box 3375
28. Die Schuestern-oderCasanova insna
söhnung und neue Verwicklung; aber für den
großen Aventurier ist es, in der Stadt der Spiele,
Feuilleton.
unter Spielern Spiel. Die beiden Frauen, und
etliche dazu, man darf an ihrer viele denken, sind
11.39
Schwestern, Schicksalsschwestern: keine, so entschei¬
Kunst in Wien.
det Casanova, keine hat ihm gehört, keine kann
Von Paul Stefan.
ihm, keiner kann er je gehören. Denn es ist der
Wien, Ende März.
Fluch schon des ältesten Bezwingers, des Don
4
Juan, daß er wohl Gewährung, aber nie Er¬
Das Lustspiel „Die Schwestern oder Ca¬
lösung und Vollendung finden kann. Und wenn
sanova iu Spa“, in drei Asten und in Verfen
es Schnitzlers Meisterschaft gibt, daß hier wirklich
von Arthur Schnitlerwer lange vor der
einer, und nicht nur auf dem Theaterzettel, Casa¬
Burgtheater= Uräufführung (bei S. Fischer) im
nova ist, so ist er Schnitzler ganz besonders darin,
K Druck erschienen. Der Dichter des „Anatol“ hat
daß er einen Casanova gestaltet hat, der saft Don
sich, alternd und gereift, der -Gestalt Casa¬
Juan sein könnte.
novas zugewendet. Die Probleme Schnitzlers, die
Diese Gestalt wurde von Treßler verkörpert.
Probleme Anatols, oder vielmehr die Motive die¬
Der Gaukler gelang, der Philosoph blieb ver¬
ser reizenden Anatol=Spiele kehren wieder —
borgen, der Bezwinger bezwang nicht; doch war es
kehren wieder. Darin zeigt sich der Künstler, darin
eine Leistung. Leistung war auch das Spiel der
der Meister, daß es mit immer neuer Grazie,
übrigen, besonders der Frau Aknay, die eine der
immer neuer Schönheit geschieht. Die Relativität,
Schicksalsschwestern sehr hübsch verkörperte, des
ja Belanglosigkeit des doch so schwer genommenen
jungen####ig und Heines. Der Erfolg beim
Einzelschicksals der Liebe, der Treue, ja auch nur
Parblikum war groß.
der Beständigkeit, dies alles spricht sich diesmal im
Kostüm der klassischen Abenteurerzeit aus. Hat
Casanova die Gunst der Frau gefunden, die er
finden wollte, oder jener andern, die sich ihm an
der Gesuchten Statt durch Zufall gab? Drei
Stunden lang
und diese Stunden werden
nicht lang, man spielte sogar ohne Pausen —,
drei Stunden gibt es darum Zank, Intrige, Ver¬
Humoristische Blätter, Wien
Seite 3
EATER.
„Die Schwestern“ oder „Casanovain
Spa“ von Artur Schnitzler ist ein ziemlich
mättes Werk. Breitgetreiefle, Krob sexuelle
Probleme, allzu geistreich gewendet und ge¬
dreht.
Die Darstellung im Burgtheater blieb
(dem Werk manches schuldig.
ende
15APR1920
WIENER CARCATUREN
Seite 6
WIENER CARICATUREN
vom Inkognitobeischlaf bei Shakespeare
behandelt.
HEATLI
Und hier ein fluches Gewitzel, talmun.
scher Dreh.
Uberdies ist Treßlerkein Cosanova.
81
Soweit ein Fehlschlag imhart geprüften
Burgtheater.
Artur Schnitzler sollte sich etwas
Ruhe gönnen
Er hat soviel Wertvolles geboten,
daß er es nicht nötig hat, um jeden
Preis eine Neuheit zu bringen.
„Die Schwestern“ oder „Casanova
in Spa“ '’sind eine herzlich schwoche
Arbeit, ganz abgesehen von der unreinen
Sexualkitzelwirkung des Themas.
