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nur am Ende, sondern schon am Anfang, auch in der
Mitte, während der ganzen Komödie.
Das gibt ihr
innere Unsicherheit. Das Spiel ist nicht mehr Aus¬
druck sondern Trinnerung: Anatol, über die
Fünfzig hinaus, spricht in einer Dämmerstunde:
„Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten.“ Ja,
sie nechen, sie schwanken, diese jungen Menschen, ein
Nebel ist um sie, und sichtbar und fühlbar wird nur
der wehmütige Anatol, niederwärts, dem Noven##r
des Lebens zusteigend.
Dieses Gefühl, im zarken
Adagio verschwebend, geb der Komödie dichterischen
Hauch. Wer einmal wirklich jun#ewesen ist, und
nicht wie die wessten, schon mit #####g die Lebens¬
geriffenhent beamteter Vierzige## hat, wird diesen
Klang aus dum
unen bee
ern beruchm Fensder“
—
RSGO PNS
ab
rein
in den Garten der Jugend hinaus lieben wie seine
eigene entschwindende, entschwundene Jugend.
Die Figuren, die Schnitzler mit solcher Musik
zum Menuett antreien läßt, sind — wie gesagt —
unscharf und kaum wichtig. Wertvoll ist die inpere
Musik. Das Abenteuer, das unter die Jugend ver¬
wirrend tritt, heißt Casanova. Er irrte sich im
Fenster und nächtigte bei dieser Frau, während jene
ihn erwartete. Aber auch die von Casanova Be¬
fessene fiel leicht, fiel süß, fiel wie reife Frucht.
Allein nachher am Morgen, ist Abrechnung und mit
jenem stürmischen bekennenden Mut, der der Torheit
gleicht und doch Krone der Jugend ist. Die junge
Frau, in ihrer Sicherbeit verstört, sieht überall den
Strudel der Sinne sieht sich in ihn geschleudert und
sucht Rettung. Die andere Frau, über den ersten
Sündenfall hinaus, und nur noch Stunden der Ge¬
legenheit suchend, und eben enttäuscht, tritt ihr ent¬
gegen. Die Männer? Jüngling der eine, Begleiter
der ersten; hochstapelnder Dreißiger der andere, Be¬
gleiter der zweiten treten dazwischen. Und auch
noch Casanova. Aber da zeigt es sich, er schlief bei
der einen und glaubte die andere zu besitzen, sie
waren Nachbarinnen, er merkte in der Dunkelheit
nicht den Unterschied. Nun sind alle verwirrend be¬
trogen und in sich aufgehoben: Die Frauen die
beiden Männer und Casancva. Nur das Abenteuer
der Knäuel, aber keiner verfängt sich in ihm, weil
er jungen Menschen vor die Beine rollte, weil diese
die Kraft zum Sprung über das Verhängnis haben.
Eine Komodie. Ohne Zweifel. Aber die Hand, die
ihre Linien zog, war unsicher, schuf nicht mehr in
Freiluft, sondern im Atelier. Besonders da Ver¬
wirrung sich lösen soll, zeigt sich in der schematischen
Führung der Ereignisse, daß Jugend entschwand, daß
nicht mehr Glut von innen aufbricht, sondern sie
bloß und blaß gemalt ist.
Aber es bleibt ein Rest an der Komödie zu lieben,
ihr alterndes Abendgefühl, ihre Noblesse und ihre
Echtheit in allen innerlichen Vorgängen. Drese
ware auch dem Verstocktesten aufgefallen, wenn
Schnitzler sich nicht bei Casanova und Reifrock be¬
nchigt hött“, sondern mit heutigen jungen Menschen
tänzerisches Spiel der Webrut und Sehnsucht ge¬
trieben hätte.
Im Burg:heater regierten unter der Spiel¬
leitung Heines Reifrock, Perücke, Kostüm Rokoko.
Frau Rettys porzellanhafte Grazie fühlte sich
darin am wohlsten. Ihre Schäferin tanzte leicht und
selbstverständlich mit dem Laster. Am unfreieften in
dieser gepuderten Welt bewegte sich Herr Schott
ale Galan der anderen Dame; er stand steif er ging
hölzern, er sprach Literatur. Sicher, aber im komö¬
diantischen Bereich bleibend, war Herr Danegger
als Hochstapler im Kleinen. Casanova die größere
Ausgabe wurde von Herrn Treßler auf höherer
Ebene ähnlich gemimt. Auch er hatte keinen Augen¬
blick, in dem er mehr als Kostüm war Und dann
Was wurde Casanova bei ihm? Ein Handlungs¬
reisender der Liebe.
Frau Aknay war die von
Casanova besessene junge Frau. Da aber stand ein
Mensch vor uns mit dem Adel reiner Seele, mit der
Unbedingtheit fordernder Jugend, mit der Empö¬
rung gegen alle zivilisierte Halbheit und mit unend¬
lich verwirrtem Erstaunen vor dem Wirbel der Sinne.
In ihrer großen schauspielerischen Leistung (besonders
in allen körperlichen Ausdrucksmitteln; nur in der
Stimme fand das menschliche Pathos zu schrille, un¬
sichere Töne) war das, was bei Schnitzler nur
ahnungspolter En#wurk geblieben war, zur Ge¬
staltung zur Kunst erlöst.
Oekar Mauris Fontana.
