box 3375
28. Die Schwestern-oder-Casanovs in Sna
#chr Kd# F bGeat
haie
Preis 1 Krone.
II. April-Hälfte 1920.
Nr. 29 (XXlI. Jahrgang).
——
3
*
Hende
D4
AAndenkaden
Näglckg Taatce.
4 Herausgeber Carl Ed. Klopfer. Commandit-Verlag Klopfer & Comp., Wien, VIII., Skodagasse 28. Postspark.-Konto Nr. 48.175. Telephon Nr. 14-6-44 K
J Abonnement (kann mit jeder Nummer beginnen 10 K (4 Mark) für 10 fortlaufende Nummern (mit Postversand; ohne Theaterzettel).
S
Folgerungen, die mit einer bewundernswerten Welt- und
Seelenkunde auf dem beschränkten Gebiete in meisterlicher
7
Franklin=Schuhe
2
Burgtheater.
Form behandelt und gewandelt werden. So wenig wie
Zentral=Niederlage:
Casanova im Roman seines Lebens will Schnitzler hier
Die Schwestern oder Casanova in Spa. Ein Lust¬
S
VII., Neubaugasse Nr. 12,14.
oder sonstwo in seinen auf den gleichen Ton gestimmten
spiel in Versen, drei Akte in einem, von Arthur Schnitzler.
Eigene Erzeugung. — Tel. 38-4-27.
Werken Frauenkeuschheit läugnen oder ihr den Ehrfurchts¬
(Uraufführung, Freitag, den 26. März 1920.)
zoll versagen. Sie dürften sich beide sogar auch „Frauen¬
Von einer Kunstkritik, die durch Kulturen trampel! ####ossseeese#oseseeleesecceee
loy; nennen — bloß in bestimmter Richtung, und nur
5
wie das Rhinoceros durchs Tulpenbeet, ist mit sittlich
diese erwartet man ja (und ist „gewarnt“), wenn Arthur
gesättigtem Ernste behauptet worden, daß Schnitzlerssg
Schnitzler unterzeichnet — und gar im Namen Casanovas.
ODE
jüngstes Werk das Burgtheater entwürdige — und dafür
Das Burgtheater hatte nur dem künstlerischen Werte
sein „Junger Medardus“ gelobt worden: das mit Viennensia
-Spezialfabrik.
nachzufragen, und der ist hier in leuchtender Fülle ge¬
aus Geusaus Lokalchronik von 1805 und 09 kolorierte
geben. Wie prächtig nur der Fluß der Verse, in denen
Spektakelstück, das heute ausgebrüllt werden müßte. Einer!
Küchen, Vor- und
der abgehauste Lebemann Herr v. Gudär Anina, der von
—
meinte sogar, das Thema dieser Schwestern passe in die
Andrea Bassi aus der gemeinsamen Vaterstadt Entführten,
Szenenfolge des „Reigen“ — und hat damit nur den eigenen
Mädchenzimmer.
mit ehrlichem Wohlwollen ihre Zukunft prophezeit!
Mangel an Stil- und Stylgefühl enthüllt. Denn jenes natu¬
—*
.kenn' ich Menschen so,
ralistische Skizzenbuch — Pornographie für eine Ge¬
KARL. KLIMBERGER & Co.
Wie's mir nach sechzig Jahren Weltfahr. ansteht,
sellschaft, die am Familientisch die Gartenlaubetugend
So denk' ich, daß Herrn Bassis Bürgersinn
XX., Kalberplatz 6. Tel.13-4-Il. 2
Der lieben Vettern Gunst so schwer entbehrt,
heuchelt urd am Biertisch die Zote so gerne bewiehert,
Billigste Preise. Höchste Auzeichnung:
Als Ihre Frommheit, holde Frau Anina,
Große goldene Medellle 1913.
Photograxhie für den abgekühlten Beobachter der
Der Kirche heil'gen Spruch und Ehesegen.
Großstadt-Zivilisation an der Jahrhundertswende, der sie
& Fillalen „Küchehrer“:
Und ist bei rauhem Wind in fremden Landen
IV. Margaretenstr. 2 (b. Rainerplatz), F
ein scharfes „Ecce!“ bietet — ist himmelweit und abgrunds¬
Des Abenteuers Lust und Rausch verweht,
VIII. Josefstadter Str. 30, VI., Stum¬
Das Kinder sich am sichern Herde träumten,
tief entfernt von diesem farbenfrohen, feingeschliffnen
pergasse 51, XVIII., Währinger Str. 115.