Wie rein poctisch wird das Thema
—.—
Oesterreich
28. Die Schuestern-oderCasanova insna
söhnung und neue Verwicklung; aber für den
großen Aventurier ist es, in der Stadt der Spiele,
Feuilleton.
unter Spielern Spiel. Die beiden Frauen, und
etliche dazu, man darf an ihrer viele denken, sind
11.39
Schwestern, Schicksalsschwestern: keine, so entschei¬
Kunst in Wien.
det Casanova, keine hat ihm gehört, keine kann
Von Paul Stefan.
ihm, keiner kann er je gehören. Denn es ist der
Wien, Ende März.
Fluch schon des ältesten Bezwingers, des Don
4
Juan, daß er wohl Gewährung, aber nie Er¬
Das Lustspiel „Die Schwestern oder Ca¬
lösung und Vollendung finden kann. Und wenn
sanova iu Spa“, in drei Asten und in Verfen
es Schnitzlers Meisterschaft gibt, daß hier wirklich
von Arthur Schnitlerwer lange vor der
einer, und nicht nur auf dem Theaterzettel, Casa¬
Burgtheater= Uräufführung (bei S. Fischer) im
nova ist, so ist er Schnitzler ganz besonders darin,
K Druck erschienen. Der Dichter des „Anatol“ hat
daß er einen Casanova gestaltet hat, der saft Don
sich, alternd und gereift, der -Gestalt Casa¬
Juan sein könnte.
novas zugewendet. Die Probleme Schnitzlers, die
Diese Gestalt wurde von Treßler verkörpert.
Probleme Anatols, oder vielmehr die Motive die¬
Der Gaukler gelang, der Philosoph blieb ver¬
ser reizenden Anatol=Spiele kehren wieder —
borgen, der Bezwinger bezwang nicht; doch war es
kehren wieder. Darin zeigt sich der Künstler, darin
eine Leistung. Leistung war auch das Spiel der
der Meister, daß es mit immer neuer Grazie,
übrigen, besonders der Frau Aknay, die eine der
immer neuer Schönheit geschieht. Die Relativität,
Schicksalsschwestern sehr hübsch verkörperte, des
ja Belanglosigkeit des doch so schwer genommenen
jungen####ig und Heines. Der Erfolg beim
Einzelschicksals der Liebe, der Treue, ja auch nur
Parblikum war groß.
der Beständigkeit, dies alles spricht sich diesmal im
Kostüm der klassischen Abenteurerzeit aus. Hat
Casanova die Gunst der Frau gefunden, die er
finden wollte, oder jener andern, die sich ihm an
der Gesuchten Statt durch Zufall gab? Drei
Stunden lang
und diese Stunden werden
nicht lang, man spielte sogar ohne Pausen —,
drei Stunden gibt es darum Zank, Intrige, Ver¬
Humoristische Blätter, Wien
Seite 3
EATER.
„Die Schwestern“ oder „Casanovain
Spa“ von Artur Schnitzler ist ein ziemlich
mättes Werk. Breitgetreiefle, Krob sexuelle
Probleme, allzu geistreich gewendet und ge¬
dreht.
Die Darstellung im Burgtheater blieb
(dem Werk manches schuldig.
ende
15APR1920
WIENER CARCATUREN
Seite 6
WIENER CARICATUREN
vom Inkognitobeischlaf bei Shakespeare
behandelt.
HEATLI
Und hier ein fluches Gewitzel, talmun.
scher Dreh.
Uberdies ist Treßlerkein Cosanova.
81
Soweit ein Fehlschlag imhart geprüften
Burgtheater.
Artur Schnitzler sollte sich etwas
Ruhe gönnen
Er hat soviel Wertvolles geboten,
daß er es nicht nötig hat, um jeden
Preis eine Neuheit zu bringen.
„Die Schwestern“ oder „Casanova
in Spa“ '’sind eine herzlich schwoche
Arbeit, ganz abgesehen von der unreinen
Sexualkitzelwirkung des Themas.
Wie rein poctisch wird das Thema
—.—
Oesterreich