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nur am Ende, sondern schon am Anfang, auch in der
Mitte, während der ganzen Komödie.
Das gibt ihr
innere Unsicherheit. Das Spiel ist nicht mehr Aus¬
druck sondern Trinnerung: Anatol, über die
Fünfzig hinaus, spricht in einer Dämmerstunde:
„Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten.“ Ja,
sie nechen, sie schwanken, diese jungen Menschen, ein
Nebel ist um sie, und sichtbar und fühlbar wird nur
der wehmütige Anatol, niederwärts, dem Noven##r
des Lebens zusteigend.
Dieses Gefühl, im zarken
Adagio verschwebend, geb der Komödie dichterischen
Hauch. Wer einmal wirklich jun#ewesen ist, und
nicht wie die wessten, schon mit #####g die Lebens¬
geriffenhent beamteter Vierzige## hat, wird diesen
Klang aus dum
unen bee
ern beruchm Fensder“
—
RSGO PNS
ab
rein
in den Garten der Jugend hinaus lieben wie seine
eigene entschwindende, entschwundene Jugend.
Die Figuren, die Schnitzler mit solcher Musik
zum Menuett antreien läßt, sind — wie gesagt —
unscharf und kaum wichtig. Wertvoll ist die inpere
Musik. Das Abenteuer, das unter die Jugend ver¬
wirrend tritt, heißt Casanova. Er irrte sich im
Fenster und nächtigte bei dieser Frau, während jene
ihn erwartete. Aber auch die von Casanova Be¬
fessene fiel leicht, fiel süß, fiel wie reife Frucht.
Allein nachher am Morgen, ist Abrechnung und mit
jenem stürmischen bekennenden Mut, der der Torheit
gleicht und doch Krone der Jugend ist. Die junge
Frau, in ihrer Sicherbeit verstört, sieht überall den
Strudel der Sinne sieht sich in ihn geschleudert und
sucht Rettung. Die andere Frau, über den ersten
Sündenfall hinaus, und nur noch Stunden der Ge¬
legenheit suchend, und eben enttäuscht, tritt ihr ent¬
gegen. Die Männer? Jüngling der eine, Begleiter
der ersten; hochstapelnder Dreißiger der andere, Be¬
gleiter der zweiten treten dazwischen. Und auch
noch Casanova. Aber da zeigt es sich, er schlief bei
der einen und glaubte die andere zu besitzen, sie
waren Nachbarinnen, er merkte in der Dunkelheit
nicht den Unterschied. Nun sind alle verwirrend be¬
trogen und in sich aufgehoben: Die Frauen die
beiden Männer und Casancva. Nur das Abenteuer
der Knäuel, aber keiner verfängt sich in ihm, weil
er jungen Menschen vor die Beine rollte, weil diese
die Kraft zum Sprung über das Verhängnis haben.
Eine Komodie. Ohne Zweifel. Aber die Hand, die
ihre Linien zog, war unsicher, schuf nicht mehr in
Freiluft, sondern im Atelier. Besonders da Ver¬
wirrung sich lösen soll, zeigt sich in der schematischen
Führung der Ereignisse, daß Jugend entschwand, daß
nicht mehr Glut von innen aufbricht, sondern sie
bloß und blaß gemalt ist.
Aber es bleibt ein Rest an der Komödie zu lieben,
ihr alterndes Abendgefühl, ihre Noblesse und ihre
Echtheit in allen innerlichen Vorgängen. Drese
ware auch dem Verstocktesten aufgefallen, wenn
Schnitzler sich nicht bei Casanova und Reifrock be¬
nchigt hött“, sondern mit heutigen jungen Menschen
tänzerisches Spiel der Webrut und Sehnsucht ge¬
trieben hätte.
Im Burg:heater regierten unter der Spiel¬
leitung Heines Reifrock, Perücke, Kostüm Rokoko.
Frau Rettys porzellanhafte Grazie fühlte sich
darin am wohlsten. Ihre Schäferin tanzte leicht und
selbstverständlich mit dem Laster. Am unfreieften in
dieser gepuderten Welt bewegte sich Herr Schott
ale Galan der anderen Dame; er stand steif er ging
hölzern, er sprach Literatur. Sicher, aber im komö¬
diantischen Bereich bleibend, war Herr Danegger
als Hochstapler im Kleinen. Casanova die größere
Ausgabe wurde von Herrn Treßler auf höherer
Ebene ähnlich gemimt. Auch er hatte keinen Augen¬
blick, in dem er mehr als Kostüm war Und dann
Was wurde Casanova bei ihm? Ein Handlungs¬
reisender der Liebe.
Frau Aknay war die von
Casanova besessene junge Frau. Da aber stand ein
Mensch vor uns mit dem Adel reiner Seele, mit der
Unbedingtheit fordernder Jugend, mit der Empö¬
rung gegen alle zivilisierte Halbheit und mit unend¬
lich verwirrtem Erstaunen vor dem Wirbel der Sinne.
In ihrer großen schauspielerischen Leistung (besonders
in allen körperlichen Ausdrucksmitteln; nur in der
Stimme fand das menschliche Pathos zu schrille, un¬
sichere Töne) war das, was bei Schnitzler nur
ahnungspolter En#wurk geblieben war, zur Ge¬
staltung zur Kunst erlöst.
Oekar Mauris Fontana.
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