VI., Gumpendorfer Str. 5, IX., Stadt¬
So kehren Sie — wie gern! — zurück, wo längst
Kunstwerk, der reifsten Fracht eines allerdings auf den
bahnviadukt 115 (nächst d Volksoper),
In milder Heimat wohlumschloßnem Kreis
XXI., Hauptstrade 28.
Umgang mit seinen Liebesgöttern spezialisierten Dichters,
Mit offnen Armen die Verzeihung wartet.
Seccoosoosoosoeneeant tosossee4
der jed s „Erotema“ — erotisch beantwortet: Geschmäckler
Fänden sich diese Jamben auf einem vergilbten und
bis in Jie, Einverspitzen. Heißt ihn also schon den Eroto¬
ERGITSCHverwchten Blatt aus dem Weimarer Kreise, man rieta auf
mane in der Litteratur (Karl Kraus hat seines Wesens
den Diclter von „Hermann und Dorothea“ und hielte mehr
Kern den konzentrierten Schwächezustand genannt), aber
als ein Semester germanistisches Kolleg darüber. Was
-Drahtgitter
nur jj. nicht Zyniker! Das ist er ebenso wenig wie dieser
sonst an Perlen reich geboten wird, mag man im Buch
Casanova, dem man mit der Marke „Abenteurer“ genug¬
WIEN, I., Friedrichstr. 4.
(Verlag S. Fischer in Berlin) genießen, das Charakterbild
getan zu haben glaubt und dessen hundertfach gefülschte
KLAGENFURT, GRAZ.
Casanovas, wie es Gudar entwirft, voran, und jjeden Satz
Memoiren (die echten ruhen heute noch in Dux oder in
fast, den wir von ihm selbst vernehmen. Die Wiederkehr
MODERNE GALERIE
einem Leipziger Verlegerarchiv) den Meisten als die auf
der abtrünnig gewordenen Geliebten nennt er Treue, wie
KUNST u. WOHNUNG
Lesers Lüsternheit spekulierenden Bekenntnisse oder —
er sie verstehe, und als ihm Bassi einwirft: Ja, wenn es Heim¬
Aufschneidereien eines Wüstlings gelten. Sie sind in jedem Fall
R. LORENZ, Ges. m. b. Hl.
kehr wäre! erwidert er:
buch stäblich Eigen-Erlebnisse, d. h. Sichselbstbeobachtungen,
VIII, Josefstädter Straße 21.
Heimkehr: — 0 Wahn! Als wenn, ein Mensch dem andern
individuelle Sensationen, in denen das Weib nur Medium
Moderne u. anlike Möbel, komplette Woh¬
Heimat zu sein sich jemals schmeicheln dürfte.
nungseinrchlungen, Kunst u Kunstgewerbe
zum höchst üsthetischen Genuß am Ich wird, so daß es
Und was uns Heimat hieß, war’s jemals mehr
Als Rast am Weg, so kurz, so lang sie währte?
belanglos bliebe, wenn der Großteil der geschilderten!
Heimat und Freeide: Worte tauben Klangs
Aventiuren nur die dichterische Ausgestaltung einer von
Für den, der nicht, nach Bürgerart, bedrückt
halber Gelegenheit empfangenen und ganzem Wunsche
Von Vorurteil, verschüchtert vom Gesetz
Und feig verstrickt im Wirrsal des Gewissens,
lebendig gehaltenen Auregung gewesen würe. So muß
Sich Ordnung lügt ins Chaos seiner Brust.
unserm Dichter sein hier dem Casanova zugeschriebnes
Daß durch das Ganze die Moral der Hochstapler und
Spa'er Abenteuer mit der Verwechslung der beiden „Schwe¬
Kurtisanen weht, liegt im Milieu, das der Dichter so wohl
stern“ (Bettschwestern, nicht Betschwestern) ein in höherem
getroffen hat wie die Perversität des fallbeilreifen Rokoko
Sinne „wahres“ Erlebnis sein, woneben gewiß niemand
im „Grünen Kakadu“, Und daß Herr Bassi sich zuletzt
Wert auf die Frage legt, ob es tatsächlicher Erfahrung
mit dem Geschehenen versöhnt wie sein Aninchen mit der
oder Beobachtung entstamme, und nur ein Obszönitäten¬
fihr so verhängnisvoll „verschwisterten“ Flaminia, die ihrem
schnüffler kann behaupten, daß es dem Dichter um die
Mann, dem „Baron“ Santis, den Köder seiner Spieltisch-Opfer
genießerische Schilderung jener nüchtlichen Begebenheit
Pränisions Uiron
Tabgiebt, will ja nicht ethisches Raisonnement sein, ist im
ginge. Sie ist bloß der Ausgangspunkt der verwickelten
bei
Spezial¬
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Nr. 29 (XXlI. Jahrgang).
