II, Theaterstücke 28, Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 154

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28. Die Schuestern oder Gasanova in Sna
. sturt beserzt. Der Tiergun
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eine derartige Fülle von Besuchern an
zu bekommen war. Tausende von Spaziergänger wanderten auch ] religiöser Natur stehen. Es ist religiös, wenn es die Empfin¬
dungen ausdrückt, welche der reine Gedanke an Gott und das b
an den Ufern des schönen Oberteiches entlang. Erst spät abends
K
und Lebhaftigkeit. Nur konnte man nicht recht begreifen, wie
Aus dem Königsberger Kunstleben.
der doch so berühmte Casanova auch bei der dunkelsten Mond¬
losigkeit diese Nachbarinnen verwechseln konnte — denn sie waren
Arthur Schnitzler: „Casanova in Spa“.
sich von Gestalt nicht ähnlich — wie es von ihnen heißt. Daß
Neues Schauspielhaus.
Casanova in diesem Stück überhaupt ein wenig zu abgeklärt
#
wirkt, — sehr viel mehr Philosoph als Don Juan — liegt am
Wiener Porzellan. Rokokogruppe; Neubrand nach altem
Te
Dichter, nicht an Max Friedrich, der sehr schön aussah, sehr
Motiv. Exquisite Kleinkunst.
in
vornehm und sehr sympathisch spielte und so bezaubernd in alt¬
So ungefähr ist der Eindruck, den man von diesem Lust¬
freund.
rosa und lila mit blauem Ordensband war, daß man für alle
spiel in Versen hat, dessen 3 Akte in einem gespielt werden, was
hätte sich
Hausfreunde Rokokolivren wünscht. Gielen als Baron Santis
anstrengend für die Darsteller, aber außerordentlich erfreulich
Inderkne
wirkte sehr ergötzlich schon durch die geschickte Maske, die den
geht, der
für das Publikum ist. Kein gleitender Vorhang, kein Hell und
Philosophen von Ferney ins Hotelhochstaplerische übersetzte, und
und der
Dunkel, kein schmatzender Nachbar reißt aus der Stimmung -
er gab dem alten Kuppler etwas von dem ramponierten Edel¬
Obero
unverändert bleibt das entzückende Bühnenbildchen vor Augen
mannsgehabe und grand seigneur charme, die es erst begreiflich
mit dem aparten Rahmen spielerisch geraffter Mullgardinen vor
mal 5i5
machen, daß Herr Bassi und Anina mit ihm dinieren. Hans
dem Lachsrosa und Blau des schmalen Gasthofzimmers, dem man
parlant
Rameau gab den schwerfälligen Andrea sehr gut in keiner
einzig und allein eine hübschere Aussicht aus dem Mittelfenster
spiel zu
düsteren Unverbindlichkeit, und war wie seine Anina in Anzug
wünschte — etwa eine der geschorenen Hecken wegen, wie man sie
und
und Bewegung das Kind aus gutem Haus — zum Rupfen ge¬
noch aus der galanten Zeit in alten Badeorten findet.
Hilma
boren für Santis, Casanova und Co. — und sie doch wider Willen
In diesem niedlichen Gasthofzimmer spielt sich nun das
gut im &
rührend. (Man wunderte sich nur, wie diese beiden furchtbar
Romänchen ab, das ein paarmal Anläufe zu einem Schauspiel
Märchen'
anständigen Leutchen auf so unpassende Weise nach Spa kamen!)
nimmt und verzwickt und beinahe tief wird, — und in Pläsir und
bild, da
Richard Feist gab den alten Abenteurer Gudas beinahe zu
Heiterkeit endet — wie es einem Rokokostück und dem Stück eines
scheint,
sehr als Ehrenmann (ihm und Friedrich glaubte man nicht
Wiener Dichters zukommt. Das Romänchen ist recht harmlos.
