box 3375
28. Die Schuestern oder Gasanova in Sna
Der Bühnenmerker) OrC
Von Dr. Friedrich Wallisch.
schen Monarchie entstandenen Nationalstaaten wird nach
II.—13.
———
Arthur Schnitzlers Beschäftigung mit der Ge¬
stalt des venezimischen Abenkeurers Casanova fand ihre
Feuilleion.
erste Auswertung in der vor eineinhalb Jahren erschie¬
neuen Erzählung „Casanovas Heimfahrt" Trotz des
mehr oder minder historischen Gewandes konnte man in
dieser Figur unschwer den gealterten Anatol oder Aigner
Burgtheater.
oder Fritz Lobheimer wiedererkennen, den Typus des
& Liebe genießenden und über Liebe räsonnierenden be¬
#.
„ Die Schwestern oder Casanova in Spa.“ Lustspi
rufslosen Lebemannes aus Schnitziers früheren Werken.
von Artur Schnitler, zum ersten Ma'e aufgeführt an
Auch in seinem Lustspiel „Die Schwestern“ oder „Ca¬
—26.März.?)
sanova in Spa“, dessen Uraufführung nach mehrmonat¬
lichen Irrfahrten aus der Direktionskanzlei des Volks¬
Für die Gegenspiele fesselloser Triebnaturen ist die
schlechtstrie
thdaters ins Burgtheater hier Freitag stattgefunden
Komödie, freilich eine von nicht gerade hoher Art, die
auf niedrig
hat, fehlt nicht die Stetigkeit in der Charakteristik der
männlichen Hauptrolle. Und doch legt der Dichter dies¬
richte dramatische Form und das 18. Jahrhundert der
held, ein
11
mal das Schwergewicht auf die Auswertung des fröhlich
eigentliche schicksalhafte Raum. Der Abenteurer ist die
heiten, die
Philosophierenden, leichtbeschwingten Ma mestums, auf die
Hauptfigur dieser Zeit und das Erotische ihre
gewandte
von ihm beeinflußten Frauen. Da es bei Casanova nicht
In
2
Quintessenz, mag der Betreffende nebenher die so¬
ohne absonderliche Fabel ausgeht, ersinnt Schnitz'er, viel¬
liefert, biet
leicht in nicht ganz überzeugender Art, ein nächtliches
genannte Liebe nicht nur als Selbstzweck, sondern auch
ariverwand
Erlebnis des großen Abenteurers, bei dem er sich im
#ls Hauptmittel für seine „Arbeit“ als Kundschafter,
Tage. Na
Fenster irrt und statt der ihn Erwartenden, zu er
Intrigant, Lnacksalber, Magier, Philosoph, Salon¬
treuen Geliebten eines biederen Jünglings einsteigt und
selbst ja a
S
selbstverständlich — Erhörung findet. Die Folgen dieser
ewätzer, Parasit und Klopffechter gebrauchen. Seine
geschrieben
Verwechslung werden in lustspielmäßig meditierender Weise
„Tiebe“ ist immer nur eine seelische Ausrede für den
Unterlage
mit schier unerschöpflichem Schatz an feiner Lebensweisheit,
durch alle Kreise der Gesellschaft mit bestem Appetit erlogene bs
aber ohne jene zwingende Büh enwirksamkeit abge¬
wandelt, die Schnitzlers frühere Werke so klar, so tief
und vielgeschätzter Tauglichkeit zur Schau getragenen denken, ab
und so fesselnd macht. Daß der Dichter die drei Akte
Trieb. Dieser Lüsternheit fehlt es nicht an Anmut,
übrigens,
der einheitlichen Stimmung zuliebe ohre Pause spielen
immer an Größe, darum hat sie mit den wahren
vermochte,
läßt, kommt ihnen sicher nicht zu gute. Recht klein ist
die Rolle des Casanova ausgefallen, der Treßler sein
Tämonen der Liebe nichts zu schaffen, mit Gemüt und sonders tä
leichtes Temperament und seine schillernde Lebensfrische
Stauben, mit Geist und Sittlichkeit und bleibt, irdisch Gemüt, wi
leiht. Den Hauptteil des Abends bestreitet Vilma Ak¬
#egehrlich, irdisch gesättigt, irdisch begnügt — komisch, Paustspiel
nay, die viel mehr echte Wärme aufzubringen weiß, als
fasterhast, nicht leidenschaftlich. Wie überweltlich hebt ffahrt“, gete
sie früher zu zeigen Gelegenheit hatte. Frau Retty
und in kleiner Rolle Lilli Marberg bieten, was man
sich die Gestalt des Don Jnan und seines frevlerischen
„Die Sch
von ihnen erwartet. Ansätze zu Großem zeigt wie immer!
Unglaubens, der eine höhere Gläubigkeit voraussetzt,
das offen
Werner Schott. Direktor Heine eröffnet und be¬
gegen die unterweltlich geringfügige eines Casanova
Kreatürlich
schließt mit wenigen Worten den Abend und führt meister¬
a½! Von geistigem und geistlichem Höllenfeuer um¬
lich dirigierend die recht schwierige Spiellettung.
Situatione
leberi, ist Don Inan ein Don Quichotte und letzter
voll oder
Herzusgeber: A. Stn
Rüler der Liebe, Casanova nach ihm ein drolliger
„Geist“ an
Lustspiel
Sancho
*) Buchausgabe bei S. Fischer, Berlin.