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3
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D4
AAndenkaden
Näglckg Taatce.
4 Herausgeber Carl Ed. Klopfer. Commandit-Verlag Klopfer & Comp., Wien, VIII., Skodagasse 28. Postspark.-Konto Nr. 48.175. Telephon Nr. 14-6-44 K
J Abonnement (kann mit jeder Nummer beginnen 10 K (4 Mark) für 10 fortlaufende Nummern (mit Postversand; ohne Theaterzettel).
S
Folgerungen, die mit einer bewundernswerten Welt- und
Seelenkunde auf dem beschränkten Gebiete in meisterlicher
7
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Burgtheater.
Form behandelt und gewandelt werden. So wenig wie
Zentral=Niederlage:
Casanova im Roman seines Lebens will Schnitzler hier
Die Schwestern oder Casanova in Spa. Ein Lust¬
S
VII., Neubaugasse Nr. 12,14.
oder sonstwo in seinen auf den gleichen Ton gestimmten
spiel in Versen, drei Akte in einem, von Arthur Schnitzler.
Eigene Erzeugung. — Tel. 38-4-27.
Werken Frauenkeuschheit läugnen oder ihr den Ehrfurchts¬
(Uraufführung, Freitag, den 26. März 1920.)
zoll versagen. Sie dürften sich beide sogar auch „Frauen¬
Von einer Kunstkritik, die durch Kulturen trampel! ####ossseeese#oseseeleesecceee
loy; nennen — bloß in bestimmter Richtung, und nur
5
wie das Rhinoceros durchs Tulpenbeet, ist mit sittlich
diese erwartet man ja (und ist „gewarnt“), wenn Arthur
gesättigtem Ernste behauptet worden, daß Schnitzlerssg
Schnitzler unterzeichnet — und gar im Namen Casanovas.
ODE
jüngstes Werk das Burgtheater entwürdige — und dafür
Das Burgtheater hatte nur dem künstlerischen Werte
sein „Junger Medardus“ gelobt worden: das mit Viennensia
-Spezialfabrik.
nachzufragen, und der ist hier in leuchtender Fülle ge¬
aus Geusaus Lokalchronik von 1805 und 09 kolorierte
geben. Wie prächtig nur der Fluß der Verse, in denen
Spektakelstück, das heute ausgebrüllt werden müßte. Einer!
Küchen, Vor- und
der abgehauste Lebemann Herr v. Gudär Anina, der von
—
meinte sogar, das Thema dieser Schwestern passe in die
Andrea Bassi aus der gemeinsamen Vaterstadt Entführten,
Szenenfolge des „Reigen“ — und hat damit nur den eigenen
Mädchenzimmer.
mit ehrlichem Wohlwollen ihre Zukunft prophezeit!
Mangel an Stil- und Stylgefühl enthüllt. Denn jenes natu¬
—*
.kenn' ich Menschen so,
ralistische Skizzenbuch — Pornographie für eine Ge¬
KARL. KLIMBERGER & Co.
Wie's mir nach sechzig Jahren Weltfahr. ansteht,
sellschaft, die am Familientisch die Gartenlaubetugend
So denk' ich, daß Herrn Bassis Bürgersinn
XX., Kalberplatz 6. Tel.13-4-Il. 2
Der lieben Vettern Gunst so schwer entbehrt,
heuchelt urd am Biertisch die Zote so gerne bewiehert,
Billigste Preise. Höchste Auzeichnung:
Als Ihre Frommheit, holde Frau Anina,
Große goldene Medellle 1913.
Photograxhie für den abgekühlten Beobachter der
Der Kirche heil'gen Spruch und Ehesegen.
Großstadt-Zivilisation an der Jahrhundertswende, der sie
& Fillalen „Küchehrer“:
Und ist bei rauhem Wind in fremden Landen
IV. Margaretenstr. 2 (b. Rainerplatz), F
ein scharfes „Ecce!“ bietet — ist himmelweit und abgrunds¬
Des Abenteuers Lust und Rausch verweht,
VIII. Josefstadter Str. 30, VI., Stum¬
Das Kinder sich am sichern Herde träumten,
tief entfernt von diesem farbenfrohen, feingeschliffnen
pergasse 51, XVIII., Währinger Str. 115.