Sauire
ganz internationale Berüchtigtheit), Wolfgang Langhoff
Casanova, der dank der Flatterhaftigkeit seiner dicken Teresa
Hand (7
den Kellner Tito sehr gewandt, nur schon ein bißchen zu männlich
Garde
augenblicklich bis auf das jeu unbeschäftigt ist, verabredet sich
zum raschen Mitgenommenwerden in der Reisekutsche der schönen
kreuzwe
mit Flaminia, sozusagen Gattin des Baron Santis, eines recht
Teresa, die Stefanie Kriß so verkörperte (nicht nur bildlich
ihnen I
dunklen Ehrenmanns (lies Schieber). Er irut sich aber in der
zu nehmen) — wie sie sein muß — lachend frisch und verlockend
Wn. F
Zimmernummer, und statt Flaminia empfängt ihn die sonst
von P:
wie ein Teller reifer Kirschen.
keusche Anina, die gerade am Feuster ihren zum ersten Male ver¬
die nies
Die stummen oder beinahe stummen Personen am Fenster
sräteten Andrea erwartet, einen ebenso reichen wie grundsatz¬
bigen :
wiren ein wenig zu wenig für ein fröhliches Gastmahl; und statt
starken Jüngling, mit dem sie auf vorausgenammener Hochzeits¬
währen
eines glattgekämmten braven jungen Mädchens hätte zum min¬
reise ist. Die Szene beginnt am Cendencain, an dem Anina
Blondh
desten eine Rubensblonde Dame in Trauer zwischen den Herren
„gesteht“, was für ihre Unerfahrenheit spricht; sie wäre aber kein
ein wei
stehen müssen. Man muß auch in Nebensächlichkeiten fühlen, daß
Kind Schnitzlers, wenn sie nicht sehr geiswvolle apereus über die
die Kavaliere dieser Welt vor der deluge alle Feste in großem
Liebe anfügen würde. Flaminia ahnt nichts, begreift aber bald.
Rüpelst
Stil feierten. Was mit anderer Leute Geld, anderer Leute
Casanova — der Andrea anpumpt — ahnt gar nichts, und der
Aktaur
Frauen und anderer Leute Erfahrung leicht ist. Wie Casanova
kniffliche Fall wächst sich für den gründlichen Andrea zu einer
grotsk
in Spa beweist.
Agnes Miegel.
Doktorfrage aus, für die erst der nichts begreifende Santis, dann
Zette
der bald gründlich begreifende Casanova selbst als Salomo die
pathisch
Lösung finden muß. Zuletzt erscheint auch noch Teresa und be¬
Shafespeares Sommernachtstraum.
Erwack
siegelt alles mit vorurteilslosen Küssen.
Die Ri.
Volksbühne.
Das kleine Spiel wurde durch die Aufführung zu einem
lichkeit
Als das Spiel der Pfingstwoche in diesem frühsommerlich
Kabinettstückchen, an dessen Gelingen die Besetzung der
Bühne
Elfenst
blühenden Mai bringt die Volksbühne Shakespeares Som¬
Schwestern Grete Ilm als Flaminia und Regula Keller
log sp
meenachtstraum. Fast ist es schade, daß dies schönste,
als Anina den Hauptanteil hatten. Regula Keller gab der
ewig junge aller germanischen Sommerspiele in diese späte Zeit
und li
farblosen Braut die keusche Anmut der wirklichen Dame, die nach
trifft, denn ein Teil der Königsberger sitzt am Strand und so ent¬
es ein
einer Liebesnacht in unveränderter Mädchenlieblichkeit blüht, und
geht ihm diese Aufführung, von der man wünschen möchte, daß
Heima
gab ihr auch die etwas stachelige Herbbeit der noch nach einer
schon aus Lokalpatriotismus alle sie sehen möchten. Man lasse
wie er
Entgleisung selbstsicheren anständigen und trotz ihrer Unerfahren¬
einmal den ständigen Hinweis auf Reinhardt und gestehe froh
sein #
heit wortgewandten Frau. Sie war in Figur und Haltung im
und dankbar ein, daß wir auch was können.
Rob
Geschmack von Kostüm und Frisur in den eindrucksvollen, bildhaft
Jeder der Darsteller, bis zu den kleinsten, gibt sein
schönen Bewegungen wirklich die kultivierte norditalienische
Bestes, fügt sich dem Ganzen ein, und ein Zug von der strahlenden
rer G
Aristokratin. Grete Ilm als ihr Gegenbeispiel die quirlende,
Laune des großen William geht von der Bühne her ins Publikum.
muß,
unbekümmerte, über die Maßen temperamentvolle Sizilianerin,
] Geissel hat den dritten Akt sehr geschickt in einen zweiten zu¬
Prem
war hinreißend in ihner blühenden Rundlichkeit, in ihrer Laune sammengezogen, so daß man den holden Spuk der Sonnwendnacht Stimi


(Luct Voch