II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 65

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28. Die Schuestern-oder-Casanoua in Sna
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Denn fül Spotigeratefaber die Mannes= mit der Frauenseele vergleichen, so stellt der Frauenseele. Die Politik hat uns den Mann verdorben, würde
te. Die Fußballverbände Mann gewöhnlich den auhig überlegenden Verstand dar, der sie nicht auf die Frau viel eher noch verderblich wirken mit
aus der gleichen Stadt von Andrea entführi. Preimal sind hier steupelloser Schwindter. Ein pfiffiger Menschenkenyer; ein Fra n¬
kton.
dramatische Fäden angeknüpft, dreimal könnte sich die Lebens= genießer; der Erotiker schlechtweg; einer, dem schon der Ruf der
und Liebeskomödie theatralisch auswirken, doch kaum ist der ge= Unwiderstehlichkeit alle Frauenherzen aus Neugierde zufliegen läßt,
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wisse „Knoten“ da, wird er gleich wieder aufgelöst und vor Schnitzler gibt ihm keine neue, eigene Farbe. Er läßt ihn auch
oder „Casanova in
lauter Motiven kommt es zu keiner Handlung, wird das, was nur von außen her in die Handlung eingreifen, sozusagen Ursache
te in einem, von Artur
als dramatischer Auftakt zu gelten scheint, durch einen falschen des Spiels sein.“ Und hier ist ein drittes Motiv vertan: den
Tastengriff auf eine andere Melodie übertragen. Grundton ist: Helden Casanova im eigenen Spiegel zu zeigen, nicht wie er sich
ein junges Mädchen entflieht mit einem jungen Mann aus dem vor den andern spiegelt. (Freilich: es gibt, als Vorläufer dieses
son.
Elternhaus. Gestern noch ganz Liebesleidenschaft für den Einen, Stückes, eine der schönsten und duftigsten Novellen Schnitzlers
asanova. Gestern war er wird sie über Nacht eine wie viele (wie alle Frauen, sagt indirekt „Casanovas Heimkehr", worin das letzte Abenteuer des Ge¬
traßenbummler, heute ist der Dichter). Sie stand, des Liebsten harrend, in der Nacht alterten geschildert ist und die letzten Masken zu fallen scheinen.).
n Held verruchter Liebes- nackt im Fenster, da schwingt sich einer, Herr Casanova nämlich,
Und noch ein viertes Handlungsmotiv ist da: Flaminia, jene andere
ilosoph, Hochstapler. In zu ihr ins Zimmer, und eh sie sich noch besinnen kann, nimmt
Frau, die auf Casanova in der Nacht gewartet hat und nun
sagen mit latenter Genuß= er sie. Nach der Gier dieser Stunde weiß sie wohl, was geschehen,
efährt, daß der Ersehnte wohl zu ihr gewollt hat, doch irrtümlich
erwandter, nur im Blut dennoch erscheint es ihr nicht als Schuld. „Es“ hat sie getrieben,
zu einer anderen ging. Sie ist bestohlen und doch nicht bestohlen.
nitzler heute nun zu dem
überwältigt, jenes „Es“, das schon Herr Beer=Hofmann im Grasen Sie hat Casanova besessen, ohne daß er bei ihr war, denn¬
steht er wohl auch schon von Charolais als das geheimnisvoll-räiselhafte Weibmysterium schließlich glaubte er ja, daß sie es gewesen. Es ist noch ein
achtungsart, aber zugleich literarisch abgestempelt hat. Anina findet sich noch genau viertes, ein fünftes Motiv da; es ist überhaupt alles zu einem
darob ein bißchen, ist
so dieselbe, die sie vorher war; indem sie ihrem Bräutigam das Lustspiel vorhanden, vorgesehen —
und wieder fallen gelassen,
cht die Einseitigkeit eines nächtliche Erlebnis freiwillig eingesteht, fühlt sie sich zugleich dem Dichter aus der Hand geglitten. Man merkt es endlich auch
denselben Punkt kreist, entsühnt und seiner genau so wert wie früher. (Das ist das eine der den Figuren, will sagen: den Rollen an. Sie sind plastisch um¬
nen, daß hier nur eine Motive, nicht ganz lustspielmäßig zwar, aber dem Lustspiel schon nahe.)