VI., Gumpendorfer Str. 5, IX., Stadt¬
So kehren Sie — wie gern! — zurück, wo längst
Kunstwerk, der reifsten Fracht eines allerdings auf den
bahnviadukt 115 (nächst d Volksoper),
In milder Heimat wohlumschloßnem Kreis
XXI., Hauptstrade 28.
Umgang mit seinen Liebesgöttern spezialisierten Dichters,
Mit offnen Armen die Verzeihung wartet.
Seccoosoosoosoeneeant tosossee4
der jed s „Erotema“ — erotisch beantwortet: Geschmäckler
Fänden sich diese Jamben auf einem vergilbten und
bis in Jie, Einverspitzen. Heißt ihn also schon den Eroto¬
ERGITSCHverwchten Blatt aus dem Weimarer Kreise, man rieta auf
mane in der Litteratur (Karl Kraus hat seines Wesens
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Kern den konzentrierten Schwächezustand genannt), aber
als ein Semester germanistisches Kolleg darüber. Was
-Drahtgitter
nur jj. nicht Zyniker! Das ist er ebenso wenig wie dieser
sonst an Perlen reich geboten wird, mag man im Buch
Casanova, dem man mit der Marke „Abenteurer“ genug¬
WIEN, I., Friedrichstr. 4.
(Verlag S. Fischer in Berlin) genießen, das Charakterbild
getan zu haben glaubt und dessen hundertfach gefülschte
KLAGENFURT, GRAZ.
Casanovas, wie es Gudar entwirft, voran, und jjeden Satz
Memoiren (die echten ruhen heute noch in Dux oder in
fast, den wir von ihm selbst vernehmen. Die Wiederkehr
MODERNE GALERIE
einem Leipziger Verlegerarchiv) den Meisten als die auf
der abtrünnig gewordenen Geliebten nennt er Treue, wie
KUNST u. WOHNUNG
Lesers Lüsternheit spekulierenden Bekenntnisse oder —
er sie verstehe, und als ihm Bassi einwirft: Ja, wenn es Heim¬
Aufschneidereien eines Wüstlings gelten. Sie sind in jedem Fall
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kehr wäre! erwidert er:
buch stäblich Eigen-Erlebnisse, d. h. Sichselbstbeobachtungen,
VIII, Josefstädter Straße 21.
Heimkehr: — 0 Wahn! Als wenn, ein Mensch dem andern
individuelle Sensationen, in denen das Weib nur Medium
Moderne u. anlike Möbel, komplette Woh¬
Heimat zu sein sich jemals schmeicheln dürfte.
nungseinrchlungen, Kunst u Kunstgewerbe
zum höchst üsthetischen Genuß am Ich wird, so daß es
Und was uns Heimat hieß, war’s jemals mehr
Als Rast am Weg, so kurz, so lang sie währte?
belanglos bliebe, wenn der Großteil der geschilderten!
Heimat und Freeide: Worte tauben Klangs
Aventiuren nur die dichterische Ausgestaltung einer von
Für den, der nicht, nach Bürgerart, bedrückt
halber Gelegenheit empfangenen und ganzem Wunsche
Von Vorurteil, verschüchtert vom Gesetz
Und feig verstrickt im Wirrsal des Gewissens,
lebendig gehaltenen Auregung gewesen würe. So muß
Sich Ordnung lügt ins Chaos seiner Brust.
unserm Dichter sein hier dem Casanova zugeschriebnes
Daß durch das Ganze die Moral der Hochstapler und
Spa'er Abenteuer mit der Verwechslung der beiden „Schwe¬
Kurtisanen weht, liegt im Milieu, das der Dichter so wohl
stern“ (Bettschwestern, nicht Betschwestern) ein in höherem
getroffen hat wie die Perversität des fallbeilreifen Rokoko
Sinne „wahres“ Erlebnis sein, woneben gewiß niemand
im „Grünen Kakadu“, Und daß Herr Bassi sich zuletzt
Wert auf die Frage legt, ob es tatsächlicher Erfahrung
mit dem Geschehenen versöhnt wie sein Aninchen mit der
oder Beobachtung entstamme, und nur ein Obszönitäten¬
fihr so verhängnisvoll „verschwisterten“ Flaminia, die ihrem
schnüffler kann behaupten, daß es dem Dichter um die
Mann, dem „Baron“ Santis, den Köder seiner Spieltisch-Opfer
genießerische Schilderung jener nüchtlichen Begebenheit
Pränisions Uiron
Tabgiebt, will ja nicht ethisches Raisonnement sein, ist im
ginge. Sie ist bloß der Ausgangspunkt der verwickelten
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