II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 116

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28. Die Schuestern-oder-CasanovainSia
Rund
an die Mahnung Goethes hielt: „Der Mensch
ist nicht geboren, die Probleme der Welt
zu lösen, wohl aber zu suchen, wo das
Problem angeht, und sich sodann in der
Grenze des Begreiflichen zu halten“. Was
nun ist das Problem der phantastischen Weit,
„Die Schwestern oder Casanova## a“, das #lleste
die „Peer Gynt“ umschließt? Das Bedeut¬
Lustspiel Arthur
eteich gieec, nache
same an der Dichtung Ibsens liegt darin,
dem das Buch vom Verlag S. Fischex aus Berlin nach Wien
daß sie im nationalen Boden der norwegi¬
gekommen war, hier an dieser Sielle als anmutvoll, aber
schen Sage wurzelt und dennoch alle Kultur¬
Fläßlich=zart! Die Uraufführung der
Komödie im Burgtheater
strömungen der modernen Menschheit in ihr
hat mein prima vista=Urteil bestätigt. Die Aufführung war von
zusammenfließen, wie ja auch die Gestalt
D'rektor Heine sorgsamst inszeniert, vom Mäler Wilke ge¬
schmalkvollst ausgesta let Treßterlsschenkte dem Casanova
des Peer Gynt nicht nur einen bestimmten
se ne ganze Geschmeidigkeit (und-cäy lhätte ihn nur um ein
Volkscharakter zum Ausdruck bringen soll,
Gran verführerischer, betörender ###oluscht), Frau Retty
sondern zugleich auch die einzelnen Berufs¬
war eine lieblich=freche. Frl. Marbekg eine pompös präch¬
und Gesellschaftskreise ihrer engeren und
tige Kurisane, Frau Aknay schloße'sich ibts auf ihren noch
weiteren Umwelt darzustenen hat. In der
immer störenden magyarischen Akzent-#ls eben erst gernver¬
künstlerischen Widerspiegelung dieser Gegen¬
führ es junges Mädchen diesem holdeh Frauen=Schwestern¬
sätze und in ihrer Zusammenfassung ist das
X Regen reizend an, und die Herren Danegger, Schott
eigentliche Problem der Inszenierung zu
und Heini ergänzten den tüchtigen Darstellerkreis. Trotzdem

suchen und sowohl die Ausstattung wie auch
sülien Stoff. Gestaltung und vorzüglichste Interpoctierung
Banicht den Rahmen des Theaterabends und es blieb im Zu¬
Griegs Musik sind nur Stimmungselemente,
#schauer ein Gefühl der Unbefriedigung, des Ungenügens, des
die nicht zur Hauptsache gemacht werden
E Nichtousgefülllseins zurück. Wer Schnitzler und sein Lebenswerk
dürfen. Den richtigen Ausgleich gesunden
se sehr liebt und schätzt, wie ich, der wird auch dieses funtelnde
zu haben, zählt zu den bedeutendsten Regie¬
##lenod in des Künstlers Gesamtwerk nicht missen wollen. In
taten, die wir in Wien überhaupt erlebt
#ut klingenden, von manchem hübschen Allgemein=Wort unter¬
haben und was in „Peer Zynt“ bisher von
brochenen Versen wird ein Liebesabenteuer Casanovas in diei
mystischen Nebeln umhüllt schien, trat zum
ehne Pause rasch nacheinander abzuspielenden Alten zu pro¬
ersten Male in lebendiger und kraftvoller
Flemat 'schen Erkenntnissen und nicht unerqnicklichen Folgen ge¬
führt. Ver dem Lustspiele ereignet sich schon das Liebes=Lust¬
Plastik klar und deutlich in die Erscheinung,
Spiel, das der Komödie zugrundeliegt. Casanova wollte (nach !
gleichviel, ob der Dichter bei der Gestaltung
seinem!) und sollte (nach ihrem Wunsch!) Frau Flaminia
seines Werkes überhaupt noch an drama¬
für eine Liebesnacht besuchen, versehlte aber im Dunkel das
tische Komposition oder theatralische Auf¬
reche Jenster und weilte bei Anina, ohne die Verwechslung zu
führung gedacht haben mochte. In dem engen
bemerken. Allein Flaminias Gatte war immer und wäre auch
Rahmen, der meiner Bühnenschau gesteckt
hier nachsichtig gewesen. Dagegen war Anina noch vor kurzem
ist, muß ich mich darauf beschränken, das
ein keuschestes junges Mädchen, das mit dem Geliebten den
wesentlichste Verdienst Vernaus anzudeuten,
der Verbindung abgeneigten Eltern gerade durchgegangen ist;
das nicht zuletzt auch darin besteht, in Herrn
natürlich ist ihr Geliebter mit diesem er## en Treubruch ganz
und gar nicht einverstanden. Nun droben Intzweiung. Zwei¬
Everth einen vollwertigen Darsteller des
kampf und sonstige Verwirrung. Ein Sophistenausspruch Ca¬
Peer Gynt nach Wien gebracht zu haben.
sanovas bringt die freilich recht anfechtbare Lösung: betro¬
Das war nicht mehr Schauspielerei, sondern
gen ist nur Casanova selbst, weil er Flaminia wirklich nicht
ein künstlerisches Erlebnis, wie es so keusch,
und Anina angeblich auch nicht genoß, da er sie doch in jenen
herb und rein noch von keinem seiner Vor¬
Schäferstunden als vermeintliche Flaminia besaß! Für Casa¬
gänger in der gleichen Rolle geboten worden
nera ist das sehr bequem: er hat seine glückliche Liebesstunde
war. Doch auch alle andern, die da vor
hnter sich und entgeht allen unangenehmen Duellkonsequenzen.
Ob aber in dem betrogenen Liebhaber und in dessen Bräutchen
und hinter den Kulissen mitwirkten, ver¬
nicht ein dauernder bitterer Nachgeschmack fürs Leben übrig
dienen Dank und Anerkennung für ihre auf¬
bleiben wird. danach breucht Casanova, der mit einem anderen
opfernden Bemühungen um das Gelingen
Liebchen sofort abdampft natürlich nicht zu fragen ... Allein
der denkwürdigen Vorstellung, die mit hellem
dem Zuschauer ist es nicht ze verargen wenn er, sollhermaßen
Jubel ausgenommen wurde. Schöner und
grübelnd und kopfschüttelnd, das Theater zweifelnd und un¬
würdiger hätte der Geburtstag Ibsens nicht
überzeugt verläßt. Vielleicht sind freilich zahlreiche Zuschauer!
gefeiert werden können, als durch die „Peer#
auch deshalb kühler geblieben, als sie es noch vor einem
Gynt“=Aufführung, mit der sich das Deutsche
Jahrfünft gewesen wären, weil ihnen unsere herbe, no volle
Volkstheater selbst geehrt hat.
Zeit als wenig geeignet für ein so leichtes Liebesgetändel scheinen!
mochte.
Dr. Wilhelm Wymetal.
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