II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 111

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28. Die SchesterdeCasanewinSa

Schon gegen Ende März, kam Artur
Schmnlsspiel in Versen „Die
Schwestern oder Casanova in Spa“,
zur Aufführung. Drei Akte in einem. Den
berühmten und berüchtigten Frauenbezauberer
und Verführer, den man schon längst zu den
ganz Toten gezählt, jetzt wieder ausgraben,
zeigt von wenig Geschmack. Ein galanter All¬
tagsgaukler, frivol und banal wie Casanova
einer gewesen, ist ja im Laufe der Jahrhunderte,
scheide
die zwischen Einst und Jetzt liegen, längst
aufe
überholt worden, daher Stoffe, wie sie dieser
Feuilleton. 7
„Die Schwestern „Hder, „Casanova
zur genügenden Auswahl vorliegen. Aber
Schnitzler, der gewandte Bühnenschriftsteller,
n1/ Spa“
muß es ja wissen, warum er gerade auf jene
Von Arthur Schnitzler.
=Zeit und jenen Menschen zurückgegriffen hat
*
M
(Erstaufführung im Burgtheater.)
und Casanovas Leben zum würdigen Gegen¬
*
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stand seiner Schreibekunst erwählt hat. Daß
Ein neues Stück von Schnitzler, also eine neue Blüte

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Casanova der Ausnahmsmensch wirklich
Reses verehrungswürdigen Geistes, dieses Schubert unserer
interessant gewesen, wird niemand bestreiten,
Literatur! Es geht mir immer gleich wunderlich mit den
ebensowenig, daß er heue ein Bettler, morgen
gerade neuesten Werken Schnitzlers: zuerst fühle ich mich ein¬
Grandseigneur gewesen, alles durch seine ver¬
gefangen von der bezaubernden Kultur seiner Sprache, dann
blüffenden Schwindeleien, auch daß er ebenso
denke ich mir, daß er selbst vielleicht allzusehr verliebt in
die Feder wie den Degen zu führen verstand,
diesen seinen Vorzug ist, und schließlich finde ich, daß in seiner
ist allbekannt. Aber all das fand Schnitzler
Feinheit so etwas wie Schwächlichkeit liegt. Es ist nichts, das
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1
ich
nicht so verwendbar zu einem Stücke oder
packen und überrumpeln könnte, aber es ist eben eine
streifte es nur, wie das Kapitel im Leben dieses
weibliche Literatur, die mit ihrer Leichtig¬
möchte sagen
keit und Grazie, die stets von einer zarten Sentimentalität
überschattet ist, auch in ihre liebenswürdige Schwäche verliebt
macht. Und später erschließt sich dem kritischen Blick, wieviel
technische Kunst dazu gehörte, um diesen Eindruck des Vor¬
überschwebens zu machen, und wieviel Geist, um die Technik
Der #oe. Wa.
Nr. 2.
nicht fühlbar werden zu lassen.
KAPRISR
Die Figur Casanovas, des Frauenlieblings, der ungleich
dem frauenbezwingenden Don Juan eigentlich nicht erobernd
Abenteurers: „Die Frauen“. Und dieses ver¬
den Frauen gegenüber auftritt, sondern, wie ihn Schnitzler
wendete auch Schnitzler rücksichtslos aufs
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sagen läßt, bloß immer zur Stelle ist, „wenn just mit holder
uns Sit und Reß=die=Zügelhesser
schweb
Zauberei Natur ihr Werk begonnen“ hat schon viele Dichter
gesagt die Feder. schießen. Von „Komte
Weib
gereizt. Schnitzler selbst hat uns erst kürzlich eine prachtvolle,
stücken“ heute noch sprechen wollen, hieße sicht
dern,
heiße Novelle geschenkt, in der er uns das letzte Abenteuer.
nur lächerlich machen, dieses Lustspiel paßt für
leicht a
des alternden Casanova vor Augen führte. Nun zeigt uns
unsere gegenwärtige Zeit für das Publikum,
Casano
der Dichter Casanova auf der Höhe seines Lebens in eines
das die Theater füllt, vielleicht aber ams
seiner vielen Liebesabenteuer verstrickt. Im letzten Akt ent¬ Flamin
wenigsten für das Burgtheater, wo noch die
Tradition nicht gänzlich der neuen Zeit zum¬
Opfer gefallen ist. Machen wir Herrn Treßlei
ein Kompliment, wenn wir sagen, daß er der
Scharlatan und Abenteurer Casanova gut
erfaßt und dargestellt hat? Außer ihm tra¬
nur noch Frau Albach Retty als Fleminie
glänzend hervor, deren diskrete Kunst vieles
Heikle und Obsöne zu mildern verstand. Als
„dritter“ hervorragender Künstler und
Sprecher sei Direktor Heine genannt,
der sich als Lebemann Gudar mit
Anstand in seinen Schranken hielt.
Keinesfalls dürfte man von dem Stücke
so lange sprechen, als man von Casa¬
St.
nova gesprochen und noch spricht.
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