II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 130

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Die Schuestern-oderCasanous in Spa
Wien. Die Renaissance=Bühne brachte am 23. Aprit o.
die deutsche Uraufführung der Groteske in einem Akt „Die, Kulissenf
derSeele“ des Russen Nikolai Ejrejnosf mit starkecsin für
Stückund Darstellung.

WAn. Im Burgtheater wurden in den letztenMa
Cheater, MNusik und Kunst
*
ffolgende Stücke zum erstenmal ausgeführt: „Die Schwesseln oder
Der neue Schnltler.
Casanova in Spa“ von ArthuLSähnigtel; F#lor Wers#ls
Bearbeitung der „Troerinnen“ des En# Kasselle“
Man schreibt uuns
„Die
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von Carl Sternheim. Die überpilante Wesse Schnitzlers darf
Schwestern“ oder „Casandbä in Spaa“
beim Premièren=Publikum des Burgtheat areks darauf rechnen,
sind ein Rokokospiel mit dem Willen zum Leichsinn,
Anklang zu finden. Dagegen hat Were##lekagestück des Euripides
ober mit grauen Haaren unter der festlichen
nur achtungsvolle Langeweile zue#en vermocht. Sternheim
Perücke. Jugend verwirrt sich, weil das Abenteuer
endlich darf sich rühmen mit find Neuheit einen regelrechten
lockend unter sie tritt; Jugend findet sich, weil an
Skandal verursacht zu haben#### er in diesen Räumen wohl noch
ihrem Licht jedes Proolem wachsgleich zerschmilzt.
nicht stattgesunden hat und. Beweis liefern kann, daß man auch
Aber wie enden die drei Akte? Verräterisch. Ein
dem geduldigsten Publikumwdoch nicht alles zumuten darf. Zugleich
alternder Genießer des Lebens, schon etwas müde,
aber beweist die Tatsache, daß eine solche Mischung von Zynismus
und Irrsinn, wie sie dieses Stück darstellt, zur Annahmg und Ausses
steht am Fenster und winkt lächelnd, aber auch sehn¬
führung gebracht werden konnte, auf welchen Tiefstand diese einstesd
süchtig den jungen Menschen zu die im Garten fest¬
hochragende Bühne gesunken ist.
lich schwärmen — nach aller Not der Herzen. Er
steht drinnen, hört für sich gewissermaßen „Brüder¬
Verschiedenes.
t n
lein sein“ — draußen aber ist die Jugend, Nicht
nur am Ende, sondern schon am Anfang, auch in der
Mitte, während der ganzen Komödie. Das gibt ihr!
innere Unsicherheit. Das Spiel ist nicht mehr Aus¬
druck sondern Erinnerung: Anatol, über die
Fünfzig hinaus, spricht ir einer Dämmerstunde:
„Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten.“ Ja,
sie nechen, sie schwanden, diese jungen Menschen, ein
Nebel ist um sie und sichtbar und fühlbar wird nur
der wehmütige Anatol, niederwärts, dem Novemk#r
des Lebens zusteigend. Dieses Gefühl, im zarken
Adagio verschwebend, gibt der Komödie dichterischen
Hauch. Wer einmal wirklich jun##wesen ist, und
nicht wie die wessten, schon mit ###gazeg die Lebens¬
geriffe#h# beamteter Vierzu# hat, wird diesen
Klang ans

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in den Garten der Jugend hinaus lieben wie seine
eigene entschwindende, entschwundene Jugend.
Die Figuren, die Schnitzler mit solcher Musik
zum Menuett antreien läßt, sind — wie gesagt —
unscharf und kaum wichtig. Wertvoll ist die innere
Musik. Das Abenteuer, das unter die Jugend ver¬
wirrend tritt, heißt Casanova. Er irrte sich im
Fenster und nächtigte bei dieser Frau, während jene
ihn erwartete. Aber auch die von Casanova Be¬
fessene fiel leicht, fiel süß, fiel wie reife Frucht.
Allein nachher am Morgen, ist Abrechnung und mit
jenem stürmischen bekennenden Mut, der der Torheit
gleicht und doch Krone der Jugend ist. Die junge
Frau, in ihrer Sicherheit verstört, sicht überall den
Strudel der Sinne sieht sich in ihn geschleudert und
sucht Rettung. Die andere Frau, über den ersten
Sündenfoll hinaus, und nur noch Stunden der Ge¬
legenheit suchend, und eben enttäuscht, tritt ihr ent¬
gegen. Die Männer? Jüngling der eine, Begleiter
der ersten; hochstapelnder Dreißiger der andere, Be¬
Und auch
gleiter der zweiten treten dazwischen.
noch Casanova. Aber da zeigt es sich, er schlief bei
der einen und glaubte die andere zu besitzen, sie
waren Nachharinnen, er merkte in der Dunkelheit
nicht den Unterschied. Nun sind alle verwirrend be¬
trogen und in sich aufgehoben: Die Frauen die
beiden Männer und Casancva. Nur das Abenteuer
ist da, lockend und verstörend. Unentwirrbar scheint
der Knäuel, aber keiner verfängt sich in ihm, weil
er jungen Menschen vor die Veine rollte, weil diese
die Kraft zum Sprung über das Verhängnis haben.
Eine Komödie. Ohne Zweisel. Aber die Hand, die
schuf nicht mehr in
ihre Linien zog, war unsicher,
Freiluft, sondern im Atelier Besonders, da Ver¬
wirrung sich lösen soll, zeigt sich in der schematischen
Führung der Ereignisse, daß Jugend entschwand, daß
nicht mehr Glut von innen aufbricht, sondern sie
bloß und blaß gemalt ist.
Aber es bleibt ein Rest an der Komödie zu lieben,
ihr alterndes Abendgefühl ihre Nohlesse und ihre
Diese
Echtheit in allen innerlichen Vorgängen.
wäre auch dem Verstocktesten aufgefallen, wenn
Schnitzler sich nicht bei Casanova und Reisrock be¬
ruhigt hätte, sondern mit heutigen jungen Menschen
tänzerisches Spiel der Wehmut und Sehnsucht ge¬
trieben hätte.
Im Burgtheater regierten unter der Spiel¬
leitung Heines Reifrock, Perücke, Kostüm Rokoko.
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