II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 64

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28. Die SchuesteroderCasanoun inSna
aber die Mannes= mit der Frauenseele vergleichen, so stellt der Frauense
.Mnn fül Sportgerale
eine Luxussteuer eingehoben werden sollte. Die Fußballverbände Mann gewöhnlich den ruhig überlegenden Verstand dar, der sie nicht
aus der gleichen Stadt von Andrea entfühli. Preimat sind hier; fkrupeslos
dramatische Fäden angeknüpft, dreimal könnte sich die Lebens- genießer
Feuilleton.
und Liebeskomödie theatralisch auswirken, doch kaum ist der ge= Unwidersc
wisse „Knoten“ da, wird er gleich wieder aufgelöst und vor Schnitzler
Burgtheater.
lauter Motiven kommt es zu keiner Handlung, wird das, was nur von
Zum erstenmal: „Die Schwestern“ oder „Casanova in
als dramatischer Auftakt zu gelten scheint, durch einen falschen des Spie
Spa“, ein Lustspiel in Versen, drei Akte in einem, von Artur
Schnitzler.
Tastengriff auf eine andere Melodie übertragen. Grundton ist: Helden G
Von
ein junges Mädchen entflieht mit einem jungen Mann aus dem vor den
Leopold Jacobson.
Elternhaus. Gestern noch ganz Liebesleidenschaft für den Einen, Stückes,
Gestern hieß er Anaiol, heute Casanova. Gestern war er wird sie über Nacht eine wie viele (wie alle Frauen, sagt indirekt „Casanov
noch der melancholisch=leichtsinnige Ringstraßenbummler, heute ist der Dichter). Sie stand, des Liebsten harrend, in der Nacht alterteng
er schon der Weltabenteurer aus Venetien, Held verruchter Liebes-Inackt im Fenster, da schwingt sich einer, Herr Casanova nämlich, Und noch
Frau, die
affären, Spielee, Händler, Dichter, Philosoph, Hochstapler. Ins zu ihr ins Zimmer, und eh sie sich noch besinnen kann, nimmt
erfährt,
dem wienerisch gehemmten, artigen, sozusagen mit latenter Genuße er sie. Nach der Gier dieser Stunde weiß sie wohl, was geschehen,
zu einer
freude begabten Anatol steckt ein sinnverwandter, nur im Blut dennoch erscheint es ihr nicht als Schuld. „Es“ hat sie getrieben,
verdünnter Casanova. Wenn Artur Schnitzler heute nun zu dem überwältigt, jenes „Es“, das schon Herr Beer=Hofmann im Grasen Sie hats
wirklichen Urbild die Linie zieht, dann steht er wohl auch schon von Charolais als das geheimnisvoll-rätselhafte Weibmysterium schließlich
am Ende seiner künstlerisch=erotischen Betrachtungsart, aber zugleich literarisch abgestempelt hat. Anina findet sich noch genau viertes,
bei seinem eigenen Anfang. Man stutzt darob ein bißchen, ist so dieselbe, die sie vorher war; indem sie ihrem Bräutigam das Lustspiel¬
kalt befremdet, begreist auch nicht leicht die Einseitigkeit einesnächtliche Erlebnis freiwillig eingesteht, fühlt sie sich zugleich dem Dich
entfühnt und seiner genau so wert wie früher. (Das ist das eine der den Figu#
Gedankenspiels, das immer um denselben Punkt kreist,
Motive, nicht ganz lustspielmäßig zwar, aber dem Lustspiel schon nahe.) rissen, ab
und ist dennoch wieder bereit, zu meinen, daß hier nur eine
Das zweite Motiv: der junge Mann hört diese Veichte, ist schließlich
seltsame künstlerische Laune sich verrät: immer mit Worten und
entsetzt, verletzt, zürnt, zerreißt das Band zwischen sich und der ein Spiell
Begriffen zu tändeln und eine dichterische Relativitätstheorie auf¬
Geliebten. Da kommt Casanova zur Tür herein und pumpt ihn entscheiden
zustellen, die den Beweis erbringt, daß es bloß auf den Stand¬
an. Er will die Stadt verlassen, denn ein eisersüchtiger Ehemann, war:
punkt ankommt, wie dieselbe Sache von unten, von oben, von
zu dessen Frau er heute nacht sich schlich, lauerte ihm auf. Und jene, die
rechts, von links, von vorwärts oder rückwärts besehen, sich aus¬
nun stellt sich heraus, daß Casonava gar nicht weiß, wen er be¬ halten wal
nimmt. Es läuft eben schlechterdings alles auf Worte hinaus.
Treue ist gerade so ein Wort wie Untreue, Liebe gerade so wie sessen hat. Er. wollte zu Flaminia im Hotelzimmer nebenan, er Betrogen
Betrug, Heimat gerade so wie Fremde. Nichts ist wirklich, alles irrte sich im Feuster und nahm ahnungslos Anina. Der jung=, er keine.
nur eine süherliche, menschliche, gesellschaftliche Angelegenheit, betrogene Bräutigam ist ein philosophischer Denker; er klärt Herrn sich Andr#
schließlich
Diesen Stoifkreis hat Artur Schnitzler eh wie je durchschritten; Casanova auf, pumpt ihm sogar das Geld und wünscht ihm viel
dieser Casanova bedeutet nun, so hofft, erwartet, wünscht man, Glück auf die Reise. Nun ist ja für den Bräutigam alles gut. Frau zur
das Ende einer Komödie der Worte. Oder ist zu dem Thema Niemand weiß, was zwischen Anina und Casanova geschehen, nur kehr, von
noch etwas zu sagen? Vielleicht. Denn wer vermißt sich zus er und seine Braut, kein Dritter ist eingeweiht, also kann man mag zusti
immer nu
behaupten, daß ein Dichter nicht zu immer neuen Erkenntnissen wohl vergessen, auch verzeihen. (Das ist das zweite Motiv. Es
ist, durch diese heitere Verwechslung, ganz im Lustspielmäßigen fläche der
Es ist nur dann schlimm, wenn das Rad der
gelangen könnte.
verwurzelt, hat auch einen seelischen Einschlag und bleibt trotzdem Antithesenk
Stunde leer läuft.
Theaterstül
Casanova ist der Held dieses Lustspiels. Nicht doch: der da wie dort ganz ungenutzt.)
Das dritte Motiv: das ist Herr Casanova selbst. Wer ist ewigen ##
Held ist Andrea Bassi, ein wohlhabender junger Mann aus
Ferrara. Auch nicht wahr: es ist Anina, ein junges Mäschen er? Der Mann der Memoiren. Ein strahlender Edelmann und am drau