AARALNR
28. Die Schuestern oder Gasanova in Sna
Der Bühnenmerker) OrC
Von Dr. Friedrich Wallisch.
schen Monarchie entstandenen Nationalstaaten wird nach
II.—13.
———
Arthur Schnitzlers Beschäftigung mit der Ge¬
stalt des venezimischen Abenkeurers Casanova fand ihre
Feuilleion.
erste Auswertung in der vor eineinhalb Jahren erschie¬
neuen Erzählung „Casanovas Heimfahrt" Trotz des
mehr oder minder historischen Gewandes konnte man in
dieser Figur unschwer den gealterten Anatol oder Aigner
Burgtheater.
oder Fritz Lobheimer wiedererkennen, den Typus des
& Liebe genießenden und über Liebe räsonnierenden be¬
#.
„ Die Schwestern oder Casanova in Spa.“ Lustspi
rufslosen Lebemannes aus Schnitziers früheren Werken.
von Artur Schnitler, zum ersten Ma'e aufgeführt an
Auch in seinem Lustspiel „Die Schwestern“ oder „Ca¬
—26.März.?)
sanova in Spa“, dessen Uraufführung nach mehrmonat¬
lichen Irrfahrten aus der Direktionskanzlei des Volks¬
Für die Gegenspiele fesselloser Triebnaturen ist die
schlechtstrie
thdaters ins Burgtheater hier Freitag stattgefunden
Komödie, freilich eine von nicht gerade hoher Art, die
auf niedrig
hat, fehlt nicht die Stetigkeit in der Charakteristik der
männlichen Hauptrolle. Und doch legt der Dichter dies¬
richte dramatische Form und das 18. Jahrhundert der
held, ein
11
mal das Schwergewicht auf die Auswertung des fröhlich
eigentliche schicksalhafte Raum. Der Abenteurer ist die
heiten, die
Philosophierenden, leichtbeschwingten Ma mestums, auf die
Hauptfigur dieser Zeit und das Erotische ihre
gewandte
von ihm beeinflußten Frauen. Da es bei Casanova nicht
In
2
Quintessenz, mag der Betreffende nebenher die so¬
ohne absonderliche Fabel ausgeht, ersinnt Schnitz'er, viel¬
liefert, biet
leicht in nicht ganz überzeugender Art, ein nächtliches
genannte Liebe nicht nur als Selbstzweck, sondern auch
ariverwand
Erlebnis des großen Abenteurers, bei dem er sich im
#ls Hauptmittel für seine „Arbeit“ als Kundschafter,
Tage. Na
Fenster irrt und statt der ihn Erwartenden, zu er
Intrigant, Lnacksalber, Magier, Philosoph, Salon¬
treuen Geliebten eines biederen Jünglings einsteigt und
selbst ja a
S
selbstverständlich — Erhörung findet. Die Folgen dieser
ewätzer, Parasit und Klopffechter gebrauchen. Seine
geschrieben
Verwechslung werden in lustspielmäßig meditierender Weise
„Tiebe“ ist immer nur eine seelische Ausrede für den
Unterlage
mit schier unerschöpflichem Schatz an feiner Lebensweisheit,
durch alle Kreise der Gesellschaft mit bestem Appetit erlogene bs
aber ohne jene zwingende Büh enwirksamkeit abge¬
wandelt, die Schnitzlers frühere Werke so klar, so tief
und vielgeschätzter Tauglichkeit zur Schau getragenen denken, ab
und so fesselnd macht. Daß der Dichter die drei Akte
Trieb. Dieser Lüsternheit fehlt es nicht an Anmut,
übrigens,
der einheitlichen Stimmung zuliebe ohre Pause spielen
immer an Größe, darum hat sie mit den wahren
vermochte,
läßt, kommt ihnen sicher nicht zu gute. Recht klein ist
die Rolle des Casanova ausgefallen, der Treßler sein
Tämonen der Liebe nichts zu schaffen, mit Gemüt und sonders tä
leichtes Temperament und seine schillernde Lebensfrische
Stauben, mit Geist und Sittlichkeit und bleibt, irdisch Gemüt, wi
leiht. Den Hauptteil des Abends bestreitet Vilma Ak¬
#egehrlich, irdisch gesättigt, irdisch begnügt — komisch, Paustspiel
nay, die viel mehr echte Wärme aufzubringen weiß, als
fasterhast, nicht leidenschaftlich. Wie überweltlich hebt ffahrt“, gete
sie früher zu zeigen Gelegenheit hatte. Frau Retty
und in kleiner Rolle Lilli Marberg bieten, was man
sich die Gestalt des Don Jnan und seines frevlerischen
„Die Sch
von ihnen erwartet. Ansätze zu Großem zeigt wie immer!
Unglaubens, der eine höhere Gläubigkeit voraussetzt,
das offen
Werner Schott. Direktor Heine eröffnet und be¬
gegen die unterweltlich geringfügige eines Casanova
Kreatürlich
schließt mit wenigen Worten den Abend und führt meister¬
a½! Von geistigem und geistlichem Höllenfeuer um¬
lich dirigierend die recht schwierige Spiellettung.
Situatione
leberi, ist Don Inan ein Don Quichotte und letzter
voll oder
Herzusgeber: A. Stn
Rüler der Liebe, Casanova nach ihm ein drolliger
„Geist“ an
Lustspiel
Sancho
*) Buchausgabe bei S. Fischer, Berlin.
AARALNR