rissen aber nicht ausgefüllt. Eben noch in Aktion, werden sie
: immer mit Worten und
Das zweite Motiv: der junge Mann hört diese Veichte, ist
schließlich nur Rede. Und des Rätsels Sinn ist wiederum nur
he Relativitätstheorie auf-entsetzt, verletzt, zürnt zerreißt das Band zwischen sich und der ein Spiel mit Worten: Casanooa selbst wird aufgefordert, zu
es bloß auf den Stand¬
Geliebten. Da kommt Casanova zur Tür herein und pumpt ihn entscheiden, welche von den beiden Frauen eigentlich die Betrogene
on unten, von oben, von
an. Er will die Stadt verlassen, denn ein eisersüchtiger Ehemann, war: jene, die ihn erwartete und zu der er nicht kam, oder
ckwärts besehen, sich aus= zu dessen Frau er heute nacht sich schlich, lauerte ihm auf. Und jene, die er überfiel und doch eine andere in seinen Armen zu
alles auf Worte hinaus. nun stellt sich heraus, daß Casonava gar nicht weiß, wen er be¬ halten wähnte. Casanova spricht: Keine von beiden ist betrogen.
ue, Liebe gerade so wie sessen hat. Er, wollte zu Flaminia im Hotelzimmer nebenan, er Betrogen ist nur der Liebhaber, denn eigentlich besaß
Nichts ist wirklich, alles irrte sich im Feuster und nahm ahnungslos Anina. Der junge,
er keine. Noch eine andere Entscheidung aber ist nötig: Wie soll
schaftliche Angelegenheit, betrogene Bräutigam ist ein philosophischer Denker; er klärt Herrn
sich Andrea, der Bräutigam zu Anina stellen, die ihm doch
eh wie je durchschritten; Casanova auf, pumpt ihm sogar das Geld und wünscht ihm viel schließlich die Treue brach. Treue? sagt Casanova. Wenn eine
t, erwartet, wünscht man, Glück auf die Reise. Nun ist ja für den Bräutigam alles gut.
Frau zurückkehrt, dann ist es die wahre Treue. Nur die Wieder¬
Dder ist zu dem Thema Niemand weiß, was zwischen Anina und Casanova geschehen, nur kehr, von wo es immer sei, ist der wahre Beweis. Das ist, man
nwer vermißt sich zus er und seine Braut, kein Dritter ist eingeweiht, also kann man
mag zustimmen oder nicht, sehr geistvoll ausgedacht, aber doch
mmer neuen Erkenntnissen
wohl vergessen, auch verzeihen. (Das ist das zweite Motiv. Es
immer nur Relativitätstheorie. Es ist ein Spiel an der Ober¬
imm, wenn das Rad der ist, durch diese heitere Verwechslung, ganz im Lustspielmäßigen
fläche der Dinge, ein Arrangement hübscher Sentenzen, heitere
verwurzelt, hat auch einen seelischen Einschlag und bleibt trotzdem Antithesen, melancholisch, skeptisch, fast müde. Statt eines
piels. Nicht doch: der
da wie dort ganz ungenutzt.)
Theaterstückes ein novellistischer, verspielter Essay zu einem
der junger Mann aus
Das dritte Motiv: das ist Herr Casanova selbst. Wer ist ewigen Thema. Wie sehr Artur Schnitzler am wesentlichen,
ina, ein junges Mädchen er? Der Mann der Memoiren. Ein strahlender Edelmann und am dramatischen Einfall selbst vorbeiging und seine gewohnte
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