In den männlichen Rollen zeichnete Lothar Fir¬
wird von Elly Murhammer gespielt — ist ein als vor seinem „Altar“ verrichtet. Aurelie beschließt mans sich als „Verführer“ aus: solange er den
sehr musikalisches Ding und schon fast reif für die die Komödie — Ende gut, alles gut — durch einen Charakter ins Romantische abbiegen konnte (na¬
Oeffentlichkeit, da wird sie reif für den „Verführer“,Sprung ins Meer: andernfalls hätte die Komödie'mentlich im ersten Akt, aber auch in einigen spä¬
der Max — ausgerechnet Max — heißt, und einswahrscheinlich noch bis zum grauenden Morgen ge=teren Augenblicken), war er im Spiel kurzweilig
Zeichen für ihre klare und reine Unschuld (die Vo=währt ... Lili Rodewaldt, die eine große Kunst genug, im übrigen hatte er, das lag an Schnitzler,
kabeln sind von Schnitzler) ist es, daß sie — im
sinnlich=erotischer Gebärden vor Wochen an das zuweilen Lacherfolge an unrechter Stelle. Ein
Schlußakt — bekennt, sie habe ein Kind, das ihr
„weiße Kätzchen“ vergendete, gelang es, in diesem wenig litt seine Darstellung unter undeutlicher Aus¬
ganz allein gehöre, obwohl es — „gewissermaßen“
Schnitzler ein Weib von prachtvoller Fleischlichkeit sprache. Aus der Fülle der weiterhin an der Auf¬
lja auch sein Kind sei. Ihn heiraten mag sie durch=des Wesens, Wünschens und Wehrens zu verkör= führung Beteiligten seien anerkennend hervorge¬
aus nicht, und er mag wohl nur deshalb, weil sies pern; es ist nicht ihre Schuld, daß des Dichters hoben: Artur Armand (Falkenir), Ferdi¬
[nicht mag (denn er ist ein rechter Filou): da just Aurelie schließlich in eitel Geschwätzigkeit verfällt: nand Neuert (Ambros, ein Verführerischer und
der Weltkrieg hereinbricht, der gerade gut genug ist, auch die aufgezwungene Geschwätigkeit machte die Verführter), Heinz Brede (Maler), Cart
lum als deus ex machina in eine solche Komödie[Künstlerin nicht schwatzhaft, und selbst in ihre Kliewer (Bankpräsident), Erich Sterneck
hineinzubrechen, werden die Dinge so arrangiert, jphilosophierenden Abschweifungen der matten (Kammersänger).
daß man erst sein Ende abwarten will. Diese holde Schlußszene ließ sie sinnlich=sehrende Töne eines
Heinz Brede führte die Regie. Rotstift! Rot¬
Unschuld markierte Elly Murhammer mit einemiunter der rätselvollen Last seines Geschlechtsdämons
stift! Diese Komödie ist am gekürztesten am besten.
wonnigen Einschlag ins Backsischig=Eckige, es ge¬
schließlich zerbrechenden Weibes hineinklingen.
Ihr Hauptmangel ist ihre von Szene zu Szene zu¬
lang ihr, daß man zwei Akte (vier große Szenen)
Indith, die Dritte im Bunde, ist, wenn nicht ver= nehmende zähe Redseligkeit und Gedankenangekratzt¬
lang um ihre Unschuld bangte und ihr den Reinfall
zeichnet, so doch vom Autor am unsichersten kontu= heit: fort mit dem vielen Geschwätz, fort mit der
auf den unwiderstehlichen Max in der letzten Szene
riert. Eva Maria Höhne hatte mithin eine Spintesiererei! Der erste Akt, das nächtliche Gar¬
aufs Wort; glaubte und sich nur übei den Ausbruch
schwierige und nicht immer dankbare Aufgabe zu teufest, war im Szenenbilde schlemmerhaft; die drei
des Weltkriegs freute, der auf jeden Fall eine böse
ilösen. In Judith lebt der Abscheu vor jederlei Fessel, Innenräume des Mittelaktes, gaben so viel Ab¬
Mesalliance verhinderte
drum liebt sie einen Gefesselten, nämlich ihren wechslung wie möglich; das Schlußbild war billige
Schwager, den Bankpräsidenten Westerhaus, den Konvention mit wackelndem Horizont.
Lili Rodewaldt gab eine andere verführe¬
e.
Gatten ihrer eigenen Schwester. Der gute Bank¬
Vttr.
rische und verführte Weiblichkeit: Aurelien. Diese
direktor hat offenbar etwas zu tief in die Kasse ge¬
er Aurelie bestellt, in dem Augenblick etwa beginnt das
griffen, er wird verhaftet und schießt sich tot. Ju¬
sich Stück, drei um ihre Hand Werbende zu mitternäch¬
*
esitiger Stunde zu einem öffentlichen Maskenfest in loiths Freiheitsdrang kann ihm gegenüber also nicht
die
mehr Schiffbruch leiden. Nun muß dem Dichter
den prinzlichen Park. Dem einen der drei Bewer¬
ber, dem im Charakter verzwicktesten, gibt sie ihr Max herhalten, der professionelle Verführer. Zwar
Jawort, die beiden anderen überlassen ihn ihr, da gewinnt er Judith nicht völlig, aber — eine Nacht
in ssie Kavaliere vom Scheitel bis zur Sohle sind, und ischenkt sie ihm doch. Auch eine schöne Spazierfahrt
in des Prinzen Jacht hat ihre Reize für sie. Eva
##trollen ab. Der glücklich bevorzügte Bewerber jedoch
Maria Höhne fand in den wenigen Momenten ent¬
hin leidet unter plötzlichen feelischen Hemmungen und
die lehnt ab (frei nach Schiller: „den Dank, Dame, be=schiedener Abwehr oder aber leidenschaftlichsten Auf¬
schreis — so ihrer gattenmörderischen Schwester ge¬
de gehr ich nicht!“). Jetzt beginnt die Komödie bzw.
genüber — eindringliche Töne.
rch die Verführung: jetzt wird es ernst. Max erscheint
n= im rechten Augenblick. Zugleich buhlt aber auch ein
Dora Ottenburg weiß sich als Julia mit
en Halunke um Aureliens Gunst, ein Maler mit exo¬
Hilfe des Staatsanwalts (Carl Brückel) mit
tischem Namen, der malt sie: vor den Augen des
Eleganz ihres ungeliebten Mannes zu entledigen:
h=Publikums in verführerischer Entblößtheit, hinterssie war triebhaft und brutal, dabei feige und hinter¬
er=lden Kulissen in idealer Nacktheit. Später erfahrenlhältig. Daß, wie so vieles in dem Stück, die Ge¬
b=Iwir, daß er das Bild (natürlich das nackte) verkauft, stalt als solche unklar blieb, ist nicht ihre Schuld.